Habsburg


Die Habsburger sind ein führendes europäisches Adelsgeschlecht, dessen Name sich von der Habsburg im Aargau (Schweiz) herleitet. Mitglieder der Dynastie herrschten jahrhundertelang über Österreich, Böhmen und Ungarn. Von 1438 bis 1740 gehörten alle Kaiser des Heiligen Römischen Reiches dem Haus Habsburg an. Im 16. und 17. Jahrhundert herrschte das Geschlecht auch über die Königreiche Spanien und Portugal.
Nach dem Tod des letzten männlichen Habsburgers, Kaiser Karl VI., trat die von dessen Tochter Maria Theresia mit Franz I. Stephan von Lothringen begründete Dynastie Habsburg-Lothringen ihre Nachfolge an und stellte von 1745 bis zum Untergang des Heiligen Römischen Reiches 1806 erneut die Kaiser; der letzte römisch-deutsche Kaiser, Franz II. begründete 1804 das erbliche Kaisertum Österreich, welches bis 1918 bestand. Nebenlinien der Dynastie Habsburg-Lothringen regierten auch in der Toskana, Modena und Parma sowie kurzzeitig auch in Mexiko. Umgangssprachlich wird auch diese noch heute bestehende Dynastie als "Habsburg" bezeichnet.
Geschichte
Frühe Habsburger (bis 1273)
Die früheren Generationen der Habsburger lassen sich einerseits nur auf Grund genealogischer Aufzeichnungen rekonstruieren, die 1160 erstellt worden sind, und andererseits auf Grund des gefälschten Testamentes eines Werner I. (*1030; †1096). Gefälscht insoweit, als dass das Testament auf 1027 datiert ist, jedoch vermutlich um 1085 geschrieben wurde. Habsburgische Stammbaumforscher arbeiteten schon um 1500 komplette Stammbäume ihres Geschlechtes aus. Diese frühen Genealogien führen u.a römische Adelige, Priamos von Troja (Sohn Jupiters) und König Artus als direkte Vorfahren an. Historisch fundierte Ergebnisse über die Stammbaumverhältnisse sind nicht vorhanden. Einzig die Namen lassen sich belegen.

Guntram der Reiche (†973) soll nach den 1160 erstellten Stammbäumen der Acta Murensia der Stammvater sein. Eine andere Quelle erwähnt einen Guntram, der Graf am Oberrhein gewesen sein soll. Wenn es die gleiche Person ist, dann könnten die Habsburger aus dem elsässischen Herzogsgeschlecht der Etichonen mit Besitz im Elsass und im Breisgau kommen.
Von Guntram dem Reichen ist dokumentiert, dass er einen Sohn namens Lanzelin oder Kanzelin, Graf von Altenburg (im heutigen Kanton Aargau, oder vielleicht Altenburg im Klettgau), hatte. Er wird mit einem Landolt, Graf im Thurgau, in Verbindung gesetzt. In neuerer Zeit wird jedoch immer mehr gezweifelt, ob diese dieselbe Person sind.
Um 1027 gründete der Enkel Guntrams Radbot (*985; †1045) das Benediktinerkloster Muri, sein Bruder Rudolf das im Oberelsass befindliche Kloster Ottmarsheim. Als Herrschaftsmittelpunkt wurde um 1020 von Radbot oder von einem Werner I. (*1030; †1096) die Burg Habsburg errichtet, welche sich in der gleichnamigen heutigen Schweizer Gemeinde Habsburg befindet. Die Habsburger hatten auch weitere Burgen errichtet. Otto, Graf von Habsburg (†1111) war der erste der Familie, der sich von Habsburg nannte. Im 11. und 12. Jahrhundert bauten die Habsburger ihre Territorien aus. Sie erwarben Vogteien und Grafschaftsrechte. Sie wurden so Landgrafen im Oberelsass und Vögte des Straßburger Hochstifts und beanspruchten das Erbe der Kyburger, so dass sie Ländereien im Zürigau, in Schwyz, Unterwalden, im Aargau und in Uri erobern konnten.
Die erste Hausteilung fand im frühen 13. Jahrhundert statt. Albrecht IV. war der Begründer der älteren Linie und Rudolf III. der der Habsburg-Laufenburgischen Linie. Durch die Konkurrenz entstand eine räumliche Trennung. Obwohl Rudolf III. nicht zu einer Nebenrolle verdammt wurde, gelang es ihm nicht, ein eigenes Herrschaftszentrum in der Innerschweiz aufzubauen. Spätere Versuche wurden häufig von der älteren Linie durchkreuzt.
Der Sohn Albrechts IV., Rudolf IV. dagegen konnte sein Reich systematisch ausbauen. Er konnte seine Herrschaft auf den Schwarzwald ausdehnen. Durch das Kyburger Erbe konnte er zudem die Ost- und Nordostschweiz für sich beanspruchen. Er wurde zu einem mächtigen Herren in Südschwaben. Seine Wahl zum römisch-deutschen König 1273 als Rudolf I. krönte seinen Erfolg.
Die Habsburger als Herrscher des Heiligen Römischen Reiches
Nach der Wahl Rudolfs I. zum römisch-deutschen König etablierten die Habsburger mit dem Erwerb der Herzogtümer Österreich und Steiermark (durch Belehnung der Söhne Rudolfs) eine bedeutende Hausmacht. Mit weiteren Gebietszuwächsen im Osten und dem Verlust der althabsburgischen Besitzungen in der Schweiz im 14. und 15. Jahrhundert verlagerte sich das Machtzentrum endgültig in das Ostalpengebiet. Die Habsburg selbst ging 1415 an die Eidgenossen. Dennoch blieben die Beziehungen der Habsburger zu ihrem früheren Kernland eng. Dies zeigte sich unter anderem am Kloster Muri und an der Abtei Königsfelden.
Die Nichtberücksichtigung im Kreis der Kurfürsten in der Goldenen Bulle veranlasste Herzog Rudolf IV. 1358/59 zu einer Fälschung, dem Privilegium Maius, in dem er den Erzherzogstitel, der später für die Habsburger charakteristisch wurde, für sich beanspruchte.
Nach der Wahl König Albrechts II. 1438 stellten die Habsburger - mit Ausnahme Kaiser Karls VII. (1742–1745) - alle Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation bis zu dessen Ende 1806.
Glückliche Familienverbindungen und unvorhersehbare Todesfälle brachten den Habsburgern im auslaufenden 15. Jahrhundert das Herzogtum Burgund und danach die Kronen Spaniens, Königreich Böhmens und das Königreich Ungarn. Mit den Nachfolgern von Kaiser Karl V. teilten sich die Habsburger in eine spanische und in eine deutschsprachige Linie. Nach dem Erlöschen der spanischen Linie konnten die österreichischen Habsburger nur einen kleinen Teil des spanischen Erbes gewinnen. 1740 starb auch die österreichische Linie und somit die Dynastie im Mannesstamm aus. Durch die Ehe der Erbtochter Maria Theresia mit Franz Stephan von Lothringen nannte sich die Dynastie nun aufgrund der Pragmatischen Sanktion "Habsburg-Lothringen." Diese Linie regierte von 1765 bis 1806 das Heilige Römische Reich Deutscher Nation.
1806 legte Kaiser Franz II. als Folge der napoleonischen Kriege die Krone nieder und erklärte das Heilige Römische Reich für erloschen.Ficken
Österreichisches Kaiserreich
Schon zuvor, nämlich 1804 hatte Kaiser Franz II. das erbliche Kaisertum Österreich proklamiert, um Ranggleichheit mit Napoleon zu wahren, welcher im gleichen Jahr zum Kaiser der Franzosen proklamiert worden war. Das Kaisertum Österreich umfasste sämtliche habsburgischen Erbländer. 1867 erfolgte die Umwandlung zur Österreichisch-Ungarischen Monarchie; diese zerfiel mit dem Ende des Ersten Weltkrieges 1918.
Habsburger nach 1918
Am 11. November 1918 verzichtete der letzte Kaiser Karl I. auf seinen "Anteil an den Staatsgeschäften" in Österreich, am 13. November auch in Ungarn; spätere Restaurationsversuche in Ungarn scheiterten. Chef des Hauses ist gegenwärtig Otto Habsburg-Lothringen (* 1912), der älteste Sohn von Kaiser Karl.
Herrscherlisten
Römisch-deutsche Kaiser und Könige aus dem Haus Habsburg
- Rudolf I., König 1273, † 1291
- Albrecht I., König 1298, † 1308
- Friedrich der Schöne, König 1314, † 1330
- Albrecht II., König 1438, † 1439
- Friedrich III., König 1440, Kaiser 1452, † 1493
- Maximilian I., König 1486, Kaiser 1508, † 1519
- Karl V., König 1519, Kaiser 1520, abgedankt 1556, † 1558
- Ferdinand I., König 1531, Kaiser 1556, † 1564
- Maximilian II., König 1562, Kaiser 1564, † 1576
- Rudolf II., König 1575, Kaiser 1576, † 1612
- Matthias, König u. Kaiser 1612, † 1619
- Ferdinand II., König u. Kaiser 1619, † 1637
- Ferdinand III., König 1636, Kaiser 1637, † 1657
- Ferdinand IV., König 1653, † 1654
- Leopold I., König u. Kaiser 1658, † 1705
- Joseph I., König 1690, Kaiser 1705, † 1711
- Karl VI., König u. Kaiser 1711, † 1740
Römisch-deutsche Kaiser und Könige aus dem Haus Habsburg-Lothringen
- Franz I. Stephan, König u. Kaiser 1745, † 1765
- Joseph II., König 1764, Kaiser 1765, † 1790
- Leopold II., König u. Kaiser 1790, † 1792
- Franz II., König u. Kaiser 1792, abgedankt 1806, † 1835
Österreichische Kaiser aus dem Haus Habsburg-Lothringen
- Franz I., Kaiser 1804–1835
- Ferdinand I., Kaiser 1835-1848 (abgedankt, † 1875)
- Franz Joseph I., Kaiser 1848–1916
- Karl I. Kaiser 1916–1918 (1918 Ausrufung der Republik, jedoch keine Abdankung, † 1922)
Kaiser von Mexiko aus dem Haus Habsburg-Lothringen bzw. Habsburg-Iturbide
- Philipp I. 1504–1506 (König von Kastilien)
- Karl I. (als Kaiser: Karl V.) 1516–1556
- Philipp II. (in Portugal: Philipp I.) 1556/1580–1598
- Philipp III. (in Portugal: Philipp II.) 1598–1621
- Philipp IV. (in Portugal: Philipp III.) 1621–1640/1665
- Karl II. 1665–1700
Könige von Ungarn aus den Häusern Habsburg und Habsburg-Lothringen
- Albrecht (als römisch-deutscher König: Albrecht II.) 1438-1439
- Ladislaus V. Postumus 1440-1457
- Ferdinand I. (röm.-dt. Ks. Ferdinand I.) 1527-1564
- Maximilian) (röm.-dt. Ks. Maximilian II.) 1564-1576
- Rudolf (röm.-dt. Ks. Rudolf II.) 1576-1608
- Matthias (röm.-dt. Ks. Matthias) 1608-1619
- Ferdinand II. (röm.-dt. Ks. Ferdinand II.) 1619-1637
- Ferdinand III. (röm.-dt. Ks. Ferdinand III.) 1637-1657
- Ferdinand IV. (röm.-dt. König (= Thronfolger) Ferdinand IV.)
- Leopold I. (röm.-dt. Ks. Leopold I.) 1657-1705
- Joseph I. (röm.-dt. Ks. Joseph I.) 1705-1711
- Karl III. (röm.-dt. Ks. Karl VI.) 1711-1740
- Maria Theresia 1740-1780
- Joseph II. (röm.-dt. Ks. Joseph II.) 1780-1790
- Leopold II. (röm.-dt. Ks. Leopold II.) 1790-1792
- Franz I. (Ks. Franz I. von Österreich) 1792-1835
- Ferdinand V. (Ks. Ferdinand I. von Österreich) 1835-1848
- Franz Joseph I. (Ks. Franz Joseph I. von Österreich) 1848-1916
- Karl IV. (Ks. Karl I. von Österreich) 1916-1918
Herzöge von Österreich aus den Häusern Habsburg und Habsburg-Lothringen
siehe dazu die Liste der Markgrafen und Herzöge von Österreich im Mittelalter sowie die Listen der Habsburgischen Nebenlinien in Innerösterreich und Tirol.
Großherzöge der Toskana aus dem Haus Habsburg-Lothringen
- Franz Stephan 1737–1765
- Leopold I. war Leopold II. (HRR) 1765–1790
- Ferdinand III. 1790–1800, 1814–1824
- Leopold II. 1824–1849, 1849–1859
- Ferdinand IV. 1859
Herzogin von Parma aus dem Haus Habsburg-Lothringen
Literatur
- Die Habsburger. Ein biographisches Lexikon, Brigitte Hamann (Hrsg), Wien/München 1996 (3.Auflage).
- Die Habsburger. Eine Europäische Familiengeschichte, Brigitte Vacha (Hrsg.), Graz/Wien/Köln 1992.
- Richard Reifenscheid: Die Habsburger in Lebensbildern. Von Rudolf I. bis Karl I., Wien 1990 (4. Auflage).
- Karl Vocelka/Lyenne Heller: Die Lebenswelt der Habsburger, Kultur- und Mentalitätsgeschichte einer Familie, Graz/Wien/Köln 1997.
- Karl Vocelka/Lyenne Heller: Die private Welt der Habsburger. Leben und Alltag einer Familie, Graz/Wien/Köln 1998.
- Adam Wandruszka: Das Haus Habsburg. Die Geschichte einer europäischen Dynastie, Wien 1989 (7.Auflage).
- Heinz-Dieter Heimann: Die Habsburger - Dynastie und Kaiserreiche, München 2004 (2. Auflage).
- Henry Bogdan: Histoire des Habsbourg : des origines à nos jours. Paris : Perrin, coll. « Tempus », n° 107, 2005. 425 pp., 18 cm. ISBN 2-262-02376-X.
Siehe auch
- Liste der römisch-deutschen Herrscher
- Stammtafel der Habsburger
- Kaiser von Österreich
- Liste der ungarischen Herrscher
- Liste der böhmischen Herrscher
- Liste der Herrscher Spaniens
- Liste der Herrscher der Toskana
- Liste der Herrscher von Parma
- Genealogisches Handbuch des Adels
- Österreichische Kaiserhymnen
- Habsburg (Burg), die Burg der Habsburger in der Gemeinde Habsburg, Schweiz
- Habsburg-Laufenburg, eine Seitenlinie im 13. und 14. Jahrhundert.
- Habsburger Lippe
Weblinks
- {{{Autor}}}: Habsburg, von. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- „Erzherzog Dr. Otto von Habsburg“ (Autorisierte Ehrenseite)
- Vorlage:Aeiou
- Die frühen Habsburger
- Stammbaum der Habsburger (bis Maria Theresia)
- The Hapsburg Monarchy (Wickham Steed, 1913)) eLibrary Austria Project (englisches E-Book)
- Stammtafel der Habsburger in der Renaissance in Bildern