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Poppers

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Poppers (Mehrzahl, von englisch to pop = knallen) ist eine Slang-Sammelbezeichnung für eine Gruppe flüssiger und kurzfristig wirksamer Drogen. Der Name rührt von dem Geräusch des Öffnens (Knallen) der Glasampullen (zur Inhalation bei Angina Pectoris) her, in denen die Substanzen früher erhältlich gewesen sind.

Poppers bestehen aus Amylnitrit, Butylnitrit, Isobutylnitrit oder Mischungen der drei Stoffe. Sie haben eine stark gefäßerweiternde Wirkung (Vasodilatation). Poppers haben einen charakteristischen chemischen Geruch, der entfernt an Chlor erinnert. Durch Kontakt mit Luftsauerstoff werden Poppers relativ rasch zersetzt, was durch einen intensiven, stechenden Geruch rasch feststellbar ist. Der Besitz unterliegt in Deutschland und in der Schweiz nicht dem Betäubungsmittelgesetz und ist damit legal; unerlaubter Kauf/Verkauf/Handel verstößt jedoch gegen das Gesetz über den Verkehr mit Arzneimitteln.

Konsum

Poppers-Fläschchen

Poppers wurden ursprünglich als Medikament gegen Angina Pectoris eingesetzt, jedoch wegen der kurz anhaltenden Wirkung bald durch andere Medikamente ersetzt. Aufgrund der spontan einsetzenden, kurz andauernden Rauschwirkung in höheren Dosierungen werden Poppers als Rauschmittel benutzt. Poppers werden außerdem eine aphrodisierende und schmerzhemmende Wirkung zugeschrieben.

Die Dämpfe der leicht flüchtigen Flüssigkeit werden direkt aus ihrem Gefäß inhaliert. Die psychische Wirkung, bestehend aus einer Intensivierung von Empfindungen, setzt nach 5 bis 15 Sekunden ein, und hält, abhängig von der inhalierten Menge, zwischen einer und maximal zehn Minuten an. Sie wird oft als „Flash“ oder „Rush“ beschrieben. Die Wirkung basiert auf einer vorübergehenden Gefäßerweiterung im Gehirn, bei dem die chemische Substanz tatsächlich nur gefäßerweiternd, jedoch nicht selbst als Halluzinogen wirkt. Es kann zu Hautrötungen (durch die Vasodilatation), Schwindel, und gelegentlich zu nitritinduziertem Kopfschmerz kommen. Weitere Nebenwirkungen können Herzrasen, Übelkeit und Erbrechen sein.

Das Verschlucken oder Einbringen in die Nase oder Nasen-Nebenhöhlen kann zu Verätzungen und Vergiftungen führen, zudem besteht das Risiko einer Hirnschädigung.

Der Mischkonsum von Poppers mit Viagra oder anderen Phosphodiesterase-5-Hemmern wie Cialis oder Levitra kann zu einem plötzlichen und lebensgefährlichen Abfall des Blutdrucks führen[1].

Überdosierung

Eine Überdosis kann zu Hypotonie (zu geringer Blutdruck), Schock, Methämoglobinämie, (hämolytischer) Anämie (Blutarmut) und zum Koma führen. Durch ihre ätzende Wirkung können Poppers die Schleimhäute ernsthaft verletzen - speziell bei übermäßiger Inhalation.

Eine Überdosis muss im Krankenhaus behandelt werden. Bei Hypotonie bzw. Schock reicht eine Volumengabe aus (intravenöse Verabreichung von Kochsalzlösung), bei Methämoglobinämie wird das Antidot Toluidinblau oder Methylenblau intravenös verabreicht.

Karzinogene Wirkung

Dem Bereich der AIDS-Dissidenten zuzuordnen ist die Behauptung, Poppers seien die Ursache für das Entstehen des Kaposi-Sarkoms, einer Krebsart, die fast ausschließlich bei AIDS-Kranken auftritt. Dies wird damit begründet, die Hauptkonsumenten von Poppers seien, wie auch viele AIDS-Kranke, Homosexuelle. Seit 1995 ist jedoch bewiesen, dass das Kaposi-Sarkom durch eine Infektion mit dem Humanen Herpesvirus Typ 8 (HHV-8) hervorgerufen wird, der bei gesunden Menschen in der Regel keinen Schaden anrichtet, wohl aber bei immungeschwächten Patienten mit einer fortgeschrittenen AIDS-Erkrankung[2].
In neuerer Zeit konzentrieren sich Studien darauf zu untersuchen, ob inhalierbare organische Nitrite (Inhaltsstoffe von Poppers) immunsuppressive oder cancerogene Eigenschaften besitzen und so ganz allgemein zum Wachstum von Tumoren beitragen können[3].

Literatur

  • Christian Scheuß, Micha Schulze (Hrsg.): Poppers. Das Handbuch zur schwulen Sexdroge, Himmelstürmer Verlag 2006, ISBN 3934-8255-40

Quellen

  1. Smith KM et al. Recreational use and misuse of phosphodiesterase 5 inhibitors. J Am Pharm Assoc (Wash DC). 2005 Jan-Feb;45(1):63-72 PMID: 15730119
  2. Schalling M et al.: A role for a new herpes virus (KSHV) in different forms of Kaposi's sarcoma. Nat Med. 1995 Jul;1(7):707-8. PMID: 7585156
  3. Tran DC et al.: Effects of repeated in vivo inhalant nitrite exposure on gene expression in mouse liver and lungs. Nitric Oxide. 2006 Jun;14(4):279-89. PMID: 16288974