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Unternehmen Barbarossa

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Unternehmen Barbarossa war der Deckname für den Überfall der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion während des Zweiten Weltkrieges.

Hitlers "Weisung Nr. 21 Fall Barbarossa"

Am 18. Dezember 1940 erteilte Adolf Hitler als Führer und Oberster Befehlshaber der Wehrmacht dem Wehrmachtsführungsstab im Oberkommando der Wehrmacht (OKW) die "Weisung Nr. 21" zur Vorbereitung eines Angriffskrieges gegen die Sowjetunion: Es seien Vorbereitungen schon jetzt in Angriff zu nehmen, um auch vor Beendigung des Krieges gegen England Sowjetrußland in einem schnellen Feldzug niederzuwerfen (Fall Barbarossa). Es gelte, die im westlichen Rußland stehende Masse des russischen Heeres zu vernichten und eine Linie zu erreichen, von der aus die russische Luftwaffe deutsches Gebiet nicht mehr angreifen könne. Endziel der Operation sei die Abschirmung gegen das asiatische Rußland auf der allgemeinen Linie Wolga - Archangelsk, das heißt die Besetzung der gesamten europäischen Sowjetunion.

Trotz der bereits angelaufenen Vorbereitungen wurde am 10. Januar 1941 noch ein Wirtschaftsabkommen mit der Sowjetunion unterzeichnet.

Im Frühjahr 1941 begann der Aufmarsch mehrerer deutscher Heeresgruppen im Generalgouvernement Polen und in Ostpreußen.

Der Plan sah eine Kette von Umfassungsbewegungen und Kesselschlachten vor, als deren Ergebnis die Rote Armee vernichtet sein sollte. Der Angriffstermin wurde wegen des andauernden Balkanfeldzuges mehrmals verschoben. Der Überfall, der ohne Kriegserklärung erfolgte, begann am 22. Juni 1941.

Die Heeresgruppe Nord stieß mit zwei Armeen und einer Panzergruppe in Richtung Leningrad vor und besetzte Litauen, Lettland und Estland. Anschließend nahm sie die Belagerung und Bombardierung von Leningrad auf. In der vom 8. September 1941 bis 27. Januar 1944 dauernden Blockade kamen nach sowjetischen Angaben 670.000 der insgesamt etwa 3 Millionen Bewohner der Stadt um, die meisten starben an Hunger oder Erfrierungen. Andere Quellen setzen die Zahl bei mehr als einer Million an. SS-Einsatzgruppen und einzelne Wehrmachtsverbände verübten Morde an Juden, Sinti, Roma, Kommunisten und Nazikritikern. Die Zivilbevölkerung wurde von der Wehrmacht teilweise obdachlos gemacht und zur Zwangsarbeit verschleppt. Unter der Bevölkerung bildeten sich Partisanenverbände.

Ein moderates Besatzungsregime gegenüber der russischen, ukrainischen und weißrussischen Bevölkerung widersprach der Absicht Hitlers , die slawischen Völker zu unterwerfen und die Juden und «Bolschewisten» systematisch auszurotten. Besonders die sowjetischen Kriegsgefangenen waren anfangs billigend dem Hungertod ausgeliefert worden. Deshalb hatte die deutsche Führung zunächst auch zu wenig Vorkehrungen für die Unterbringung der Kriegsgefangenen geschaffen. Nach Ende des Krieges entschuldigten sich viele Verantwortliche damit, dass man mit solchen Massen an Gefangenen nicht gerechnet habe und sich nicht hätte vorbereiten können. Aussprüche und Schriftstücke von hochgestellten Verantwortlichen belegen jedoch, dass der Tod vieler sowjetischer Kriegsgefangenen und Teilen der Bevölkerung von vornherein geplant war.

Die Heeresgruppe Mitte schlug mit zwei Armeen und zwei Panzergruppen mehrere Kesselschlachten bei Białystok-Minsk und Smolensk. Siehe Zweiter Weltkrieg. Einzelne Einheiten näherten sich der russischen Hauptstadt Moskau bis zu den Vororten. In Moskau kam es zu ersten Unruhen und panikartigen Zuständen.

Die Heeresgruppe Süd stieß mit ihren beiden Armeen und einer Panzergruppe in Richtung Kiew und Donezbecken vor. Zusammen mit ungarischen und rumänischen Truppen, ferner einer weiteren deutschen Armee – die von Südwesten angriffen –, fielen Kiew und Uman.Wesentliche Teile der Halbinsel Krim konnten besetzt werden. Im Zuge der Eroberung von Kiew, bei der die deutschen Truppen mehr als 650.000 sowjetische Soldaten gefangen nahmen, wurden in Absprache mit der Wehrmacht vom 29. Oktober bis 30. Oktober über 33.000 Juden durch ein SS-Sonderkommando der Einsatzgruppe C in dem Vorort Babi Jar ermordet.

Der Blitzkrieg der deutschen Wehrmacht, der sie innerhalb kurzer Zeit bis vor die Tore Moskaus ziehen ließ, wurde letztlich auch zum Verhängniss des Unternehmens. Wie bereits hunderte Jahre zuvor Napoleon, scheiterte der deutsche Feldzug an den gigantischen Ausmaßen des Landes. Die Nachschubwege wurden innerhalb kurzer Zeit nahezu unüberbrückbar. Es mangelte an Munition und vor allem Treibstoff. Mit den ersten Granaten auf Moskau 1941, endete der deutsche Vormarsch jäh. Der Blitzkrieg und die schnelle Vorwärtsbewegung der deutschen Verbände kam abrupt zum Erliegen. So grub man sich vor den Toren der russischen Hauptstadt ein, da Berlin niemals einen Rückzug und damit den Verlust von Land geduldet hätte. Wie auch schon die riesige, 400.000 Köpfe zählende Armee Napoleons lernten die deutschen Soldaten nun den unerbittlichen russischen Winter kennen, dessen Auswirkugen von den langen Nachschubwegen noch verstärkt wurden. Die sowjetische Gegenoffensive, die am 5. Dezember 1941 begann, wurde mit neuerlichen sibirischen Truppenaushebungen geschlagen. Diese noch ausgeruhten Soldaten, die zudem den sibirischen Winter gewöhnt waren, setzten den dezimierten deutschen Truppen schwer zu.

Im Frühjahr 1942 wurde die Wehrmacht auf dem Südflügel erneut offensiv. Die Heeresgruppe Süd teilte sich in die Heeresgruppen A und B. Während die Heeresgruppe A auf die Ölfelder des Kaukasus angesetzt wurde, kämpfte sich die Heeresgruppe B bis nach Stalingrad durch, wo eine der wohl grausamsten Schlachten der Weltgeschichte mit siegreichem Ausgang für die Sowjetarmee geschlagen werden sollte.
Von Anfang an desertierten zahllose Rotarmisten, ganze Verbände liefen zu den Deutschen über. Als Freiwillige in den Osttruppen, Ostlegionen oder in der Wlassow-Armee kämpfte schließlich etwa eine Million ehemaliger Sowjetsoldaten zur Befreiung ihrer Heimat vom Stalinschen Sozialismus auf deutscher Seite.

Nachdem die sowjetischen Truppen es geschafft hatten, die Deutschen vor Moskau abzuwehren und die Überreste der 6. Armee in Stalingrad in sowjetische Gefangenschaft gegangen waren, übernahmen die Sowjets nun endgültig die strategische Offensive. Zwar schaffte es die Wehrmacht durch vereinzelte Offensiven immer wieder mal, Siege über die Sowjets zu erringen, so zum Beispiel in der Schlacht um Charkow oder in der Schlacht bei Kursk, doch befand sich das Deutsche Reich nach der Niederlage in Stalingrad und der verlorenen Schlacht bei El Alamein in Nordafrika in der strategischen Defensive. Im Mai 1945 erreichten die Rote Armee Berlin und hisste ihre Flagge auf dem Berliner Reichstagsgebäude.

Literatur

  • Horst Boog/Jürgen Förster/Joachim Hoffmann/Ernst Klink/Rolf-Dieter Müller/Gerd R. Ueberschär: Der Angriff auf die Sowjetunion. Fischer Taschbuch Verlag Nr. 11008, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3596110084. - Textidentisch mit Band 4 (1983) der vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt Freiburg/Br. herausgegebenen Schriftenreihe Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Standardwerk.
  • Gerd R. Ueberschär/Wolfram Wette (Hg.): Der deutsche Überfall auf die Sowjetunion. "Unternehmen Barbarossa" 1941. Fischer Taschbuch Verlag Nr. 4437 Frankfurt am Main 1991, ISBN 3596244374. - Sammlung von Aufsätzen bekannter Fachhistoriker mit umfangreichem Anhang wichtiger Dokumente.
  • Walther Hubatsch (Hg.): Hitlers Weisungen für die Kriegsführung 1939-1945. Dokumente des Oberkommandos der Wehrmacht. Bernhard & Graefe Verlag, Frankfurt am Main 1962.
  • Wolfgang Fleischer: Unternehmen Barbarossa 1941, Podzun-Pallas Verlag, ISBN 3-79090-654-9