Albrecht Müller (Publizist)
Albrecht Müller (* 16. Mai 1938 in Heidelberg) war als deutscher Politiker Abgeordneter der SPD und Mitglied des Deutschen Bundestages. Er ist heute als Autor und Unternehmensberater tätig.
Biographie
In Meckesheim aufgewachsen studierte er Volkswirtschaftslehre und Soziologie in Mannheim, Berlin, München und Nottingham. Nach seiner ersten Stellung am Institut für Internationale Wirtschaftsbeziehungen der Universität München war er ab 1968 Redenschreiber für den damaligen Bundeswirtschaftsminister Karl Schiller.
Von 1970 bis 1972 war er als Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit des SPD-Parteivorstandes maßgeblich an der Wahlkampfarbeit Willy Brandts beteiligt ("Willy wählen"). Danach arbeitete er von 1973 bis 1982 als Leiter der Planungsabteilung im Bundeskanzleramt unter Willy Brandt und Helmut Schmidt.
Nach dem Wahlsieg von Helmut Kohl 1982 begann Müllers Karriere als freiberuflicher politischer und wirtschaftspolitischer Berater. 1984 trat er als Kandidat bei den Oberbürgermeisterwahlen in Heidelberg an, konnte sich aber gegen Reinhold Zundel nicht durchsetzen.
Von 1985 bis 1986 gehörte er der Wahlkampfmannschaft des niedersächsischen SPD-Spitzenkandidaten Gerhard Schröder an. 1987 zog Müller in den Bundestag ein, dessen Mitglied er bis 1994 blieb.
Heute ist er als Autor und Journalist, Politik- und Unternehmensberater tätig. Außerdem veröffentlichte er zahlreiche Artikel, Essays und Bücher. 1999 erschien „Von der Parteiendemokratie zur Mediendemokratie“ im Verlag Leske und Budrich. 2004 folgte „Die Reformlüge“ im Droemer Knaur Verlag. Das Buch beschäftigt sich kritisch mit dem dauerhaft anhaltenden Einfluss der "neoliberalen" Wirtschaftstheorie auf Medien und Politik in Deutschland, insbesondere durch wirtschafts- und sozialpolitische Strategien. In seinem neuesten Buch „Machtwahn - Wie eine mittelmäßige Führungselite uns zugrunde richtet“ werden diese Tendenzen analysiert.
Nachdenkseiten
Zur weiteren Verbreitung seiner in Die Reformlüge dargelegten Positionen publiziert er seit 2004 auch in dem gemeinsam mit dem Juristen Wolfgang Lieb betriebenen Internetjournal "NachDenkSeiten. Die kritische Website". Die Website setzt sich kritisch mit den sozialstaatlichen Reformen in Deutschland, der gegenwärtigen Wirtschaftspolitik und der Meinungsbildung in der Presse auseinander und will zur politischen Diskussion anregen, insbesondere innerhalb der SPD. Getragen und gefördert wird das Projekt NachDenkSeiten von der „Initiative zur Verbesserung der Qualität politischer Meinungsbildung“, einem 2005 gegründeten gemeinnützigen Verein.
Kritik
In einem Deutschlandfunk-Beitrag sieht der Autor Matthias Kamann in Müllers „Elitenschelte“ Ansätze einer „Verschwörungstheorie“. Gleichwohl begrüßt Kamann das Engagement Müllers für „freies Denken“ und gegen den einheitlichen „Reform-Jargon“.[1]
Hanno Beck kritisiert in einer FAZ-Rezension des Buches «Die Reformlüge» Müllers Verständnis der Wirtschaft als „Wunschkonzertökonomie“, die zwar „polemisch“ und „zynisch“ Reformen kritisiere, jedoch selbst keine Lösungen anbieten könne.[2] Kai Ruhsert entgegnete darauf in den «Nachdenkseiten», Beck habe mangelnde Belege für seine Behauptungen und Müllers Thesen „sinnentstellend wiedergegeben“.[3]
Der SPD-Politiker Erhard Eppler meint hingegen, Müller hätte keine Lösungen und wolle eine Politik, die bereits in den 1970er Jahren gescheitert sei. Er spiele dadurch denen in die Hände, für die Demokratie nie etwas anderes gewesen sei, als eine „Verschwörung der Dummen mit den Korrupten“.[4]
Quellen
- ↑ Matthias Kamann: „Kritik am Meinungskartell“, Deutschlandfunk, 7. April 2006, Rezension
- ↑ Hanno Beck: „Verschwörung der Profis. Albrecht Müller sieht in der Reformdebatte nur eine konzertierte Lügenaktion“, FAZ, 22. November 2004, Rezension
- ↑ Kai Ruhsert: „Kommentar zur FAZ-Rezension“, 6. Januar 2005
- ↑ Erhard Eppler: „Politiker-Beschimpfung“, Süddeutsche Zeitung, 19. Juni 2006
- 5. Heiner Flassbeck: "Über Keynes hinaus - aber wohin?" (Kommentar zur Kritik von Erhard Eppler), Süddeutsche Zeitung, 24./25. Juni 2006
Werke
- Von der Parteiendemokratie zur Mediendemokratie. Beobachtungen zum Bundestagswahlkampf 1998 im Spiegel früherer Erfahrungen, Leske + Budrich, Opladen 1999, ISBN 3-8100-2283-7
- Die Reformlüge, Droemer Knaur Verlag, München 2004, 416 Seiten, ISBN 3-426-27344-6
- Machtwahn – Wie eine mittelmäßige Führungselite uns zugrunde richtet, Droemer Knaur Verlag, München März 2006, 320 Seiten, ISBN 3426273861
Weblinks
- Vorlage:PND
- „NachDenkSeiten. Die kritische Website“ - Offizielle Website von Müller und Wolfgang Lieb
- Interviews
- »Der Fisch stinkt vom Kopf her«, junge Welt, 18./19. März 2006, „Über Verfallsprozesse in der deutschen Führungsschicht, Korruption in der Wissenschaft, den Durchbruch des Neoliberalismus in der Bundesrepublik und die Folgen.“
- „Gehirnwäsche der Sonderklasse“, Telepolis, 24. April 2006, „Albrecht Müller über die Riesterrente, die Große Koalition und neoliberale Netzwerke“
- „Verkommene Sitten“, Telepolis, 4. Mai 2006, „Albrecht Müller über primitive Ideologie und politische Korruption in Deutschland“
- „Ihr Weltbild möchte ich haben“, konkret, November 2006, Hermann Gremliza im Gespräch mit Müller
Personendaten | |
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NAME | Müller, Albrecht |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politiker, war MdB |
GEBURTSDATUM | 16. Mai 1938 |
GEBURTSORT | Heidelberg |