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Bahnstrecke Radolfzell–Mengen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 23. Januar 2007 um 15:02 Uhr durch Donautalbahner (Diskussion | Beiträge) (Geschichte: Quelle: http://www.vcd-bw.de/themen/hegaubahn/hegaubahn.html ***Danke für den Hinweis auf der Diskussionsseite). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Seehäsle: Radolfzell–Stockach–Mengen
Kursbuchstrecke 732
Strecke
Hochrheinbahn von Singen (Hohentwiel)
Bahnhof
0,00 Radolfzell am Bodensee
Abzweig nach rechts
Hochrheinbahn nach Konstanz
Haltepunkt / Haltestelle
1,44 Radolfzell Haselbrunn
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
4,25 Rehbösch
Tunnel
Brandbühl-Tunnel 255 m
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
5,30 Brandbühl
Bahnhof
7,15 Stahringen
Abzweig nach rechts
Bodenseegürtelbahn nach Lindau
Haltepunkt / Haltestelle
10,43 Wahlwies
Haltepunkt / Haltestelle
13,70 Nenzingen
17,36 Stockach
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
27,7 Schwackenreute
Abzweig nach rechts (Strecke außer Betrieb)
Abzweig der Strecke nach Pfullendorf
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
37,7 Meßkirch
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
47,7 Krauchenwies
Abzweig nach rechts und ehemals geradeaus
Donautalbahn nach Donaueschingen
Strecke
Zollernalbbahn nach Tübingen
Bahnhof
56,8 Mengen
Strecke
Donautalbahn nach Ulm
Strecke
Zollernalbbahn nach Aulendorf

Das Seehäsle (KBS 732) ist die Eisenbahnstrecke von Radolfzell über Stockach nach Mengen, die oft auch als Hegau-Ablachtal-Bahn bezeichnet wird. Die Strecke wurde als Teil einer Fernverkehrsverbindung von Ulm an den Bodensee und in die Schweiz gebaut und zwischen 1972 und 1982 für den Personenverkehr stillgelegt. 1996 wurde der südliche Teil der Strecke zwischen Radolfzell und Stockach reaktiviert und unter dem Namen "Seehäsle" betrieben. Der nördliche Streckenabschnitt von Stockach nach Mengen blieb jedoch von der Reaktivierung in den 1990er Jahren ausgeschlossen, so dass diese Strecke nur als Güterzug-Strecke genutzt wurde und 2005 ganz gesperrt werden musste.

Streckenbezeichnung und Streckenverlauf

Die Bezeichnung „Seehäsle" lehnt sich an die Produktbezeichnung „Seehas" an, unter der das S-Bahn-ähnliche Angebot der ehemaligen Mittelthurgaubahn (heute: SBB GmbH) im Landkreis Konstanz auf der Strecke zwischen Konstanz und Engen gefahren wird, mit dem die Züge des Seehäsles nach Stockach in Radolfzell vertaktet sind. Als ursprüngliche Bezeichnung ist auch heute noch der Name Hegau-Ablachtal-Bahn verbreitet, da die Strecke durch den Hegau führt und etwa ab Schwackenreute parallel zum Fluss Ablach bis nach Mengen verläuft. Der südlichste Abschnitt von Radolfzell nach Stahringen ist identisch mit der Bodensee-Gürtelbahn von Radolfzell nach Lindau, die jedoch erheblich später als die Hegau-Ablachtal-Bahn erbaut wurde.

Geschichte

Datei:Mengen-um1900.jpg
Mengen mit Bahnhof um 1900

Die Bahnstrecke wurde von der Badischen Staatsbahn am 20. Juli 1867 als Teil einer überregionalen Fernverkehrsverbindung eingeweiht. Diese sollte die in der Planung befindliche Donautalbahn von Ulm nach Mengen weiter nach Südwesten verlängern und so eine Magistrale von Ulm an den Bodensee und in die Schweiz schaffen. Diese Funktion erfüllte die Strecke bis zum heutigen Tag jedoch nie, so dass die Strecke immer rein regionalen Charakter behielt und schließlich von der Deutschen Bundesbahn in zwei Etappen ganz stillgelegt wurde. 1972 stellte die Bundesbahn den Personenverkehr im nördlichen Abschnitt zwischen Stockach und Mengen und damit verbunden 1973 auch den Verkehr auf der Zweigstrecke von Schwackenreute nach Pfullendorf ein. Zehn Jahre später, am 25. September 1982, folgte der südliche Streckenabschnitt von Stockach nach Radolfzell. In Folge der Bahnreform und der Regionalisierung des Schienenverkehrs kam es in den 1990er Jahren zu einer Renaissance des Schienenpersonennahverkehrs, von dem auch die Hegau-Ablachtal-Bahn profitierte. Am 8. September 1996 wurde der zuletzt stillgelegte südliche Streckenabschnitt zwischen Stockach und Radolfzell reaktiviert und von der Mittelthurgaubahn betrieben. Der Landkreis Konstanz pachtete hierfür den Streckenabschnitt zwischen Stahringen und Stockach von der Deutschen Bahn und ließ diesen grundlegend sanieren. Eine Reaktivierung des nördlichen Streckenabschnitts von Stockach nach Mengen wurde ebenfalls angedacht. Ein 2004 veröffentlichtes Gutachten der Züricher Verkehrsberatungsgesellschaft SMA & Partner AG, das vornehmlich das regionale Potenzial im Gebiet zwischen Stockach und Mengen untersucht hatte, prognostizierte aber nur ein geringes Fahrgastaufkommen. Eine Gegenstudie der Münchner Agentur Vieregg-Rößler im Auftrag des Verkehrsclub Deutschland, die vor allem die Bedeutung der Strecke als Teil einer überregionalen Achse von München und Ulm nach Basel im Blick hatte, sieht hingegen den hohen Nutzen einer Streckenreaktivierung und möchte der Strecke die überregionale Bedeutung geben, für die sie im 19. Jahrhundert konzipiert und gebaut wurde. Eine Reaktivierung des nördlichen Streckenabschnitts für den Personenverkehr steht angesichts der Kürzung der Mittel für den Schienenverkehr derzeit aber nicht auf der politischen Tagesordnung. Es fand bis 2005 lediglich noch Güterverkehr von Mengen bis Krauchenwies statt, den die Hohenzollerische Landesbahn (HzL) im Auftrag von DB Railion betrieb. Seitdem ist die Strecke gesperrt.

Aktuelle Entwicklung Stockach-Radolfzell

Datei:Logo rot3.jpg
Logo der Hohenzollerischen Landesbahn, der aktuellen Betreiberin des Seehäsle-Verkehrs

Seehäsle-Stammfahrzeuge der Mittelthurgaubahn waren von der Reaktivierung des SPNV 1996 an drei Prototypen des Dieseltriebwagen-Typs GTW 2/6 des Schweizer Herstellers Stadler Rail (Bm 596 671–673). Ab 2005 wurden wegen der großen Nachfrage im Schülerverkehr zwei zusätzliche Umbau-Steuerwagen eingesetzt.

Nach Liquidation der Mittelthurgaubahn (MThB) ging der Betrieb 2003 auf die Nachfolgegesellschaft EuroThurbo über, die wiederum 2005 mit der deutschen SBB-Tochtergesellschaft SBB GmbH vereinigt wurde.

Wegen häufiger Ausfälle der eingesetzten GTW-Triebwagen kamen ab 2001 sporadisch verschiedenste Ersatzfahrzeuge zum Einsatz: U.a. eine Schienenbusgarnitur (VT 98 + VS 98) der Hochwaldbahn, Regiosprinter der Rurtalbahn und Regio-Shuttles der Hohenzollerischen Landesbahn AG (HzL). Ab Oktober 2005 mussten alle drei GTW-Triebwagen abgestellt werden: Sie wurden durch eine MAN-Schienenbusgarnitur der HzL und drei NE 81 der Bodensee-Oberschwaben-Bahn ersetzt, die bei der HzL in Immendingen gewartet wurden. Erst ab 28. August 2006 kamen zwei aufgearbeitete GTW wieder zum Einsatz.

Da die SBB GmbH diese GTW-Prototypen als dauerhaft nicht einsatzfähig bezeichnete und vom Landkreis Konstanz Geld für Ersatzfahrzeuge forderte, wurde der Vertrag mit der SBB GmbH zum Jahresende 2006 gekündigt.

Betrieb Stockach-Radolfzell

Das Ringzug-Bahnbetriebswerk der HZL, das inzwischen auch den Seehäsle-Betrieb betreut

Eine Neuausschreibung für den Übergangsbetrieb von Dezember 2006 bis Dezember 2008 konnte die Hohenzollerische Landesbahn AG für sich entscheiden. Sie setzt insgesamt vier NE 81-Triebwagen ein, am Wochenende und in den Ferien fahren moderne Regio-Shuttles. Der Verkehr wird vom HzL-Verkehrbetrieb Ringzug in Immendingen abgewickelt, wo die Triebwagen auch gewartet werden. Es wird zu den Hauptverkehrszeiten an Werktagen heute ein Halbstunden-Takt zwischen Radolfzell und Stockach angeboten. Außerhalb der Hauptverkehrszeiten und am Wochenende verkehren die Züge stündlich und am Wochenende bis nach Mitternacht, wobei in Radolzell günstige Anschlussverbindungen Richtung Konstanz bestehen.

Die Ausschreibung für den Dauerbetrieb 2008 bis 2023 wurde im November 2006 in die Wege geleitet und soll bis Sommer 2007 entschieden werden.

Literatur

  • Frank von Meißner: Neues von Seehas & Co. In: Eisenbahn-Kurier. 7/2006
  • Michael Kochems, Frank von Meißner: Regionalbahnen im Südwesten. Düsseldorf 2004.