9Live
Vorlage:Infobox Fernsehsender 9Live ist ein privater deutschsprachiger Fernsehsender, der am 1. September 2001 aus dem Privatsender tm3 hervorgegangen ist. Der Sender finanziert sich durch telefonische Gewinnspiele und Werbung. Die vorgeblichen Gewinnspiele sind juristisch umstritten, da sie laut der Meinung von Kritikern möglicherweise illegales Glücksspiel darstellen, was allerdings laut einem Urteil des Landgerichts Frankfurt zumindest in Deutschland nicht der Fall ist.
Unabhängig davon, ob Anrufer zum Moderator durchgestellt oder ob sie nur auf eine Bandansage geleitet werden, bezahlen sie 0,50 Euro pro Anruf aus dem Festnetz der Deutschen Telekom oder 0,70 Euro pro Anruf aus Österreich. In Deutschland können bis zu 3600 Leitungen gleichzeitig belegt werden – auch wenn die Kapazität noch nie voll ausgelastet wurde, sind doch die Chancen bei den meisten Spielen gering, genommen zu werden. Selbst bezeichnet sich der Sender als Mitmachfernsehen oder als Deutschlands erster Quizsender. Obwohl das Mitmachen/Anrufen nur für Personen ab 18 Jahren erlaubt ist, darf der Sender sein Programm auch tagsüber zu jugendschutzrelevanten Zeiten ausstrahlen. Eine altersbezogene Zugangskontrolle, wie sie bei Spielhallen und Spielcasinos vorgeschrieben ist, findet nicht statt. Aus technischer Sicht wäre eine Zugangskontrolle auf das TV-Spielangebot durch Verschlüsselungssysteme problemlos möglich (vgl. Jugendschutz-Zugangskontrolle beim Bezahlfernsehen PREMIERE).
Die ehemalige Geschäftsführerin Christiane zu Salm hat inzwischen ihre Anteile an die ProSiebenSat.1 Media AG verkauft. 9Live ist eine hundertprozentige Tochter der Euvia Media AG, die wiederum zu hundert Prozent der ProSiebenSat.1 Media AG gehört. Lizenziert ist 9Live durch die Bayerische Landeszentrale für neue Medien. Der Umsatz von 9Live betrug 60,6 Millionen Euro im Jahr 2002 und 78,7 Millionen Euro im Jahr 2003.
Bis zum Frühjahr 2005 büßte 9Live durch sein Sendekonzept, das von Kritikern als höchst untransparent und unfair erachtet wird, 50 Prozent seiner Marktanteile ein, obwohl man in der Zeit deutlich an Reichweite dazugewonnen hatte. Der Marktanteil liegt derzeit bei 0,2 Prozent. Außer zur Selbstnutzung produziert 9Live auch ähnliche Call-In-Shows mit anderen Moderatoren für andere, insbesondere der Senderfamilie angehörige Fernsehsender. Aber auch für externe Sender und sogar für einen britischen TV-Sender werden Spiele dieser Art produziert.
Sendungen
Aktuelle Sendungen auf 9Live (Auswahl)
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Softpornografisches
Nachts läuft von 2:00 Uhr bis 6:00 Uhr „Sexy Night at 9Live“. Die Sendung besteht hauptsächlich aus Telefonsex-Werbung und diversen Softporno-Clips, überwiegend mit einzelnen Frauen als Darsteller.
LaNotte
In den Nächten von Donnerstag auf Freitag läuft von ca. 01:00 Uhr bis 02:00 Uhr „Lanotte“. Die beiden Moderatorinnen Biggi Bardot und Jana Bach animieren die Zuschauer u. a. mit spärlicher bzw. erotischer Kleidung zum Mitraten und Anrufen.
Ehemalig
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- Serien (Mallorca – Suche nach dem Paradies, Denver Clan, Hart aber herzlich, Ein Colt für alle Fälle, M*A*S*H)
- Talkshows
Ehemalige Highlights
- VIP - News: Moderiert wurde die Sendung von Anna Heesch. Sie lief von Sommer 2001 bis März 2003 jeden Sonntag um 22:15 Uhr. Die Show war eine Art "RTL Exclusiv". News aus der Welt der Schönen und Reichen waren die Topthemen. Außerdem konnte man zwischendurch noch Geld gewinnen.
- Aber bitte mit Schlager: Jeden Mittag (Montag bis Freitag), stellte Anja Burkhardt von 2002 bis 2004 zahlreiche prominente Schlagersänger wie die Flippers, Jürgen Drews, die Kastelruther Spatzen, Marianne Rosenberg u.a. vor. Zwischen den Talkrunden und Musikauftritten konnte man Bargeld gewinnen.; Jeden Sonntag um 20.15 gab es Aber bitte mit Schlager - die Gala wo auch kleines Publikum im Studio saß.
- Leichter Leben: Die Servicesendung "9Live Leichter Leben" bot den Zuschauern durch ausgewählte Experten wie Starastrologen Winfried Noé, Astrid Obersteiner und Andrea Buchholz sowie Feng-Shui Experten Christian Materne oder Lebensberaterin Martina Straub, Hilfestellung zu fast allen Lebensfragen an. Moderiert wurde die Sendung von 2003 bis 2005 von Heidrun v. Goessel, Anna Heesch, Eva Grünbauer und Andrea Plewig.
- Die 100.000-Euro Frage: Jörg Draeger stellte Donnerstags um 21:00 Uhr 5-6 Fragen. Zu jeder Frage gibt es 10 Sekunden zur Beantwortung. Bei einigen Fragen wurden Antwortmöglichkeiten vorgestellt, bei einigen nicht. Die ersten 5 Fragen hatten den Wert 100-500 Euro. Wenn man die 100.000-Euro Frage beantworten wollte, bekam man 10 Sekunden Zeit und keine Antwortmöglichkeiten. Bei richtiger Antwort winkten dem Kandidaten 100 000 Euro. Bei falscher blieben die 500. Wenn man die Frage nicht wollte, bekam man 1000 Euro und das Spiel war beendet. Die Sendung war als eine unterhaltsame Donnerstag-Nacht-Show aufgemacht.
- 9Live-Supertor: Zwei Kandidaten treten im KO-Modus gegeneinander an. Per Telefon wird ein Schuss auf das Tor im Studio aus einer sich bewegenden Ballkanone abgegeben. Jeder Kandidat hat drei Versuche. Torwart in diesem „Elfmeterkrimi“ der besonderen Art war der frühere Bundesligaspieler Uli Stein. Zur Abwechslung durften auch Zuschauer im Studio einen Schuss per „Hot-Button“ abgeben. Moderiert wurde die Show im Jahr 2005 von Torsten Knippertz.
- 9Live Pisa: Peter Illmann (Formel Eins) bzw. Frank Jakob moderierte die Quizshow zur Pisa-Studie. Zu Gast war als Experte ein Professor der Uni München. Es wurde über das "Pisa"programm geredet, Schulformate anderer Länder vorgestellt und über die Fragen diskutiert. Die Fragen waren Themenspezialisiert. (Geo&Co(Geographie), Abc&co(Deutsch), Explosiv(Chemie), Damals(Geschichte)...). Für die Fragen gab es 100,-, 200,- und 300,- Euro. Die 4 Frage war die Pisafrage, bei der eine Frage aus der Pisastudie oder eine Frage der Anlehnung an die PISAStudie. Für die gab es 500 Euro mit ausführlicher Erklärung der Lösung.
- 9Live Mitmachkolleg: Diverse 9Live-Moderatoren stellten Wissenspiele und interessante Quizfragen aus dem Bereich Allgemeinwissen. Dabei haben sie Tipps gegeben und Fakten aus Büchern vorgelesen.
- News nach 9, News nach 12: „News nach 9“ war die Nachrichtenshow von tm3. Montag bis Freitag zeigte Moderator Florian Weber 21:15 Uhr bis 22:00 Uhr die Schlagzeilen des Tages und stellte dazu 3 Wissensfragen, für die es 100, 200 und 400 DM zu gewinnen gab. Bei 3 richtig beantworteten Fragen gab es die Chance auf den 10.000-DM-Jackpot. Aus 16 Worten musste man eine 4-Wortschlagzzeile erstellen. Stimmte diese mit der von der Redaktion zusammengestellten Schlagzeile überein, gewann man das Geld. Nach der Umbenennung in 9LIVE wurde die Sendung um 15 Minuten verlängert und umbenannt in „News nach 12“ und wurde von diversen Moderatoren moderiert. Das Format blieb. nach der Euroeinführung, gab es nur 2 Fragen für 50 € und 150 €. Der Jackpot stieg täglich um 100 € und wurde nur ausgespielt wenn aus drei vorgestellten Schlagzeilen erkannt wurde, welche wahr ist. Anschließend wurden Einzelheiten zu Nachricht genannt.
- Greif an!: Es war, laut 9Live-Videotext, die Show für die, die den Zweikampf lieben. In jeder Show saßen 6 Studiokandidaten bereit. Der Anrufer bekam €500,- EUro. Den Rest musste der Studiokandidat gewinnen, den der Anrufer ausgewählt hat, nach die diese sich vorgestellt haben. In 5 Minuten musste er Fragen beantworten mit 3 möglichen Antworten. Wusste er mal eine Antwort nicht, konnte er einen DM 500/€ 250,-Joker benutzen. Das heißt: Die Zuschauer konnten anrufen und die Lösung nennen, somit auch das Jokergeld gewinnen. Nach der Zeit wird die letzte Frage im Duell mit einem Zuschauer erspielt. Der Studiokandidat antwortete für sich und der Anrufer für sich. Jedes Geld das der Studiokandidat erspielte, war gesichert und seins. Der Anrufer, der ihn auswählte, bekam 10% des erspielten Gewinnes. Die Show wurde von "hurricane" produziert.
Am Ende der Show wurden DM 100.000,-, bei Moderationsübernahme von Meinert Krabbe und Alida Nadine Kurras im Jahre 2004, auch €50.000,-, später 150.000,- für die Beantwortung einer Wissensfrage verlost, für die es aber nur DM 1.000,- bzw. €1.000,- gab. Das große Geld gewann man wenn man auf einer Slot-Maschine-Simulation 3mal den "greif an!"-Stern erwischt.
- people: Das morgentliche Show-Bizz-Quiz von tm3 und 9Live. Es wurde der neueste Klatsch und Tratsch unterhaltsam rübergebracht, das Geburtstagskind des Tages geehrt. Alles war mit Quizfragen und Geldgewinnen verbunden. Im "Kinotipp" wurden Trailer gezeigt und Fanartikel verschenkt. Die Show wurde wie "greif an!" von "hurricane" produziert.
- paradies: Das morgentliche Reisequiz von tm3 und 9Live. In jeder Woche wurde ein Land behandelt, nach dem das Studio passen zum Thema umdekoriert wurde. Zu deisem Land wurden Fragen gestellt, Kurzberichte gezeigt und kulinarische Besonderheiten erklärt, teilweise mit Studiogästen. Die Show wurde wie "greif an!" und "people" von "hurricane" produziert.
- wow tv: Das morgentliche Tierquiz von tm3. In der Show wurden Spiele und Fragen über Tiere gestellt. Zusätzlich wurden Fotos von Zuschauern mit Ihren Haustieren gezeigt. Für alles konnte man Geld gewinnen.Die Show wurde wie "greif an!", "people" und "paradies" von "hurricane" produziert.
- Sag's richtig: Die interaktive 9Live-Variante der SAT.1-Quizshow der 90er "5 mal 5".
9Live-Moderatoren
Anm.: Die mit einem Sternchen (*) gekennzeichneten Moderatoren sind heute nicht mehr Teil des Moderatoren-Teams.
Fremdproduktionen
9live produziert für die Senderfamilie ProSiebenSat.1 Media diverse Quizshows. So wird nächtlich bei Sat.1 die „QuizNight“ und bei Pro Sieben das „NightLoft“ ausgestrahlt. Des Weiteren wird für kabel eins das „Filmquiz“ produziert.
Auch im Ausland ist 9live aktiv. Seit 2004 wird für einen Sender aus Großbritannien erfolgreich produziert. Mitte September startet 9live ein vierstündiges Programmfenster von 21:30 Uhr bis 01:30 Uhr auf dem arabischen Fernsehsender mLive. Der Sender strahlt sein Programm via Eutelsat und Arabsat in mehr als 22 Länder aus (u. a. Syrien, Jordanien, Irak, Kuwait, Tunesien, Marokko, Ägypten, Algerien).
Kritik
Kritiker werfen 9Live vor, bewusst die Regeln der Gewinnspiele vage und den Lösungsweg willkürlich zu formulieren. Häufig wird zum Abschluss eines Gewinnspiels nur das Ergebnis, nicht jedoch der Lösungsweg genannt. Auf diese Weise kann laut den Kritikern eine von mehreren „richtigen“ Antworten vom Sender ausgewählt werden, nämlich diejenige, die zuletzt genannt wird. Dadurch können die einzelnen Gewinnspiele in die Länge gezogen werden und die insgesamt ausgezahlte Gewinnsumme verringert sich.
Beispiel: „Welches ist der kürzeste Monat?“ „Mai“ (weil 3 Buchstaben) und „Februar“ (weil 28 Tage) wären anhand der Fragestellung beide richtig. Ruft jemand an und sagt „Mai“, dann wäre leider „Februar“ richtig gewesen. Ruft jemand an und sagt „Februar“, dann wäre leider „Mai“ richtig gewesen.
Fragwürdig ist auch die Methode des Senders, mit einer hohen Gesamtgewinnsumme (meist über 20.000 Euro) Anrufer zu locken. Auf den zweiten Blick steht dem Kandidaten nach richtiger Antwort aber nur ein Bruchteil davon zu; der Rest muss durch ein weiteres Jackpot-Spiel gewonnen werden, bei dem die Erfolgsaussichten mitunter im Promille-Bereich liegen. Dies soll folgendes Beispiel eines Jackpot-Spiels illustrieren:
Es ist eine Säule mit 8 Etagen aufgebaut, auf denen sich je zwei klappbare, zunächst verdeckte Tafeln befinden. Auf jeweils einer steht „Weiter“, auf der anderen „Sorry“. Der Anrufer muss sich für die linke oder die rechte Tafel entscheiden. Zeigt die gewählte Tafel beim Aufdecken „Weiter“, darf er die die gleiche Auswahl auf der nächsten Etage wiederholen, bei „Sorry“ hat er sofort verloren. Den Jackpot gewinnt der Anrufer also nur, wenn er auf allen 8 Etagen die richtige Tafel aufdeckt, wofür allerdings nur eine geringe Chance von 1 zu 256 (etwa 0,4%) besteht. Leute ohne entsprechende mathematische Kenntnisse werden eventuell eher zur Teilnahme am Spiel animiert, da wahrscheinlich kein so niedriger Wert für die Erfolgsaussichten erwartet wird.
Der Schwierigkeitsgrad der Gewinnspiele reicht von extrem einfach bis fast unlösbar. Der Zuschauer erkennt häufig nicht, wie komplex der Lösungsweg eigentlich ist. Darüber hinaus verzichtet 9Live gänzlich auf eine Erläuterung des Lösungswegs. Fachleute bewerten dies im Hinblick auf die Transparenz der Spiele und deren Regeln als problematisch.
Auch wird der Zeitpunkt der Durchstellung in die Sendung bewusst hinausgezögert. Die zu Beginn des Spiels relativ schwierig zu erratende Lösung soll Anrufer animieren, die eigene Kompetenz unter Beweis zu stellen, weiterhin wird der Eindruck vermittelt, dass keine weiteren „Tipps“ gegeben werden würden, welche eine Lösung einem weiteren Zuschauerkreis ermöglichen, um Kenner der Lösung zum Anrufen zu verleiten.
Durch willkürlich eingeblendete „Countdowns“ wird suggeriert, dass mit Ablauf derselben ein Anrufer gewinnt. Doch statt das Spiel zu beenden und den Gewinn an einen Anrufer auszuzahlen, wird das Spiel weiter hinausgezögert, indem weitere „Countdowns“ eingeblendet oder „Jackpot-Gewinne“ zugesichert werden.
Eine weitere Masche der Moderatoren ist es vorzugaukeln, es rufe niemand an und das selbst bei banalen Spielen: „Das gibt's doch nicht! Weiß denn das keiner? Warum ruft denn da niemand an? ...“. Dadurch wird beim Zuschauer der Eindruck erweckt, er sei momentan der einzige, der gerade diese Sendung sieht und die Lösung weiß, und wenn er sofort anriefe, würde er sofort gewinnen. Um rechtlichen Problemen vorzubeugen, wurden diese Formulierungen geändert. In letzter Zeit hört man stattdessen: „Es ist immer noch kein Anrufer 'durchgestellt' worden ...“. Weiterhin wird versucht, den Eindruck zu erwecken, dass jetzt gerade nur ganz wenige zuschauen und somit die Chancen sehr hoch seien. Je nach Tageszeit und Wochentag wechseln die Argumentationen, Beispiele sind „es ist Samstag Abend, da sind eh alle unterwegs“ oder „es ist 2 Uhr nachts, morgen ist Arbeitstag, wer hat denn da schon Zeit zuzuschauen?“. Oft wird auch das baldige Ende der Sendung als zweite Stufe vorgekaukelt, so daß Zuschauer an einen „richtigen“ Zeitpunkt für ihren Versuch denken, während die Show tatsächlich noch beliebig länger gehen kann – und auch entsprechende Hinweise im eigenen Videotext dabei ignoriert werden.
Nachweisbar sind betrügerische Absichten nicht. Tatsächlich lassen sich unlautere Absichten allenfalls über Indizien vermuten. So legt der häufig sehr ähnlich angelegte dramaturgische Aufbau den Verdacht mehr als nahe, dass nach einem mehr oder weniger ausgearbeiteten Muster gearbeitet wird: Erst wird die Gewinnsumme nach und nach erhöht, dann gibt ein vorgeblich verzweifelter (oder vom Mitgefühl bewegter) Moderator Tipps, etc. Nachdem dieser Aufwand nur für relativ hohe Gewinnsummen betrieben wird, kann man den Moderatoren und der Redaktion zumindest eines unterstellen: Sie müssten wissen, dass das Spiel - sobald eine gewisse Gewinnsummenhöhe erreicht ist - schon aus Rentabilitätsgründen nicht zu schnell beendet sein dürfte. Die im Gegensatz dazu aber permanent propagierte Botschaft, das Spiel stünde kurz vor dem Ende, dürfte daher mit hoher Wahrscheinlichkeit mindestens in der Anfangsphase wider besseres Wissen bzw. wider alle Erfahrungswerte der Veranstalter verbreitet werden.
Zwar zahlt der Sender – laut Eigenaussage – monatlich Gewinnbeträge von rund einer Million Euro aus, allerdings lässt diese Äußerung keinerlei Rückschlüsse auf die Gewinnchancen des einzelnen Anrufers zu und ist somit eher als Eigenwerbung zu betrachten. Verfolgt man Berichte in Zeitschriften oder Diskussionen in Internet-Foren, so stößt man nicht selten auf Berichte, dass zugesicherte Gewinne nicht ausgezahlt worden seien. Kritiker werfen dem Sender in der Tat zuweilen eine solche Praxis vor. Obwohl die Spiele bestenfalls Lotteriecharakter besitzen, werden nicht nur keine Gewinnchancen angegeben, manchmal gibt es „einfach“ keine Gewinner, weil der einzige Durchgestellte am Sendeende die falsche Lösung nennt und niemand übernimmt die Garantie, dass hier nur Zuschauer - und nicht etwaige Strohmänner - gewinnen.
Für einige Zuschauer, meist in problematischen Lebenssituationen und ohne Hintergrundwissen, sind solche Spielshows zu einer Form von Sucht geworden. Auch Kinder und Jugendliche sind betroffen, die zwar nicht teilnehmen dürfen, deren Anrufe aber durchaus gewollt mit abkassiert werden.
Für Aufsehen sorgte der Sender mit einer so genannten „Arbeitslosen-Show“, die vom damaligen Bundesarbeitsminister Walter Riester als absurd und menschenverachtend bezeichnet wurde. In dieser nach kurzer Zeit wieder abgesetzten Sendung wurden bei Anruf Arbeitsplätze verlost.
In Deutschland hingegen wies der Senat des Oberlandesgerichts München eine Einstweilige Verfügung des Verbands Sozialer Wettbewerb gegen den Anbieter im Januar 2006 ab, der wegen unlauteren Wettbewerbs (u. a. verbotenes Glücksspiel, Täuschung über die tatsächliche Gewinnaussicht) gegen 9Live geklagt hatte. Die Richter begründeten das Urteil damit, dass „jeder nur halbwegs verständige Teilnehmer wisse, dass immer nur eine Chance bestehe, durch einen Anruf Gewinner eines der angebotenen Gewinnspiele zu werden. Im Übrigen sei den Zuschauern klar, dass sie für die Teilnahme ein Entgelt in Form der Telefongebühren entrichten müssen.“.
Das Urteil behandelt dabei nicht die von vielen Seiten als unseriös bezeichnete und für den Zuschauer intransparente Durchführung von Gewinnspielen, noch berücksichtigt es die Wahrscheinlichkeit, bei einem der Angebote teilnehmen oder gewinnen zu können (z. B. kostenpflichtige Telefonvorauswahl, Spielregeln). Auch die Gewinnquoten in Relation zu den tatsächlichen Anrufern wurden nicht beleuchtet.
Die Gewinnspiele werden mit schrillem, andauerndem Lärm unterlegt um die Aufmerksamkeit von Zappern zu wecken.
Die oben genannte Kritik hat beispielsweise zu dem satirischen Lied „Neun Live“ der Wise Guys geführt.
Zusammenfassung der Strategien
- Schnelle Musik und grafische Effekte um dem potentiellen Anrufer zu suggerieren, er habe nur noch wenig Zeit
- Sinnlose Countdowns von in der Regel zwei Minuten, an deren Ende nichts passiert
- Schwammige Formulierungen der Moderatoren ("Sie müssen nur Leitung 2 treffen", diese aber in einem von der Regie bestimmten "richtigen" Moment, dies bleibt zu gern unerwähnt)
- Bis zu zweistündige Durchstellpausen, in denen kein Anrufer eine Chance hat, zu gewinnen
- Gespielte Konflikte zwischen Moderator und Regie, so dass die Moderatoren nicht den Zorn auf sich ziehen sondern die Regie dafür verantwortlich ist, dass Spiele oft lange weitergespielt werden. Gerne wird so auch suggeriert, dass der Moderator selbst der Überzeugung ist, es gibt keine Lösung mehr. Der Anrufer denkt nun, er sei der Einzige und probiert durchzukommen
- Besonders bei von 9live für Fremdsender (z. B. DSF) produzierten Formaten schnelle Runden in denen viele Menschen durchkommen aber bei offensichtlich einfachen Spielen kaum eine Chance haben (Beispiel: "Erraten Sie die Automarken"). Bekannt sind nur zwei der gesuchten Marken, der Rest lässt sich nur mit vielen Versuchen und sehr viel Glück erraten, da kaum bekannte Exoten gesucht werden.
- Durch die "Blitz-Überweisung" ist das Geld angeblich innerhalb des nächsten Werktages auf dem Konto des Gewinners. Dies animiert besonders bei akuten Geldnöten zum Mitmachen
- Es wird jede Möglichkeit genutzt, dem Zuschauer zu suggerieren, dass nur wenige Menschen zuschauen. So z. B. während des Orkans "Kyrill". Es wurde behauptet, dass 9Live in fast keinem Kabelnetz mehr verfügbar wäre und die Chancen für die Anrufer so unnormal hoch wären.
Call-In in der Schweiz
In der Schweiz ist die Ausstrahlung von 9Live untersagt, da es sich um „verbotene lotterieähnliche Gewinnspiele“ handelt. Dies wird mit der Chancenungleichheit der Teilnehmenden sowie mit der Intransparenz der Formate begründet. So wären die Formate nur dann erlaubt, wenn die Teilnahme an den Gewinnspielen auch kostenlos möglich wäre. In der Schweiz kann der Zuschauer deshalb je nach Sendung auch kostenlos über Internet, WAP, Postkarte oder bei VIVA mit einer günstigeren Nummer mit einem speziellen, aber überflüssigen, „PIN Code“ mitmachen.
In der Schweiz laufen die Sendungen auf den Kanälen Star TV, 3+, VIVA und U1 TV tagsüber und in der Nacht während mehreren Stunden (3+ sendet von 10-18 Uhr sowie von 23-2 Uhr, also 11 Stunden täglich). Die Sendungen von Star TV und U1 TV werden von der Call Active GmbH in München produziert, die Sendungen von 3+ von der Firma Mass Response in Wien.
Siehe auch
Weblinks
- 9Live-Webpräsenz
- Abzocke mit undurchsichtigen Spielregeln? ARD plusminus-Beitrag; [1]
- Artikel des Report Mainz zur „Arbeitslosen-Show“
- Bericht zum Urteil des Landgerichtes Freiburg in Sachen „Glücksspiel bei 9Live“
- Portal und Forum mit Anregungen und Kritik zu Call-In-Sendern
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