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Sudan

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Die Republik Sudan ist ein Staat in Nordost-Afrika mit Zugang zum Roten Meer und grenzt im Norden an Ägypten und Libyen, im Westen an Tschad und die Zentralafrikanische Republik, im Süden an die Demokratische Republik Kongo, Uganda und Kenia und im Osten an Äthiopien und Eritrea. Mit einer Fläche von ungefähr 2,5 Millionen Quadratkilometern ist das Land etwa siebenmal so groß wie Deutschland und größter Flächenstaat des Kontinentes.

Zum Namen Sudan

Verwechslungen zwischen der Republik Sudan und der Großlandschaft Sudan werden vermieden, indem man den Regeln der deutschen Sprache folgend Namen von Staaten ohne Artikel (Sudan, Kongo, Elfenbeinküste), geografische Namen von Landschaften, Flüssen und Regionen aber mit Artikel verwendet (der Sudan, der Kongo, die Elfenbeinküste). Nach aktueller Rechtschreibung ist für den Staat Sudan kein Artikel zu verwenden[2] und der Ständige Ausschuss für geographische Namen des Bundesamtes für Kartographie und Geodäsie sieht auch keinen Artikel vor[3].

Geographie

Ein Teil des Staates Sudan ist Teil der Großlandschaft Sudan und der Sahelzone. Sein Relief wird von der Beckenlandschaft des Nils und seinen Randgebirgen bestimmt. So erhebt sich im Nordosten das Bergland der Red-Sea-Hills am Roten Meer, das eine Höhe bis 2.259 m erreicht. Im südlichen Grenzbereich zu Uganda liegt im Immatong-Gebirge der Berg Kinyeti, der mit 3.187 m der höchste Berg des Landes ist. Den südwestlichen Beckenrand stellen die Nordäquatorialschwelle und die Zentralafrikanische Schwelle dar, die auch die Wasserscheide zwischen Nil- und Kongosystem bilden. Im Westen erhebt sich ein Basaltgebirge auf dem Marra-Plateau, dessen höchste Erhebung mit 3.088 m der Berg Marra ist. Im Zentrum erheben sich die Nuba-Berge, die zwischen 500 m und 1.325 m hoch sind. Im Norden geht das Land beiderseits des Nils in die Sahara über, wobei der Teil westlich des Nils als Libysche Wüste und der Teil östlich des Nils als Nubische Wüste bezeichnet werden. In der Region um Khartum, wo Weißer Nil und Blauer Nil zum eigentlichen Nil zusammenfließen, breiten sich weite, flache Tonebenen aus. Südsudan wird überwiegend von Überschwemmungs- und Sumpflandschaft geprägt, wobei der Sudd die größte zusammenhängende Sumpflandschaft darstellt.

Klima

Hohe Temperaturen und Sommerregen besonders im Süden kennzeichnen das tropische Klima Sudans. In der Regenzeit von April bis November verteilen sich die Niederschlagsmengen von 1.500 mm im Süden auf weniger als 100 mm im Norden. Die mittleren Monatstemperaturen liegen zwischen 24°C und 32°C.[4] Dabei können die Temperaturen aufgrund des Wüstenklimas im Norden 41°C am Tag und 4°C in der Nacht erreichen.

Flora und Fauna

Die Vegetation reicht von spärlichstem Pflanzenwuchs in den nördlichen Wüsten und Halbwüsten über Dornstrauchsavannen in der Sahelzone, Trocken- und Feuchtsavannen mit Hochgras bis zu Regenwaldgebieten im äußersten Südwesten. Der Waldbestand hat zwischen 1990 und 2000 um 1,4 Prozent abgenommen[5]. Im Sumpfgebiet des Sudd sind Schilfgräser, Papyrus und Wasserhyazinthen dominierend, die durch ihr schnelles Wachstum die Schiffbarkeit einschränken. Die vielfältige Tierwelt umfasst vor allem in Zentral- und Südsudan Elefanten, Büffel, Giraffen, Antilopen, Hyänen, Löwen, Flusspferde und Krokodile sowie zahlreiche Greif- und Wasservögel.

Nationalparks

Hauptartikel: Nationalparks in Sudan

In Sudan gibt es zehn Nationalparks (Stand 2006). Das Schutzgebietssystem umfasst dabei aber auch Naturschutz- und Vogelschutzgebiete. Der Berg Barkal mit der historischen Stadt Sanam gehören zum Welterbe der UNESCO und beide zusammen bilden die antike Hauptstadt Napata des Königreiches von Kusch.

Wichtige Städte

Die Städte mit über einer Million Einwohner (Berechnung 2006)[6] sind Omdurman (2.970.099 Einwohner), die Hauptstadt Khartum (2.090.001 Einwohner) und al-Chartum Bahri (1.626.638 Einwohner), die sich in enger Nachbarschaft am Zusammenfluss des Weißen Nils mit dem Blauen Nil befinden. Alle anderen Städte bleiben unter der Grenze von 500.000 Einwohnern mit Ausnahme von Nyala im Süd-Darfur. Unverzichtbar für den Außenhandel ist die Stadt Bur Sudan, die über den einzigen Meerhafen des Landes verfügt. Entlang des Nils findet man noch folgende größere Städte von Nord nach Süd: Wadi Halfa, Atbara, Kusti, Rabak, Malakal, Bur und Dschuba.

Siehe auch: Liste der Städte in Sudan

Bevölkerung

Ethnien

52 Prozent der Bevölkerung sind Schwarzafrikaner, 39 Prozent sind arabischer Abstammung, 6 Prozent gehören zum Volk der Bedscha, 2 Prozent sind Ausländer (meist Flüchtlinge der diversen Kriege in Afrika) und 1 Prozent anderer Zugehörigkeit.[7]

Siehe auch: Liste der Ethnien in Sudan

Sprachen

Rund die Hälfte der Sudanesen sprechen Arabisch (Sudanesisch-Arabisch; wird vor allem im Norden gesprochen) und die andere Hälfte spricht Afrikanische Sprachen, darunter Nuer-Dinka (17 Prozent; wird vor allem im Süden von gesprochen), Nubisch (9 Prozent; am mittleren Nil), Bedscha (6 Prozent; im Nordosten), Azande (3 Prozent; im Südwesten), Bari (2 Prozent; im Südosten). Eine kleine Bevölkerungsgruppe spricht Ndogo. Englisch ist verbreitet.

Siehe auch: Liste der Sprachen in Sudan

Religion

Der Islam ist in Sudan Staatsreligion. 70 Prozent der Bevölkerung sind sunnitische Muslime, 25 Prozent Animisten und 5 Prozent Christen.[7] Die Nichtmuslime leben hauptsächlich im Süden des Landes.

Bildung

Sudan gehört zu den ärmsten Entwicklungsländern in Afrika. Die soziale Absicherung und die medizinische Versorgung sind unzureichend. Die Analphabetenrate liegt bei 29 Prozent unter Männern und 51 Prozent unter Frauen. Die älteste der sudanesischen Universitäten wurde im Jahre 1956 in Khartum gegründet.

Demographie

Bevölkerungsentwicklung in Sudan von 1961 bis 2003

Zur Bevölkerung Sudans gibt es unterschiedliche Angaben. Sie reichen von 35.847.407 (Berechnung 2006, World Gazetter[8]), über ca. 38 Millionen (Schätzung 2006, Auswärtiges Amt[9]) bis 41.236.378 (Berechnung Juli 2006, CIA World Fact Book 2006[7]). 38,9 Prozent der Sudanesen lebten 2003 in Städten[7]; Ballungsgebiet ist Khartum. 39,5 Prozent der Einwohner waren im gleichen Jahr jünger als 15 Jahre[7]. Die Bevölkerung wächst mit 2,55 Prozent pro Jahr (Stand: 2006)[7].

Bevölkerungsentwicklung:

Jahr Einwohner
1905 (offizielle Schätzung) 1.853.000[10]
1910 (offizielle Schätzung) 2.400.000[10]
1993 (Zensus) 25.588.429[8]

Das Durchschnittsalter der Bevölkerung beträgt 18,3 Jahre (Stand: 2006)[7]. Die Lebenserwartung beträgt 58.92 Jahre, wobei sie bei Männern 57,69 Jahre und bei Frauen 60,21 Jahre beträgt (Stand 2006)[7].

Geschichte

Bildnis eines nubischen Königs

Hauptartikel: Geschichte Sudans

Die Geschichte Sudans reicht bis in die Pharaonenzeit zurück. Für das alte Ägypten war Nubien als Lieferant von Gold und Sklaven von Bedeutung; mit Beginn der 12. Dynastie (1991-1785 v. Chr.) wurde es dem ägyptischen Kernland einverleibt. Als Folge der Auflösung des Neuen Reiches vom 12. Jahrhundert v. Chr. an entstand in Nubien im 9. Jahrhundert v. Chr. der Staat Kusch, der bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. bestand. In den Jahren 712-664 v. Chr. beherrschte Kusch die "kuschitische Dynastie" von ganz Ägypten.

Etwa zeitgleich mit der Christianisierung der Region bildeten sich bis zum 6. Jahrhundert n. Chr. die drei nubischen Königreiche Nobatia, Makuria und Alodia heraus. 651 schloss das inzwischen von islamischen Arabern beherrschte Ägypten mit Nubien einen Friedensvertrag; er begründete bis zum 14. Jahrhundert relativ stabile Beziehungen. In Zentralsudan entstanden die Sultanate Darfur und Sannar, die bis ins 18. Jahrhundert Bedeutung hatten. Nach der Christianisierung und der Entstehung christlicher Königreiche wurde Sudan - mit Ausnahme des Südens - zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert islamisiert.

Im frühen 19. Jahrhundert begannen die osmanischen Vizekönige von Ägypten, Sudan zu erobern. Gegen die ägyptische Besetzung fand von 1881 bis 1899 unter dem islamisch-politischen Führer Muhammad Ahmad, dem selbsternannten Mahdi, der Mahdi-Aufstand statt. Dieser gilt als der erste erfolgreiche Aufstand eines afrikanischen Landes gegen den Kolonialismus und führte am Ende des 19. Jahrhunderts zur Bildung eines eigenen Staates. Das sog. Kalifat von Omdurman existierte 15 Jahre und wurde 1898 durch eine anglo-ägyptische Streitmacht in der Schlacht von Omdurman zerstört. Nach der Rückeroberung Sudans wurde 1899 ein britisch-ägyptisches Kondominium errichtet. Faktisch blieb Sudan bis 1953 britische Kolonie.

Nach dem Sturz König Faruks von Ägypten 1952 und einer Phase der vorbereitenden Machtübergabe war für Sudan der Weg in die Unabhängigkeit frei. Am 1. Januar 1956 wurde nach einer Volksabstimmung die Republik Sudan ausgerufen. Aus den Parlamentswahlen ging die Nationale Unionspartei (Umma-Partei, kurz UP) als Siegerin hervor und ihr Vorsitzender Ismail al-Azhari wurde erster Ministerpräsident des Landes. Aufgrund innerparteilicher Differenzen wurde noch im selben Jahr sein Rivale Abdullah Chalil neuer Ministerpräsident. Wegen der weiteren Instabilität der Koalitionsregierung und einer angeblich drohenden ägyptischen Invasion wandte sich Chalil 1958 mit der Bitte an den Oberbefehlshaber der Streitkräfte, General Ibrahim Abbud, zu intervenieren. Nach dem Militärputsch wurde Abbud zunehmend mit Revolten, Komplotten und dem Bürgerkrieg in Südsudan konfrontiert. Da er mit diesen Problemen nicht fertig wurde, trat er aufgrund öffentlicher Proteste 1964 zurück und übergab die Amtsgeschäfte an eine Zivilregierung unter Ministerpräsident Sirr al-Chatim al-Chalifa. In den Folgejahren war keine politische Stabilität zu erreichen. 1965 wurde Muhammad Ahmad Mahdschub, 1966 Sadiq al-Mahdi, 1967 erneut Muhammad Ahmad Mahdschub und 1969 Babikar Awadullah Ministerpräsident.

Diese Situation nutzte Oberst Dschafar Muhammad an-Numairi 1969 zu einem weiteren Militärputsch. Numairis Politik orientierte sich an seinem ägyptischen Vorbild Gamal Abdel Nasser und so wurden einige sozialistische und panarabische Reformen durchgeführt. Die Sudanesische Sozialistische Union (SSU) wurde als alleinige Partei im Staat installiert. 1971 wurde er kurz durch einen kommunistischen Putsch entmachtet, danach aber wieder eingesetzt. Daraufhin wurde er zum Präsidenten gewählt, und es gelang ihm 1972 einen 17 Jahre andauernden Bürgerkrieg zwischen der sudanesischen Regierung und den Rebellen Südsudans mit dem Addis-Abeba-Abkommen zu beenden. 1981 vollzog er eine Hinwendung zu einer islamistischen Regierung. 1983 führt er die Scharia im ganzen Land, auch im jetzt autonomen Südsudan, ein. Das Addis-Abeba-Abkommen verletzend löste er die südsudanische Regierung auf. Dadurch trieb er die Erneuerung des Bürgerkriegs voran. Die politische Unruhe im Land nahm die Armee unter General Swar ad-Dahab 1985 zum Anlass für einen weiteren Militärputsch und die Abhaltung von Wahlen. Sadiq al-Mahdi wurde 1986 erneut zum Ministerpräsidenten gewählt.

1989 kam es aufgrund einer zunehmenden politischen Instabilität zu einem Militärputsch unter Generalleutnant Umar Hasan Ahmad al-Baschir, der zur Politik Numairis zurückkehrte. Obwohl er seitdem unangefochten als Vorsitzender des "Nationalen Kommandorates zur Errettung der Nation" das Land beherrscht, versuchte er vergeblich, die Regierungsgewalt über den Süden zurückzugewinnen. Von 1983 bis 2005 befindet sich Sudan ununterbrochen im Bürgerkrieg. 2005 wurde ein Friedensabkommen zwischen der Regierung in Khartum und der Sudanesischen Volksbefreiungsarmee (SPLA), der wichtigsten südsudanesischen Rebellengruppe, unterzeichnet. Es gewährt Südsudan Autonomie und sieht ein Referendum über die Unabhängigkeit Südsudans für 2011 vor.

Politik

Allgemein

Seit 2005 regiert die Nationale Kongress Partei (NCP) und die Sudanesische Volksbefreiungsbewegung (SPLM) gemeinsam in der Regierung der Nationalen Einheit. Diese Macht-Aufteilung wurde im Friedensabkommen von 2005 vereinbart und soll freie Wahlen für 2008 bis 2009 vorbereiten. Die Nationale Kongress Partei kam mit einem Militärputsch 1989 unter Umar Hasan Ahmad al-Baschir an die Macht und übte bis 2005 eine Alleinherrschaft aus, während die Sudanesische Volksbefreiungsbewegung bis 2005 für die Unabhängigkeit Südsudans kämpfte. Mit dem Friedensabkommen wurde die autonome Region Südsudan geschaffen, die die Sudanesische Volksbefreiungsbewegung allein verwaltet.

Siehe auch: Liste der Präsidenten von Sudan

Innenpolitik

Rechtsprechung

Dschafar Muhammad an-Numairi, ein Oberst, der 1969 durch einen Staatsstreich an die Macht kam, führte 1983 die Scharia (islamisches Recht) ein, um die seit einem Jahr auf Grund von wirtschaftlichen Schwierigkeiten aufgetretenen sozialen Unruhen zu beenden. Er wurde zwar 1985 von einem Offizierskorps, das seinerseits ein Militärregime errichtete, gestürzt, doch die Scharia blieb. Mit dem Friedensvertrag von 2005 zwischen Südsudan und der Regierung in Khartum wurde die Scharia für Südsudan aufgehoben, für den Rest Sudans bleibt sie aber verbindlich.

Frau mit Kopfbedeckung in Sudan

Frauen in Sudan

Neben der Form des Islam, die vom islamischen Regime in Sudan eingeführt wurde und Frauen eine untergeordnete Rolle zuschreibt, gibt es starke kulturelle Strömungen wie den Zar-Kult, in denen Frauen eine wichtig spirituelle Rolle einnehmen und die auch heute noch praktiziert werden. Ende der 40er Jahre formierten sich dann die ersten Frauenvereine in Sudan, aus denen 1951 die Sudanese Women's Union hervorging. Seither ist eine Vielzahl von Frauenorganisationen entstanden, u.a. die New Sudan Women Federation (NSWF) und die Sudan Women’s Voice for Peace (SWVP) und die Women Action Group (WAG), die auch versucht haben, den Friedensprozess in Sudan voranzubringen. [11]

Interessanterweise fällt die Positionierung dieser Organisationen gegenüber der auf der Scharia basierenden Gesetzgebung sehr unterschiedlich aus. Einerseits wird Frauen hier, besonders in der Familiengesetzgebung, eine Männern untergeordnete Rolle und beschränkte Rechte zugeschrieben, andererseits garantiert das Gesetz gleiche Rechte bezüglich Wahlrecht, Arbeitsrecht sowie Bildung und Gesundheit. Eine weitere Aktivität ist der Kampf gegen die weiterhin verbreitete Beschneidung weiblicher Genitalien.[11]

Eine wichtige Institution in Sudan ist außerdem die private Ahfad Universität für Frauen. Diese ist ausschließlich offen für weibliche Studierende, und hat, als eine der wenigen Universitäten im arabischen Raum, neben natur-, sozial- und agrarwissenschaftlichen und medizinischen Fakultäten auch ein Institut für women studies. Hier wird international vernetzt zu Themen wie gender, Feminismus und empowerment geforscht und gelehrt.[11]

Innere Konflikte

Darfur

Bundesstaaten der Region Darfur

Hauptartikel: Konflikt in Darfur

Darfur wurde 2003 zum Schauplatz einer blutigen Rebellion gegen die arabisch-dominierte sudanesische Regierung mit zwei (schwarzafrikanischen) Rebellengruppen – der sudanesischen Befreiungsarmee (Sudan Liberation Army, SLA) und der Bewegung für Gerechtigkeit und Gleichheit (Justice and Equality Movement, Jem), die die Regierung beschuldigen, Afrikaner zugunsten der Araber zu unterdrücken. Im Gegenzug begann die Regierung einen Feldzug mit Luftbombardements und Bodenangriffen, durchgeführt von einer arabischen Miliz, den Dschandschawid. Die sudanesische Regierung wies jedoch eine Mitschuld an den Verbrechen muslimischer Milizen in Darfur zurück.

Am 8. April 2004 wurde aufgrund des internationalen Drucks ein Waffenstillstandsabkommen geschlossen, für dessen Einhaltung die Friedensmission African Union Mission in Sudan (AMIS) mit logistischer Unterstützung der NATO sorgen soll. Trotz dieser Anstrengungen kommt die Region aber bis Ende 2005 nicht zur Ruhe.

Am 5. Mai 2006 unterzeichnet die sudanesische Regierung und die bedeutendere Fraktion der Sudanesischen Befreiungsarmee (SLA) unter Minna Minnawi ein Friedensabkommen in Abuja[12][13]. Die andere Fraktion der SLA unter Abdelwahid al-Nur und die Bewegung für Gleichheit und Gerechtigkeit (JEM) lehnen eine Zustimmung zum Abkommen ab, da sie ihre Hauptforderungen der sofortigen Schaffung einer Region Darfur anstatt der drei Bundesstaaten und die Einrichtung eines zweiten Vizepräsidenten für Darfur nicht berücksichtigt sehen[14]. Die meisten Rebellen, die das Abkommen ablehnen, haben sich zur Nationalen Erlösungsfront (engl.: National Redemption Front, kurz NRF) zusammengeschlossen und erklärten den Waffenstillstand für beendet. Daraufhin entsandte die sudanesische Regierung zusätzliche Truppen nach Darfur und startete eine seit dem 28. August 2006 andauernde Offensive in Nord-Darfur mit Unterstützung der Minawi-SLA um die Rebellen der NRF zurückzudrängen.

Ostsudan

Hauptartikel: Konflikt in Ostsudan

Der Osten Sudans, der hauptsächlich von den Ethnien der Bedscha und Rashaida bewohnt wird, ist eine arme und unterentwickelte Region, deren Bewohner kaum von den dortigen Bodenschätzen oder von den Einnahmen aus dem Erdölexport profitieren. Viele Bedscha und Rashaida fühlen sich daher von der Zentralregierung in Khartum marginalisiert und unterdrückt. Die in der Eastern Front zusammengeschlossenen Widerstandsorganisationen verübten immer wieder Angriffe auf Regierungseinrichtungen.

Seit Anfang 2006 laufen in Eritrea Friedensverhandlungen zwischen der Regierung und den Rebellen Ostsudans. Dabei wurde am 26. Juni 2006 bereits ein Waffenstillstands-Abkommen unterzeichnet[15].

Sklaverei

Hauptartikel: Sklaverei in Sudan

Die Sklaverei in Sudan lässt sich bis in alt-ägyptische Zeiten mit Quellen belegen. Auch im 20. Jahrhundert war sie noch anzutreffen, trotz der Abschaffungs-Bemühungen der Briten im Anglo-Ägyptischen Sudan im 19. Jahrhundert.

Außenpolitik

Konflikt mit Tschad

Wegen des Konfliktes um Darfur und den damit einhergehenden Rebellenaktivitäten im Grenzgebiet stellte Tschad am 23. Dezember 2005 den Kriegszustand mit Sudan fest. Tschad erklärte aber, dass dies keine Kriegserklärung sei. Im April 2006 brach der westliche Nachbarstaat die diplomatischen Beziehungen zu Sudan ab, da er diesen der Unterstützung der oppositionellen FUC bezichtigt. Bei deren Angriff auf N'Djamena kamen zuvor bis zu 500 Menschen ums Leben.

Am 9. August 2006 gaben der Präsident Tschads, Idriss Deby, und sein sudanesischer Amtskollege al-Baschir die sofortige Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen und des Grenzverkehrs bekannt. Die Normalisierung der Beziehungen wurde durch die Vermittlung des libyschen Führers Muammar al-Gaddafi und des senegalesischen Präsidenten Abdoulaye Wade erreicht.[16]

Aufenthalt Osama Bin Ladens in Sudan

Foto des US-Verteidigungsministeriums nach dem Angriff auf die asch-Schifa-Arzneimittelfabrik

Aufgrund der Kritik Osama Bin Ladens am Königshaus von Saudi-Arabien zum Vorgehen im Irak-Krieg wurde er von Saudi-Arabien zur persona non grata erklärt und man versuchte seiner Person habhaft zu werden. Wegen dieser Bedrohung floh Osama Bin Laden 1991 nach Sudan, der aufgrund eines Militärputsches von 1989 durch General al-Baschir und dessen islamisch-fundamentalistische Bestrebungen international isoliert war. Hier wurde Bin Laden vor allem geschäftlich tätig: Mit seiner Baufirma nahm er den Neubau einer Autobahn von Khartum nach Bur Sudan in Angriff und gründete eine Geschäftsbank. 1994 wurde ihm aufgrund seiner internationalen terroristischen Aktivitäten die saudische Staatsbürgerschaft entzogen. Auf saudischen und amerikanischen Druck hin verwies Sudan 1996 Osama bin Laden des Landes, der daraufhin nach Afghanistan reiste.

Trotz des Nachgebens galt Sudan weiterhin in den USA als Terrorstaat und 1998 kam es nach den Bombenanschlägen auf die US-Botschaften in Nairobi, Kenia und Daressalam, Tansania zu einer Vergeltungsaktion seitens der USA auf die asch-Schifa-Arzneimittelfabrik, in der eine Giftgasfabrik vermutet wurde. Eine Verstrickung in die Bombenanschläge oder die Produktion von Giftgas in der bombardierten Fabrik konnten bis heute nicht nachgewiesen werden.

Grenzstreitigkeiten

Die Gebiete mit umstrittener Grenzziehung sind das Hala'ib-Dreieck im Norden und das Ilemi-Dreieck im Süden. Das Hala'ib-Dreieck wird von Ägypten beansprucht und seit dem Jahr 2000 verwaltet, nachdem sich die sudanesischen Truppen aus dem Gebiet freiwillig zurückgezogen haben. Eine Einigung steht aber noch aus. Das Ilemi-Dreieck wurde bereits 1950 von Sudan aufgegeben, aber die Konflikte in der Region behinderten bisher eine vertragliche Einigung mit den angrenzenden Staaten Kenia und Äthiopien.

Administrative Gliederung

Hauptartikel: Liste der sudanesischen Bundesstaaten, Liste der Distrikte in Sudan

Sudan ist in 26 Bundesstaaten (wilayat) unterteilt, die sich wieder in insgesamt 133 Distrikte gliedern.

Infrastruktur

Rinderherde auf einer Straße in Dschuba

Straßenverkehr

Das Straßennetz umfasst 11.900 Kilometer, wovon 4.320 Kilometer asphaltiert sind.

Schienenverkehr

Das Schienennetz umfasst 5.995 Kilometer.

Wasserverkehr

Transport von Lebensmitteln auf dem Nil im Bundesstaat A'ali an-Nil

Der wichtigste Seehafen befindet sich in Port Sudan, über den das Erdöl aus dem Landesinneren mittels einer Pipeline exportiert werden kann.

Sudan verfügt über etwa 4.068 Kilometer Wasserstraßen, wovon 1.723 Kilometer (Blauer Nil und Weißer Nil) ganzjährig befahrbar sind. Wichtige Flusshäfen sind Dschuba, Khartum, Kusti, Malakal, Nimule und Wadi Halfa.

Pipelines

Das Pipeline-Netz umfasst für Erdöl 2.365 Kilometer, für Erdölprodukte 810 Kilometer und für Gas 156 Kilometer.

Wirtschaft

Hauptartikel: Wirtschaft Sudans

Öl- und Gas-Konzessionen in Sudan (Stand 2004)

Sudan verfügt über reichhaltige Vorkommen von Bodenschätzen, wie zum Beispiel Erdöl, Eisen, Marmor, Gold und Uran. Allein die Erdölvorkommen werden nach US-amerikanischen Schätzungen aus den 1990er Jahren auf rund 3 Milliarden Barrel beziffert. Bisher sind die meisten Ölfelder noch nicht erschlossen – teilweise sind sogar die Konzessionen noch nicht vergeben. Allerdings arbeitet die Greater Nile Petroleum Operating Company daran, dem abzuhelfen.

Die Volksrepublik China ist der wichtigste ausländische Investor in Sudan. Mittlerweile deckt das afrikanische Land schätzungsweise 6 bis 8 Prozent der gesamten Ölimporte Pekings; ein Drittel des sudanesischen Erdöls geht nach China. Seit April 2006 fördert Sudan 350.000 Barrel am Tag, obwohl die Kapazitäten bereits auf 500.000 Barrel am Tag erweitert wurden - aufgrund von technischen Problemen mit der von Malaysia gebauten Öl-Pipeline kann dieses Potenzial noch nicht ausgeschöpft werden. Man erwartet in absehbarer Zeit eine Steigerung auf 800.000 Barrel täglich.

Haupt-Export-Länder (Stand 2004) sind China (64,3 Prozent), Japan (13,8 Prozent) und Saudi Arabien (3,7 Prozent).

Haupt-Import-Länder (Stand 2004) sind Saudi-Arabien (11,7 Prozent), China (10,7 Prozent), die VAE (6,2 Prozent), Ägypten (5,2 Prozent), Deutschland (4,9 Prozent), Indien (4,6 Prozent), Australien (4,1 Prozent) und Großbritannien (4 Prozent).

Das Bruttonationaleinkommen (BSP) pro Kopf beträgt 383 Euro (Stand 2003) und das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf beträgt 2.246 Dollar (Stand 2005) (rund 1.826 Euro).[7]

Mitgliedschaft in Internationalen Organisationen

Sudan ist Mitglied in folgenden internationalen Organisationen:

Beitrittsdatum Organisation Abkürzung Kommentar
1956 Vereinte Nationen UNO
1956 Arabische Liga -
1963 Organisation für Afrikanische Einheit OAU Vorläufer der AU
1969 Organisation der Islamischen Konferenz OIC
1981 Preferential Trade Area for Eastern and Southern Africa PTA Vorläufer der COMESA
1986 Intergovernmental Authority on Drought and Development IGADD Vorläufer der IGAD
1994 Common Market for Eastern and Southern Africa COMESA Nachfolge der PTA
1996 Intergovernmental Authority on Development IGAD Nachfolge der IGADD
2001 Afrikanische Union AU Nachfolge der OAU

Siehe auch

  • Portal: Sudan – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Sudan

Quellen

  1. Internationaler Währungsfonds - Länderübersicht zu BIP/Einwohner
  2. www.duden.de zur Schreibung von Sudan
  3. Ständiger Aussschuss für geographische Namen des Bundesamtes für Kartographie und Geodäsie zur Schreibung von Sudan
  4. Brockhaus zum Klima Sudans, Ausgabe aus dem Jahr 2000
  5. Fischer Weltalmanach 2006
  6. http://bevoelkerungsstatistik.de Sudan Städte-Überblick
  7. a b c d e f g h i CIA The World Fact Book: Sudan/People
  8. a b http://bevoelkerungsstatistik.de zu Sudan
  9. Auswärtiges Amt zu Sudan
  10. a b Encyclopædia Britannica von 1911 zu Sudan
  11. a b c Balghis Badri (2005): Feminist Perspectives in the Sudan
  12. 05.05.2006 - Sudan Tribune: "Darfur rebel SLA-Minawi, Sudan govt agree peace deal"
  13. 05.05.2006 - Sudan Tribune: "Darfur peace plan in Jeopardy"
  14. 05.05.2006 - Sudan Tribune: "Two of three rebel groups refuse Darfur peace deal"
  15. 05.07.2006 - Sudan Tribune: "Sudanese govt, eastern rebels agree on ceasefire modalities"
  16. 10.08.2006 - Sudan Tribune: "Chad, Sudan reopen borders, resume diplomatic relations"
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Wiktionary: Sudan – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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