Villa Hügel (Essen)

Die Villa Hügel, im Essener Stadtteil Bredeney gelegen, wurde 1873 von Alfred Krupp errichtet und ist das ehemalige Wohn- und Repräsentationshaus der Industriellen-Familie Krupp.
Die Villa hat 269 Räume, 8.100 m² Wohn- und Nutzfläche und liegt in einem 28 Hektar großen Park an prominenter Stelle über dem Ruhrtal und dem Baldeneysee.
Geschichte
Vorgeschichte

Die Entstehung der Villa Hügel gehen einher mit den Veränderungen in der Friedrich Krupp AG. 1862 wurde durch Alfred Krupp die Prokura eingeführt. Er beabsichtigte damit seine Rolle in der stark gewachsenen Firma auf die strategischen Entscheidungen und die Aufsichtsfunktion zu beschränken. War es bis dato üblich auf dem Firmengelände zu leben, spiegelt sich dieser "Rückzug" auch in der Verlagerung des Wohnsitzes der Familie wieder.
Im Herbst 1863 besichtigte Krupp das heutige Gelände der Villa und entschloss sich im Januar 1864 soviel wie möglich des damaligen Gutes Klosterbuschhof zu erwerben. Um den Umzug zu beschleunigen, wurde zunächst der Klosterbuschhof um einen Turm erweitert und zu einer Villa umgebaut. Erste Skizzen des Baues wurden von Krupp selbst entworfen und dem firmeninternen Baubüro, zunächst unter der Leitung von Ferdinand Barchewitz, ab 1863 unter der Leitung von Gustav Kraemer, zur weiteren Bearbeitung vorgelegt. Barchewitz fertigte, nachdem Kraemer die Leitung des Baubüros übernommen hatte, Pläne nach den Skizzen Krupps an, welche als Grundlage für die weiteren Planungen dienten.
Der Bau der Villa
Nachdem Bodenuntersuchungen gezeigt hatten, das sich auf dem Gelände etliche alte Schachtanlagen befanden, welche im Zuge der Bauarbeiten gesichert werden mussten, begannen 1869 schließlich die Arbeiten an der eigentlichen Villa. Aus Nizza wies Krupp die Prokura an, die Arbeiten für die Anlage des Fundamentes vorzubereiten. Für die Umsetzung wurde als erstes ein Architekt gesucht. Am 15. April 1869 erschien in der Deutschen Bauzeitung eine entsprechende Annonce. Da diese ohne die erhoffte Resonanz blieben, wurden am 30. September zwei weitere Anzeigen veröffentlicht. Der Mangel an Verständnis, der den Konflikt zwischen den späteren Architekten und dem Bauherren auslösen sollte, begann sich jetzt schon abzuzeichnen. So drängte Krupp auf eine Ausschreibung der Materialen für den Bau der Villa und die Anlage eines Hafens für deren Antransport, obwohl noch keine konkreten Planungen für die Gebäude vorlagen. Die Tatsache das keine brauchbaren Pläne vorlagen, aus denen die spätere Gestalt der Villa zu ersehen war, erschwerte zudem die Suche nach einem Architekten. So lehnte beispielsweise Richard Lucae eine Anstellung mit der Begründung ab, das die Pläne von Barchewitz aus seiner Sicht komplett überarbeitet werden müssten.
Da sich bis zum 4. Oktober noch kein passender Architekt gefunden hatte, schlug Kraemer vor, sich an den Kölner Dombaumeister Karl Eduard Richard Voigtel zu wenden, um zumindest die Materialfrage klären zu können. Ursprünglich wurde das Haus vollständig aus nicht-brennbaren Materialien errichtet, also Stein, Stahl und Glas, da Krupp Angst vor Feuer hatte. Des weiteren begab er sich persönlich auf die Suche nach qualifizierten Architekten, welche das Projekt realisieren sollten. Dabei stellten sich allerdings zwei Punkte als größte Schwierigkeit heraus. Zum einem wurden die Pläne von Barchewitz als indiskutabel angesehen und zum anderen schreckte die häufige Einmischung Krupps und seine Ansicht über die Rolle des Architekten als Erfüllungsgehilfe seiner Vorstellungen kompetente Fachleute ab. Diese von Kraemer geäußerte Kritik prallte von Krupp allerdings ab.
In einem Brief vom 13. Oktober 1869 antwortete er Kraemer: „Wenn es auch nicht in Berlin ist, so wird der Rest des großen civilisierten Erdballs doch wohl einen Dirigenten der praktischen Arbeit liefern, wie wir ihn brauchen. ..... An Größen und Lagen, so wie Verbindungen der Räume und an Lage der Gebäude will ich nichts ändern lassen, denn ich will das Ganze nach meinen Begriffen wie Confort und Annehmlichkeit ausgeführt haben und dies kann nur hier unter meinen Augen bei täglicher Besprechung gelingen."
Am 23. und 24. Januar 1870 treffen sich Karl Eduard Richard Voigtel, Paul Emanuel Spieker, Julius Emmerich, Gustav Hans Karl Diechmann und Gustav Kraemer zu einer Konferenz über den Bau der Villa. Ferdinand Barchewitz wurde schon nicht mehr eingeladen. Das Verhältnis zwischen ihm und Krupp hat sich zwischenzeitlich abgekühlt und er war ab diesem Tag nur noch für die Neben- und Wirtschaftsgebäude zuständig. Spieker erklärte sich bereit, die Pläne Brachewitz zu überarbeiten. Zusammen mit Johann Eduard Jacobsthal legt er Krupp eine überarbeitete Planung vor. Die Änderungen, wie Loggien oder Balkone, wurde von Krupp allerdings abgelehnt und mussten aus den Plänen wieder gestrichen werden.
Spieker kommentierte den Ablauf der Planung einmal in einem Brief an einen Kollegen: "Bei dem schleierhaften Geheimnis aber, das die Verhältnisse bedeckt, fährt man mit einer Stange im Nebel herum!". Anschließend begibt er sich auch auf die Suche nach einem geeigneten Architekten für die Bauleitung. Allerdings weist er Krupp darauf hin, das allein dessen Vorstellungen bezüglich des Gehaltes von 2.400 bis 3.000 Talern pro Jahr keinen namhaften Architekten anlocken würde. August Orth beispielsweise hat, so berichtete er, seines Wissens nach ein Einkommen zwischen 6.000 und 8.000 Talern pro Jahr. Sein erster Vorschlag, Victor von Weltzien, wird von Krupp aufgrund seiner Adliger Herkunft abgelehnt. Auch sein zweiter Vorschlag, Eduard Schwarz, trifft auf wenig Gegenliebe, da dieser sein Baumeisterexamen nicht abgeschlossen hat. Nach einem Intensiven Briefwechsel kommt es am 1. April 1870 schließlich doch zur Einstellung Schwarzes, so das die Bautätigkeit wieder aufgenommen werden kann.
Die Bauleitung stand von Anfang an unter großen Druck. Nach dem Beginn der Arbeiten musste Schwarz als erste schriftlich Versichern, das der Rohbau bis Oktober 1870 fertiggestellt sein wird. Hinzu kamen die häufigen Rügen und Ermahnungen von Krupp. So wurde jegliches herumliegende Material, welches sich nicht an seinem vorgesehenen Platz befand, durch Krupp schriftlich vermerkt. Nach der Fertigstellung der Kellerdecke am 15. Juli wurde bei der Baupolizei schließlich der Antrag für den Bau eines Wohnhauses gestellt. Obwohl die Grundstücksfläche nicht bekannt war, erfolgte die Genehmigung ohne Probleme.
Im gleichen Jahr wurden die Arbeiten durch den Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges am 19. Juli überschattet. Die Mehrzahl der französischen Steinmetze verließen die Baustelle und ein Teil der deutschen Arbeiter wurden zum Militärdienst eingezogen. So waren am Bau nur noch 40 Steinsäger, 300 Maurer und 450 Erdarbeiter beschäftigt. Hinzu kam das Spieker und Jacobsthal vorzeitig ihre Stellen aufgaben und somit die Pläne nicht vollständig überarbeitet wurden. Im August wird durch Schwarz eine Konferenz aller am Bau beteiligten Einberufen, da mehr und mehr offensichtlich wurde, das der Termin der Fertigstellung nicht mehr einzuhalten war. Aufgrund des Material- und Personalmangels wird die Fertigstellung des Rohbaues auf den 30. November verschoben. Des weiteren wird ein Teil der Verkleidung mit Naturstein durch Ziegel ersetzt. Zudem müssen Warnungen, das im südöstlichen Bereich des Hauptgebäudes Bergschäden zu befürchten sind, ignoriert werden, da sonst der Bauablauf gefährdet währe. Im November konnte dann der Rohbau zum neuen Termin fertiggestellt werden.
Doch bereits zu diesem Zeitpunkt zeigten sich Risse im Bauwerk. So sollten die betroffenen Fundamente untermauert werden. Da sich die notwendigen Bodenuntersuchungen noch nicht abgeschlossen waren, konnte der Umfang der Arbeiten noch nicht abgeschätzt werden. Am 23. Dezember geschah das, was schon vorher abzusehen war. Heftige Regenfälle im Herbst hatten die Fundamente unterspült, so das an diesem Tag der Boden unter der südwestlichen Ecke rund 20 cm absackte und der Erker von Gebäude angerissen wurde. Der Zorn Krupps über dieses Unglück richtet sich fast ausschließlich gegen Schwarz, der an diesem Tag bereits bei seiner Familie in Berlin weilte. In einem zwölfseitigen Schreiben machte er seinem Ärger Luft. So schrieb er Schwarz hätte es vorgezogen „dem Vergnügen nachzugehen, schon am Werktage Sonnabend die Arbeit verlassen, statt die Feiertage der Sicherung des Baues zu widmen...“.
Die Zeit begann für Schwarz abzulaufen. Die Bauleitung wurde an die Baufirma Funcke und Schürenberg übertragen. Kraemer, welcher auch von den Vorgängen betroffen war, nahm Schwarz in einen Schreiben vom 28. Dezember in Schutz und drohte sogar damit, wenn die Anordnung Krupps bezüglich der Bauleitung nicht rückgängig gemacht würde, mit der Kündigung. In einem weiteren Schreiben Kraemers vom 4. Januar 1871 schlossen sich dem etliche leitenden Angestellte des kruppschen Baubüros an. Zudem wurde der Fertigstellungstermin, den Krupp eigenmächtig auf Oktober 1871 festgelegt hatte, nicht akzeptiert. Krupp reagierte, indem er ein separates Baubüro für die Baustelle einrichtet und Julius Rasch mit der Leitung des Büros beauftrage. Kraemer war ab diesem Tag nur noch für die Bautätigkeiten auf dem Werksgelände zuständig. Schwarz war nun Rasch unterstellt. Daraufhin reichte er umgehend Urlaub ein. Schließlich folgte am 1. März 1872 seine Entlassung.
Gleich zu Beginn seiner Tätigkeit veranlasste Rasch zahlreiche Änderungen in der Organisationsstruktur des Baubüros. Mit diesem Vorgehen brachte er einen Großteil der Belegschaft gegen sich auf. Nichts desto Trotz wurden die Arbeiten wieder aufgenommen, gingen aber Krupp nicht schnell genug voran.
Rasch ging es, was das Verhältnis zu Krupp anbelangte, nicht besser als seinen Vorgängern. Bereits im Mai 1872 setzte sich Krupp mit Paul Emanuel Spieker in Verbindung, damit dieser, zusammen mit Johann Eduard Jacobsthal, Rasche fachlich in seine Schranken weisen sollten. Zudem wurde auch er mit Rügen und Mahnungen überhäuft. Schluss endlich wurde die Villa unter der Leitung von Rasche fertiggestellt und es folgte am 10. Januar 1873 der Einzug der Familie Krupp. Damit wurde die geplante Bauzeit um rund anderthalb Jahre überschritten.
Innere Aufteilung der Villa
Wie die äußere Erscheinung des Gebäudes wurde auch die Aufteilung im Inneren durch Alfred Krupp selbst festgelegt. Im Erdgeschoss sollten sich die gesellschaftlichen Räume befinden. Diese wurden in Dreiergruppen zusammengefasst, um die große Halle gruppiert. Der erste Stock war für die privaten Räume vorgesehen. Zu diesen zählten auch private Geschäftsräume. In der zweiten Etage waren neben den Räume für das Personal auf Dachboden- und Stauräume untergebracht. Das Kellergeschoss wurde von der Küche, den Vorratsräumen und den Baderäumen für das Personal eingenommen. Diese Anordnung wurde, auch wenn sich die Wohnvorstellungen der auf Alfred Krupp folgenden Generationen änderten, bis zum Ende der Bewohnung der Villa beibehalten.
Technische Ausstattung der Villa
Vom Beginn der Planungen war angedacht in der Villa die neusten technischen Errungenschaften dieser Zeit zu installieren.
Heizung
Warmwasserheizung
Alfred Krupp verlange von der Anlage das jeder Raum auf eine individuelle Temperatur beheizt werden konnte und die Luft frei von jeglichen Gerüchen zu sein habe.
Die ersten Skizzen dieses Systems stellten das Haupthaus mit einem trommelförmigen, geschlitzten Lüftungsaufsatz dar. Diese erinnerte an die zu dieser Zeit üblichen Systeme zur Belüftung der Gussstahlfabriken im Essener Raum. Abgesehen von einer aufgesetzten Fahnenstange sollte diese technische Einrichtung auch in keinster Weise kaschiert werden. Krupp entschied sich für eine Niederdruckwarmwasserheizung und ließ dies von der Firma Berliner Kupfer- und Messingwerke C. Heckmann ausführen. Geplant waren zwei Heizkessel, welche sich in der Mitte des westlichen Kellergeschosses befanden. Davon versorgte der südliche die östliche Hälfte des Gebäudes während der nördliche für den westlichen Teil vorgesehen war. Die Versorgungsleitungen wurden unter der Decke des Kellergeschosses verteilt und zweigten dann durch Maueraussparungen senkrecht in die einzelnen Etage ab. Die Heizkörper waren säulenförmig ausgebildet und standen wie separate Öfen an den Wänden. Die in den Ecken befindlichen wurden dabei wie griechische Säulen mit Kapitälen und Füßen versehen. In den größeren Räumen waren die Heizkörper hinter Verkleidungen versteckt. Alle Heizkörper waren von Röhren durchzogen durch die Luft strömte. Insgesamt kostete die Anlage rund 100.000 Taler, etwa ein Sechstel der Gesamtkosten
Das sich diese Technologie zu dieser Zeit noch in den Kinderschuhen befand, spürte die Krupps bereits unmittelbar nach dem Einzug. Bereits am ersten Tag bezeichnete Alfred Krupp die Ventilation der Heizung als unbrauchbares System. Im Februar schrieb er an den Dresdener Ingenieur Carl Friedrich Emil Kelling "Im Haus wird Einer nach dem Anderen krank von Zug,". So musste diese schon nach kurzer Zeit außer Betrieb genommen werden. Dieser Mangel führte schließlich im Sommer 1873 zur Entlassung von Julius Rasch.
Im den folgenden Jahren wurde das Heizsystem mehrfach modifizier und repariert. Die in sie von Krupp gestecken Erwartungen erfüllte sie. Noch der Urenkel von Alfred Krupp, Berthold von Bohlen und Halbach, konnte sich 1982 erinnern, das regelmäßig zu Beginn einer jeder Heizperiode die Familie von einer Infektionsweller heimgesucht wurde.
Anzumerken bleibt, das als Hauptgrund für das Scheitern der ersten Heizungsanlage, die Dimension des Haupthauses waren. Das gleiche System, welches auch im kleineren Logierhaus installiert war, funktionierte zur Zufriedenheit des Hausherren. Er sagte im Zusammenhang mit den Umbauplänen:".... daß das Übrige im kleinen Haus so bleibe, denn die Heizung kann sehr gut reguliert werden...."
Erste Warmluftheizung
Im Haupthaus befindet sich eine Kruppsche Erfindung der unbekannteren Art, die jedoch bis heute vielfach eingesetzt wird: Die erste Warmluftheizung der Welt. Diese Kombination aus Heizung und Lüftung ist sogesehen der Vorläufer der Klimaanlage.
Bereits 1873 schlug eine Prüfkommission vor, das System um ein Einblas- und Absaugsystem zu ergänzen. Dies wurde allerdings aus Kostengründen abgelehnt. Ein weitere Vorschlag war eine elektrische Beleuchtung einzusetzen. Die Erwärmung der Luft durch die Gasbeleuchtung war ein großes Problem, da durch diese in Verbindung mit dem Treppenhaus einen großen Teil des Zuges in dem Haus erzeugten. Die junge elektrische Beleuchtung, Edison hatte die Glühlampe im selben Jahr erst patentieren lassen, konnte dieses Problem beseitigen.
Nachdem mehrere Angebote eingeholt waren, wurde am 27. März 1982 eine Krisensitzung im Gartenpavillon der Villa einberufen. Da Krupp offensichtlich aus dem Kompetenzgerangel beim Bau der Villa gelernt hatte, sollte die Leitung des Umbaues in der Hand einer Spezialfirma liegen. Beschlossen wurde zudem, die bisherige Warmwasserheizung durch eine Warmluftheizung zu ersetzen.
Hierzu sollten die Kessel durch sogenannte Caloriferen ersetzt werden. Es war geplant, diese in einem rund 50 Meter vom Logierhaus zu errichtenden neuen Gebäude unterzubringen. Dort sollte die Außenluft angesaugt, auf rund 50° erhitzt und in die Gebäude geleitet werden. Geplant war, rund 40.000 m³ Kaltluft pro Stunde zu erhitzen und diese in das Haupt-, Loggier- und Bibliotheksgebäude zu leiten. Von diesen sollten rund 27.500 m³ mit 213 Litern Wasser angefeuchtet werden. Ein Teil der vorhandenen Öfen konnten für die neue Heizung genutzt werden. Trotzdem mussten 105 neue Heizöffnungen geschaffen werden, 51 davon im Erdgeschoss. Während die Zuluft in mehrere gemeinsame Rohre innerhalb des Hauses verteilt wurde, erfolgte die Ableitung der Abluft für jeden Raum über ein separates Rohr. Um den Sog zu verstärken, wurden die Rohre aus den Anrichten, Küchen, Spülen und Toiletten mit Gasflammen versehen. Der Austritt der Abluftrohre lag dicht hinter der Dachbalustrade, dabei waren je Zimmer mindestens zwei vorgesehen, wobei die obere im Sommer und die untere im Winter genutzt wurde. Diese konnten sowohl vom Zimmer als auch aus dem Keller gesteuert werden.
Das Heizgebäude war so angeordnet, daß durch das Dach der Bibliothek selbst der 18 m hohen Kamin nicht zu sehen war. Dort waren drei Caloriferen angebracht, wobei zwei für das Haupthaus vorgesehen war. Vorgesehen waren diese mit Hygrometern und Anemometern zu versehen, um die Anlage quasi fernzusteuern.
Die Feuerprobe hatte die Anlage im Winter 1882/83. Wie schon bei der ersten Heizung lief die Anlage nicht so wie gewünscht. Auf der einen Seite werden die oberen Räume nicht warm, die Keller- und Erdgeschossräume aber so heiß, dass sich das Parkett im Parterre verzieht. Zudem sind die Ventilatoren der Anlage im gesamten Haus zu hören. Von Krupp werden Vermutungen geäußert, daß beim Bau von den Planungen abgewichen wurde. So ist ein undatiertes Schreiben überliefert, in dem andere Besitzer des gleichen Heizsystems angeschrieben wurden, um über deren Heizungen und deren Funktion Auskunft zu geben.
Um doch noch zu einem zufriedenstellenden Betrieb der Heizung zu gelangen, ordnet Krupp einen umfassenden Testlauf an. So sollten bei verschiedenen Wetterlagen die verschiedenen Einstellungen der Heizung erprobt werden. Er selbst will erst wieder in das Haus ziehen, wenn der Heizer in der Lage ist, mindestens 14 Tage die Räume so zu beheizen, wie es vorgesehen sei. Die Messreihe begann am 8. März 1883 und endete am 31. März bei Temperaturen zwischen -3°C und +7°C. In dieser Zeit wurden insgesamt 59,4 Tonnen Kohle und 12,1 Tonnen Koks verbraucht. Der durchschnittliche Wasserverbrauch lag bei 370 Litern pro Stunde.
Ob die Anlage insgesamt zur Zufriedenheit der Benutzer funktionierte, ist nicht bekannt.
Zweite Warmluftheizung
Nach dem Bau eines neuen Wasserwerks im Jahr 1914 wurde die Warmluftheizung durch eine moderne Dampf-Fernheizung ersetzt. Diese übernahm zudem auch die Zubereitung des Warmwassers.
Wasserversorgung
Da man offensichtlich der Versorgung der Villa über das Wasserwerk der Stadt Essen nicht traute, gab es bereits 1870 erste Hinweise auf eine Planung für ein separates Wasserwerk für die Villa. Am 27. Juni 1865 wurde bereits ein Vertrag zwischen der preußischen Regierung und Alfred Krupp für die Entnahme von 10 Kubikfuß Wasser pro Minute abgeschlossen. Da sich nach ersten Kalkulationen der erwartet Wasserverbrauch für die Kruppschen Anlagen größer gestaltete, stellt man einen Antrag auf 0,25 m³ pro Sekunde. Da nicht näher erläutert wurde, wofür eine größere Menge erforderlich war, wurde dieser Antrag abgelehnt. Nachdem erläutert wurde, daß geplant war, auch die Arbeitersiedlung über dieses Wasserwerk mit zu versorgen, gab man dem Antrag statt und erlaubte die Entnahme von 0,08 m³ pro Sekunde.
Im Wasserwerk wurden Woolfsche Balancier-Dampfmaschinen für die Förderung des Wassers eingesetzt. Gefördert wurde das Wasser in oberhalb der Villa gelegene Bassins, um auch im Falle eines Ausfalles die Wasserversorgung und vor allen die Bereitstellung von eventuell notwendigem Löschwasser zu gewährleisten. Die Bassins waren darauf ausgelegt, den Bedarf von acht Tagen aufzunehmen.
Die Fertigstellung des Wasserwerkes erfolgte Ende 1874 und die drei Pumpen nahmen am 10. Dezember ihren Betrieb auf. 1880 folgte eine vierte Pumpe.
Auch bei der Wasserversorgung gab es Gründe zur Beanstandung. So schrieb Krupp:„Die horizontale Leitung der Rohre und der Druck in denselben verursachen bei jedesmaligen Gebrauch einen Schlag, der in allen Räumen hörbar ist, im Schlafzimmer hört man jedesmal den Gebrauch eines Closetts durch einen Schlag angekündigt.“
1882 begann man damit, die Wasserleitungen zu erneuern. Nichts desto trotz nahm die Qualität des Wasser stetig ab. Ab 1897 musste das Trinkwasser abgekocht werden. Alternativ zur Wasserentnahme aus der Ruhr versuchte man die Wasserversorgung über Brunnen zu realisieren, was aber aufgrund der täglichen Menge von 1.925 m³ nicht gelang. Kurzfristig musste sogar Wasser aus dem städtischen Netz bezogen werden. 1901 baute man im Wolfsbachtal ein neues Wasserwerk mit einer Jahreskapazität von 12.000.000 m³. Mit diesem versorgte man von da an die Villa und die Werke in der Stadt. Die benötigte Menge an Wasser betrug im Jahre 1916 rund 600.000 m³. Die alten Pumpen wurden 1952 endgültig durch Neue ersetzt.
Gasbeleuchtung
Anfänglich bestand Alfred Krupp darauf, das innerhalb des Hauses nur Öl-, Stearin- oder Wachsbeleuchtung eingesetzt werden durfte. Trotzdem wurden in dem Gebäude von Anfang an Gasleuchten installiert. Anfänglich sollten nur die Räume des Personals mit Gasbeleuchtung ausgestattet werden, doch schon Planungen aus dem Jahr 1870 wiesen allein für die Baderäume der Familie sieben Gasleuchten aus. 1883 war dann das Haus komplett mit Gas beleuchtet. Aufgrund der nachträglichen Installation der Gasbeleuchtung waren die Absperrhähne und Leitungen im gesamten Haus zu sehen.
Um die Villa mit Gas zu versorgen wurde am 1. September 1870 der Antrag auf Einrichtung einer Gasfabrik gestellt. Diese wurde am 17. Dezember von der preußischen Landesregierung in Düsseldorf genehmigt. Die Fabrik sollte unterhalb der Villa an der Ruhr liegen. Eröffnet wurde diese im Oktober des kommenden Jahres und lieferte anfangs rund 360.000 m³ pro Jahr. Anfangs reichte diese Kapazität für die Versorgung der Anlage aus. Erst 1907, als der Tagesbedarf auf rund 2.000 m³, war auf die Leistungsfähigkeit der Anlage erschöpft. Ab da war man gezwungen zusätzlich Gas aus der Fabrik zu beziehen. 1911 gab man dann die Gasfabrik an der Ruhr auf. Ab 1926 ging die Versorgung ganz in die Hände der Stadt Essen über. 1935 wurde die letzte Beleuchtung nach rund 64 Jahre von Gas auf Strom umgestellt.
Neben der Beleuchtung wurden zudem die Öfen in der Küche mit Gas beheizt.
Elektrische Beleuchtung
Bereits beim Bau der Villa wurde in der Villa elektrischer Strom erwendet. Zunächst fand dieser allerdings nur für den Betrieb der Telegraphen Verwendung. Elektrische Beleuchtung wurde erst 1880 durch Alfred Krupps Hausarzt Dr. Schmidt in Gespräch gebracht, um die durch die Gasbeleuchtung entstehende Zugluft in den Griff zu bekommen. Drei Jahre später kam nochmals elektrische Beleuchtung ins Gespräch. Ein Gutachten von Ernst Hoëcker von 13. Januar weist nochmalig auf die Vorzüge dieser Beleuchtung hin. Aber erst 1889 wurde unter Friedrich Krupp als Beleuchtung eingeführt. Zu diesem Zweck wurde am 10. Juli durch die Stuttgarter Firma G. Kuhn eine Dampfmaschine installiert. Die dazugehörigen Dynamos kamen zwischen dem 11. Juli und 22. August. Sieben Jahre später, zwischenzeitlich war schon ein Rundschreiben zur Verhinderung der Stromverschwendung in Umlauf gebracht worden, entstand an der Ruhr ein eigenes Elektrizitätswerk. Dieses wird der Verwaltung des Wasserwerkes unterstellt. Bereits ein Jahr später musste des Werk um einen weiteren Dynamo erweitert werden. Da man zu diesem Zeitpunkt auf eine Zwischenspeicherung des Stroms in Akkumulatoren angewiesen war, musste auch deren Kapazität kontinuierlich erweitert werden. 1899 war die Kapazität des Akkumulatorhauses mit 1.150 Ampere erschöpft. Trotzdem stieg der Verbrauch weiter. Bereits 1905 war der Verbrauch auf 2.500 Ampere angestiegen, was bei der damaligen Spannung von 100 Volt rund 2.500 Kilowatt entsprach.
Eine Anweisung an den Hausmeister aus den Kriegsjahren gibt auch einen Hinweis auf die Leistungsfähigkeit der Warmluftheizung. So soll der nächtliche Stromverbrauch für die elektrische Beheizung auf 20.000 Watt beschränkt werden. Zudem werden die Pförtner angewiesen nachzufragen, ob Beleuchtung für den Empfang erwartet Gäste genutzt werden darf oder nicht. Zudem haben diese darauf zu achten dieser wieder auszuschalten, wenn der letzte Gast gegangen war.
Ab 1931 wurden Teil der Stromversorgung von der RWE übernommen. Hierbei wurden zwei Netze von jeweils 100 Volt Gleichstrom und 380 Volt Drehstrom betriebe. 1935 wurde die Beleuchtung dann nach rund 64 Jahre endgültig von Gas auf Strom umgestellt.
Telegraphen- und Telefonanlage
Extern
Die Telekommunikation in der Villa Hügel weist besondere Verflechtung zwischen privatwirtschaftlichen Betrieb und öffentlichen Bereich auf. So waren Teile des Personals sowohl öffentliche Angestellte als auch privat Beschäftigt.
Krupp hatte bereits 1867 wurde innerhalb des Werkes Telegraphen für die Kommunikation angebracht. Gleichzeitig legte man eine Leitung zum neu erworbenen Gut Klosterbuschhof. Während die Leitungen auf dem Werksgelände auch von der Firma Krupp betrieben und gewartet werden, scheint die Verbindung zum Gut nicht unter alleinigen Kontrolle von Krupp gestanden zu haben. So antwortet der für die Telegraphen auf dem Werksgelände zuständige Gustav Hand Carl Diechmann sinngemäß, dass die Leitung auf dem Werksgelände im guten Zustand seien und die auf dem Gelände der Villa gerade erneuert würden, die hiesige Eisenbahn allerdings mehr oder wenige faul sei. Diese lässt vermuten, das die Leitungen zwischen dem Werk und der Villa durch die Bergisch-Märkische Eisenbahn betrieben wurden.
Das Verhältnis zwischen Krupp und der Eisenbahn scheint auch in den kommenden Jahren angespannt gewesen zu sein. So fordert 1893 die Hügelverwaltung die Kaiserliche Ober-Post-Direktion auf die Eisenbahn darauf zu drängen die vier Leitungen entlang der Bahnstrecke zu erneuern, um eine weiter Leitung zu erweitern und zusätzlich jeweils zwei Fernsprech- und Telegraphenleitungen speziell für Besuche des Kaisers einzurichten.
Das Telefon zog im Jahr 1880 auf dem Werksgelände ein. 1883 wurde dann die erste Telefonzentrale eingerichtet. Drei Jahre später wurde schließlich auch die Villa mit einem externen Telefonanschluss ausgestattet. Dieser Anschluss kostete einschließlich der Gebühren für die Genehmigung rund 500 Goldmark. Am 6. Juni 1867 erhielt auch das Wasserwerk einen eigenen Telefonanschluss.
Intern
Neben der externen Telefonanlage gab es auch eine interne Anlage bestehend aus einem Klingel- und Klappensystem. Die Zentrale dieses System befand sich im Zimmer des Portiers im Haupthaus. Über einen Knopf wurden dann der Portier und der Diener der jeweiligen Etage alarmiert. Der Portier konnte von seinem Zimmer dann sehen, ob dem Ruf folge geleistet wurde. Zudem hatte er die Möglichkeit über einen Induktionswecker das Personal zentral zu wecken. Zudem gab es in den nord- und südöstlichen Zimmer einer jeder Etage ein Galvanometer, welches eine Abweichung von der Raumtemperatur direkt an den Heizer melden sollte.
Uhren
Kurz nach Einzug in die Villa wurde am 15. Dezember 1872 die zentrale Uhr der Villa, welche sich im Zimmer des Portiers befand, zur massgebenden Uhr für den gesamten Konzern. Jeden Morgen um 9:00 sollten die Turmuhren im Werk telegrapisch benachrichtigt werden, damit diese gestellt werden kann. Diese Turmuhr befand sich an dem Wasserturm des Werkes in einer Höhe von 53 m. Alle übrigen Uhren im Werk sollten dann um 12:00 Uhr von möglichst nur einer dazu berechtigten Person entsprechend gestellt werden. Die im Werk befindlichen Uhren durften dann nicht mehr als eine Minute von der Zeit der Turmuhr abweichen. Später wurde dies auf eine halbe Minute reduziert. Geplant war sogar, jemand damit zu beauftragen die Uhren der Stadt nach der Turmuhr auszurichtn.
Sonstiges
Neben diesen zahlreichen technischen Einrichtungen im Haus gab es noch einiges mehr, was den neuesten Stand der Technik dieser Zeit wiederspiegelt. So fanden beispielsweise ein hydraulischer Lift, das Automobil und die ersten Filmprojektoren schon bald der Weg in die Villa.
Umbauten

Nach Alfred Krupps Tode wurde die Inneneinrichtung der Villa im Stil der Zeit komplett erneuert, nur in Seitenbereichen ist die alte Anlage noch erkennbar (Treppenhäuser, Gesindebereiche, Geländer). Die Anlage besteht aus einem kleineren Gebäude sowie dem Haupthaus, die über einen langen Trakt aus Bibliothek und Ballsaal miteinander verbunden sind. Zum Zeitpunkt ihres Baus galt die Villa Hügel wegen der von Alfried Krupp gewollten und großenteils persönlich mitgeplanten modernen Technik als Anschauungsobjekt des technischen Fortschritts.
Zur ursprünglichen Anlage gehörte ein vollständiger Bauernhof, der vor dem Nebenhaus lag, um eine autarke Versorgung zu gewährleisten. Auch dieser wurde relativ schnell wieder abgerissen, da er das repräsentative Gesamtbild störte.
Zum erweiterten Ensemble der Gebäude von Villa Hügel gehören das Parkhaus Hügel, das heute das Heim der Familie Beitz ist, und der auf halber Hanghöhe zum Baldeneysee gelegene Bahnhof Hügel. 1894 wurde ein Spielhaus für die Krupptöchter Bertha und Barbara errichtet. Das Fachwerkhaus wird „Spatzenhaus“ genannt.
Der Bau der Villa Hügel ist zugleich ein Zeugnis neureicher Hybris. In den Treppenhausfenstern des Nebengebäudes sind jahrhundertealte Glasmalereien eingelassen, die Krupp zuvor zusammengekauft hatte. Bei der Anlage des riesigen Parks ließ Alfred Krupp ausgewachsene Bäume anpflanzen, um noch zu seinen Lebzeiten den Park im „Endzustand“ zu sehen. Abgestorbene Bäume wurden kurzerhand durch „neue alte“ ersetzt, was dazu führte, dass der Baumbestand im Park der Villa Hügel erheblich älter ist als die Gesamtanlage. Der Park ist insgesamt 23 Hektar groß und wurde seit 1914 kaum verändert.
Seit 1953 finden im Haupthaus regelmäßig bedeutende Kunstausstellungen statt. Seit Jahrzehnten gibt es mehrmals im Jahr im Obergeschoss klassische Kammerkonzerte für Firmenangehörige, die aufgrund der hervorragenden Akustik der oberen Halle und der erstrangigen Künstler-Besetzungen zu sehr gefragten Kultur-Veranstaltungen im Ruhrgebiet wurden und aufgezeichnet werden für Firmen-, Werbe- und Wohlfahrtszwecke. Das östliche Nebengebäude enthält eine ständige Ausstellung zur Familien- und Firmengeschichte. Park und Gebäude können gegen einen geringen Obolus besichtigt werden, sofern keine Ausstellungen oder Sonderveranstaltungen der Krupp-Stiftung stattfinden.
Der Park ist eingebunden in das European Garden Heritage Network.
Siehe auch: Liste der Sehenswürdigkeiten in Essen, Liste der Ausflugsziele und Sehenswürdigkeiten im Ruhrgebiet, Liste der Burgen und Herrenhäuser im Ruhrgebiet
Personal
Das Personalstruktur auf der Villa war detailiert reglementiert. An der Spitze des Personals stand der Hausmeister, welcher von Alfred Krupp als ein Vertrauensperson angesehen wurde, welcher „.... der Vermittler unseres Willens sein ....“ sollte. Im zur Seite standen der Koch und die Zimmerhaushälterin, welche jeweils das Personal ihres Bereiches unter sich hatten. Alle anderen war ihm direkt unterstellt.
Hinzu kamen zahlreiche Angestelte unterschiedlicher Art. Unter ihnen befanden sich unter anderen Ärzte, Bibliothekare, Büglerinnen, Friseure, Gärtner, Hausdiener, Haushälterinnen, Hausmädchen, Kinderfräuleins, Köche, Küchenmädchen, Kutscher, Laufjungen, Näherinnen, Präperatoren, Portiere, Schneiderinnen, Servierdiener, Stallknechte, Verwalter, Viehmädchen, Wäscherinnen und Weißzeugnäherinnen. Im Jahre 1905 standen insgesamt 502 Personen auf der Gehaltsliste. Diese Zahl reduzierte sich auf 421 gegen Ende 1903 und stieg bis 1914 wieder auf 648 an. Neben diesen Festangestellten, kamen je nach Bedarf, wie bei großen Gesellschaften, Kräfte welche nur zeitlich Befristet angestellt waren.
Das Personal war zum groß Teil im unmittelbaren Bereich der Villa angesiedelt und wurde auch von den Betrieben auf dem Hügelgelände in weiten Bereichen versorgt. So stand dem Personal der Konsumladen zur Verfügung, in dem sie zu günstigen Preisen aus einem reichhaltigen Sortiment auswählen und einkaufen konnten. Angestellt wurden zum großen Teil Personen aus dem umliegenden Arbeitquartiern und Bauernschaften angeworben.
Insgesamt herrschte eine strenges Regiment. Vom Personal wurde neben "Redlichkeit, Pünktlichkeit, Gehorsam, Bescheidenheit, Reinlichkeit und Ordnungssinn" vor allem absolute Verschwiegenheit gefordert. Darüber hinaus waren persönliche Beziehungen oder gar Verhältnisse zwischen den Angestellten stengstens Verboten und wurden bei Missachtung mit der Kündigung geahndet. Auch auf einen sorgsammen Umgang mit dem Inventar wurde großen Wert gelegt. So war beisielsweie 15% Porzelanbruch erlaubt. Alles was darüber ging, wurde vom Lohn des Personals abgehalten. Diese Einschränkungen wurde mit einer außerordentlich guten Bezahlung vergütet. Der Portier erhielt unter Alfred Krupp rund 1.400 Goldmark Jahresgehalt. Hinzu kamen Naturalien aus der Bewirtschafung des Hofes und Trinkgelder. Zum Verglech, ein Facharbeiter hatte ein Jahresgehalt von 1.200 Goldmark. Für besonders langediente Mitarbeiter gab es zudem Urlaub und eine gesonderte Pensionskasse. Trotz dieser aus heutiger Sicht rigiden Regelungen kamen verstöße dagegen so gut wie nie vor.
Eine weiter wichtige Einnahmequelle war auch das Trinkgeld. Diese wurde zentral gesammelt und floss in die Trinkgeldkasse. Anschließend wurde es gemäß einer Verhältniszahl jedes halbe Jahr an das Personal verteilt. So hatte beispelsweise der Küchenchef eine Verhältniszahl von 40, die Haushälterin von 30, die Kammerdiener von 25 und so weiter.
Gesellschaftliches Leben
Regelmäßig fanden größere Bälle auf der Villa statt. Auffallend ist, dass nur ein Teil der Eingeladenen auch erschien. So waren zu einem Ball am 4. Februar 1914 588 Personen eingeladen von denen 386, also rund 2/3, zusagten. Besonders der Hochadel aus dem Rheinland machte kaum Anstalten zu den Bällen Krupps zu erscheinen. Auch Vertreter anderer Stahlfirmen oder von Banken fehlten oft. Regelmäßig erschienen die Vertreter der Regierung, der Gerichte, der Eisenbahnen, der Kommunalpolitik und der Unternehmerverbände. Seltener kamen Personen aus dem Bereich der Kunst, des Theaters oder der Literatur. Vor allem aber waren Vertreter des Militärs anwesen, was die Stellung der Firma als Waffenlieferant widerspiegelte.
Einen entscheidenden Wandel im gesellschaftlichen Leben auf der Villa Hügel kam mit dem Amtsantritt von Kaiser Wilhelm II. im Jahre 1888. Hatten noch die Vorgänger des Kaisers, Wilhelm I. und Friedrich III., ein distanzierteres Verhältnis zur Familie Krupp, so änderte sich dies unter dem technikbegeisterten Wilhelm II. In den Jahren bis zum Krieg besuchte der Kaiser die Villa elf Mal. Um den Besuchen gerecht zu werden, entsandt Friedrich Alfred Krupp seinen Hausmeister nach Berlin zur Hochzeit von Friedrich Leopold von Preußen am 24. Juni 1889 zur Beobachtung.
Der erste Besuch von Wilhelm II. fand am 20. Juni 1890 statt. Das Programm begann um 9:00 Uhr morgens mit dem Eintreffen des Kaisers am Hauptkontorgebäude. Es folgte ein Rundgang durch drei Werkstätten, zwei Kanonenwerkstätten, dem Lafettenbau und den Schießstand. Nach einer Erfrischung um elf ging es zum Stammhaus zu einer Besichtigung des Schmelzofens. Anschließend ging es weiter zur Kruppschen Volksschule und zur Haushaltsschule Schederhof. Das Mittagsmahl wurde im "kleinen" Kreise eingenommen, bestehend aus Flügeladjutanten, den Chefs des Militärkabinettes Emil von Albedyll und des Geheimes Zivilkabinettes Hermann von Lucanus, dem Erzieher des Kaisers Georg Ernst Hinzpeter, dem Leibarzt Carl Fritz Wilhelm Förster, dem Regierungspräsidenten Hans Hermann von Berlepsch, dem Landrat Joseph Anton Friedrich August Freiherr von Hövel, dem Oberbürgermeister Albert Theodor Gustav Hache, einem weiteren halben Dutzend Direktoren, drei nicht näher benannten Damen und dem Chef des Hauses Krupp. Dazu sang ein Männerquartett. Der Besuch endete um kurz vor halb Zehn mit der Abreise des Kaisers. Die Besuche und das Programm in den folgenden Jahren wurden immer aufwendiger. So gab es 1896 bereits 40 Gedecke und der obligatorische Chor bestand aus 1.100 Personen.
Am 15. Oktober 1906 fand im Beiseien des Kaisers die Hochzeit zwischen Bertha Krupp und Gustav von Bohlen und Halbach. Insgesamt dauerten die Feierlichkeiten fünf Tage. Geladen waren 125 Gäste, zudem 60 Beamte und Angestellte, 10 Arbeiter und 19 pensionierte Kruppianer. Hinzukamen die Familienangehörigen der Gäste. Die Sicherheit wurde groß geschrieben. Um auf das Geländer der Villa zu gelangen musste ein Passierschein vorgelegt werden und es verkehrten Patrouillen im Park. Für die Durchführung der Festivitäten wurden 5 Köche, 19 Kellner, 10 Putzfrauen, 19 Schreiner, drei Sattler und 2 Elektriker eingestellt.
Das größte Fest vor dem Krieg war die 100-Jahr-Feier am 8. und 9. August 1912. Hierzu reiste der Kaiser in der Nacht des 7. August am und blieb bis zum 9. mitsamt seines Hofstaates. Unter den Gästen waren unter anderem Prinz Heinrich, Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg und Großadmiral Alfred von Tirpitz. Das Fest begann um Fünf vor Neun mit der Ankunft des Kaisers. Nach dem Frühstück folgte eine Fahrt in die Stadt wo vor dem Gebäude des Bergbaulichen Vereins die Begrüßung durch den Oberbürgermeister Albert Heinrich Friedrich Wilhelm Holle. Der Festakt fand im Lichthof der Firmenzentrale mit diversen Ansprachen. Es folgte eine Werksbesichtigung. Am Abend fand ein Festmahl mit 450 geladenen Gästen statt. Nach dem Mahl folgten zwei Reden von Gustav Krupp von Bohlen und Halbach und Kaiser Wilhelm II. Am zweiten Tag folgten nochmals Werksbesichtigungen.
Park und Nebengebäude
Der Park heute Park befindet sich nicht mehr in seinem ursprünglichen Zustand. 1961 wurde einfassende Umgestaltung der Anlage vorgenommen. Auch die zwei unterschiedlichen Ebenen im Bereich südlich der Villa sind heute nicht mehr zu erkennen. Dieser Bereinigung fielen auch die künstlichen Wasserläufe und Quellen zum Opfer. Von den insgesamt über 50 Gebäuden auf dem Gelände der Villa sind neben dem Haupthaus nur noch die drei Portiergebäude, das Gäste- und das Spatzenhaus erhalten geblieben.
Ursprünglich war auch bei der Anlage des Park eine Zusammenarbeit mit einem renommierten Gartenarchitekten vorgesehen. Im Gespräch waren Joseph Clemens Weyhe und Johann Heinrich Gustav Meyer. Mit keinem der beiden kam ein Vertrag zustande. Statt des wurden die Vorstellungen Alfred Krupps durch dessen Obergärtner Friedrich Bete umgesetzt.
Auch beim Park war die Verbindung zwischen dem Angenehmen und dem Nützlichen vorgesehen. So sollte er auf der einen Seite Repräsentation und der Erholung dienen, auf der anderen Seite war geplant das Personal mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen zu Versorgen. Von den ursprünglich 127 - 153 Hektar umfassenden Areal der Villa waren rund 13 - 15 für die Landwirtschaft vorgesehen.
Im unmittelbaren Bereich um die Villa waren, mit Ausnahme es nördlichen Bereiches, Garten- und Parkanlagen vorgesehen. Die Nutzflächen sollten sich an diese anschließen. Nach den Vorstellungen von Alfred Krupp sollten sich im Park Wohnungen, Stallungen, Grotten, Treibhäuser, Brunnen, eine Reitbahn, Höfe, Gartenanlagen ein Wasserdruckwerk, Springbrunnen, Kaskaden, Fischteiche, ein Wildpark, Viadukte, Brücken und Pferde- und Viehweiden befinden. Nachdem Brachewitz durch Krupp immer mehr die Verantwortungen für die Planung der Villa entzogen wurde, sollte er die Planungen für die Gebäude im Außenbereich übernehmen. Für die Ausführung war er nicht vorgesehen. Krupp sagte dazu das er :"nicht aber mit der Ausführung, weil das gar nicht sein Fach ist, wie ich mich vollständig überzeugt habe und wovon ihm gegenüber auch kein Hehl zu machen ist." Im zu Zeite sollte Johann Heinrich Gustav Meyer gestellt werden, von dem allerdings nur drei Zeichnunge für das Gewächshaus angefertigt wurden.
So entstanden nach den Ideen von Alfred Krupp, Brachewitz und Bete Skizzen für eine Parkanlage südlich des Hauptgebäudes. Er bestand aus zwei Ebenen, welche von einem Park umgeben war. Die obere Terrasse entstand aus dem Bodenaushub, welcher beim Bau der Villa anfiehl. Diese Ebene war von einer Futtermauer eingefasst und sollte mit geometrisch angeordneten Baumpflanzungen und einem Teich gestalltet werden. Anfängliche Skizzen dieser Mauer hinterliesen, besonders durch die beiden Wehrtürme an den Ecken, noch den Eindruck einer Festungsmauer. Der zweite Entwurd wurde mit einer Pergola und dem Eingang zum Weinkeller einschließlich Sitzgelegenheit aufgelockert.
1869 fertigten Brachewitz und Bete die erste Planung für diese beiden Terrassen an. Die Flächen bestanden zu weiten Teilen aus Rasen und wurden durch geschwungenen Wege mit Nischen für Statuen und Sitzbänke durchzogen. In der Mitte der Quermauer befand sich das Stibadium. Dahinter schloss sich der Laubengang, welcher die obere Ebene umfasste, an. Unterhalb des Stibadiums war eine Grotte vorgesehen.
Ein weitere Entwurf wurde 1870 angefertigt. Der Pleasureground war hier, entgegen der ersten Plan, auf den unteren Bereich beschränkt. Der oberer Berich wurde geometrisch gestalltet und enthielt drei Rechteckige Beete.
Der endgültige Entwurd beinhaltete ebenfalls die Aufteilung der oberen Ebene in drei rechteckigen Teile. Jedoch wurde diese jetzt von einem breiten Weg gequert. Der geplante Teich entfiehl aufgrund der hohen Kosten und des schlechten Untergrundes.
Zum Zeitpunnkt des Baues der Villa war das Areal eine kahle Anhöhe mit Wiesen, Weiden und Ackerflächen. Das entsprach allerdings nicht den Vorstellungen Alfred Krupps von seinem künftigen Wohnsitz. Um den Eindruck eines Waldes noch zu seinen Lebzeiten zu bekommen, wurden zahlreiche größere Bäume eingepflanzt. Krupps wunsch war es "etwa 50 jährige .... große, ältere Bäume .... zuvörderst Buchen, Eichen, Linden, Platanen, Tannen, Fichten" anzupflanzen. Zu diesem Zweck schickte er eine Angestellten nach Paris um sich über den Bau eines neuen Boulevard zu informiern, wo erfolgreich Bäume dieses Alters eingepflanzt worden waren. Einpflanzt wurden rund 100 Bäume aus Mülheim und Gelsenkirchen. Heute noch erhalten sind der Plantanenhain am westlichen Hang unterhalb der Terrasse, die Buchen am ehemaligen Reitweg und die Rhododendron in der Schlucht.
Auf der oberen Terrasse war ein Quadrat mit 7x7 Linden vorgesehen. Diese ersetzen das Arangement von 4x5 Linden, welche den urspünglich geplanten Teich umschlossen. An diese Fläche schloss sich beidseitig Beete an. Westlich schloss sich dann eine Rasenfläche an, welche mit kugelförmigen Buchsbäume und Araukarien eingefasst wurde. Der Laubengang, welcher die obere Terrasse umfasst, wurde von Nadelgehölzen, Buchsbäumen, Lebensbäumen und Eiben umschlossen wurde. Die untere Terrasse bestand zu weiten Teilen aus Rasen, Ziergräsern und Laubbaumbeständen. Bei den Bäumen handelte es sich um Buchen und Linden.
Die Wege waren ausschließlich als Kieswege ausgeführt. zudem befanden sich zahlreiche Sitzmöbel, Skulpturen, Lampem und Vasen über den gesamten Bereich des Parks verteilt.
Lage

- Anschrift: Villa Hügel, Hügel, 45133 Essen (Anfahrt: Frankenstraße/Haraldstraße)
- ÖPNV: S-Bahn (S6) bis „Essen-Hügel“, Bus (194) bis „Villa Hügel“ (Frankenstraße/Haraldstraße)
Literatur
- Tilmann Buddensieg: Villa Hügel. Das Wohnhaus Krupp in Essen. München 2001. ISBN 3-88680-1020
- Renate Köhne-Lindenlaub: Die Villa Hügel. Unternehmerwohnsitz im Wandel der Zeit. Deutscher Kunstverlag 2002. ISBN 3-422-06357-9
Weblinks
- Webseite der Villa Hügel
- Fachartikel über die Villa Hügel bei Monumente Online
- Baudenkmal Villa Hügel