Liquidator (Tschernobyl)

Als Liquidatoren werden die bei den Aufräumarbeiten nach der Katastrophe von Tschernobyl Beschäftigten bezeichnet. Nach Angaben der WHO gab es 600.000 bis 800.000 Liquidatoren. Die als Liquidatoren bezeichneten Katastrophenhelfer wurden von der damaligen Regierung der Sowjetunion aus Belorussland, der Ukraine und Russland zusammengezogen. Bis 1996 waren in diesen Staaten 200.000 registriert. Nach einem Bericht der WHO waren es zuletzt rund 400.000 Liquidatoren. Rund die Hälfte der Liquidatoren - überwiegend junge Soldaten - waren im Einsatz, ohne dass sie dafür einen Beleg erhielten.
Nach Regierungsangaben der betroffenen Staaten liegen auch von den registrierten Liquidatoren keine vollständige Daten vor. Von den registrierten russischen Liquidatoren hat man Dosisangaben in 63% der Fälle, von den ukrainischen in 56% und von den belorussischen Liquidatoren nur in 9% der Fälle. Bekannt ist aus der Ukraine die Zahl von 17.000 Familien von Liquidatoren, die eine staatliche Rente bekommen. Experten schätzen die Gesamtzahl der bisher gestorbenen Liquidatoren auf 50.000. Nach den offiziellen Zahlen der WHO sind bisher 50 unmittelbare Todesopfer nachzuweisen, zumeist Liquidatoren.
Nach der Verfügung U-2617 C vom 27. Juni 1986 aus der III. Hauptverwaltung des Gesundheitsministeriums der UdSSR über die Erhöhung der Geheimhaltungsmaßnahmen für Liquidationsarbeiten am Kernkraftwerk Tschernobyl: "Für geheim erklärt sind die Daten über die Havarie, für geheim erklärt sind die Ergebnisse über die Heilung der Krankheiten, für geheim erklärt sind die Daten über das Ausmaß radioaktiver Bestrahlung von Personal, das bei der Liquidation der Havarie des Atomkraftwerks Tschernobyl teilgenommen hat." (gez. Schulschenko)
Nach weiteren Regierungsanordnungen dürfen akute und chronischen Erkrankungen von Personen, die an der Liquidation teilgenommen haben, nicht in einen Zusammenhang mit der Wirkung ionisierender Teilchen gebracht werden, wenn diese eine Dosis von weniger als 50 rem (500 mSv in der neuen Maßeinheit) erhalten haben. Unter dieser Maßgabe sind auch in Hiroshima und Nagasaki nur wenige Strahlenopfer feststellbar. Die Strahlenbelastung einer andauernd geringen Dosierung wurde noch Jahrzehnte nach den Atombombenabwürfen unterschätzt. Der von der WHO im Auftrag der IAEO vorgelegte Bericht berücksichtigt die 200.000 Liquidatoren, die in den Jahren 1986 und 1987 im Einsatz waren. Die darüber hinausgehend Registrierten finden keine Berücksichtigung.