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Bravo (deutsche Zeitschrift)

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Die Bravo (eigene Schreibweise: BRAVO) ist die größte Jugendzeitschrift im deutschsprachigen Raum. 1956 erschien sie zum ersten Mal, damals noch mit dem Untertitel "Die Zeitschrift für Film und Fernsehen". Die erste erschienene Bravo-Titelseite zierte das Konterfei von Marilyn Monroe, die nicht erschienene Nullnummer dagegen ein Bild von Elvis Presley.

Geschichte

Erfinder der Zeitschrift war der Kolumnist Peter Boenisch. Die am 26. August 1956 erschienene Erstausgabe kostete ursprünglich 50 Pfennig. Die Startauflage lag bei 30.000 Exemplaren (laut Pressesprecherin der Bravo).

Seit 1968 erscheint sie jede Woche bei der Bauer Verlagsgruppe, die ihren Hauptsitz in Hamburg hat; Redaktionssitz ist aber in München. Mitte der 70er Jahre erreichte das Magazin eine Auflage von über einer Million Exemplaren. Noch 1996 wurden pro Ausgabe etwa 1,4 Millionen Hefte verkauft.[1] Danach brach die Auflage drastisch ein. Von der wöchentlich erscheinenden Bravo werden heute (1. Quartal 2006, IVW) durchschnittlich 611.559 Exemplare pro Ausgabe verkauft.

Zielgruppe und klassische Rubriken

Die Bravo behandelt Themen, die bevorzugt Jugendliche interessieren, darunter aktuelle Informationen über Stars aus der Musik- und Fernsehwelt, aber auch Beziehungs- und Sexualberatung.

Unter den Pseudonymen „Dr. Christoph Vollmer“ und "Dr. Kirsten Lindstroem" lieferte die damals 47-jährige Erfolgsautorin diverser Liebesromane Marie Louise Fischer mit den "aufsehenerregenden Serien" Knigge für Verliebte und "Liebe ohne Geheimnis" als Erste Ratschläge in Beziehungsfragen. 1969 übernahm es ein Arzt, dem die Redaktion den Namen „Dr. Jochen Sommer“ gab, die Fragen der Jugendlichen zu beantworten. Dabei handelte es sich um den Arzt, Psychotherapeuten und Religionslehrer Dr. Martin Goldstein (*1927 in Bielefeld). Goldstein hatte sich mit den Publikationen Anders als bei Schmetterlingen und Lexikon der Aufklärung als Jugend-Aufklärer einen Namen gemacht. Für die speziell sexuellen Fragen schrieb er später als „Dr. Korff“, während „Dr. Sommer“ sich nach einem Eklat (Peter Maffay beschrieb in seinem Lied Und es war Sommer 1976 erotische Erfahrungen und sogar seine Entjungferung durch Dr. Sommer) mehr den psychologischen Problemen widmete.

Seit Beginn der 1970er Jahre ist es eine ganze Gruppe, die die Fragen beantwortet. Dabei legt die Redaktion großen Wert darauf, dass in diesem „Dr.-Sommer-Team“ weiterhin Experten arbeiten, wie zum Beispiel Gynäkologen, Kinder- und Jugendärzte und Jugendpsychologen. In der Hochphase gingen wöchentlich zwischen 3000 und 5000 Briefe in der Redaktion zu Fragen der Pubertät und Sexualität ein, im Jahr 2006 sind es noch etwa 400.

Aufgrund der Sexualberatung wurden 1972 zwei Ausgaben mit Artikeln zum Thema Selbstbefriedigung indiziert, da man diese als jugendgefährdend einstufte.

Auffallend an der Sprache der Bravo ist die verstärkte Nutzung von Anglizismen bzw. Denglisch. Diese Entwicklung begann schon Mitte der 1980er Jahre, also lange bevor dies ein verbreitetes Phänomen wurde.

Die Bravo war – vor allem in den 1970er und 1980er Jahren – prägend und Stil bildend für Generationen von Jugendlichen.[2], was auch ihr Spitzname „Pickel-Prawda“ ausdrückt. Das Heft wurde teilweise in Schulen konfisziert. Viele heutige Erwachsene verdanken ihre sexuelle Aufklärung fast vollständig den Artikeln des Dr.-Sommer-Teams, die sie damals vielleicht noch als Jugendliche lasen.[3] In der DDR war das Magazin verboten, war unter der Hand sehr begehrt und wurde zu hohen Preisen gehandelt. Viele Musiker oder Pop-Gruppen hätten ohne das Zutun der Bravo wohl nicht annähernd die Popularität erreicht, die sie in Deutschland hatten.

Neben der Rubrik des Dr.-Sommer-Teams war eine frühe Erfindung der Bravo der so genannte Bravo-Starschnitt, bei dem man wie bei einem Puzzle die von Heft zu Heft erscheinenden einzeln auszuschneidenden Teile zusammenfügen konnte, um dann ein Poster des Stars in Lebensgröße zu erhalten - ein perfektes Mittel zur Leserbindung. Die erste Starschnitt-Aktion fand 1959 statt und war ein Poster von Brigitte Bardot.

Gegenwart

Ursprünglich gab es nur eine Bravo-Zeitschrift, inzwischen haben sich aber verschiedene Bravo-Formate entwickelt. Dies ist auf eine stärkere Individualisierung zurückzuführen. Viele Leser wollen eine Zeitschrift, die auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Die Mitglieder der „Bravo Family“ (Bravo-Formate) sind:

Jugendzeitschriften wie die Bravo sind für die Musikindustrie als Werbeträger von großer Bedeutung. Durch Artikel können neue Künstler bekannt gemacht werden und Werbung ist in allen Bravo-Formaten zu finden.

Ab dem 16. Mai 1993 wurde die Sendung Bravo TV wöchentlich erst auf RTL 2 ausgestrahlt und später im ZDF. Die erste Moderatorin war Kristiane Backer, der Heike Makatsch folgte. Nach einer längeren Pause startete Bravo TV wieder am 5. November 2005 auf ProSieben.

Von der Zeitschrift wird in mehreren Kategorien der Preis „Bravo Otto“ verliehen, eine kleine Indianer-Statue. Optisch inspiriert ist dieser Preis von der berühmten Spielfilm-Figur Winnetou, verkörpert von Pierre Brice, der in seiner cineastischen Rolle jahrelang eng mit der Bravo verbunden war. Zu den Preisträgern gehörten bereits Inge Meysel, Pierre Brice (Winnetou), Joachim Fuchsberger, Stefan Raab, David Hasselhoff, Mariah Carey, Boris Becker, Bro'Sis, Heike Makatsch, Horst Janson und viele mehr. Außerdem wählen die Leser wöchentlich die Bravo-Charts, die manchmal im Gegensatz zu den Verkaufscharts stehen und ein Gradmesser der Popularität der Künstler der jeweiligen Zeit sind und waren. Einen Überblick der jeweiligen Jahre geben die Bravo-Jahrescharts. 2006 wurde pünktlich zum Jubiläum ein Sammelband herausgegeben, der einen Überblick über die Sichtweise der Bravo auf die Welt in den letzten 50 Jahren bietet. Wer sich jedoch kritisch mit der Bravo und ihrer Wirkung und Möglichkeiten auseinandersetzen will, dem sei der Band "50 Jahre Bravo" aus dem Archiv der Jugendkulturen empfohlen, der bereits im Herbst 2005 erschien und in stark erweiterten Auflage im Dezember 2006 erneut auf den Markt kam.

Chefredakteur der Bravo ist Tom Junkersdorf.

Quellen

  1. Märkische Oderzeitung - Journal, 26./27. August 2006, S. 4
  2. TV-Reihe "Pop 2000" (ARD), Folge 4 "1968-1970: Sex & Drugs & Rebellion".
  3. TV-Reihe "Pop 2000" (ARD), Folge 8 "1982-1985: Gib Gas, ich will Spaß".

Literatur

Archiv der Jugendkulturen, 50 Jahre Bravo, 2005, stark erweiterte Auflage Oktober 2006

Berger, Manfred, Bravo: 50 Jahre Pubertätserotik und Teenie-Pop, in: Unsere Jugend, 58/2006, S.341-344.