Internationale Zivilluftfahrtorganisation

Die International Civil Aviation Organization (engl. ICAO, deutsch: Internationale Zivilluftfahrt-Organisation) ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen, die die Planung des zivilen Luftverkehrs durchführt. Sie wurde 1944 durch das Übereinkommen über die internationale Zivilluftfahrt (Chicagoer Abkommen) gegründet und hat ihren Sitz in Montréal (Kanada). Ihr gehören 189 Vertragsstaaten an. Deutschland wird durch eine ständige Delegation des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) vertreten, Österreich durch das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie.
Aufgaben
Die wichtigsten Aufgaben sind:
- Standardisierung und Sicherheit des Flugverkehrs,
- Regelung der internationalen Verkehrsrechte, der sogenannten „Freiheiten der Luft“,
- Entwicklung von Infrastrukturen,
- Erarbeitung von Empfehlungen und Richtlinien,
- Zuteilung der sog. ICAO-Codes für Flughäfen und Flugzeugtypen,
- Entwicklung eines Standards für maschinenlesbare Reisedokumente,
- Definition der Grenzwerte für Fluglärmemissionen (Klasse-I/II/III-Flugzeuge nach Annex 16).
SAR (Search and Rescue)
Auf Vereinbarungen der ICAO-Mitgliedstaaten beruht der Betrieb von Such- und Rettungsdiensten in vielen Nationen. Diese Einrichtung, abgekürzt bekannt unter SAR (Search and Rescue)-Dienst, garantiert die schnelle und adäquate Hilfeleistung nach Luft- und Seenotfällen.
Edward Warner Medaille
Die ICAO gibt seit 1959 einen Preis für besondere Leistungen in der Zivilluftfahrt heraus, die Edward Warner Medaille. Benannt ist dieser Preis nach Edward Pearson Warner, der von 1954 bis 1957 der erste Vorsitzende der ICAO war. Erster Preisträger wurde posthum der Niederländer Albert Plesman. Die Medaille ist die höchste Auszeichnung, die in der internationalen Luftfahrt verliehen wird. Am 14. März 2003 wurde entschieden, dass die Edward-Warner-Medaille nur mehr alle drei Jahre verliehen wird.
Bisherige Preisträger
- 1959: Dr. Albert Plesman
- 1961: International Aeronautical Federation
- 1963: Max Hymans
- 1965: Sir William Hildred
- 1968: Henri Bouché
- 1971: Ruben Martin Berta
- 1972: ASECNA - Agence pour la Sécurité de la Navigation aérienne en Afrique et à Madagascar
- 1973: Shizuma Matsuo
- 1974: Professor Dr. Alex Meyer
- 1975: Charles A. Lindbergh
- 1976: COCESNA - Corporación Centroamericana de Servicios de Navegación Aérea
- 1977: Mohammed Soliman El Hakim
- 1978: Sir Donald Anderson
- 1979: Agnar Kofoed-Hansen
- 1980: Dr. Indalecio Rego Fernandez
- 1981: Dr. Harry G. Armstrong
- 1982: Dr. Werner Guldimann
- 1983: Knut Hammarskjöld
- 1984: Maurice Bellonte
- 1985: Dr. Alexandr Fedotovich Aksenov
- 1986: J.R.D. Tata
- 1988: AEROTHAI - Aeronautical Radio of Thailand
- 1989: Anesia Pinheiro Machado
- 1990: Igor Iwanowitsch Sikorski
- 1991: Dr. K.N.E. Bradfield
- 1992: Dr. Edward R.K. Dwemoh
- 1993: Arnold Kean
- 1994: Professor Dr. Ing. Bacharuddin Jusuf Habibie
- 1995: Captain Elrey B. Jeppesen
- 1996: The Institute of Air and Space Law of McGill University (Canada)
- 1997: Dr. Tatyana Grigorievna Anodina
- 1998: Dr. Kenneth Rattray, Jamaica
- 1999: Mr. Jerome F. Lederer
- 2000: Singapore Aviation Academy (SAA)
- 2001: Petro Vasilyevich Balabuyev
- 2002: International Academy of Aviation and Space Medicine (IAASM)
- 2004: Professor Brian O'Keeffe
ICAO-Alphabet
Das ICAO-Alphabet wurde an 1. März 1956 als internationales Merkwortalphabet von der Flugsicherungskommission der ICAO eingeführt und wird weltweit in der Luftfahrt und in vielen anderen Bereichen u.a. durch die NATO als Buchstabiertafel verwendet
ICAO-Codes
Die ICAO-Codes dienen zur eindeutigen Identifizierung von Flugplätzen und Heliports einerseits und Fluglinien andererseits. Die ICAO-Codes werden in erster Linie von Flugkontrollen und zum Planen der Flugroute benutzt und sind nicht zu verwechseln mit den aus nur drei Buchstaben bestehenden IATA-Codes für Flughäfen, mit denen Privatpersonen sehr viel häufiger konfrontiert werden, weil sie auf Reservierungen, Tickets, Zeittafeln am Flughafen etc. benutzt werden.
ICAO-Codes für Flughäfen
ICAO-Codes für Flugplätze und Heliports bestehen aus einer eindeutigen Kombination aus vier lateinischen Buchstaben. Man nennt diesen Code auch „Location Indicator“ DOC 7910 der ICAO.
Aufbau des ersten Teils des Codes
Der erste Buchstabe gibt die Region/den Kontinent, bzw. in manchen Fällen das Land an, in dem sich der Flugplatz befindet.
Der zweite Buchstabe bezeichnet meist das Land (z.B. ED=Deutschland, LO=Österreich, LS=Schweiz). Deutschland hat als eines der wenigen Länder zwei erste Kombinationen, wobei ED für Zivile, und ET für Militärische Flughäfen steht. Dies beruht darauf, dass ET früher für die Deutsche Demokratische Republik stand.
Aufbau des zweiten Teils des Codes
Die beiden letzten Zeichen (bei Ländern für die nur der erste Buchstabe steht die drei letzten) dienen zur Zuordnung der Flughäfen innerhalb der jeweiligen Länder. Deren Bedeutungen sind je nach Land unterschiedlich geregelt.
Österreich
In Österreich zum Beispiel gibt der dritte Buchstaben bei kleinen, nicht internationalen Flughäfen, sowie Heliports den Flughafen an, der für den Such- und Rettungsdienst zuständig ist. Ist der dritte Buchstabe ein G ist der Flughafen Graz/Thalerhof zuständig, oder ein K ist Klagenfurt zuständig usw. Handelt es sich bei dem Flughafen um einen Internationalen Flughafen, wird dies durch ein W gekennzeichnet. Bei reinen Militärflughäfen wird ein X angegeben. Der vierte Buchstabe ist meist identisch mit dem Anfangsbuchstaben des geogr. Ortes, dem der Flugplatz zugeordnet ist, allerdings mit einigen Ausnahmen. Beispiele:
- LOXN=Militärflugplatz Wr.NEUSTADT (L=Südeuropa, O=Österreich, X=Militärflugplatz, N=Neustadt)
- LOGK=Kapfenberg (L=Südeuropa, O=Österreich, G=Flughafen Graz, K=Kapfenberg)
- LOAM=Wien Meidling Unfallkrankenhaus (Der Heliport gehört zur Flugsicherungsstelle Wien. Da aber ein W für internationale Flughäfen steht (mit Ausnahme von Zell/See = LOWZ), wird für Wien in solchen Fällen ein A verwendet,um Verwechslungen zu vermeiden. Das A stammt vom aufgelassenen Wiener Flughafen Aspern)
- LOWW=Wien Schwechat (L=Südeuropa, O=Österreich, W=int.Flughafen, W=Wien)
Deutschland
In Deutschland wird seit der Wiedervereinigung ED.. für zivile und ET.. für militärische Flugplätze benutzt. Davor war ED.. für alle Flugplätze in der Bundesrepublik Deutschland und ET.. für alle Flugplätze in der Deutschen Demokratischen Republik in Gebrauch.
Steht bei zivilen Plätzen an dritter Stelle auch ein D, so handelt es sich um einen int. Verkehrsflughafen. Bsp: EDDF - Frankfurt, EDDH - Hamburg, EDDP - Leipzig.
Ansonsten steht der dritte Buchstabe für das AIS des int. Verkehrsflughafen, in dessen Zuständigkeitsbereich der Platz liegt.
Der vierte Buchstabe entspricht – soweit verfügbar – dem Anfangsbuchstaben des Ortes.
Bei militärischen Flughäfen gibt der dritte Buchstabe an, welche Teilstreitkraft den Platz nutzt:
N für Luftwaffe Norddeutschland | (ETNJ - Jever, ETNT - Wittmund, ETNW - Wunstorf, ETNU - Neubrandenburg) |
S für Luftwaffe Süddeutschland | (ETSB - Büchel, ETSE - Erding, ETSH - Holzdorf, ETSN - Neuburg, ETSA - Landsberg, ETSL - Lechfeld) |
M für Marine | (ETMN - Nordholz, ETMK - Kiel) |
H für Heeresflieger | (ETHB - Bückeburg) |
A für US Air Force | (ETAR - Ramstein) |
E, I, O für US Army | (ETEU - Giebelstadt, ETIE - Heidelberg) |
U für Royal Air Force | (ETUO - Gütersloh) |
Schweiz
In der Schweiz wird die so genannte FIR (Flight Information Region) LS in zwei etwa gleich große Hälften geteilt. Es handelt sich dabei um die Informationsgebiete Zürich und Genf. Der dritte Buchstabe wird entweder einer dieser Sub-Regionen oder Privat-, Heli- oder Militär-Plätzen zugeteilt. Der letzte Buchstabe ist meist das Initial des Flugplatzes. Flugplätze innerhalb der Region Zürich werden mit LSZ_ ergänzt. Bei Genf entsprechend LSG_. (Beispiele: LSZH = Flughafen Zürich, LSGG = Aéroport International de Genève). Des weiteren gibt es LSP_ (Private-), LSX_ (Heli-) und LSM_ (Militär-)Flugplätze.
USA
In den USA wird dem ersten Buchstaben (K) einfach der IATA-Code des jeweiligen Flughafens hinzugefügt, um den ICAO-Code zu bilden (Beispiel: KJFK für den New Yorker John F. Kennedy International Airport).
Fluglinien-Codes
Auch für Fluggesellschaften gibt es eine Codierung von Seiten der ICAO. Sie besteht aus drei Buchstaben (z.B. DLH für die Deutsche Lufthansa, AUA für Austrian Airlines oder SWR für Swiss International Airlines) und ist im ICAO Dokument 8585 festgelegt. Sie beruhen jedoch nicht auf einem System wie bei der Codierung der Flugplätze. Ähnlich wie bei den Flugplätzen sind den Fluggästen die aus zwei Buchstaben oder Zahlen bestehenden IATA-Codes (z.B. LH für die Deutsche Lufthansa, OS für Austrian Airlines und LX für Swiss International Airlines) geläufiger. Manche Gesellschaften benutzen jedoch ihren ICAO-3-Letter-Code, sei es weil sie keinen IATA-Code haben oder aus Marketinggründen. So nutzt zum Beispiel die Fluggesellschaft Hamburg International vorrangig ihren prägnanten ICAO-Code HHI an Stelle des IATA-Codes 4R.
Flugzeugtypencodes
Außerdem vergibt die ICAO vierstellige, aus lateinischen Zeichen und Nummern bestehende Codes für Flugzeugtypen (Beispiel A332 für den Airbus A330-200), siehe Liste der Flugzeugtypencodes.
ICAO-Annexe
Die „Annexe“ (Anhänge) zum internationalen Luftfahrtübereinkommen sorgen für eine international einheitliche Handhabung verschiedenster praktischer Aspekte der Luftfahrt und ermöglichen damit internationalen Flugverkehr ohne spezielle Ausbildungen des Flugpersonals für jedes Land und sichern Mindeststandards an Dienstleistungen für die Luftfahrt. Folgende Annexe gibt es derzeit (Juni 2006):
- Annex 1: Lizenzierung von Luftfahrtpersonal
- Annex 2: Luftfahrtregeln
- Annex 3: Meteorologische Dienste
- Annex 4: Luftfahrtkarten
- Annex 5: Messeinheiten zur Verwendung in der Luft und am Boden
- Annex 6: Betrieb von Luftfahrzeugen
- Annex 7: Nationalitäts- und Registrierungskennzeichen von Luftfahrzeugen
- Annex 8: Lufttauglichkeit von Luftfahrzeugen
- Annex 9: Erleichterungen
- Annex 10: Funk
- Annex 11: Luftverkehrsdienste (ATC, Luftraumüberwachung)
- Annex 12: Suche und Rettung (SAR)
- Annex 13: Luftfahrzeug-Unfall und -Vorfall-Untersuchung
- Annex 14: Flugplätze
- Annex 15: Flugverkehrsinformationsdienste
- Annex 16: Umweltschutz
- Annex 17: Sicherheit: Schutz der internationalen Zivilluftfahrt vor illegalen Eingriffen
- Annex 18: Sicherer Lufttransport gefährlicher Güter
Weblinks
- Homepage der ICAO
- Lärmeinstufung von Flugzeugen nach ICAO (en, pdf)
- ICAO-Codes internationaler Flughäfen
- DFS Deutsche Flugsicherung GmbH (ausführende Organisation in Deutschland)
- Austro Control Österreichische Gesellschaft für Zivilluftfahrt mbH (ausführende Organisation in Österreich)
- skyguide (ausführende Organisation in der Schweiz)