Nordirland
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Wahlspruch: „Dieu et mon droit“ frz., „Gott und mein Recht“ | |||
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Amtssprache | Englisch (de facto), Irisch, Ulster Scots | ||
Hauptstadt | Belfast | ||
Staatsform | Konstitutionelle Monarchie | ||
Staatsoberhaupt | Königin Elizabeth II. | ||
Regierungschef | Staatssekretär für Nordirland Peter Hain | ||
Fläche | 13.843 km² | ||
Einwohnerzahl | 1.710.300 (Schätzung 2004) | ||
Bevölkerungsdichte | 122 Einwohner pro km² | ||
Bruttoinlandsprodukt | $ 33,2 Mrd. (Schätzung 2002) | ||
Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner | $ 19.603 (Schätzung 2002) | ||
Währung | Pfund Sterling, £, GBP | ||
Errichtung | 1920 durch den Government of Ireland Act | ||
Nationalhymne | UK: God Save the Queen, Regional de facto: A Londonderry Air | ||
Zeitzone | UTC +0, Sommerzeit: UTC +1 | ||
Internet-TLD | .uk, .ie | ||
Telefonvorwahl | +44 | ||
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Nordirland (engl.: Northern Ireland, ir.: Tuaisceart Éireann) ist ein Landesteil des Vereinigten Königreiches Großbritannien und Nordirland. Es besteht aus dem größten Teil der historischen irischen Provinz Ulster im Norden Irlands.
Im Verhältnis zur Republik Irland ist Nordirland dichter bevölkert und hat mehr Industrie.
Geografie
Nordirland bildet die Fortsetzung des Landschaftsbildes in Nordengland und Südschottland nach Westen hin. Die Küstenlinie ist reich gegliedert. Das Klima ist – wie überall auf den Britischen Inseln – ozeanisch und wird vom Golfstrom beeinflusst.
Nordirland hat eine Nord-Süd-Ausdehnung von 130 km. Von Osten nach Westen sind es 180 km. Die Länge der nordirischen Küste ist etwa 500 km. Die Insel Rathlin im Nordosten gehört zu Nordirland.
Es gibt drei Höhenzüge: im Nordwesten die Sperrin Mountains, im Nordosten das Antrim Plateau, im Südosten die Mourne Mountains (852 m).
Wichtige Städte:
- Armagh
- Ballycastle, Ballyclare, Ballymena, Banbridge, Bangor, Belfast, Bushmills
- Carnmoney, Carrickfergus, Coleraine, Comber, Cookstown, Craigavon, Claudy
- Derry, Donaghadee, Downpatrick,Dromore, County Down, Dundonald, Dungannon, Dungiven
- Enniskillen
- Glengormley
- Hillsborough
- Larne, Limavady, Lisburn, Lurgan
- Magherafelt
- Newcastle, Newry, Newtownards, Newtownstewart
- Omagh
- Portadown, Portrush, Portstewart, Portaferry
- Strabane
- Warrenpoint
Wirtschaft
Nordirland war – wie die Republik Irland – von Auswanderung geprägt.
Größere Investitionen wurden aufgrund der ethnischen Spaltung und der politischen Unsicherheit kaum getätigt; das Bruttoinlandsprodukt (BIP) bewegte sich 1991 auf 81 Prozent des Durchschnitts im Vereinigten Königreich; die Arbeitslosigkeit war hoch.
Seit 1997 wird mehr investiert und die Wirtschaft wächst stärker. Seit 1999 erlebt das Land einen Anstieg beim Tourismus.
Im Vergleich mit dem BIP der EU ausgedrückt in Kaufkraftstandards erreicht Nordirland einen Index von 92.8 (EU-25:100) (2003).[1]
Verwaltung
1972 wurde das Nordirlandministerium (engl. Northern Ireland Office, Abk. NIO) in London geschaffen, das von einem Minister (engl. Secretary of State) geleitet wird. Heute (2005) ist dies Peter Hain. Das Ministerium ist verantwortlich für die Bereiche Strafgerichtsbarkeit und Justizvollzug (engl. criminal justice und prisons), Polizei (siehe unten), die Fürsorge für Opfer politisch motivierter Verbrechen (engl. victims) sowie - seit dem 14. Oktober 2002, an dem die Regionalregierung direkt der Zentralregierung unterstellt wurde - die Rechtsaufsicht über die Behörden in Nordirland.
Wie auch in Wales und Schottland setzt die Regierung von Tony Blair ihre Politik der Dezentralisierung (engl. devolution) auch in Nordirland um und hat eine Regionalverwaltung geschaffen. In Nordirland gibt es das Büro der Exekutive (engl. Office of the Minister and the Deputy Minister) sowie zehn Regional-Ministerien (engl. departments), nämlich für Landwirtschaft (engl. agriculture), für Kultur (engl. culture, arts and leisure), für Bildung (engl. education), das Ministerium für Umweltschutz (engl. environment), für Finanzen (engl. finances and personnel), für Gesundheit (engl. health), für Wirtschaft (engl. enterprise, trade and investing), für Fortbildung (engl. employment and learning), für Regionalentwicklung (engl. regional development) sowie für Soziales (engl. social development). Der Vorteil dieser Konstruktion liegt darin, dass die Ministerien der Republik Irland ein Gegenüber nicht in London, sondern in Belfast haben und das allmähliche Zusammenwachsen Irlands so gefördert wird.
Bis 1972 war Nordirland in sechs Bezirke (engl. counties) gegliedert (durchschnittliche Einwohnerzahl: 260.000). Diese waren Antrim, Armagh, Down, Fermanagh, Londonderry und Tyrone. Seitdem gibt es 26 Landkreise (engl. districts und boroughs) mit durchschnittlich 60.000 Einwohnern.
Geschichte

Siehe Hauptartikel: Geschichte Nordirlands, Nordirlandkonflikt
Die Teilung Irlands in die Republik Irland und Nordirland fand 1921 statt. In der Folge wurde der katholische Bevölkerungsteil bei Arbeitsstellen und Wohnungen benachteiligt. Die Gesellschaft teilte sich in meist katholische Republikaner oder Nationalisten (Ziel: Vereinigung mit der Republik Irland) und meist protestantische Unionisten oder Loyalisten (Ziel: Verbleiben unter britischer Regierung).
Politik
Die politischen Parteien und ihre derzeitige grobe Charakterisierung:
protestantisch, pro-britisch, für Verbleib bei Großbritannien ("unionistisch"):
- DUP: Democratic Unionist Party
- UUP: Ulster Unionist Party, gemäßigt
katholisch, pro-irisch, für Vereinigung mit Irland:
- Sinn Féin (SF), politischer Flügel der IRA
- SDLP: Social Democratic and Labour Party, gemäßigt
überkonfessionell:
Die Wahlen vom 26. November 2003 ergaben folgende Ergebnisse (in Prozent, geordnet nach Wählerstärke):
- DUP 26,1
- Sinn Fein (SF) 24,0
- UUP 23,0
- SDLP 17,8
- Alliance Party
Kirche
Die größte protestantische Gemeinschaft bildet die Presbyterianische Kirche mit etwa 20 Prozent.
Anglikanische Kirche: Anders als in England besteht seit 1871 keine Staatskirche mehr. Etwa 260.000 Menschen (15 % der Bevölkerung) rechnen sich zur anglikanischen Gemeinschaft der Church of Ireland, deren Erzbischof (Robert Eames) in Armagh residiert und auch für die etwa 70.000 Mitglieder in der Republik Irland zuständig ist.
Daneben sind dreieinhalb Prozent Methodisten.
Katholiken: Etwa 40 Prozent der Nordiren bezeichnen sich als römisch-katholisch. Der Sitz des Primas von Irland (Sean Brady) befindet sich ebenfalls in Armagh. Auch der katholische Primas ist eine gesamtirische Institution.
Bevölkerung nach Kirchenzugehörigkeit (Census 2001):
- Protestantische Kirchen: 45,57 %
- (Presbyterian Church in Ireland: 20,69 %
- Church of Ireland (Anglikaner): 15,30 %
- Methodist Church in Ireland: 3,51 %
- Andere protestantische Kirchen: 6,07 % (darunter die Freie Presbyterianische Kirche, der auch Ian Paisley angehört) )
- Römisch-Katholische Kirche: 40,26 %
- Andere Religionen: 0,30 %
- Keine Religion/ohne Angaben: 13,88 %
Polizei
Die frühere Royal Ulster Constabulary (RUC) heißt seit 1999 Police Service of Northern Ireland (PSNI). Während sie bis 1998 fast ausschließlich aus unionistisch-protestantischen Beamten bestand, wurde sie 1999 um die Hälfte auf etwa 7000 Beamte verkleinert und soll bei Neueinstellungen zur Hälfte irisch-katholische Bewerber einstellen, um den sozialen Frieden gewährleisten zu können. In Belfast existiert eine Anlaufstelle für Beschwerdeführer gegen die Polizei, der sogenannte "Ombudsmann".
Tourismus
Nordirland ist ein sicheres Reiseland; die Grenzkontrollen zwischen Nordirland und der Republik Irland sind zum Großteil entfallen.

Sehenswertes Naturdenkmal ist der Giant's Causeway (dt. Damm des Riesen), rund 40.000 Basaltsäulen am Meer, geschützt durch den National Trust, etwa 20 km westlich von Ballycastle an der Nordküste von Antrim. Weitere sehenswerte Gegenden und Landschaften sind:
- Die Berge von Mourne (engl. the Mountains of Mourne)
- Lough Neagh, größter See der Britischen Inseln
- Lough Erne
- Strangford Lough
- Carlingford Lough
- Die Antrim-Täler (engl. the Glens of Antrim)
- Das Seenland von Fermanagh (engl. the Fermanagh Lakeland)
- Die Sperrin-Berge (engl. the Sperrin Mountains)
- Die Nationalparks (engl. the National parks of Northern Ireland)
Wie auch in der Republik Irland gehört Golf, Angeln, Wandern und Bootstourismus zu den möglichen Urlaubsaktivitäten; es gibt Bootstouren, die die Republik Irland und Nordirland verbinden.
Kulturelle Ereignisse konzentrieren sich in Belfast und Derry. Der Tourismus trägt mit 1,5 Mio. Besuchern (2002) zu 2 Prozent zum nordirischen Bruttonationaleinkommen bei; die große Mehrheit der Besucher kommt aus der Republik Irland sowie aus den anderen Landesteilen des Vereinigten Königreiches. Etwa 100.000 Besucher kommen je aus den USA und der Europäische Union.
Verkehr
Flüge: Nordirland hat drei internationale Flughäfen, zwei bei Belfast, einen bei Derry. Direktflüge von Deutschland bietet im Sommer 2005 nur EasyJet ab Berlin-Schönefeld an.
Auto: Der Motorway M1 verbindet Belfast mit Dungannon, der Motorway M2 führt von Belfast nach Antrim, der Motorway M3 von Belfast nach Ballymacarrett.
Bus: Da das Bahnnetz sehr dünn ist, hat sich ein recht dichtes Netz aus Buslinien entwickelt.
Eisenbahn: Nordirland hat ein relativ dünnes Bahnnetz von 340 km. Translink nutzt ausschließlich Züge mit Dieselantrieb und verbindet Belfast mit:
- Derry (via Ballymena und Coleraine) nach Norden,
- Portrush(via Ballymena und Coleraine) nach Norden,
- Larne nach Nordosten,
- Dublin (via Portadown) nach Süden
- Bangor nach Osten
Literatur
Es gibt bislang (November 2004) keinen deutschsprachigen Reiseführer nur für Nordirland; Nordirland bildet daher jeweils ein Kapitel in Reiseführern über Irland oder das Vereinigte Königreich.
- Friedhelm Rathjen: Singende Fahrradreifen in Ulster. Eine irische Grenzerfahrung. Edition ReJoyce, Scheeßel 2004, ISBN 3000135510
- Dietrich Schulze-Marmeling (Hg.): Nordirland. Geschichte, Landschaft, Kultur, Touren. Vg. Die Werkstatt, Göttingen 1996, ISBN 3895331775
Weblinks
- Informationen der Britischen Botschaft in Berlin (dt.)
- Ausführliche Darstellung von Nordirland
- Nordirland Bevölkerung EU 2004 Statistik (engl.)
- The Guardian - Census hits Republican Hopes 20.12.2002 (engl.)
- Verwaltung - mit Links zu den Regional-Ministerien (engl.)
- Das Nordirlandministerium in London (engl.)
- Das Büro des Ersten Ministers in Belfast (engl.)
- Irisches Fremdenverkehrsamt mit Infos auch zu Nordirland (dt.)
- Fremdenverkehrsamt (engl.)
- Nordirland Online (engl.)
- National Trust mit Infos zum kulturellen Erbe (engl.)
- Eisenbahngesellschaft Translink (engl.)
- Anglikanische Kirche in Irland
- Die Irische Katholische Bischofskonferenz (Republik Irland und Nordirland)