Metropolis (Film)
Film | |
Titel | Metropolis |
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Produktionsland | Deutschland |
Originalsprache | Deutsch |
Erscheinungsjahre | 1927 |
Länge | 149 Minuten |
Stab | |
Regie | Fritz Lang |
Drehbuch | Fritz Lang, Thea von Harbou |
Produktion | Erich Pommer |
Musik | Gottfried Huppertz |
Kamera | Karl Freund, Günther Rittau, Walter Ruttmann |
Schnitt | Fritz Lang |
Besetzung | |
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Metropolis ist einer der bekanntesten Science-Fiction-Filme der Filmgeschichte und zugleich einer der visuell einflussreichsten Stummfilme. Die Uraufführung des Films fand am 10. Januar 1927 in Berlin statt. Metropolis wurde damals jedoch kein kommerzieller Erfolg. Seine filmhistorische Bedeutung ergab sich erst in späteren Jahrzehnten. Durch Produktionskosten von damals 5 Millionen Reichsmark ruinierte der bis dahin teuerste Film der deutschen Filmgeschichte vorübergehend die Ufa.
Handlung
In einer überdimensionierten und technisch entfesselten Stadt namens Metropolis leben die einzelnen Gesellschaftsschichten voneinander völlig getrennt. Die Oberschicht genießt paradiesische Lebensverhältnisse und gibt sich in einem „Yoshiwara“ genannten Amüsierviertel rauschhaften Vergnügungen hin, während die gewöhnlichen Arbeiter im Untergrund der Stadt hausen und in Zehnstundenschichten an überdimensionalen Maschinen schuften müssen. Das Hirn von Metropolis ist Joh Fredersen, der aus seiner Steuerungszentrale im „Neuen Turm Babel“ die Stadt steuert und überwacht. Sein Sohn Freder Fredersen trifft eines Tages auf die Arbeiter-Aktivistin Maria und verliebt sich in sie. Maria verkündet den Arbeitern in konspirativen, gottesdienstgleichen Sitzungen in den Katakomben der Stadt die baldige Ankunft eines „Mittlers“, der eine Brücke zwischen Hirn (Führungsschicht von Metropolis) und Händen (Arbeiterschaft) bauen wird.
Joh Fredersen sieht durch den Einfluss Marias auf die Arbeiter die Gefahr einer Revolte und weist den Roboter-Erfinder Rotwang an, einem Maschinen-Menschen das Antlitz Marias zu geben, damit dieser die Arbeiter beeinflusse. Rotwang will sich allerdings an Joh Fredersen rächen, weil dieser ihm seine große Liebe Hel (Freders Mutter) genommen hat. Er bringt deshalb die Maschinen-Maria dazu, die Arbeiter zu einer Revolte aufzuhetzen. Der Mob stürmt die unterirdischen Fabriken und zerstört dabei auch die für Metropolis lebenswichtige Herz-Maschine, woraufhin die Wohnquartiere der Arbeiter im Untergrund der Stadt überflutet werden. Der echten Maria gelingt es aber, zusammen mit Freder Fredersen und dem von Fredersen senior entlassenen Josaphat die Kinder der Arbeiter vor dem Ertrinken zu retten.
Grot, dem Werkmeister der Herz-Maschine, gelingt es, die revoltierenden Arbeiter zur Besinnung zu bringen. Sie erkennen die ausgelöste Katastrophe und wähnen ihre Kinder ertrunken. Nun wendet sich die Wut gegen die vermeintliche Anstifterin Maria. Der Maschinen-Mensch mit Marias Gestalt wird eingefangen und auf einem Scheiterhaufen verbrannt. Zeitgleich wird die echte Maria von Rotwang gejagt, der wahnsinnig geworden ist und in Maria seine Hel vor sich sieht. Freder Fredersen rettet Maria und liefert sich einen finalen Kampf mit Rotwang auf dem Dach der Kathedrale.
Unter dem Motto „Der Mittler zwischen Hirn und Händen muss das Herz sein“ versöhnen sich der Fabrikant Joh Fredersen und die Arbeiterschaft durch Freders Hilfe .
Hintergrund
Der vom 22. Mai 1925 bis 30. Oktober 1926 von dem Österreicher Fritz Lang mit einem großen Aufwand an Technik und Darstellern verfilmte Stoff legt mehr Wert auf ästhetische Aspekte und die bildliche Inszenierung als auf die Handlung. Metropolis wird durch einen großen Aufwand an Statisten, Kulissen und durch eine beeindruckende Tricktechnik perfekt inszeniert. Neben der dystopischen Riesenstadt mit ihren Sklavenarbeitern wurden in Metropolis erstmals im Kino Roboter und Flugautos gezeigt. Die zwischen den Hochhäusern dahinströmenden Fahrzeuge wurden mittels Stop-Motion-Technik in Bewegung gebracht. Entwurf und Gestaltung der Bauten für die utopische Filmstadt erfolgte durch die Filmarchitekten Otto Hunte, Erich Kettelhut, Karl Vollbrecht und Walter Schultze-Mittendorf (Maschinenmensch und Skulpturen).
Im Gegensatz zu der hervorragenden handwerklichen Filmarbeit geriet die Handlung nach dem Drehbuch von Thea von Harbou relativ kitschig und naiv. Trotz vernichtender Premierenkritik gilt Metropolis heute als ein Klassiker der expressionistischen Filmkunst.
Trotz allen künstlerischen Lobes ist der Umgang von Lang mit den Komparsen des Films kritisiert worden, die sich zum überwiegenden Teil aus Arbeitslosen rekrutierten. Lang soll sich während der Dreharbeiten zum Teil unverschämte bis menschenunwürdige Forderungen erlaubt haben. So hat die Massenszene der überfluteten Stadt, die im Film ca. 10 Minuten einnimmt, über 6 Wochen Drehzeit in Anspruch genommen, in der Lang die Statisten wieder und wieder ins eiskalte Wasser jagte.
Rezeption und Kritik – zeitgenössische Zitate
Metropolis war trotz der späteren filmhistorischen Bedeutung des Films ein kommerzieller Fehlschlag. Auch die Premierenkritik fiel überwiegend negativ aus. Zwar wurden die filmischen Effekte und der technische Aufwand gelobt. Das Drehbuch von Thea von Harbou fand aber keinen Anklang.
„Thea von Harbou erfindet eine unmögliche Personenhandlung, die in den Motiven überstopft wird. (…) Immer wird mit Gefühlsphrasen gearbeitet. Schrecklich. Ein sachliches Thema grausam verkitscht. Effekte, nicht weil Weltanschauungen zu Explosionen drängen, sondern weil der Film seine Tricks will. Der Schluß, die tränenreiche Versöhnung von Arbeitgeber und Arbeitnehmer -- entsetzlich.“ (Berliner Börsen-Courier, 11. Januar 1927, Nachtausgabe)
„Dem Regisseur schwebte scheinbar ein utopischer Film vor, der Tendenzen der Wirklichkeit enthalten sollte. Für jeden etwas: Der Bourgeoisie die ,Metropolis‘, für die Arbeiter den Sturm auf die Maschinen, für die Sozialdemokraten die Arbeitsgemeinschaft, für die Christlichen das ,Goldene Herz‘ und den Heilandsspuk. (…) Abgesehen von dem kitschigen Inhalt ist die filmtechnische Leistung zweifelsohne hervorragend und in ihrer Art bisher unerreicht. Die Illusion der Wolkenkratzerstadt, die Darstellung der Maschinenunterwelt, die ,Geburt‘ der Menschenmaschine, die Ueberschwemmung sowie einige der Massenszenen sind ausgezeichnet.“ (Die Rote Fahne, 12. Januar 1927)
Rekonstruktionen
Metropolis war ursprünglich ca. 210 Minuten lang. Man geht davon aus, dass ungefähr ein Viertel der ursprünglichen Premierenlänge durch Umschneidungen und Kürzungen verloren gegangen ist. Die bisher werkgetreueste und längste Rekonstruktion (die als Ergebnis einer aufwändigen Suche Fragmentfunde aus der ganzen Welt enthält) wurde im Februar 2001 von der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung in restaurierter Bild- und Tonqualität veröffentlicht und hat eine Gesamtlaufzeit von 147 Minuten. Ebenso wurden anhand der wiedergefundenen Partituren der Originalmusik fehlende Szenen durch Standbilder und Texttafeln ersetzt, um den in früheren Fassungen entstellten Sinn der Handlung wiederherzustellen. Ebenso war es möglich, die originale Schnittfolge und die Original-Filmmusik zu rekonstruieren.
Die von der Alpha-Omega digital GmbH rekonstruierte Fassung der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung ist von der UNESCO zum Weltdokumentenerbe erklärt worden (nicht zu verwechseln mit Weltkulturerbe).
Bearbeitungen
Große Verbreitung fand die Version des Films, die vom Musiker Giorgio Moroder 1984 hergestellt wurde. Er machte aus dem Stummfilm einen monumentalen Videoclip mit Popmusik (u.a. von Freddie Mercury), eingefärbtem Bild und Beschleunigung des Schnitts, die „nur“ 87 Minuten dauerte. Der Film wurde gewissermaßen zum reinen Bilderbogen reduziert.
Diese Fassung hatte großen Einfluss auf die beginnende Videoclip-Ära; als Beispiele seien Clips von Queen (Radio Ga Ga, 1984) und Madonna genannt, die direkt daraus zitieren.
Der amerikanische Komponist Joe Brooks, (Oscar-Preisträger 1977 für die Filmmusik „You Light Up My Life“), bearbeitete zusammen mit Dusty Hughes Metropolis als Musical. Dieses wurde 1989 im Piccadilly Theatre in London uraufgeführt.
Im Jahr 2000 veröffentlichte der US-Amerikaner Jeff Mills bei der Plattenfirma Tresor Records eine Techno-Version des Soundtracks. Jeff Mills gilt als einer der bekanntesten Techno-Produzenten.
Sonstiges
Im November 2005 wurde das vom Grafiker Heinz Schulz-Neudamm gezeichnete Metropolis-Filmplakat in London für 398.000 Pfund Sterling (ca. 600.000 Euro) verkauft, der höchste bis dato gezahlte Preis für ein solches Poster.
Für die Dreharbeiten kaufte die Ufa den bankrotten Rumpler-Werken die Restbestände des legendären futuristischen Tropfenwagens als Requisiten ab. Die Fahrzeuge sind gegen Ende des Films in einer Straßenszene zu sehen und wurden in der finalen Szene zerstört – sie dienten als Sockel des Scheiterhaufens, auf dem der Maschinen-Mensch verbrannt wird.
Der kurz vor dem Ende stehende dramatische Kampf Freder – Rotwang im Dach der Kirche und auf dem Turm wurde 1989 von Tim Burton in Batman fast 1:1 kopiert (Joker – Batman).
Auszeichnungen
- 2003 - DVD Champion in der Kategorie Special Edition für die Transit Classics Deluxe Edition
Literatur
- Thomas Elsaesser: Metropolis – Der Filmklassiker von Fritz Lang, Europa Verlag, Hamburg 2000, ISBN 3-203-84118-5
- Enno Patalas: Metropolis in/aus Trümmern – Eine Filmgeschichte, Bertz + Fischer Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-929470-19-5
- Thea von Harbou: Metropolis – Der Roman zu Fritz Langs Film, Ullstein, Frankfurt/M., Berlin, Wien, 1978, ISBN 3-548-03394-6
- Fred Gehler, Ullrich Kasten: Fritz Lang – Die Stimme von Metropolis, Henschel, Berlin 1990, ISBN 3-362-00522-5
- Guntram Geser: Fritz Lang, Metropolis und Die Frau im Mond, Zukunftsfilm und Zukunftstechnik in der Stabilisierungszeit der Weimarer Republik, Corian-Verlag, Meitingen 1999, ISBN 3-89048-310-0
- Ilona Brennicke, Joe Hembus: Klassiker des deutschen Stummfilms. 1910–1930, Citadel-Filmbücher, Goldmann, München 1983, ISBN 3-442-10212-X
Weblinks
- Zeitgenössische Filmkritik/Reviews
- Offizielle Seite der Restaurierung
- Metropolis – Porträt des Films und der Mitwirkenden vor und hinter der Kamera
- Vorlage:IMDb Titel
- Metropolis in der OFDb
- detailreiche Rezension von Dr. Michael Drewniok zu Thomas Elsaessers Metropolis. Der Filmklassiker von Fritz Lang (Europa, Mai 2002)
- filmportal.de mit zahlreichen Materialien (Zeichnungen, Entwürfen, Komposition), Kritiken etc.
- Alpha-Omega (war an der Rekonstruktion beteiligt)
- Informationen der Friedrich-Wilhelm-Murnau Stiftung