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Joachim Daniel Jauch

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Gen. Joachim Daniel v. Jauch

Joachim Daniel von Jauch (* 22. März 1688 in Güstrow; † 3. Mai 1754 in Warschau) war ein deutscher Ingenieuroffizier und Architekt.

Familiäres

Jauch

Herkunft und Geschwister

Jauch wurde geboren als jüngstes von vierzehn Kindern des Herzoglich-Mecklenburgischen Hofschusters und Handelsmanns zu Güstrow Christian Jauch d. Ält. (1638-1718), Vorfahr der späteren Hamburger Großbürger Jauch. Jauchs älterer Bruder war der Lüneburger Superintendent Johann Christopher Jauch (1669-1725], sein Schwager Johann Christoph von Naumann (1664-1742), Oberst und Baudirektor des Kürfürstentums Sachsen.

Heirat

Jauch war verheiratet mit Eva Maria Münnich, über deren Herkunft unterschiedliche Auffassungen in der Literatur bestehen. Ein Teil der Autoren nimmt an, sie sei eine Tochter des 1716-1721 am sächsischen Bauamt als Vorgesetzter und Amtsvorgänger Jauchs tätigen späteren Kaiserlich-Russischen Feldmarschalls und Premierministers Burkhard Christoph von Münnich (1683-1767) gewesen.

Nachkommen

Jauchs einziger Sohn August (* 1731), Patenkind Augusts des Starken, ist früh verstorben. Seine Tochter Constance (1722-1802) ehelichte den Königlich-Polnischen Hofrat und Leibarzt König Augusts III., Heinrich v. Löllhöffel (eigentlich: Löllhöffel v. Löwensprung) (1705-1763), und wurde Stammutter der für Polen bedeutsamen Familie Lelewel (polonisiert für: Löllhöffel). Jauchs Urenkel sind die polnischen Freiheitskämpfer Joachim Lelewel (1786-1861) und Jan Pawel Lelewel (1796-1847). Zu seinen Nachkommen gehört ferner der Autor von "Quo Vadis" und Nobelpreisträger für Literatur Henryk Sienkiewicz (1846-1916).

Wirken und Bedeutung

Militärischer Werdegang

Jauch soll zunächst in den Dienst der Generalstaaten eingetreten sein. 1705 war er Leutnant in sächsischen Diensten und bei der von seinem Schwager Johann Christoph von Naumann geleiteten Dresdner Stadtbeleuchtung eingesetzt. 1711 nahm er als Capitaine des Ingenieurkorps im Großen Nordischen Krieg teil an der Belagerung Stralsunds. 1720 wurde er Major, 1729 Oberstleutnant, 1734 Oberst und 1746 Generalmajor des sächsischen Militärs. Daneben nahm er entsprechende Dienstgrade mit teils abweichenden Beförderungsdaten in der polnischen Kronarmee ein und erlangte in dieser den Dienstgrad eines Obersten. Er nahm in der polnischen Armee die Funktion eines Kommandeurs der Kronartillerie und der Weichselflotille ein, ohne allerdings nach 1711 an kriegerischen Handlungen beteiligt gewesen zu sein.

Ziviler Werdegang

Jauch folgte seinem Schwager Johann Christoph von Naumann 1713 nach Warschau, wo dieser für August den Starken das sächsische Bauamt aufbaute. Nach dessen Rückkehr nach Dresden um 1715 übernahm Burkhard Christoph von Münnich bis etwa 1720 leitende Funktion im sächsischen Bauwesen in Polen. Jauch blieb bei dem sächsischen Bauwesen in Warschau und wurde 1720 Leiter des sächsischen Bauamtes ebendort, seit 1733 unter August III. mit der Amtsbezeichnung Direktor des Bauamtes. Sein persönlicher Kondukteur (Assistent) war Ephraim Schröger.

Nutznießer Brühlscher Verschwendung

Die Kumulation von Sold für Jauchs hohe Dienstgrade in der sächsischen und in der polnischen Armee mit seinen Bezügen aus seiner nicht minder vergüteten hohen Zivilposition war typisch für das von Sparsamkeitsrücksichten unbelastete Regime des Premierministers Grafen Brühl und ermöglichte es Jauch, ein beträchtliches Vermögen anzusammeln, das es seiner Tochter Constanze 1755 erlaubte, in Warschau das Palais Lelewel errichten zu lassen.

Nobilitierung

Für Jauchs Nobilitierung ist bislang kein unmittelbarer Beleg gefunden. Jauch wird allerdings in sämtlichen polnischen Adelsverzeichnissen seit 1730 durchgängig dem in Polen ansässigen Adel zugerechnet und ist seit dieser Zeit im Sächsischen Hofkalender und den Armeedokumenten mit dem Prädikat "von" verzeichnet.

Integration in Polen und Konversion

Jauch sprach trotz seines jahrzehntelangen Aufenthalts in Polen kein Polnisch und bediente sich für die Bewältigung seiner umfangreichen Aufgaben im Bauwesen, im Militär und bei Hofe polnischer Sekretäre. Aus protestantischer Familie stammend trat er drei Tage vor seinem Tod zum Katholischen Kirche über und wurde mit einem Pontifikalamt unter großer Beteiligung der Warschauer Bevölkerung beigesetzt.

Architekt und Organisator

Jauchs schöpferische Leistungen als Architekt stehen hinter denen seiner bekannten Dresdner Kollegen zurück. Er zeichnete sich allerdings durch hohes Organisationstalent aus, dessen der König bedurfte, um die Sächsische Achse in Warschau auszubauen und zahlreiche Umarbeitungen am Königstrakt und anderen Orten vorzunehmen. Jauch trug auf diese Weise entscheidend zum barocken Ausbau Warschaus in sächsischer Zeit bei, und gilt als Mitgestalter des Dresdner Barock. Bedeutsam ist seine Dokumentationstätigkeit, denen das Dresdner Staastarchiv zahlreiche erhaltene Aufnahmen von Bauten in Polen verdankt. Neben seinen eigenen Bauten und Entwürfen leitete er das Bauamt mit über 50 Angestellten. Daneben trug er die Verantwortung für die Erhaltung der königlichen Gebäude in Polen. Zusätzlich oblag ihm die Organisation der zahllosen Feste und Illuminationen des polnischen Hofes, von denen viele Pläne und Berichte Zeugnis ablegen.

Datei:Kazimierzowski.jpg
Palais Kazimierzowski
Senatorensaal im Warschauer Königsschloss

Werke

Porträt

  • Ölgemälde des sächsischen Hofmalers Johann Samuel Mock um 1730 im Historischen Museum zu Warschau, Abb. s. DGB
  • Ölgemälde eines unbekannten Malers um 1720 in Nachkommenbesitz, Abb. s.o.

Literatur

  • Hentschel, Walter: Die sächsische Baukunst des 18. Jahrhunderts in Polen, 2 Bände, Berlin 1967
  • Neue Deutsche Biographie Band 10, Seite 368
  • Polski Slownik Biograficzny Band IX/1, S. 97