Sizilien
Sicilia (Sizilien) | |
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Basisdaten | |
Hauptstadt: | Palermo |
Koordinaten: | Vorlage:Koordinate Text Artikel |
Gliederung: | 9 Provinzen, 392 Gemeinden |
Fläche: | 25.702,82 km² (1.) |
Einwohner: | 5.015.943 (30. Juni 2005) |
Bevölkerungsdichte: | 195 Einwohner je km² |
Website: | www.regione.sicilia.it |
ISO 3166-2: | IT-82 |
Präsident: | Salvatore Cuffaro |
Politische Karte | |
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Sizilien (ital. Sicilia, früher Trinakria) ist die größte Insel im Mittelmeer und der Name einer autonomen Region der Republik Italien, die aus dieser Insel und einigen ihr vorgelagerten kleineren Inseln gebildet wird.
Die Insel Sizilien liegt südwestlich vor der „Stiefelspitze“ der Apennin-Halbinsel, und ihr Westende ist nur 160 km von der Küste Tunesiens entfernt.
Die Region Sizilien hat eine Fläche von 25.709 km² und rund 5 Millionen Einwohner, womit sie etwas dichter besiedelt ist als das durchschnittliche Italien. Sie ist in neun Provinzen mit insgesamt 390 Gemeinden aufgeteilt. Die Hauptstadt der Region Sizilien und gleichzeitig deren größte Stadt ist Palermo. Weitere wichtige Städte sind Catania, Messina und Syrakus.
Geografie
Die Insel Sizilien hat eine in etwa dreieckige Form, der sie ihren antiken Namen Trinakria verdankt. Vor ihrer ungefähr in Ost-Westrichtung verlaufenden Nordküste liegt das Tyrrhenische Meer, vor der Ostküste das Ionische Meer. Zwischen der Südküste (oder besser Südwestküste, da sie diagonal verläuft) und der tunesischen Küste liegt die Straße von Sizilien (ital. Stretto di Sicilia). Vom italienischen Festland ist Sizilien durch die Straße von Messina (ital. Stretto di Messina) getrennt, einer Meerenge, die an der schmalsten Stelle etwa 3 km breit ist.
Die Küste der Insel erstreckt sich über eine Gesamtlänge von etwa 1.000 km. Im Norden und Osten steigt das Land steil aus dem Meer auf, Sandstrände gibt es in den zahlreichen Buchten, die die Felsküsten unterbrechen. Gegen Süden hin fällt das Land flach ab, hier gibt es größere flache Sandstrände. Vor der Nordküste liegen die äolischen oder liparischen Inseln (Isole Eolie), im Nordwesten die Insel Ustica. Die Westspitze wird von den ägadischen Inseln (Isole Egadi) gesäumt, während sich zwischen der Südküste Siziliens und der tunesischen Küste die Insel Pantelleria und die pelagischen Inseln (Isole Pelagie) befinden.

Etwa 80% der Fläche Siziliens sind Berg- oder Hügelland. Ebenere Gebiete gibt es nur im Süden und im Hinterland von Catania. Im Norden setzen die Monti Peloritani, die Monti Nebrodi und die Monti Madonie die Gebirgskette des Apennin fort. Im Südosten erheben sich die Monti Iblei, im Landesinneren die Monti Erei und die Monti Sicani. Der höchste Berg Siziliens ist der Ätna (3.345 m), der größte und aktivste Vulkan Europas. Weitere aktive Vulkane sind Stromboli und Vulcano auf den gleichnamigen Inseln, die zu der Inselgruppe der liparischen Inseln gehören. Der höchste nichtvulkanische Berg ist der Pizzo Carbonara (1979 m) in den Monti Madonie.
Der Salso als längster Fluss Siziliens entspringt mit seinem Quellfluss Imera Meridionale in den Monti Madonie. Er ergießt sich nach 144 km bei Licata in die Straße von Sizilien. Die Quelle des Simeto liegt in den Monti Nebrodi, er mündet südlich von Catania nach 113 km in das Ionische Meer. Drittlängster Fluss ist mit 77 km der Belice im Westen der Insel. Der Alcantara ist bekannt wegen seiner Schluchten, den Gole dell'Alcantara, die er durch die Lava des Ätna gegraben hat.
Der Lago di Pergusa ist der einzige natürliche See. Er ist vulkanischen Ursprungs, hat eine kreisrunde Fläche von etwa 1,8 km² und eine maximale Tiefe von etwa 12 m. Der größte der zahlreichen Stauseen heißt Lago Pozzillo (fertiggestellt 1959. Er ist etwa 4 km lang, bis zu 1,8 km breit und fasst etwa 150 Millionen m³.
Sizilien gehört zur afrikanischen und eurasischen Kontinentalplatte. Quer durch die Insel verläuft die Kontaktzone beider Platten, so dass es immer wieder zu heftigen Erdbeben und Vulkanausbrüchen kommt, unter denen vor allem der südliche Teil der Insel zu leiden hat.
Geologie
Schwefelbergbau
Bereits in der Antike wurde nördlich und östlich von Agrigent im Dreieck Sciacca-Enna-Gela Schwefel gewonnen. Während im Mittelalter Schwefel hauptsächlich zur Herstellung von Schießpulver benötigt wurde, gewann seit dem 19. Jahrhundert in den Industriestaaten die Herstellung von Schwefelsäure an Bedeutung. Um 1900 waren in Sizilien 730 Schwefelgruben in Betrieb, die meist im Tagebau betrieben wurden. Hier schufteten 38.000 Bergleute und gewannen 3,4 Millionen Fördergut, aus dem 0,54 Millionen Tonnen reinen Schwefels gewonnen wurden. Das waren immerhin 90% der gesamten Weltproduktion. Anfang des 20. Jahrhunderts setzte jedoch vor allem wegen der zunehmenden billigeren Konkurrenz aus den USA ein Rückgang der Förderung ein. Bereits 1917 war der Anteil Italiens an der Weltproduktion auf 14% gefallen, 1965 waren noch 180 Bergwerke in Betrieb, 1983 gab es nur noch 13 Bergwerke. Heute gibt es kein einziges in Betrieb befindliches Schwefelbergwerk in Sizilien mehr.
Die Schwefelvorkommen um Agrigent sind sedimentärer Entstehung. Durch starke Absenkungen bildete sich ab dem Miozän das etwa 140 km lange und etwa 80 km breite zentralsizilianische Becken, in dem bis in das Pleistozän eine 8.000 m mächtige Sedimentabfolge abgelagert wurde. Der wichtigste Teil der Beckenfüllung ist die Schwefel-Gips-Serie, die vor 7,5 bis 5 Millionen Jahren entstand, als durch die Schließung der Meeresenge von Gibraltar das Mittelmeer von den Weltmeeren abgeschnürt und das gesamte Wasser des Beckeninhaltes mehrmals eingedampft wurde.
Klima und Vegetation
Sizilien hat mediterranes Klima mit warmem Frühling und Herbst, heißem Sommer und mildem Winter. Von Juni bis September regnet es sehr selten, der regenreichste Monat ist der November. Die Temperaturen schwanken je nach Region. An der Küste sind sie milder als im Landesinneren. Im Januar beträgt die mittlere Temperatur 12 °C, im Juli sind es 27 °C. Im Sommer werden durch Windströmungen wie den Scirocco aus der Sahara Temperaturen von bis zu über 40 °C erreicht. Im Winter gibt es in den Bergregionen, zum Beispiel auf dem Ätna, Schnee und Wintersportmöglichkeiten.
Mit 3.000 unterschiedlichen Pflanzenarten ist Sizilien die vegetationsreichste Insel des Mittelmeers. Die Vegetation ist subtropisch, teilweise gedeihen sogar tropische Pflanzen wie zum Beispiel Gummibäume oder Bananen. Die ursprüngliche Vegetation wurde allerdings durch Rodungen weitgehend zerstört und an ihre Stelle ist die Macchia getreten, eine niedrige Gestrüppvegetation, die vorwiegend aus kleinen, höchstens zwei Meter hohen, dornenbewehrten, immergrünen Pflanzen besteht. Zu den wichtigsten Kulturpflanzen zählen Olivenbäume, Zitrusfrüchte, Mandelbäume und Hartweizen.
Geschichte
(An dieser Stelle soll nur ein kurzer Überblick über die Geschichte Siziliens gegeben werden, für eine ausführlichere Darstellung siehe Geschichte Siziliens.)

Die zentrale Lage Siziliens im Mittelmeer hat die wechselhafte Geschichte dieser Insel geprägt. Als Stützpunkte für Seefahrt und Handel hatten die Städte Siziliens stets eine große Bedeutung. Immer wieder haben sich deshalb neue Eroberer der Insel bemächtigt, sind geblieben und haben sich mit der bereits ansässigen Bevölkerung vermischt und ihre Spuren in der Kultur Siziliens hinterlassen. Nur selten war die Insel politisch selbständig, zumeist wurde sie von Reichen oder Staaten beherrscht, die ihr politisches Zentrum anderswo hatten.
Um das Jahr 1000 v. Chr. war Sizilien hauptsächlich von drei Völkern besiedelt, den Sikanern, den Sikulern und den Elymern. Es folgte ab etwa 800 v. Chr. eine Periode der Kolonialisierung durch Phöniker, Griechen und Karthager bzw. Punier, die ihre Siedlungen vornehmlich an der Küste errichteten. In dieser Zeit war Sizilien als Teil Großgriechenlands vor allem von der Kultur griechischer Siedler geprägt.
Während des Ersten Punischen Krieges wurde Sizilien im 3. Jahrhundert v. Chr. zur ersten Provinz des Römischen Reichs. Nach dem Untergang des Westreichs im 5. Jahrhundert wurde Sizilien zunächst von den Vandalen und Ostgoten beherrscht und kam im 6. Jahrhundert zum Byzantinischen Reich. Im 9. Jahrhundert wurde es von den Arabern erobert und war bis ins 13. Jahrhundert ein Zentrum des Islam in Italien und der arabisch-byzantinisch-normannischen Kunst.

Eine Blütezeit erlebte Sizilien, nachdem es im 11. Jahrhundert von den Normannen erobert worden war und zu einem eigenständigen Königreich wurde. Die Symbiose aus byzantinischen, arabischen und normannischen Traditionen brachte viele bedeutende Kunstwerke hervor. Auch unter den Staufern, die auf die Normannenkönige folgten, dauerte diese Blüte noch an.
Danach geriet Sizilien wieder unter die Kontrolle ausländischer Mächte. Aragon, Spanien, Savoyen und Österreich folgten aufeinander. Unter den spanischen Bourbonen kam Sizilien zum Königreich Neapel, das nach dem Wiener Kongress zum Königreich beider Sizilien wurde und Sizilien und Unteritalien umfasste, wobei die Hauptstadt jedoch Neapel blieb.
Mit der Vereinigung Italiens, die mit Garibaldis Invasion in Sizilien begann, kam auch Sizilien 1861 zu dem neuen Königreich Italien. Auch heute noch gehört Sizilien politisch zu Italien. Seit 1946 hat es den Status einer autonomen Region mit umfassenden Selbstverwaltungsrechten.
Bevölkerung
Mit einer Bevölkerungsdichte von 195 Einwohnern je km² liegt Sizilien etwas über dem italienischen Durchschnitt. Vor allem die Küstengebiete sind dicht besiedelt, mehr als ein Drittel der Einwohner leben in den Städten Palermo, Catania, Messina, Syrakus und Trapani. Im Inselinneren sind oft weite Strecken menschenleer. Etwa zwei Millionen Sizilianer leben im Ausland.
95% der Bevölkerung gehören der römisch-katholischen Kirche an, wobei die Marienverehrung im Vordergrund steht. Die Mehrheit der Bevölkerung spricht die sizilianische Variante des Italienischen, welche oft auch als eigene Sprache angesehen wird.
In der Nähe Palermos gibt es einige Orte mit albanisch-stämmiger Bevölkerung, die sich Arbëresh nennt und eigene Traditionen wahrt. Eine weitere Gruppe bilden über 50.000 Arbeiter aus Nordafrika, vor allem aus Tunesien.
Berühmte Sizilianer sind u.a. der Gelehrte Archimedes, der Komponist Vincenzo Bellini, die Schriftsteller Luigi Pirandello, Leonardo Sciascia und Andrea Camilleri, die Mafiagegner Giovanni Falcone und Paolo Borsellino, der Regisseur Giuseppe Tornatore und der Fußballspieler Salvatore Schillaci. Weitere bekannte Personen Siziliens sind in der Liste bekannter Sizilianer aufgeführt.
Politik

Sitz des sizilianischen Parlaments ist Palermo, derzeitiger Präsident ist seit 29. Mai 2006 Salvatore Cuffaro. Verwaltungstechnisch ist Sizilien in neun Provinzen gegliedert, die wiederum in Gemeinden unterteilt sind. Flächengrößte Provinz ist die Provinz Palermo. Die am dichtest besiedelte Provinz ist die Provinz Catania. Mit etwa 300 Einwohnern je km² liegt sie deutlich über dem Inseldurchschnitt von 195 Einwohnern je km². Weitere Provinzen sind Agrigent, Caltanissetta, Enna, Messina, Ragusa, Syrakus und Trapani.
Ein Problem Siziliens ist die organisierte Kriminalität durch die Mafia. Besonders in den 60er und 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts eskalierte die Gewalt. In Großstädten wie Palermo und Catania lähmte eine Welle von Ermordungen im Auftrag der Mafia das öffentliche Leben. Große Erfolge im Kampf gegen die Organisation wurden ab 1984 mit der Festnahme Tommaso Buscettas erreicht. In den folgenden Jahren kam es durch die Aussagen Buscettas zu zahlreichen weiteren Festnahmen und Prozessen, die vor allem den Ermittlungen des Juristen Giovanni Falcone und des Richters Paolo Borsellino zu verdanken sind.
Als Falcone und Borsellino 1992 von Mitgliedern der Mafia ermordet wurden, schlug die lähmende Angst der Bevölkerung um in offenen Widerstand. Es entwickelte sich eine politische Aufbruchstimmung, deren treibende Kraft Leoluca Orlando, damaliger Bürgermeister von Palermo, war. Auch auf Grund der wachsenden Zivilcourage gelang es 1993 Salvatore Riina und 2006 Bernardo Provenzano, beide führende Männer innerhalb der sizilianischen Mafia, festzunehmen.
Wirtschaft

Haupterwerbsquelle der Sizilianer ist der Dienstleistungssektor, 65% der Arbeitsplätze fallen in diesen Bereich. Hierzu trägt auch der wachsende Tourismus bei. Daneben bietet das milde Klima günstige Bedingungen für die Landwirtschaft, die eine stärkere Rolle als in Norditalien spielt. Der industrielle Sektor ist hingegen von vergleichsweise geringer Bedeutung.
Im hügeligen, wasserarmen Landesinneren wird extensive Landwirtschaft in Form von Weidewirtschaft, Weizen- und Bohnenanbau betrieben. An der Küste können durch die dort besser gewährleistete Bewässerung Zitrusfrüchte, Weinreben, Mandeln, Oliven und sogar Baumwolle angebaut werden. Sizilien erwirtschaftet 70% der gesamtitalienischen Erträge an Zitrusfrüchten, 60% der Mandelernte und 25% der Weintraubenernte. Die Herstellung von Wein und Olivenöl ist ein weiterer wichtiger Wirtschaftszweig.
Sizilien besitzt die größte Fischereiflotte Italiens. Die von hier aus betriebene Küsten- und Hochseefischerei, die sich besonders auf den Fang von Thunfisch, Schwertfisch, Sardinen und Sardellen spezialisiert hat, erwirtschaftet 31% des gesamtitalienischen Fischfangs und 70% des Fangs von Krustentieren.
Auch die Förderung von Stein- und Kalisalzen sowie von Marmor spielen eine wirtschaftliche Rolle. Der einst wichtige Schwefelbergbau, in dem Sizilien zu Beginn des 20. Jahrhunderts weltweit führend war, ist um 1980 vollständig zum Stillstand gekommen.
Neben diesen Zweigen des primären Wirtschaftssektors gibt es petrochemische Industriebetriebe in der Nähe von Catania, Syrakus, Ragusa und Gela. In Catania sind einige Hochtechnologieunternehmen vertreten, so z.B. der Elektronikkonzern STMicroelectronics, der 4.600 Mitarbeiter im Bereich Forschung und Produktion beschäftigt.
Aktuell leidet Sizilien unter Strukturproblemen wie z.B. der hohen Arbeitslosigkeit von 24 %, der im Inselinneren noch mangelnden Verkehrsinfrastruktur und des international tätigen Verbrechertums wie der Mafia. Im Rahmen des Strukturfonds unterstützte die Europäische Union von 2000 bis 2006 Sizilien mit über 7,5 Millionen Euro. Sizilien gehört wie der gesamte Mezzogiorno zu den so genannten Ziel-1-Regionen, die weniger als 75% des durchschnittlichen BIPs der EU aufweisen (2003: 73,1%.[1]) und daher besonders gefördert werden, um wirtschaftliche und soziale Nachteile zu mindern.
Verkehr
Auf Sizilien gibt es mehrere Autobahnen, die die größten Städte der Insel verbinden. Diese sind:
- die A18 (Messina-Catania-Syrakus),
- die A19 (Palermo-Caltanissetta-Enna-Catania),
- die A20 (Messina-Cefalù-Palermo) sowie
- die A29 (Palermo-Mazara del Vallo) mit ihrer Abzweigung (nach Trapani).
Daneben haben die Staatsstraßen SS113, SS114 und SS115 eine überaus große Bedeutung, da sie die Insel entlang der Küste komplett umrunden und vorerst wichtige, noch fehlende Autobahn-Verbindungen im Süden ersetzen.

Von Palermo aus gibt es Bahnverbindungen der Trenitalia nach Messina, Agrigent und Trapani, von Messina aus nach Catania, Syrakus und Agrigent. Die Ferrovia Circumetnea, eine regionale Nahverkehrsgesellschaft, betreibt eine Schmalspurbahn, die von Catania aus um den Ätna fährt.
Mit dem Festland ist Sizilien über Fähren verbunden, die die Häfen von Palermo und Messina anlaufen. Nach jahrzehntelanger Diskussion sollte eine Brücke über die Straße von Messina eine Landverbindung zur Apennin-Halbinsel herstellen. Im Oktober 2006 beschloss die italienische Abgeordnetenkammer jedoch, die Durchführung des Projekts auszusetzen.
Es gibt zwei internationale Flughäfen, den Flughafen Palermo und den Flughafen Fontanarossa in Catania. Der Militärflugplatz in Trapani ist mit Einschränkungen auch für den zivilen Luftverkehr geöffnet. Von hier aus besteht die Möglichkeit, die Inseln Lampedusa und Pantelleria anzufliegen.
Bildung
Das Schulsystem in Italien ist, den Pflichtschulbereich betreffend, für alle Regionen einheitlich. Die berufliche Ausbildung fällt in den Kompetenzbereich der einzelnen Regionen. Unter den vier Universitäten Siziliens ist die Universität Catania die älterste und größte. Sie wurde im Jahr 1434 gegründet, aktuell (2006) sind über 66.000 Studenten eingeschrieben. Weitere Universitäten befinden sich in Messina, Palermo und Enna.
Kultur
Architektur

Siziliens bedeutendste Bauwerke stammen aus der Antike, der Zeit der Normannen und Staufer und des Barocks.
Griechische Tempelanlagen sind auf Sizilien heute häufiger zu finden als in Griechenland selbst. Beeindruckende Beispiele hierfür sind die Tempel in Selinunt, in Segesta und vor allem die Archäologischen Stätten von Agrigent. Nennenswerte Amphitheater aus griechischer und römischer Zeit befinden sich in Syrakus, Taormina und Tindari. Glanzstück der Spätantike ist die Villa Romana del Casale mit ihren römischen Mosaiken nahe der Stadt Piazza Armerina.
Die unter arabischer Herrschaft errichteten Bauten wurden größtenteils von den Normannen umgebaut und es entwickelte sich der für Sizilien typische arabisch-byzantinisch-normannische Baustil mit Kuppelbauten wie der Kirche San Giovanni degli Eremiti in Palermo und mit dekorativen Mosaiken wie zum Beispiel bei den Kathedralen von Monreale und Cefalu. Friedrich II. hinterließ zahlreiche Festungsbauten wie das Castello Ursino in Catania oder die Kastelle von Syrakus und Enna.
Durch ein verheerendes Erdbeben 1693 wurden die südöstlichen Teile Siziliens weitgehend zerstört und ganze Städte wie Noto, Modica, Ragusa oder Catania im Stil des Barocks wiederaufgebaut. Zu den bedeutendsten zählen die Barockstädte des Val di Noto, die in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen wurden. Architekten, die wesentlich zum Wiederaufbau beitrugen, waren Rosario Gagliardi und Giovanni Battista Vaccarini.
Bildende Kunst

Einer der wichtigsten sizilianischen Bildhauer war Antonello Gagini. Er schuf religiöse Figuren im Stil der Renaissance, zum Beispiel für die Kathedrale von Palermo und die Kathedrale von Messina. Hier sind auch Skulpturen des Bildhauers Rinaldo Bonanno zu sehen.
Weit über die Grenzen Siziliens hinaus bekannt wurde der Maler Antonello da Messina. Er trug entscheidend zur Verbreitung der Ölmalerei in Italien bei und seine Werke werden heute in Museen in ganz Europa ausgestellt.
Zu seinen Nachfolgern zählten die Renaissancemaler Antonello de Saliba, Pietro de Saliba und Antonio Giuffrè , deren Gemälde heute vorwiegend in Kirchen und Museen in Messina ausgestellt werden. Auch die Hauptwerke Colijn de Coters und Girolamo Alibrandis, einem Schüler Leonardo da Vincis, befinden sich in Messina.
Ein bedeutender Maler des 17. Jahrhunderts war Pietro Novelli. Ihm folgten Nicola van Houbraken und Giovanni Tuccari, der wichtigste Vertreter der sizilianischen Barockmalerei. Im 20. Jahrhundert erlangte Renato Guttuso, ein Maler des Realismus, internationalen Ruhm.
Literatur
Im Bereich der Literatur hat Sizilien angefangen bei Stesichoros, einem Dichter um 600 v. Chr. über die Sizilianische Dichterschule und Giacomo da Lentini im 13. Jahrhundert n. Chr. auch in neuerer Zeit namhafte Schriftsteller hervorgebracht.
Ende des 19. Jahrhunderts schuf Giovanni Verga mit seiner Cavalleria rusticana die Vorlage für die gleichnamige Oper. Weitere Werke wurden verfilmt. Luigi Pirandello, der bekannteste sizilianische Dramatiker, erhielt für sein Werk im Jahr 1934 den Nobelpreis für Literatur. Auch der Roman Il Gattopardo von Giuseppe Tomasi di Lampedusa, der den Untergang des sizilianischen Adels schildert, wurde unter dem gleichen Titel erfolgreich verfilmt. Einen weiteren Nobelpreis erhielt der Lyriker Salvatore Quasimodo im Jahr 1959. Leonardo Sciascias Romane beschreiben auf unterhaltsame, aber auch kritische Weise das Leben auf Sizilien und Andrea Camilleri gibt gegenwärtig durch seine Kriminalromane auch im Ausland Einblick in die Sprache und in die Küche Siziliens. In jüngster Vergangenheit erreichte Lara Cardellas Roman Volevo i pantaloni (deutscher Titel:Ich wollte Hosen) die Bestsellerlisten.
Film
Sowohl Literatur als auch Landschaft und Leben auf Sizilien inspirierten zu einer Reihe international erfolgreicher Filme.
Luchino Visconti drehte 1948 nach der Romanvorlage I Malavoglia von Giovanni Verga den Film Die Erde bebt. Er zeigt die Geschichte eines verarmten Fischerdorfes nahe Catania. Ebenfalls unter der Regie Luchino Viscontis entstand 1963 Der Leopard nach dem gleichnamigen Roman von Giuseppe Tomasi di Lampedusa. Der Film schildert den Untergang des sizilianischen Adels und wurde mit der Goldenen Palme ausgezeichnet.
Begeistert von der Landschaft der Liparischen Inseln drehte Roberto Rossellini im Jahr 1949 den Film Stromboli. Auch der Film Chaos der Brüder Taviani, der 1984 erschien und sich an den auf den Werken Luigi Pirandellos orientiert, sowie Der Postmann von Michael Radford aus dem Jahr 1994 wurden auf den Liparischen Inseln aufgenommen. Auf der Pelagischen Insel Lampedusa entstand 2002 der Film Respiro. Er stellt das Leben und die Traditionen der Inselbewohner dar und wurde mit dem Europäischen Filmpreis und dem César prämiert.
Einer der ersten Mafiafilme mit dem Titel Salvatore Giuliano entstand 1961 unter der Regie von Francesco Rosi. Zu den erfolgreichsten Filmen über die Mafia zählt die Trilogie Der Pate von Francis Ford Coppola. Eine Reihe von Szenen wurden auf Sizilien in Savoca gedreht. Die Filme über das Leben eines fiktiven Mafiaclans aus Corleone entstanden zwischen 1972 und 1990 und wurden mit zwei Oscars ausgezeichnet.
Der Film Cinema Paradiso von Giuseppe Tornatore aus dem Jahr 1989 beinhaltet das Leben eines kleinen sizilianischen Dorfes, seines Kinos und die ersten Tage des Tonfilms. Der Film erhielt 1989 in Cannes den großen Preis der Jury. Im gleichen Jahr wurde er mit dem Europäischen Filmpreis, ein Jahr später mit dem Oscar für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet.
Musik

Im Bereich der klassischen Musik sind zwei für die Musikgeschichte bedeutsame Komponisten aus Sizilien zu nennen. Der Palermitaner Alessandro Scarlatti schuf für seine zahlreichen Opern eine neue Form der Einleitung, die Sinfonia. Diese Form wurde bald verbindlich für andere Opernkomponisten und führte schließlich zur Entwicklung der klassischen Sinfonie. Der Catanese Vincenzo Bellini erreichte mit seinen Opern Weltruhm. Zu seinen herausragenden Werken gehören La Sonnambula, Norma und I Puritani.
Auch die Volksmusik ist wichtiger Bestandteil der sizilianischen Kultur. Der reiche Schatz an alten Volksliedern ist bis heute lebendig. Begleitet werden die Lieder von einfachen Instrumenten wie der marranzanu, der Maultrommel, dem tambureddu, einem Tamburin, der friscalettu, einer kleinen aus Bambus oder Schilf gefertigten Flöte und der ciaramedda, einer Art Dudelsack. Weitere Begleitinstrumente können auch Gitarre, Mandoline oder Akkordeon sein. Eine der bekanntesten Interpretinnen alter Volkslieder war Rosa Balistreri. Beliebtester Volkstanz auf traditionellen Festen ist die Tarantella.
Brauchtum

Neben den Volksliedern gibt es eine Reihe weiterer Traditionen, die bis heute gepflegt werden. In vielen größeren Orten findet jährlich ein Festival der Sizilianischen Karren statt, auf dem die kunstvoll bemalten Wägen von Eseln durch den Ort gezogen werden. Das Sizilianische Marionettentheater, ein Puppenspiel mit aufwendig gestalteten Marionetten, wird nach wie vor gerne besucht und wurde 2001 von der UNESCO in die Liste der Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit aufgenommen.
Auch traditionelle Kirchenfesttage spielen auf Sizilien eine wichtige Rolle. Zu den Höhepunkten im Kirchenjahr zählen bei der überwiegend römisch-katholischen Bevölkerung die Karfreitagsprozessionen. Vor allem Marsala, Enna und Trapani sind bekannt für die beeindruckenden Prozessionen, bei denen eine ganze Nacht lang lebensgroße Heiligenfiguren durch die geschmückten Straßen der Stadt getragen werden.
Ähnliche Umzüge finden zu Ehren der jeweiligen Schutzheiligen statt. Die wichtigsten Feierlichkeiten dieser Art sind das Fest der Heiligen Rosalia in Palermo, der Heiligen Agata in Catania und der Heiligen Lucia in Syrakus.
Sowohl zu Kirchenfesttagen als auch zu Familienfeiern werden eine Vielzahl an Dolci, an Torten, Gebäck und Süßigkeiten hergestellt. Dieser Jahrhunderte alte Brauch ist wesentlicher Bestandteil der typisch sizilianischen Küche.
Sport
Wie überall in Italien ist auch auf Sizilien der Fußball die beliebteste Sportart. Lange Zeit waren die sizilianischen Mannschaften jedoch nicht in der Serie A vertreten. Nach den Aufstiegen von US Palermo und FC Messina schaffte es auch Catania Calcio als dritte sizilianische Mannschaft in die höchste Liga.
Neben Fußball werden viele andere Sportarten betrieben, teilweise auch im professionellen Bereich. Beispiele für hochklassige Vereine sind der Basketballclub Upea Capo d'Orlando, der in mehreren Sportarten vertretene CUS Catania, die Wasserballvereine Canottieri Ortiga (Syrakus) und Nuoto Catania sowie der Verein Orizzonte Geymonat Catania, der einer der erfolgreichsten italienischen Vereine im Damenwasserball mit 15 gewonnenen Meisterschaften und 7 europäischen Pokalen ist.
Auf den Bergstraßen im Inselinneren wird jährlich die Targa Florio, eine Rallye, veranstaltet, die im Jubiläumsjahr 2006 zum 90sten Mal stattfand. Eine Besonderheit stellen die Skipisten auf dem Vulkan Ätna dar, die es ermöglichen, in einer der sonnigsten Regionen Europas alpinen Skisport zu betreiben.
Naturschutz

Durch die jahrhundertelange Rodung der Wälder und den Ausbau der landwirtschaftlichen Nutzflächen blieb für die ursprüngliche Fauna und Flora Siziliens immer weniger ungestörter Lebensraum. Die einheimischen Tierarten wurden durch intensive Jagd nahezu ausgerottet. Aus diesem Grund entstanden in den letzten 25 Jahren drei große Regionalparks und mehr als 40 kleinere Naturreservate.
Das erste Naturschutzgebiet Riserva Naturale dello Zingaro wurde 1981 im Nordwesten eingerichtet. Als erster Regionalpark wurde 1987 auf dem Ätna der Parco dell'Etna mit einer Größe von knapp 60.000 ha geschaffen. Hier leben jetzt unter anderem wieder Wölfe, Füchse, Rotwild, Stachelschweine und an die 70 Vogelarten. Dem Parco dell'Etna folgten 1989 der Parco delle Madonie und 1993 der Parco dei Nebrodi. Dieser ist mit 86.000 ha einer der größten Naturschutzparks Europas. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts stehen 227.000 ha, das sind knapp 9% der Fläche Siziliens, unter Naturschutz.
Literatur

- Brigit Carnabuci, Sizilien - Kunstreiseführer, DuMont Buchverlag, Köln 1998, ISBN 3-7701-4385-X
- Moses I. Finley, Christopher Duggan, Geschichte Siziliens und der Sizilianer, München: C.H.Beck 2006, ISBN 3406541305
- Eva Gründel, Heinz Tomek, Sizilien, DuMont Buchverlag, Köln, 5.Auflage 2001, ISBN 3-7701-3476-1
- Polyglott APA Guide Sizilien, Langenscheidt KG, Berlin und München 2005, ISBN 3-8268-1919-5
- Ralf Nestmeyer, Sizilien. Ein literarisches Landschaftsbild, Insel Verlag, Frankfurt am Main 2000. ISBN 3-458-34337-7
- Daniela Schetar und Friedrich Köthe, Sizilien,Egadische, Pelagische & Liparische Inseln, Reise-Know-How-Verlag Peter Rump, Bielefeld 2005, ISBN 3-8317-1352-9
Weblinks
- offizielle Webseite auf Italienisch mit Sonderseiten Sizilien für den Touristen auf Deutsch
- Auszüge aus Goethes "Italienischer Reise“ zu einem Besuch auf Sizilien
- Online-Bildband Sizilien
- Sizilien - Kunst und Kultur
- Sizilien - Photo und Kultur