Selbstschussanlage
Unter eine Selbstschussanlage versteht man zum Einen häufig eine Splittermine mit Richttrichter, wie sie an der DDR-Grenzsperre verbaut wurde. Sie diente dazu, ein mobiles Objekt, meist einen Menschen, automatisiert am Betreten oder Durchqueren eines bestimmten Gebietes zu hindern. Sie ist daher militärisch eng verwandt mit der Landmine.
Traurige Berühmtheit erlangten die Selbstschussanlagen an der innerdeutschen Grenze zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR. Zahlreiche sog. Grenzverletzer, im allgemeinen DDR-Bürger bei Fluchtversuchen, wurden von den Selbstschussanlagen verletzt oder getötet. Die DDR hatte lange bestritten, Selbstschusssplitterminen aufgestellt zu haben.
Es existieren heute zudem Schiessroboter, wie etwa die in Südkorea verwendeten Maschinen. Im Jahr 2007 beginnt die Regierung von Südkorea an der Grenze zu Nordkorea damit, Selbstschussanlagen des Typs SGR-A1 in Form eines autonomen Roboters mit Tag- und Nachtsichtfähigkeit aufzustellen. Die von der Firma Samsung-Techwin hergestellten und mit modifizierten Schnellfeuergewehren ausgestatteten Schiessroboter sollen Menschen bei Tag in einer Entfernung von vier, bei Nacht in einer Entfernung von zwei Kilometern orten können. Kennt der geortete Mensch das im Roboter hinterlegte Passwort nicht oder kann es der Maschine bei der weiteren Annäherung nicht fehlerfrei übermitteln, würde er von den autonom arbeitenden Maschinen letztlich erschossen werden. Als Ausbauziel wird eine Gesamtzahl von 200 Geräten an der Grenze zu Nordkorea angegeben.
Die Selbstschussanlage SM-70 an der innerdeutschen Grenze
Die sogenannten Selbstschussanlagen wurde seit 1970 an der DDR-Grenze zur Bundesrepublik (nicht an der Berliner Mauer) installiert und auf bundesdeutschen Druck ab 1983 wieder abgebaut. Bis zum Abbau waren auf 440 km der innerdeutschen Grenze ca. 60.000 SM-70 im Einsatz.
Funktionsweise: 100-110 Gramm Sprengstoff TNT verteilten bei der elektro-mechanischen Auslösung durch Spanndrähte am Grenzzaun ca. 80-110 kantige Geschoss-Splitter (Zahlen sind in den Quellen unterschiedlich angegeben). Diese Splitterminen waren zunächst einzeln, nach dem Abbau von SM-70 durch Michael Gartenschläger parallel zum Grenzzaun in drei Höhen gestaffelt installiert, um einen Abbau von SM-70 zu verhindern. Die Verletzungswirkung war bis auf 120 Meter ausgelegt (maximale Reichweite der Splitter), wobei sie in unmittelbarer Nähe tödliche Wirkung entfalten konnte. Installierte Typen waren 501 und später 701.
- Zitat aus dem Teilbericht über die taktische Erprobung der Splittermine vom 17. August 1971 (VVS-Nr. G/079675)):
- "Die SM-70 ist eine Mine mit richtungsgebundener Wirkung unter Teilausnutzung des kumulativen Effektes.
- Der Minenkörper besteht aus einem kegelförmigen Blechmantel mit eingesetztem Presskörper TNT. Zwischen den Wandungen sind Splitter (ca. 110) Stahlwürfel eingebracht.
- Nach erfolgter Detonation breitet sich eine kegelförmige Splittersäule aus, deren Mittelachse richtungsgleich zu der vor der Detonation bestehenden Körperachse der Mine verläuft.
- Die kinetische Energie der Splittermine reicht aus, um mit Sicherheit Personen unschädlich zu machen, die versuchen, den Sperrbereich der SM-70 zu durchbrechen.
- Die Auslösung der SM-70 erfolgt auf mechanisch-elektrischem Wege. Bei Belastung bzw. Zerschneiden des Spanndrahtes wird ein Signal- und Zündstromkreis geschlossen.
- Im Verlauf der Truppenerprobung hat sich der mit SM-70 ausgebaute Sperrzaun als wirksame Grenzsicherungsanlage erwiesen." (Zitat aus der Kollegiumsvorlage Nr. 23/71 des Ministeriums für Nationale Verteidigung)
- "Die Splitterwirkung an den beschossenen Wildarten: Reh-, Schwarz und Federwild lässt den sicheren Schluss zu, dass durch SM-70 geschädigte Grenzverletzer tödliche bzw. so schwere Verletzungen aufweisen, dass sie nicht mehr in der Lage sind, den Sperrzaun zu überwinden."
Heute
Bis heute finden Selbstschussanlagen ihren Einsatz an Grenzen mancher Staaten, Staudämmen, Pipelines, Atomkraftwerken oder militärischen Einrichtungen. So entwickelt Samsung mit der Korea University stationäre Robotersysteme zur Überwachung und ggf. Verteidigung der Grenze Südkoreas. Die Leistung der Erkennungssysteme reicht dabei bis zu 2 km und kann zwischen Mensch, Feind/Freund und Objekt unterscheiden.