Chronologie der Unruhen in Osttimor 2006
![]() |
Dieser Artikel befindet sich erst im Aufbau. |
Diese Liste führt die Vorfälle während der Unruhen in Osttimor 2006 auf.
siehe Hauptartikel: Unruhen in Osttimor 2006
Januar 2006
11. Januar 2006: Präsident Xanana Gusmão erhält eine Petition von Soldaten des 1. Bataillons der Verteidigungskräfte Osttimors F-FDTL, in denen sie sich über die schlechten Arbeitsbedingungen und Beförderungsregelungen, die Bewohner des westlichen Teils Osttimors benachteiligen würden, beschweren.
Februar 2006
8. Februar 2006: Über 400 Soldaten ziehen in die Hauptstadt Dili und forderen die Entlassung des Kommandanten des 1. Bataillons Colonel Falur aufgrund der Diskriminierungen. Präsident Xanana Gusmão kann zunächst die Soldaten zur Rückkehr in die Kaserne bewegen, doch dann desertierten 404 der insgesamt etwa 1.600 Soldaten der F-FDTL und schlagen ihr Lager in Aileu auf. [1]
25. Februar 2006: Weitere 177 Soldaten schliessen sich den Deserteuren an. [2] Premierminister Alkatiri wird beschuldigt, Firaku aus dem Osten des Landes bei den Beförderungen zu bevorzugen. [3]
14. Februar 2006: Brigadegeneral Taur Matan Ruak entlässt die inzwischen insgesamt 591 Deserteure offiziell aus dem Dienst entlassen .[4][5]
März 2006
März: Die Soldaten verweigern einen Aufruf zur Rückkehr in die Kasernen. [6][7] Einige Zeit später schliessen sich einige Polizisten den Soldaten an. Premierminister Alkatiri entläßt daraufhin die Deserteure. [8]
April 2006
Anfang April: Außenminister José Ramos-Horta kündigt die Einsetzung eines Ausschusses an, der die Beschwerden der ehemaligen Soldaten anhören sollte. [9]
24. April bis 28. April 2006: Die ehemaligen Soldaten demonstrieren mit zivilen Unterstützern, zumeist arbeitslose Jugendliche, in den Straßen von Dili. 3.000 Menschen protestieren gegen die Entlassung der Soldaten und fordern den Rücktritt Alkatiris. Der ursprünglich friedliche Protest schlägt in Gewalt um, als die Soldaten einen Markt angriffen, der von Firaku geführt wurde.
28. April 2006: Bei den Protesten kommt es zum Zusammenstoß zwischen den Deserteuren und den F-FDTL, die in die Menge schossen. In den darauf folgenden Ausschreitungen sterben fünf Menschen, mehr als 100 Häuser werden niedergebrannt und etwa 21.000 Bewohner Dili fliehen aus der Stadt.
Mai 2006
4. Mai 2006: Major Alfredo Alves Reinado desertiert zusammen mit 20 in Australien ausgebildeten Militärpolizisten, vier Polizisten und zwei Lastwagen voller Waffen und Munition.[10] Er schließt sich den Rebellen an[11] und fordert die Entlassung Premierministers Marí Bin Amude Alkatiri. Alkatiri soll den Beschuß der Demonstranten am 28. April befohlen haben.
5. Mai 2006: Am Abend fordert Leutnant Salsinha Präsident Gusmão auf Alkatiri zu entlassen und die F-FDTL innerhalb der nächsten 48 Stunden aufzulösen. Zuvor hat Salsinha einen Kontaktversuch Gusmãos mit den Worten beantwortet, es sei jetzt „zu spät“.
Unter den Bewohnern von Dili kommt es zu einer Panik. 75 % der Bevölkerung flieht in die nahen Berge, als sich Gerüchte von neuen Kämpfen verbreiteten. Diese bleiben aber aus und die Flüchtlinge beginnen einige Tage später wieder in die Stadt zurückzukehren. Ausländische Botschaften geben Sicherheitswarnungen heraus und ziehen ihr Personal ab. Premierminister Alkatiri kündigt die Untersuchung von Vorwürfen der Desertierten an und bietet an rückwirkend ab März wieder Gehälter an sie auszuzahlen.[12]
8. Mai 2006: Als etwa 1.000 Menschen Beim Sturm auf das Büro eines regionalen Staatssekretärs außerhalb Dilis durch etwa 1.000 Menschen , stirbt ein Polizist. [13]
9. Mai 2006: Premierminister Alkatiri bezeichnet die Gewalt als Staatsstreich, der die demokratischen Institutionen behindern wolle, bis die einzige Lösung die Auflösung des Parlamentes durch den Präsidenten wäre, wodurch die Regierung gestürzt würde.
10. Mai 2006: Die Regierung führt offizielle Verhandlungen mit den Rebellen. Den ehemaligen Soldaten wird angeboten, dass sie eine Unterstützung für ihre Familien entsprechend des vorherigen Soldes erhalten würden.[14]
11. Mai 2006: Der Abzug der letzten Verwaltungsbeamte und UN-Polizei des United Nations Office in Timor-Leste (UNOTIL), der für den 20. Mai geplant war, wird auf Juni verschoben.[15]
Außenminister Ramos-Horta beschuldigt Fernando Lasama, den Vorsitzende der Partido Democrático, die Unruhen angeheizt habe. [16]
12. Mai 2006: Der australische Premierminister John Howard gibt bekannt, dass, obwohl es noch keine offizielle Anfrage der osttimoresischen Regierung gab, australische Streitkräfte mit den Landungsschiffen HMAS Kanimbla (L-51) und HMAS Manoora (L-52) zur Unterstützung bereitstünden.[17]
Mitte Mai: Über mehrere Wochen liefern sich die Rebellen in den Hügeln bei Dili immer wieder heftige Feuergefechte mit F-FDTL-Truppen. Diese forderten viele Tote und Verletzte. Major Reinado verübt mehrere Angriffe auf die Hauptstadt Dili, darunter einen am 23. Mai bei der ein F-FDTL-Soldat getötet und sechs weitere verletzt werden.[18] Zusätzlich erschweren nun plündernde Banden in Dili und ausbrechende ethnische Konflikte die Situation. [19] Die Bevölkerung flieht in Kirchen in und Flüchtlingslager außerhalb der Stadt.
24. Mai 2006: Außenminister Ramos-Horta ruft offiziell die Regierungen von Australien, Neuseeland, Portugal und Malaysia um militärische Unterstützung an.
Der portugiesische Außenminister Diogo Freitas do Amaral kündigt die Entsendung von 120 Mann der Republikanischen Nationalgarde (GNR) an. Sie sollen sich acht hohen Offizieren der Spezial Operationsgruppe der portugiesischen Nationalpolizei anschließen. Die portugiesische Luftwaffe beginnt mit der Evakuierung von mehr als 600 portugiesischen Bürgern aus Osttimor.
Der portugiesische Präsident Aníbal Cavaco Silva und Premierminister José Socrates rufen zu einem Ende der Gewalt auf. Auf einem Treffen der Außenminister der EU fordert Portugals Außenminister die EU-Mitgliedsstaaten auf, die Gewaltakte der Rebellen zu verurteilen.
25. Mai 2006: Ein australisches Vorauskommando trifft in Dili ein, um den internationalen Flughafen abzusichern. Am selben Tag dringen einige Rebellen in Dili ein und lieferen sich schwere Gefechte mit den F-FDTL und Polizeikräften. Bis zu 20 Menschen werden dabei getötet.[20]
Die neuseeländische Premierministerin Helen Clark verlangt mehr Informationen, welche Unterstützung Osttimor von Neuseeland erwartet, bevor sie Truppen zusagen würde. Clark sagt: „Es ist wichtig, dass man nicht in das, was einige für einen Konflikt zwischen zwei Gruppen halten, reingeht und anscheinend Partei für eine Seite ergreift.“ Auch Entscheidungen des Weltsicherheitsrates sollten berücksichtigt werden.
Die UNOTIL eröffnet außerhalb Dilis ein Flüchtlingscamp für 1.000 Personen.[21]
26. Mai 2006: Neuseeland entsendet 42 Soldaten.
27. Mai 2006: Banden, die aus verschiedenen Landesteilen stammten, kämpfen in den Straßen von Dili. Autos und Häuser werden angezündet, drei Timoresen ermordet. Die Einwohner Dilis fliehen aus der Stadt und sammeln Flüchtlinge sich in Kirchen, der australischen Botschaft und am Flughafen.
Erstmals werden Journalisten Ziel der Gewalt als ein Wagen mit vier Mitarbeitern von AFP und AP angegriffen wird. Als ein Firaku in das Auto springt und ein weiterer aufs Dach um vor mehreren Kaladi zu fliehen, wird das Auto vom Mob attackiert. [22]
Präsident Gusmão Malaysia bittet Malaysia die Landesgrenze zu Indonesien zu sichern. Zivilisten sollten daran gehindert werden, aus dem Land zu fliehen. [23] Malaysia lehnt dies ab. [24]
Ein zweites Kontingent mit 120 neuseeländischer Soldaten verläßt Christchurch in Richtung Osttimor über Townsville (Queensland). Laut Clark sollten die Truppen dort eingesetzt werden, wo das australische Kommando sie benötigt.[25]
Die UN kündigt den Abzug des Großteils ihrer Mitarbeiter an.
29. Mai 2006: Die revoltierenden Soldaten unter Major Agosto De Araujo bieten Friedensgespräche an.
Bewaffnete Banden in Dili plündern trotz internationaler Truppen weiter. Es kommt zu Zusammenstößen mit australischen Truppen, als diese Zivilisten in Sicherheit bringen wollten. Laut eines australischen Majors verwenden die Plünderer Handys, um ihre Angriffe zu koordinieren.
Brigadegeneral Slater trifft militärische und zivile Führer Osttimors und bekommt zugesichert, dass die F-FDTL-Soldaten in ihrer Kasernen zurückgezogen werden würden. Der australische Verteidigungsminister Brendan Nelson fordert, dass Osttimor die Rechte der internationalen Eingreiftruppe ausweiten und ihr zum Beispiel Polizeiautorität übergeben müsse, um die Gangs zu bekämpfen.[26]
Der australische Premierminister John Howard weist Kritik an den australischen Truppen zurück, sie hätten Dili nicht schnell genug gesichert. Die Krise sei gefährlicher als die Unruhen von 1999. Außerdem erklärte er: „Wir können eine Situation – weltweit, aber besonders in unserer eigenen Nachbarschaft – nicht hinnehmen, in der Australien ermahnt wird, die Unabhängigkeit eines Landes zu respektieren, wenn einerseits behauptet wird, wir würden uns bevormundend verhalten, indem wir unsere Ansicht äußern oder zu intervenieren versuchen, wir andererseits aber kritisiert werden, nicht eingegriffen zu haben, sobald etwas schief geht“. [27]
Sitzung des Staatsrat Osttimors mit Präsident Gusmão. [28] Gusmão unterbricht die Sitzung am Nachmitttag als sich draußen eine Menschenmenge versammelte, die pro Gusmão/Ramos-Horta und contra Alkatiri demonstrieren. Gusmão fordert die Demonstranten auf, ihre Waffen niederzulegen und nach Hause zurückzukehren.
30. Mai 2006: Fortsetzung der Sitzung des Staatsrates mit Präsident Gusmão.[29] Nach dem Ende der Sitzung und einer Krisensitzung des Kabinetts erklärt Gusmão den nationalen Notstand für mindestens 30 Tage und übernimmt das alleinige Oberkommando über Polizei und Streitkräfte. Armee und internationale Streitkräfte sollen Polizeigewalt erhalten um die kriminellen Banden in den Griff zu bekommen. Gusmão ruft zur Ruhe auf. [30] [31] [32] [33] Premierminister Alkatiri widersetzt sich aber der Übernahme und betonte, dass Verteidigung und innere Sicherheit immer noch Aufgabe der Regierung sei.
Hunderte Demonstranten fordern den Rücktritt von Premierminister. In der Nacht des 31. Mai brannten Banden den Markt von Dili und weitere Häuser nieder.[34]
Juni 2006
1. Juni 2006: Gusmão besucht ein Flüchtlingscamp beim Hauptquartier der Vereinten Nationen. Er ruft die Leute zur Rückkehr in ihre Häuser auf, wo sie selbst für Ruhe und Ordnung sorgen sollten.
Die Alkatiri-Vertrauten Innenminister Rogerio Lobato und Verteidigungsminister Roque Rodrigues treten zurück. Lobato machte für die Krise Gegner der Regierung verantwortlich, die zu Gewalt anstatt zu politischen Mitteln greifen würden. [35] Außenminister Ramos-Horta übernahm umgehend auch das Verteidigungsministerium. [36] Neuer Innenminister wurde Alcino Barris.
2. Juni 2006: Etwa 1.000 Menschen warten mehrere Stunden vergeblich auf die Verteilung von Lebensmitteln und plündern daraufhin ein Lagerhaus der Regierung, in dem Computer, Möbel und anderes gelagert wurden um diese für Lebensmittel zu verkaufen. [37] Australische Soldaten vor Ort verhindern die Plünderung nicht, da sie noch keine Polizeirechte haben und die von ihnen herbeigerufene portugiesische Polizei kommt erst an, als das Lagerhaus praktisch leer war. [38]
500 bis 600 Menschen demonstrieren vor dem Haus der Regierung für den Rücktritt von Premierminister Alkatiri. Osttimoresische Polizisten, die gegen die Demonstranten vorgehen wollen, werden von australischen Soldaten aufgehalten. Den Polizisten wird ihre einzige Bewaffnung, mehrere Dosen Pfefferspray abgenommen, da die Soldaten den Auftrag hatten alle Waffen auf den Straßen zu konfiszieren.
Der Kommandant der australischen Truppen, Brigadegeneral Slater trifft den Rebellenführer Major Reinhado in seinem Stützpunkt in [[Aileu]. Reinhado wiederholt seine Forderung nach einem Rücktritt Alkatiris, doch dieser verwirft diese mit der Gegenforderung, dass alle „irregulären Truppen“ ihre Waffen abgeben sollen. [39] In einem Interview sagt Slater, dass er Reinhado nicht zur Aufgabe oder zu Verhandlungen aufgerufen hat, weil die Situation sich nicht zum diskutieren geeignet hat. Bisher seien nicht alle Gruppen bereit daran teilzunehmen. Slater sagt, dass die Gewalt teilweise gesteuert zu sein scheint und dass er mit Militär, Polizei, Regierung und Reinhado zusammen arbeite, um herauszufinden, wer diese Gewalt plane. [40]
In der Nacht zum 3. Juni plündern und brandschatzen Gangs wieder ein Dutzend Häuser in Dili und erzwingen die zeitweise Schließung der Hauptstraße zwischen Dili und dem Flughafen Comoro. Hier haben die internationalen Truppen ihren Stützpunkt. Australische und malaiische sicheren die Straße wieder schnell.
3. Juni 2006: Zwei Schiffe der Royal Malaysian Navy erreichen Dili: Die KD Mahawangsa und die KD Inderasakti. Sie bringen Ausrüstung für die malaysischen Truppen. [41] Nach Ankunft der Malaysier sicheren sie Botschaften, den Hafen, Kraftwerke, das Öldepot und Krankenhäuser. [42]
5. Juni 2006: Es kommt zum Zusammenstoß zwischen rivalisierenden Banden mit je über hundert Mitglieder. Sie bekämpfen sich mit Speeren, Macheten und Steinschleudern, bis sie durch australische Truppen getrennt werden. In den letzten Tagen ging die Gewalt im Vorort Comoro weiter, wo viele Gruppen aus den verschiedenen Landesteilen nebeneinander leben. Im Zentrum Dilis ist inzwischen wieder Ruhe eingekehrt. Geschäfte eröffnen wieder und beschädigte Gebäude und Läden werden repariert. [43]
6. Juni 2006: Ein Konvoi mit Anti-Alkatiri-Demonstranten aus dem Westen des Landes fährt durch den Vorort Comoro bis zu den Regierungsgebäuden im Zentrum Dilis. Der Konvoi besteht aus mindestens 30 Lastwagen, begleitet von Bussen und Motorrädern. Malaiische und australische Soldaten eskortieren den Konvoi mit gepanzerten Fahrzeugen und einen Black Hawk-Hubschrauber. Außer einige Steinwürfe in Comoro kommt es zu keiner Gewalt.[44] Außenminister Ramos-Horta hat für den friedlichen Verlauf gesorgt indem er die bis zu 2.500 Demonstranten dazu bewegte, sich am malaiischen Kontrollpunkt in Tibar, westlich vom Flughafen, zu versammeln und ihre Waffen abzugeben, bevor sie nach Dili zogen.[45] [46] Die Menge verlangt den Rücktritt Alkatiris, bezeugt aber gleichzeitig ihre Unterstützung für Gusmão. Gusmão spricht später von einem Autodach aus zu den Demonstranten vor seinem Büro und ruft sie auf ihn den Frieden nach Osttimor zurück bringen zu lassen.[47] Unter Tränen erklärte er, das Wichtigste sei jetzt, die Leute dazu zu bringen, das Brandschatzen und Schießen zu beenden.[48] Der Konvoi fährt in der Innenstadt eine Runde, bevor sich die Leute friedlich zerstreuen.
7. Juni 2006: Alkatiri stimmt Untersuchungen durch die Vereinten Nationen zu, die sich mit den Vorfällen im April und Mai, befassen sollen. Dies ist das Ergebnis von getrennten Treffen des UNOTIL-Vertreters, Sukehiro Hasegawa, mit Alkatiri und Rebellenführern, unter anderem mit Tarak Palasinyar und Reinhado.[49]
Der australische Verteidigungsminister Brendan Nelson gibt bekannt, dass die osttimoresische Justiz nun erfolgreich gegen die Straßengangs vorgehe. Kriminelle würden nun vor Gericht gebracht und verurteilt.[50]
9. Juni 2006: Die EU gewährt Osttimor eine Finanzhilfe von 18 Millionen Euro. EU-Kommissionspräsident José Manuel Durão Barroso erklärt, Osttimor habe die „volle Unterstützung und Solidarität“ der EU.[51]
20. Juni 2006: Der Weltsicherheitsrat beschließt eine Friedenstruppe nach Osttimor zu schicken, die die ausländischen Truppen bis zum 20. August ablösen soll. [52]
23. Juni 2006: 333 Polizisten und Soldaten aus Malaysia werden in Osttimor stationiert. Weitere sollen folgen. [53][54][55]
Oktober 2006
Erste Oktoberwoche 2006: Neuseeland entsendet weitere 25 und Malaysia 140 Polizisten für die UNMIT.[56][57]
9. Oktober 2006: Ein Mann stirbt bei Bandenkämpfen im Colmeradistrikt Dilis.[58]
Die UNO legen erste Teile ihres Berichts zu den Unruhen in der ersten Jahreshälfte vor. Etwa hundert Personen wird darin falsches Vorgehen vorgeworfen, darunter führenden Politiker und Sicherheitskräfte. Die UNO fordert in einigen Fällen sogar, dass die Beschuldigten angeklagt werden sollen. Der geflohene Rebellenchef Alfredo Reinado beschuldigt seinerseits die Internationale Friedenstruppe bisher beim Einsammeln der Waffen versagt zu haben.[59]
11. Oktober 2006: Kambodscha kündigt an, Truppen zur Friedenssicherung nach Osttimor zu schicken.[60]
12. Oktober 2006: Ramos-Horta lehnt das Angebot der UNO ab, die von Australien geführte, multinationale Streitmacht durch eine offizielle, militärische UN-Friedenstruppe zu ersetzen. Ramos-Horta sagt, die regionale Truppe arbeite sehr effektiv. Die UNO sei durch ihre viele Einsätze, wie im Libanon und Afghanistan überfordert, weswegen Osttimor nicht auch noch diese in Anspruch nehmen wolle. Der australische Premier Howard erklärt bei dem Treffen mit Ramos-Horta, Australien würde seine Truppen noch mindestens bis zu den Wahlen 2007 in Osttimor belassen. Die aktuelle Zahl von 950 Soldaten könnte aber reduziert werden. Insgesamt sind zu diesem Zeitpunkt 3.200 Soldaten aus Australien, Portugal, Malaysia und Neuseeland in Osttimor.[61]
17. Oktober 2006: Die UN veröffentlichen den endgültigen Bericht zu den Unruhen, in dem ein Ermittlungsverfahren gegen Ex-Premierminister Alkatiri, die ehemaligen Minister Rogerio Lobato und Roque Rodrigues und dem Chef der Streitkräfte Brigadegeneral Taur Matan Ruak empfohlen wird. Präsident Gusmão begrüßt den Bericht als unabhängig und unparteiisch und forderte die Regierung auf, die Empfehlungen des Berichts zu überprüfen. Die internationalen Truppen rechnen mit weiteren Ausschreitungen, zumal die osttimoresischen Streitkräfte immer noch zum beschuldigten Ruak loyal sind.[62][63]
18. Oktober 2006: Ramos-Horta erklärt, er stehe weiterhin hinter Brigadegeneral Ruak. Er habe volles Vertrauen in ihn und seine Führungsqualitäten.[64]
23. Oktober 2006: Die Rümpfe zweier Männer aus dem Osten des Landes werden in Säcken in Dili gefunden. Gliedmaßen und Köpfe sind ihnen abgetrennt worden. Firaku-Banden machten dafür Kaladi-Banden verantwortlich die im Bezirk Aimutin Straßensperren aufgebaut hatten. Ein Kampf zwischen den Banden am Markt von Comoro wird durch 100 internationale Polizisten und australische Soldaten beendet.[65]
Am 24. Oktober traf der ehemalige Bischof von Dili und Friedensnobelpreisträger Belo nacheinander Rebellenchef Reinado, Ex-Premier Alkatiri und Rogerio Lobato um Wege zu einer friedlichen Lösung zu finden.[66]
25. Oktober 2006: Ein Mann wird bei einer Schießerei zwischen Banden auf dem Flughafen getötet. Ein weiterer ist bereits am Tag zuvor bei Kämpfen umgekommen. Der Flughafen Dilis wird daraufhin aus Sorge um die Sicherheit der Mitarbeiter für einen Tag geschlossen. In der Nacht zum 26. Oktober werden erneut zwei Menschen erschossen. Inzwischen sind auch wieder über 50 Verletzte zu beklagen. Darunter auch zwei Australier und ein chinesischer Staatsangehöriger. Premierminister Ramos-Horta macht für die Kämpfe die kriminellen Banden verantwortlich.[67][68][69] [70][71]
27. Oktober 2006: Von den Medien werden drei weitere Tote gemeldet, die an einem Strand Dilis gefunden wurden.[72] Außerdem warnt die australische Regierung, dass die Banden nun gezielt Jagd auf australische Sicherheitskräfte und ihre Fahrzeuge machen würden. Anti-Australische Parolen, wie Aussies go home würden gerufen werden.[73]
Die UN äußert Vermutungen, dass die Unruhen organisiert und die jugendlichen Randalierer mit Drogen und Alkohol vollgepumpt werden würden. Wer dahinter steckt müsse aber erst noch ermittelt werden.[74]
29. Oktober 2006: Eine osttimoresische Zeitung meldet australische Soldaten seien für den Tod zweier der Opfer der Vortage verantwortlich. Zudem seien die Australier für das neuerliche Aufflammen der Kämpfe verantwortlich. Osttimors Armeechef Brigadegeneral Taur Matan Ruak verlangt daraufhin eine genaue Untersuchung, warum die Unruhen trotz der australischen Truppen weitergingen. Der neue Kommandant der australischen Truppen in Dili, Brigadegeneral Mal Rerden und Premier Howard weisen die Vorwürfe zurück.[75][76][77]
Zwei weitere Leichen werden in ein Krankenhaus in Dili gebracht. Sie waren mit Macheten zerstückelt worden.[78]
30. Oktober 2006: Ein Vertreter der Regierung Osttimors berichtet von Drogenmissbrauch bei den Randalierern. Vor den Kämpfen würde vor Ort selbst produziertes Ice (N-Methylamphetamin) konsumiert.[79] Der Chef der australischen Polizisten in Dili, Australian Federal Police Commander Steve Lancaster widerspricht, Alkohol wäre das größere Problem.[80]
November 2006
2. November 2006: Ein Mitglied der Colimau 2000 wird von Mitgliedern des Perguruan Setia Hati Terate (PSHT) Martial Arts Club verprügelt. Die UN erklärt, dass es bei dem Vorfall sogar zwei Tote gab und 18 Häuser niedergebrannt wurden.
9. November 2006: Premierminister Ramos-Horta erklärt die schlimmste Phase der Gewalt sei vorbei, er bitte aber die ausländischen Truppen, dass sie weiterhin in Osttimor bleiben.[81] Zu diesem Zeitpunkt leben noch 23.000 Menschen in Dili in Flüchtlingscamps, in den anderen Distrikten des Landes sind es noch insgesamt 70.000.[82]
13. November 2006: In Dili demonstrieren hunderte junger Osttimoresen für Einheit und Frieden. Unter ihnen auch Mitglieder von rivalisierenden Jugendbanden, die sich vorher bekämpft haben.
Jugendliche der Colimau 2000 aus Ermera, Letefoho, Bobonaro und Atsabe, greifen einen Ableger des PSHT im Dorf Estado (Distrikt Ermera) an. Ein Zeuge sagt, etwa 600 Jugendliche von Colimau 2000 hätten, bewaffnet mit Samuraischwertern, Macheten, Speeren, Pfeil und Bogen und Gewehren den Martial Art Club angegriffen. Vier Menschen sollen dabei gestorben sein. Zehn Häuser wurden niedergebrannt. Der Angriff scheint ein Racheakt zu sein für den Angriff vom 2. November.[83] [84]
16. November 2006: Ramos-Horta fliegt mit einem Hubschrauber zum Schauplatz des Überfalls in Estado, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Spezialeinheiten der Polizei werden in die Region entsandt.
22. November 2006: Straßenkämpfen in Maubisse. Einheimische geraten mit Mitgliedern von Colimau 2000 in Streit, als diese Bewohner Maubisses zwingen wollen Mitglied in der Organisation zu werden. Eine Person wird getötet, eine weitere verletzt. Als die Polizei eingreifen will, wird außerdem ein Polizist krankenhausreif geschlagen.
In Estado wurden inzwischen acht Personen im Zusammenhang mit dem Angriff auf den Martial Arts-Club verhaftet.[85]
Dezember 2006
4. Dezember 2006: Bei Kämpfen zwischen den Banden 7-7 und Perguruan Silat Setia Hati aus Dili gibt es zwei Tote und sechs Schwerverletzte.[86] Innerhalb der nächsten zwei Tage werden 26 Personen von der UN-Polizei, unter dem Verdacht an den tödlichen Zusammenstößen beteiligt zu sein, verhaftet. Pfeile, Macheten und andere Waffen werden beschlagnahmt.[87]
6. Dezember 2006: Der Inder Atul Khare wird von Kofi Annan zum neuen UN-Sondergesandter und Chef der UNMIT ernannt.[88]
10. Dezember 2006: Ein timoresischer Übersetzer der UN-Polizei wird von Unbekannten zusammengeschlagen und stirbt einen Tag später im Krankenhaus an seinen Verletzungen. Ob der Angriff politischer Natur oder im Zusammenhang mit den Bandenunruhen steht, bleibt unklar.[89]
17. Dezember 2006: Ein Mann wird erschossen und zwei weitere Männer verletzt, als rivalisierende Banden bei Dilis Hauptmoschee aufeinandertrafen. Der Bruder des Toten behauptet ein UN-Polizisten habe geschossen, die UN dementiert dies.[90]
21. Dezember 2006: Rebellenchef Reinado trifft Armeechef Taur Matan Ruak in Dili um eine Lösung für die Krise zu finden. Reinado wird dafür mit einem Hubschrauber der australischen Armee aus seinem Dschungelversteck eingeflogen.[91]
Januar 2007
18. Januar 2007: Rebellenchef Reinado erklärt sich bereit über seine Kapitulation zu verhandeln. [92]
Quellen
- ↑ Wikinews, 27. Mai 2006, Internationale Truppe soll Lage in Timor-Leste stabilisieren
- ↑ ABC, 28. Februar 2006, More East Timorese soldiers desert: officer
- ↑ The Australian, 27. Mai 2006, Back for good
- ↑ Wikinews, 27. Mai 2006, Internationale Truppe soll Lage in Timor-Leste stabilisieren
- ↑ ABC Radio Australia, 24. März 2006,East Timor's PM criticises military dismissal
- ↑ ABC, 25. Mai 2006, Defence Force dispute puts East Timor in crisis
- ↑ Bloomberg, 26. Mai 2006, East Timor Soldiers Kill 9 Unarmed Police, Wound 27, UN Says
- ↑ The Australian, Stephen Fitzpatrick and Patrick Walters, 6. Mai 2006, East Timor on violent course
- ↑ ABC, 24. April 2006, Former soldiers' protest turns violent in Dili
- ↑ The Australian, Mark Dodd, 25. Mai 2006, Fractured democracy
- ↑ ABC, 24. Mai 2006, Aust to send troops to E Timor
- ↑ Die Welt, 6. Mai 2006, Massenflucht in Osttimor aus Angst vor neuer Gewalt
- ↑ ABC, 9. Mai 2006, E Timor unrest an attempted coup: PM
- ↑ ABC, 10. Mai 2006, E Timor govt makes contact with sacked soldiers
- ↑ ABC, 11. Mai 2006, UN to stay in E Timor for at least another month
- ↑ ABC, 11. Mai 2006, Ramos-Horta warns political parties to behave
- ↑ ABC, 12. Mai 2006, Navy on stand-by for E Timor deployment
- ↑ ABC, 23. Mai 2006, Soldier killed in Timor gun battle
- ↑ ABC, 16. Mai 2006, Thousands of Dili residents yet to return home
- ↑ ABC, 25. Mai 2006, Troops arrive in East Timor
- ↑ ABC, 25. Mai 2006, UN opens E Timor refugee camp
- ↑ Channels News Asia, 27. Mai 2006, Violence explodes in ETimor capital as ethnic gangs battle
- ↑ Bernama, 28. Mai 2006, Gusmao Asks M'sian Military Presence At Timor Leste-Indon Border
- ↑ New Straits Times, 30. Mai 2006, Timor Leste peace mission: No plans to despatch more troops, says Najib, existiert nicht mehr
- ↑ TVNZ, 27. Mai 2006, NZ aid and troops for East Timor
- ↑ The Age, 29. Mai 2006, Troops frustrated by lack of policing powers
- ↑ News.com.au, 29. Mai 2006, PM defends Timor troops
- ↑ ABC, Peter Cave, 29. Mai 2006, Gusmao, Alkatiri meet Council of State
- ↑ ABC, Peter Cave, 29. Mai 2006, Gusmao, Alkatiri meet Council of State
- ↑ Vienna, 31. Mai 2006, Osttimor: Straßenkämpfe dauern an
- ↑ Boston News, 30. Mai 2006, Foreign peacekeepers move to quell violence in East Timor
- ↑ The Age, 30. Mai 2006, Gusmao takes over security in East Timor
- ↑ BBC, 30. Mai 2006, Emergency rule for E Timor leader
- ↑ ABC, 1. Juni 2006, Troops stop overnight violence in E Timor
- ↑ ABC, 1. Juni 2006, Two ministers resign over E Timor crisis
- ↑ ABC, Lynn Bell, 3. Juni 2006, Ramos Horta takes over Timorese Defence Ministry
- ↑ Washington Post, 2. Juni 2006, New Violence Breaks Out in East Timor
- ↑ ABC, Peter Cave, 2. Juni 2006, East Timor in need of more police as looting continues
- ↑ ABC, 2. Juni 2006, Australian commander meets E Timor rebel leader
- ↑ ABC, Peter Cave, 3. Juni 2006, Gangs continue to terrorise Dili streets
- ↑ Bernama, 3. Juni 2006, Two M'sian Logistics Vessels Arrive In Dili
- ↑ Bernama, 28. Mai 2006, Malaysian Troops Secure Vital Locations As Violence Decreases
- ↑ ABC, Peter Cave, 5. Juni 2006, Demonstrators head towards Dili for political rally
- ↑ ABC, Peter Cave, 6. Juni 2006, Gusmao supporters demonstrate in Dili
- ↑ Vienna, 6. Juni 2006, Osttimor: Tausende fordern Neuwahlen
- ↑ ABC, Peter Cave, 6. Juni 2006, Anti-government protesters approach Dili
- ↑ Sydney Morning Herald, 6. Juni 2006, Dili protest calls for PM Alkatiri to go
- ↑ Washington Post, 6. Juni 2006, Anti-Government Protesters Let Into Dili
- ↑ ABC, David Hardaker, 7. Juni 2006, Alkatiri may face UN investigation
- ↑ ABC, Mark Bowling, 7. Juni 2006, UN to open E Timor investigation
- ↑ Vienna, EU: 18 Millionen für Osttimor
- ↑ ABC, 27. Mai 2006, 'Total madness' as gangs fight in Dili
- ↑ Bernama, 25. Mai 2006, Malaysia Sends Advance Team To Violence-hit Timor Leste
- ↑ Yahoo News Asia, 23. Juni 2006, Malaysia to send 250 more police to boost security in E. Timor
- ↑ BES, 22. Juni 2006, 250 police personnel will leave for Timor Leste end of this month
- ↑ Scoop, 4. Oktober 2006, New Police Team to Timor
- ↑ Bernama, 01.10.06, First Police Group For Timor Leste To Leave Monday
- ↑ ABC news, 09. Oktober 2006, One killed in gang fight in E Timor capital
- ↑ The Age, 09.10.06, Troops fail in Timor, says rebel
- ↑ Sydney Morning Herald, 11.10.06 Cambodia to send troops to East Timor
- ↑ The Australian, 12.10.06, E Timor rejects UN peace force
- ↑ Sydney Morning Herald, Lindsay Murdoch, 18. Oktober 2006, UN Timor report points to top
- ↑ Scoop, 18.10.06, Violent Crisis That Shook Timor-Leste
- ↑ The Australian, 18.10.06, E Timor PM stands behind defence chief
- ↑ News.com.au, 23.10.06, Diggers quell E Timor riot
- ↑ ABC news, 25.10.06, Belo meets with Timor rebel leader
- ↑ Tirol.com, 25.10.06, Flughafen von Osttimor nach tödlicher Schießerei geschlossen
- ↑ BBC, 25.10.06, Shooting near East Timor airport
- ↑ The Age, 25.10.06, Australian injured in East Timor clashes
- ↑ Sydney Morning Herald, 24.10.2006, Gang fighting in Timor leaves two dead
- ↑ Aljazeera, 26.10.2006, Deaths rise in Timor clashes
- ↑ News.com.au, 27.10.2006, Three bodies found on Timor beach
- ↑ Sydney Morning Herald, Lindsay Murdoch, 27.10.06, Australians a prime target in Timor
- ↑ The Age, 27.10.06, Timor violence is 'organised', says UN
- ↑ ABC news, Anne Barker, 28.10.2006, Australians accused of inciting East Timor violence
- ↑ ABC news, 28.10.06, E Timorese general seeks inquiry into Aust soldiers' conduct
- ↑ The Australian, 29.10.2006, PM dismisses Timor death claims
- ↑ Sydney Morning Herald, 29.10.06, Two men hacked to death in East Timor
- ↑ Reuters UK, 30.10.2006, Drug "ice" said to be behind East Timor clashes
- ↑ news.com.au, 31.10.06, Alcohol, not ice, the problem in E Timor
- ↑ Reuters AlertNet, 09.11.06, East Timor PM wants foreign troops to stay
- ↑ ABC news, 09.11.06, Ramos Horta pledges solution for thousands displaced
- ↑ The Australian, 16.11.2006, Four believed dead in more Timor violence
- ↑ UNOTIL, 17.11.2006, Kolimau 2000 Group Attacks Martial Arts Group
- ↑ ABC news, 22.11.06, One killed, two injured in fresh E Timor violence
- ↑ ABC news, 04.12.06, Two killed in E Timor gang violence
- ↑ ABC news, 06.12.06, UN police arrest 26 over deadly E Timor brawls
- ↑ People's Daily online, 7.12.06, Annan appoints Indian as new envoy to Timor-Leste
- ↑ NASDAQ, 11.12.06, UN Interpreter Dies Of Stab Wounds In East Timor
- ↑ BBC, 17.12.06, East Timor clash leaves man dead
- ↑ Reuters, 21.12.06, Timor renegade holds talks with army chief
- ↑ ABC news online, 18.01.2007, E Timor rebel leader in surrender talks