Intervall (Musik)
Unter einem Intervall versteht man in der Musik den Frequenz-Abstand zweier Töne. Diese Töne müssen nicht unbedingt gleichzeitig erklingen (z.B. im Akkord); auch bei aufeinanderfolgenden Tönen in der Melodie spricht man von einem Intervall. Es gibt konsonante (wohlklingende) und dissonante (nicht wohlklingende) Intervalle (s.u.). Die Namen der Intervalle sind von den lateinischen Ordnungszahlen abgeleitet: Prime, Sekunde, Terz, Quarte, Quinte, Sexte, Septime, Oktave, weiter None (Oktave + Sekunde), Dezime (Oktave + Terz), Undezime (Oktave + Quarte), Duodezime (Oktave + Quinte), Tredezime (Oktave + Sexte). Die Namen der Intervalle werden immer von den Stammtönen (c,d,e,f usw.) aus bestimmt.
Prime, Quarte, Quinte und Oktave sind sog. reine Intervalle, während Sekunde, Terz, Sexte und Septime jeweils in kleiner oder großer Form (von einem Halbton Größenunterschied) existieren.
Durch Vergrößerung um einen Halbton werden reine und große Intervalle übermäßige, durch Verkleinerung um einen Halbton werden reine und kleine Intervalle verminderte Intervalle. Intervalle (bis zur Septime) können umgekehrt werden, d.h. der unterste Ton kann um eine Oktave nach oben versetzt werden. Dabei bleiben reine Intervalle rein, kleine werden große und umgekehrt, verminderte übermäßige und umgekehrt.
Ein Intervall ist physikalisch definiert durch das Verhältnis (math.: Quotient) der Frequenzen der beiden Töne. Es ist im Allgemeinen dann wohlklingend, wenn das Frequenzverhältnis einfach ist, z. B. klingt 3:2 angenehmer als 17:13.
In der natürlichen Stimmung haben die Intervalle folgende Frequenzverhältnisse:
Name | Frequenzverhältnis |
Prime | 1:1 |
kleine Sekunde (Halbton) | 16:15 |
große Sekunde | 10:9 (kleiner Ganzton) 9:8 (großer Ganzton) |
kleine Terz | 6:5 |
große Terz | 5:4 |
Quarte | 4:3 |
Quinte | 3:2 |
kleine Sexte | 8:5 |
große Sexte | 5:3 |
kleine Septime | 16:9 |
große Septime | 15:8 |
Oktave | 2:1 |
Anstatt mathematischer Frequenz-Verhältnisse wird auch häufig die logarithmische Cent-Einteilung verwendet.
Die oben genannten Intervalle können auch als Zusammenklang von Obertönen eines gemeinsamen (nicht mitklingenden) Grundtons aufgefasst werden, z. B. bilden der 4. Oberton und 3. Oberton eine Quart.
Achtung: Alle Betrachtungen beziehen sich auf die Verhältnisse der Frequenzen zueinander, nicht auf absolute Größen. Das bedeutet 880 Hertz und 440 Hertz klingen als Oktave, genauso klingen 512 Hertz und 256 Hertz zusammen als Oktave (musikalisch das erste Mal ein a" und a', das zweite mal ein c" und ein c')
Musikalische Betrachtungen
Neben den oben genannten Frequenzverhältnissen, die sich aus den Obertönen herleiten, gibt es auch noch andere Gesichtspunkte, die Intervalle zu definieren. Man kommt dann auf Frequenzverhältnisse, die von den obigen zum Teil etwas abweichen, jedoch stets sehr ähnlich klingen (für das ungeübte Ohr meist nicht unterscheidbar). Diese alternativen Intervalldefinitionen sind in der Musik als Stimmungen oder Temperaturen bekannt (z.B. pythagoräische Stimmung, gleichtemperierte Stimmung, wohltemperierte Stimmung, etc.)
Dabei gibt es auch noch weitere Intervalle, die nicht durch Obertöne darstellbar sind, z. B.
- Tritonus: (Quadratwurzel 2 zu 1) liegt zwischen Quart und Quint.
- arabische Terz: (Kubikwurzel 2 zu 1) liegt zwischen kleiner und großer Terz.
Zum Teil recht kleine Intervalle, die im Rahmen der musikalischen Stimmungen eine Rolle spielen sind:
(Weblink für solche Intervalle: http://members.eunet.at/tolarger/MUSIK/stimmung.htm )
Die Prime (zwei mal der gleiche Ton) ist kein eigentliches Intervall. Ebenso wird die Oktave als Intervall oft ignoriert, da Töne im Oktav-Abstand gleich benannt werden und in der Harmonik die gleiche Funktion einnehmen. Reiht man die Töne, die im Quint-Abstand liegen, aneinander, so entsteht der Quintenzirkel, der für die Gliederung des Tonartensystems eine besondere Bedeutung hat, indem er die Verhältnisse der Tonarten untereinander universell beschreibt.
Die Empfindung, welche Intervalle konsonant und welche dissonant und damit auflösungsbedürftig klingen, schwankt individuell, lokal, kulturell und vor allem historisch:
- Im Mittelalter empfand man in Mitteleuropa nur die Quarte und die Quinte als konsonant.
- Ab der Renaissance kam zur Quarte und Quinte noch die große und kleine Terz und Sext dazu.
- Bereits ab der Spätromantik, spätestens aber mit dem Jazz kommen viele weitere Intervalle dazu.
Siehe auch: Komplementärintervall, Umkehrung (Musik)