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Terminkontrakt

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Future ist ein Fachbegriff aus dem Wirtschaftswesen.

Er bezeichnet einen Vertrag (Kontrakt) zwischen zwei oder mehreren Parteien. Dieser Vertrag muss folgende Eigenschaften erfüllen:

  • Lieferung eines genau bestimmten Vertragsgegenstandes (Basiswert ("underlying"))
  • in einer bestimmten Menge und Qualität
  • zu einem fixierten Zeitpunkt in der Zukunft und
  • zu einem konkreten, bereits bei Vertragsabschluss festgelegten Preis

Dabei bezeichnet Long die Position des Käufers und Short jene des Verkäufers. Der Kontrakt gilt als erfüllt, wenn der Verkäufer die vereinbarte Lieferverpflichtung zum fixierten Zeitpunkt erfüllt und der Käufer den Kaufpreis in der vereinbarten Höhe bezahlt.

Im modernen Futures-Handel sind Mengen, Qualitäten und Laufzeiten der Kontrakte standardisiert. Beispiel: Ein Oktober-Kontrakt "Gold" an der New Yorker Warenterminbörse NYMEX umfasst immer 100 Unzen Feingold mit einem Reinheitsgrad von mindestens 0.995 bei einer Fälligkeit am letzten Werktag des Oktober.

Investmentfonds, die ausschließlich in Futures-Kontrakte investieren, heißen Managed Futures.

Geschichte

Der in der Landwirtschaft entwickelte Future hat seine Wurzeln im Versicherungsgedanken. In historischen Vorformen existiert das zugrunde liegende Prinzip länger als Aktien oder Optionen und lässt sich Jahrhunderte weit zurückverfolgen. Es geht dabei immer darum, eine festgelegte Menge einer bestimmten Ware in bestimmter Qualität zu einem festgesetzten Preis an einem vorher bestimmten Datum zu kaufen bzw. zu verkaufen.

Ein US-Bauer im Jahr 1830 könnte also einem Mühlenunternehmen bereits im Februar desselben Jahres 2.000 Bushel Sommer-Weizen (ca. 27 Tonnen) zum Preis von 1.900 Dollar verkauft haben, wobei Liefer- und Zahlungstermin mit dem 2. Juli festgelegt wurden. Der Vorteil für den Bauer war die Sicherheit, bereits bei der Ernte einen sicheren Abnehmer zu einem fixen Preis zu haben. Das Mühlenunternehmen sicherte sich dagegen mit dem Geschäft gegen steigende Preise ab, wie sie etwa durch Missernten oder Hagelschläge entstehen.

Im Lauf des 19. Jahrhunderts begannen Käufer und Verkäufer, über solche Geschäfte formale Verträge (Kontrakte) abzuschließen, die auch als Kreditbesicherungen gegenüber Banken dienten. Der Startschuss für den organisierten Handel mit Futures-Kontrakten fiel 1848 mit der Gründung der ersten Warenterminbörse in Chicago, der Chicago Board of Trade (CBOT).

Eigenschaften

Im Gegensatz zu Forwards sind Futures standardisierte Verträge, d.h. i.d.R. hat eine Börse festgelegt, welche Eigenschaft ein bestimmter Future hat. Der DAX-Future wird u.a. im EUREX-System gehandelt und jeder Kontrakt beinhaltet:

Basis (Underlying)
DAX
Kontraktwert
25 Euro pro Kontrakt
Abwicklung
Cashsettlement, d.h. Ausgleich in bar
Verfallstermin
drei nächste Monate

Dies ermöglicht einen transparenten Handel, geringe Handelskosten und einen leichten Marktzugang.

Für den Abschluss eines Futures fallen keine Kosten an. Denn sowohl Käufer wie Verkäufer tragen gleiche Rechte und Pflichten. Somit ist es nicht nötig, einen Ausgleich zwischen den Vertragsparteien zu schaffen. Dies steht im Gegensatz zu Optionen.

Sehr wohl müssen beide Vertragspartner aber eine Vorschusszahlung leisten. Sie dient als Sicherheitsleistung, und wird "Einschusszahlung" oder "Initial Margin" genannt. Sie beträgt nur einen Bruchteil des Kontraktwertes - üblicherweise fünf Prozent, kann jedoch je nach vorherrschender Volatilität täglich nach oben oder unten korrigiert werden. Sie wird in Form von Bargeld oder der Hinterlegung erstklassiger Staatsanleihen vor der Ausführung eines Auftrags auf ein Margin-Konto eingezahlt.

Wert und Preis

Der Wert eines Futures ist ebenfalls standardisiert und unterliegt daher nicht der freien Preisbildung aus Angebot und Nachfrage. Er bewegt sich vielmehr analog zum Marktpreis des Underlying-Wertes (z.B. DAX-Index, EUR-USD, Unverbleites Benzin etc.) in exakt definierten Verhältnissen.

Der Wert des DAX-Futures (FDAX) an der (Eurex) beträgt zum Beispiel 25 Euro je Index-Punkt des [DAX]. Bei einem Stand von 4.000 Punkten würde ein FDAX-Kontrakt also 100.000 Euro an Wert repräsentieren. An diesem Beispiel zeigt sich der derivative Charakter von Futures-Kontrakten sehr deutlich: der entsprechende Kontrakt hat lediglich einen Preis von 4.000 Euro. Der Hebel zwischen Derivat (FDAX-Kontrakt) und Underlying-Wert (DAX) beträgt also 1:25.

Handel

In den modernen Futures-Märkten werden weniger als 3% der Kontrakte durch Realtausch erfüllt. Der überwiegende Teil wird durch ein Gegengeschäft vor dem Fälligkeitszeitpunkt "glatt gestellt". Der Inhaber einer Short-Position (Verkäufer) erwirbt also eine Long-Position und umgekehrt. Die Diffferenz zwischen den Preisen der beiden Kontrakte ergibt einen Spekulationsgewinn oder -verlust.

Der starke Überhang an Spekulationsgeschäften zu ungunsten der traditionellen, auf Realtausch basierenden Hedgegeschäfte hat in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre zu einer Vervielfachung des Handelsvolumens an den Futures-Börsen geführt und deren Liquidität dramatisch erhöht. Im Jahr 2002 wurden allein an der größten Derivatenbörse, der Eurex, über eine halbe Milliarde Kontrakte gehandelt.

Dessen ungeachtet werden Futures aber immer noch als Absicherung (Hedging) gegen den Eintritt unerwünschter Preisentwicklungen eingesetzt. In diesem Zusammenhang nutzen "Hedger" Futures, um makroökonomische Risiken gegen eine angemessene Renditeerwartung an die Spekulanten abzugeben.