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Mittenwaldbahn

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Mittenwaldbahn
Geografische Daten
Land Österreich, Deutschland
Bundesland Tirol, Bayern
Eisenbahnstrecke Innsbruck HbfGarmisch-Partenkirchen
Streckendaten
Kursbuchstrecke (DB):960
Streckenlänge:63,7 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Stromsystem:15 kV / 16,7 Hz ~
Maximale Neigung: 36,4 
Minimaler Radius:200 m
Art der Bahn Hauptbahn
Ausbau eingleisig
Betreiber ÖBB, DB
Strecke
Unterinntalbahn von Wörgl Hbf, Kufstein
Bahnhof
−0,4 Innsbruck Hbf 582 m ü. A.
Abzweig nach links
Brennerbahn nach Bolzano/Bozen
Bahnhof
{{BSkm|1,3|0,0}} Innsbruck Westbf
Abzweig nach links
Arlbergbahn nach Bludenz
0,8 Inn-Viadukt Länge 230,5 m Stahl/Stein
1,2 Innbrücke Länge 108,4 m Stahl
Haltepunkt / Haltestelle
1,8 Innsbruck-Hötting
2,1 Brücke über die B171 Länge 38 m Stahl
Haltepunkt / Haltestelle
3,7 Allerheiligenhöfe 631 m ü. A.
Tunnel
5,0 Kerschbach-Tunnel Länge 214 m
Tunnel
5,6 Kranebitten-Tunnel Länge 35 m
Haltepunkt / Haltestelle
5,7 Kranebitten 697 m ü. A.
5,8 Klammbach-Brücke Länge 34 m Beton
Tunnel
7,2 Lawinenschutzdach Länge 66 m
Haltepunkt / Haltestelle
7,2 Martinswand
Tunnel
7,4 Hechenberg-Tunnel Länge 26 m
7,9 Meilbrunnen-Brücke Länge 15 m Beton
8,5 Finstertal-Viadukt Länge 54 m Beton
Tunnel
8,9 Tunnel An der Wand I Länge 109 m
Tunnel
9,1 Tunnel An der Wand II Länge 202 m
Tunnel
9,3 Steinschlag-Schutzdach Länge 228 m
Tunnel
9,5 Martinswand-Tunnel Länge 1810 m
Tunnel
11,5 Ehnbach-Tunnel Länge 347 m
Tunnel
11,9 Brunntal-Tunnel Länge 99 m
Haltepunkt / Haltestelle
12,7 Hochzirl 922 m ü. A.
Tunnel
13,1 Vorberg-Tunnel I Länge 148 m
Tunnel
13,3 Vorberg-Tunnel II Länge 98 m
Tunnel
13,5 Vorberg-Tunnel III Länge 47 m
13,7 Vorberg-Viadukt Länge 117 m Beton
Tunnel
14,0 Vorberg-Tunnel IV Länge 44 m
Tunnel
14,2 Schlossbach-Tunnel Länge 722 m
14,9 Schlossbach-Brücke Länge 66 m Stahl
Tunnel
15,0 Pflegertal-Tunnel Länge 32 m
15,1 Pflegertal-Brücke Länge 18,5 m Beton
Tunnel
15,1 Fragenstein-Tunnel Länge 395 m
15,6 Lehnen-Viadukt Länge 28 m Beton
15,8 Kaiserstand-Viadukt Länge 46,8 m Beton
Haltepunkt / Haltestelle
16,8 Leithen
Tunnel
17,8 Leithen-Tunnel Länge 84,3 m
18,2 Gurgelbach-Viadukt Länge 75,4 m Beton
Bahnhof
18,8 Reith 1120 m ü. A.
20,5 Hermelebach-Viadukt Länge 20 m Beton
Bahnhof
22,4 Seefeld 1182 m ü. A.
Haltepunkt / Haltestelle
24,9 Seefeld Play Castle
Haltepunkt / Haltestelle
29,2 Gießenbach 1019 m ü. A.
29,4 Brücke Länge 21,3 m Stahl
32,1 Brücke Länge 26,6 m Stahl
Bahnhof
32,5 Scharnitz 964 m ü. A.
Grenze
{{BSkm|33,2|DB 123,5}} Mittenwald Grenze A/D
Bahnhof
DB 118,5 Mittenwald 914 m ü. A.
Bahnhof
DB 112,3 Klais 933 m ü. A.
ehemaliger Bahnhof
DB 107,3 Kaltenbrunn (Oberbay)
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
DB 102,5 Kainzenbad
Abzweig nach rechts und geradeaus
Außerfernbahn von Reutte, Kempten (Allg) Hbf
Bahnhof
{{BSkm|DB 100,6|0,0}} Garmisch-Partenkirchen 708 m ü. A.
Strecke
Übergang zur Zugspitzbahn
Strecke
Strecke nach München Hbf

Die Mittenwaldbahn (auch Karwendelbahn) ist eine Eisenbahnstrecke in den Alpen in Österreich und Deutschland. Sie verbindet Innsbruck über Seefeld (beide in Tirol bzw. Österreich) und Mittenwald mit Garmisch-Partenkirchen (beide in Bayern bzw. Deutschland).

Die Mittenwaldbahn wurde als elektrische Lokalbahn in den Jahren 1907 bis 1912 unter der Leitung des Ingenieurs Josef Riehl erbaut. Ihr erstes Teilstück wurde am 28. Oktober 1912 eröffnet und gemeinsam von den Staatsbahnen Österreichs und Bayerns betrieben. Sie war eine der ersten mit hochgespanntem einphasigem Wechselstrom betriebenen Bahnen. Dadurch hatte sie großen Einfluss auf die Normen des elektrischen Bahnbetriebes in Mitteleuropa. Zusammen mit der Außerfernbahn bindet sie das Außerfern (jenseits des Fernpasses gelegen) an Tirol an.

Geographie

Mittenwaldbahn auf dem Abschnitt Seefeld–Innsbruck

Die Mittenwaldbahn führt überwiegend in Süd-Nord-Richtung zwischen mehreren Teilgebirgen der Nördlichen Kalkalpen hindurch. Im Süden verläuft sie aus dem Inntal von Innsbruck kommend unter anderen über Hochzirl und vorbei am Zirler Berg nach Seefeld, das zwischen Mieminger Gebirge im Westen und Karwendelgebirge im Osten liegt. Von dort führt sie zwischen Karwendelgebirge im Osten und Wettersteingebirge im Westen über den Scharnitzpass und die Grenze Österreich–Deutschland nach Mittenwald; etwa vom Scharnitzpass führt sie ein Stück entlang des Oberlaufs der Isar. Danach knickt sie nach Westen ab, wobei sie zwischen Wettersteingebirge im Süden und Estergebirge im Norden nach Garmisch-Partenkirchen führt.

Bemerkenswert an der Trassenführung der Eisenbahn ist die lange tunnelreiche Hanglehnenstrecke bis zur Martinswand und die Schleife mit vielen Viadukten durch den Schlossbachgraben oberhalb von Zirl.

Geschichte

Anleihe zur Finanzierung des österreichischen Teils der Mittenwaldbahn, Innsbruck, 1912

Der Ingenieur Josef Riehl hatte zuerst ein Projekt vorgelegt, welches eine Trassierung von Innsbruck zuerst nach Hall und dann nach einer Kehre vorwiegend in Tunneln bis nach Seefeld vorsah.

Die Mittenwaldbahn gehört zu den teuersten Bahnprojekten, gemessen an ihrer Länge, aufgrund ihrer Trasse in vielen Tunneln, wurde von Anfang an ein elektrifizierter Betrieb geplant. Um die erforderliche Elektrizität zu garantieren, wurde in der Nähe der Stephansbrücke im Stubaital das Ruetz-Kraftwerk gebaut, welches zweimal 4.000 PS lieferte. Erst in der weiteren Folge sollte der bayerische Streckenteil durch das Kraftwerk Walchensee versorgt werden, welches allerdings erst 1924 fertiggestellt wurde.

Im Zweiten Weltkrieg verhinderten die starken Gefälle und die kurzen Bahnhöfe eine starke Einbindung in die Nachschubtransporte. 1945 wurde die Mittenwaldbahn von den Alliierten als strategisch wichtig eingeschätzt, und insgesamt sechs Luftangriffe gegen das Gurglbachtalviadukt geflogen. Auch die Innbrücke in Innsbruck war mehrmals Ziel von Luftangriffen.

1950 kam es im Winter zu einem Lawinenabgang in der Ausweiche Martinswand, bei der eine Lokomotive komplett verschüttet wurde. Mit tatkräftiger Hilfe der französischen Alliierten konnte die Bahn wieder freigeschaufelt werden. 1968 wurde die Stelle durch die Errichtung eines Lawinenschutzdaches wieder sicher gemacht.

Mit der Abhaltung der Olympischen Winterspiele in Innsbruck und Seefeld war auf der Mittenwaldbahn mit starkem Fahrgastaufkommen zu rechnen, und alle Bahnhöfe wurden mit elektrischen Lichtsignalen ausgestattet. Seefeld erhielt zudem einen neuen Bahnhof. Auch der Oberbau wurde verändert, sodass nun sowohl Lokomotiven der DB als auch der ÖBB die Strecke befahren konnten. Aufgrund der seinerzeit reichlich bemessenen Brückenstatik konnten sie es sogar in Doppeltraktion tun.

Die Olympischen Winterspiele 1976 wurden wiederum problemlos bewältigt, ebenso die Nordischen Skiweltmeisterschaften in Seefeld 1985.

In den 1980er Jahren, als in Innsbruck viele Straßen verbreitert wurden, wurde es nötig, die Strecke, welche Innsbruck in Hochbauweise durchquert, teilweise neu zu bauen, besonders die Brücken.

Besonderheiten der Streckenführung

Die Mittenwaldbahn besticht durch kühne Streckenführung, geplant vom bekannten Bahnpionier Ing. Josef Riehl.

Die Mittenwaldbahn überquert in Innsbruck den Inn auf einer Stahlbrücke und wird im Stadtgebiet als Hochbahn geführt und als Hanglehnenstrecke von Innsbruck nach Westen.

Im März 1910 wurde der erste Spatenstich in der sagenumwobenen Martinswand getan. Die schroff ins Inntal abfallende Martinswand und der zerklüftete Schlossbachgraben stellten die größten Herausforderungen dar. Der Schlossbach wird in einer Höhe von rund 60 Metern über dem Wasserspiegel von einer eisernen Bogenfachwerkbrücke mit einer Länge von 66 Metern überwunden. Am karstigen Hang des Hechenbergs wurde der Finstertal-Viadukt gebaut, im Schlossbachgraben Hangviadukte und der Kaiserstandviadukt unterhalb der Ruine Fragenstein. Bei Reith wurde der Gurgelbachviadukt gebaut, bei Scharnitz die Isar-Brücke.

Viele Brückenbauwerke ähneln in ihren Abmessungen der Schweizer Albulabahn. Während dort jedoch auf Naturstein zurückgegriffen werden konnte, musste in Tirol Beton verwendet werden. Auch die Tunnelwölbungen mussten betoniert werden, weil das Gestein zersprang.

Der Bau des Tunnels in der Martinswand war besonders aufwändig, weil allein für den Betrieb der Baumaschinen eine 17 km lange Hochspannungsleitung aus Innsbruck verlegt werden musste. Benzinlokomotiven brachten das Gestein zu den Halden. Eindringendes Wasser unterbrach die Bauarbeiten an der Westseite des Tunnels, eine elektrische Pumpanlage musste aufgestellt werden. Die Wohnbaracken an der Ostseite mussten aufgrund von Platzmangel weit unterhalb am steilen Rand angelegt werden. Eine Standseilbahn musste gebaut werden, die Arbeiter und Material aus dem Inntal zur Baustelle beförderte.

Der kleinste Kurvenradius der Mittenwaldbahn beträgt 200 Meter, die Maximalsteigung lag mit 36,5 Promille noch deutlich höher als die 31 Promille der Arlbergbahn oder die 25 Promille der Brennerbahn.

Am Westbahnhof in Innsbruck zweigt die Strecke von der Arlbergbahn ab und erreicht bei Hötting den Bergfuß auf 580 Meter Seehöhe. Der Scheitelpunkt am Seefelder Sattel liegt auf 1.184 Meter. Auf der Distanz von 19,2 Kilometern muss dieser Höhenunterschied erreicht werden. Im Anschluss fällt die Strecke mit bis zu 30 Promille nach Garmisch-Partenkirchen ab, wo Anschluss an die bestehende Strecke über Murnau und Weilheim nach München besteht. In Garmisch zweigt auch die Außerfernbahn über Lermoos nach Reutte ab.

Touristisches

Blick auf das Wettersteingebirge aus dem Zug nahe Klais

Die Haltestellen zwischen Innsbruck und Garmisch-Partenkirchen (Hochzirl, Seefeld, Gießenbach, Scharnitz, Mittenwald und Klais) sind hervorragende Ausgangspunkte für Bergtouren im Karwendel-, Wetterstein- und Estergebirge. Vom Zug bieten sich oft schöne Aussichten auf diese Gebirgsgruppen.

Literatur

  • Siegfried Bufe: Karwendelbahn, München–Garmisch-Partenkirchen–Innsbruck; Bufe-Fachbuch-Verlag; 1992; ISBN 3922138454
  • ...Über den Fern - Die Mittenwaldbahn Innsbruck - Garmisch - Reutte, Günter Denoth et al, Verlag Eisenbahnarchiv Tirol 2003, Offzielles Buch zum 90 jährigen Bestand der Linie.

Siehe auch