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Angertalbahn

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Die Angertalbahn, wegen der Kalktransporte auch Kalkbahn genannt, verläuft größtenteils entlang des Angerbachs zwischen Ratingen-West und Wülfrath. Die 17,22 Kilometer lange Strecke wurde 1903 eröffnet. Erst nach Fertigstellung der Bahn konnten die großen Kalksteinbrüche um Wülfrath und der oberen Düssel erschlossen werden. Auf ihr wird Kalk von Wülfrath zu den Hüttenwerken an Rhein und Ruhr transportiert. Kaum eine andere Bahn hat ein so hohes Güteraufkommen.


Vorgeschichte

Erste Pläne für die Angertalbahn sollen bereits Anfang des 19. Jahrhunderts von dem Ruhrindustriellen Friedrich Harkort und dem Nationalökonom Friedrich List, der schon 1825 einen Plan für ein deutsches Eisenbahnnetz vorlegte, entwickelt worden sein. Die Kalkindustrie im Angertal war schon damals bedeutend. Der Schwerpunkt der niederbergischen Kalkbrennerei lag bis zur Erschließung durch die Eisenbahn an der sogenannten "Kalkstraße". Sie verlief im Angertal von Steinkothen über Cromford an Lintorf vorbei und endete in Wittlaer am Rhein. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden im Angertal die ersten Betriebe zur Kalksteinverarbeitung. Kalkabnehmer wie die 1811 in Essen von Friedrich Krupp gegründete "Fabrik zur Verfertigung des englischen Gußstahls und aller daraus resultierenden Produkte" lagen in nächster Nähe. Pferdefuhrwerke transportierten den Kalkstein bis an den Rhein. Eine Aufgabe, die eine Eisenbahn wesentlich besser bewältigen konnte.

1856 entstand der Plan, eine Eisenbahn von den Ratinger Kalksteinbrüchen nach Kalkum zu bauen. Dort verlief bereits die Eisenbahnlinie von Düsseldorf nach Münster. Dieser Plan kam nicht zur Ausführung. 1877 beabsichtigte die Rheinische Eisenbahn-Gesellschaft eine Zweigbahn von Ratingen nach Dornap, eine Station der Prinz-Wilhelm-Bahn zu bauen. Die Rheinische Eisenbahn-Gesellschaft hatte von 1873 bis 1879 die Linie Düsseldorf-Mettmann-Elberfeld-Dortmund gebaut und mit der Konzession für diese Strecke die Genehmigung erhalten, eine Stichbahn von Schöller nach Ratingen zu legen. Ein Börsenkrach und die nachfolgende Wirtschaftskrise ließen die Pläne jedoch zerplatzen. 13 Jahre sollte es dauern, bis das Projekt wieder aufgegriffen wurde. 1890 brach das Eisenbahnfieber aus. Gleich drei Entwürfe lagen vor: Die Rheinisch-Westfälischen Kalksteinwerke (RWK) in Dornap und die Stadt Velbert bevorzugten eine Trasse über Heiligenhaus, die durch einen Tunnel nach Kettig/vor der Brücke führen sollte. Die Stadt Wülfrath wollte die Bahn von der Hofermühle nach Hösel führen. Ein dritter Entwurf sah den Bau einer Linie Heiligenhaus-Hofermühle-Ratingen vor.

Im August ließ die Stadt Wülfrath den Plan für die Angertalbahn ausarbeiten. Bürgermeister Albert Kirschbaum hatte die Bedeutung des Bahnbaus für die wirtschaftliche Entwicklung Wülfraths frühzeitig erkannt. Krupp, Thyssen und die Rheinischen Stahlwerke haten in der Umgebung bereits mehrere Gehöfte, unter denen Kalkvorkommen lagen, erworben. Am 24. Mai 1897 genehmigte der Minister für öffentliche Arbeiten in Berlin den Entwurf und stellte die Mittel für den Bahnbau bereit. Bis zum ersten Spatenstich dauerte es aber noch einmal vier Jahre, da Anlieger wie die Gemeinde Homberg-Bellscheidt-Bracht eine alternative Streckenführung vorlegten und Anwohner im Angertal gegen den Bahnbau klagten.Von 1901 bis 1903 bauten einige hundert Gastarbeiter, überwiegend aus Italien, in nur 26 Monaten die Trasse durch das enge, allerdings sumpfige Angertal. 14 Brücken und Unterführungen mussten gebaut werden. Der sumpfige Untergrund wurde u.a. mit Abraummaterial aus Bergwerken befestigt.

Der erste Zug fuhr am 28. Mai 1903. Fünf Monate später gründete August Thyssen die Rheinischen Kalksteinwerke (heute Rheinkalk). 1905 ließ er in Rohdenhaus ein Anschlußgleis zur Angertalbahn verlegen. Mittlerweile ist aus der Abzweigstelle Rohdenhaus durch das ständig gewachsene Verkehrsaufkommen ein großer Verschiebebahnhof geworden.