Rollstuhlbasketball
Rollstuhlbasketball ist ein Sport, der hauptsächlich von Menschen mit körperlicher Behinderung betrieben wird (Behindertensport), aber auch Fußgänger dürfen mitspielen. Die Regeln sind an die des klassischen Basketballs angelehnt und in einigen Punkten an die Anforderungen des Rollstuhlgebrauchs angepasst. Als einer der wichtigsten ist hier das Klassifizierungssystem zu nennen, das einen Ausgleich zwischen Mitspielern mit unterschiedlich starken Behinderungen herstellt.
Rollstuhlbasketball ist eine offizielle Sportart der Paralympics.
Spielbeschreibung


Jedes Team besteht aus fünf Feld- und bis zu sieben Ersatzspielern. Gespielt wird 4x10 Minuten. Nach dem ersten und dritten Viertel wird eine zwei-minütige, nach dem zweiten Viertel eine fünfzehn-minütige Pause eingelegt. Herrscht nach dem vierten Viertel Punktgleichheit, wird eine Verlängerung von fünf Minuten eingelegt. Dies wird gegebenenfalls bis zur Entscheidung des Spiels wiederholt.
Ziel des Spieles ist es durch Treffen des Korbes mit dem Spielball die meisten Punkte zu erzielen. Die Treffer werden dabei folgendermaßen gewertet:
- Ein Treffer bei einem Freiwurf zählt einen (1) Punkt.
- Ein Treffer innerhalb der Dreipunktelinie zählt zwei (2) Punkte
- Ein Treffer außerhalb der Dreipunktelinie zählt drei (3) Punkte
Jedes Team hat jeweils 24 Sekunden Zeit einen Korb zu erzielen. Gelingt es innerhalb dieser Zeit nicht den Ball zumindest gegen den Ring zu spielen, dann geht das Spielrecht an die gegnerische Partei über.
Wie im Fußgängerbasketball müssen die Spieler auch beim Rollstuhlbasketball dribbeln, wenn sie Kontrolle über den Ball haben. Zieht der Spieler mehr als zweimal am Greifring ohne zu dribbeln, dann gilt dies als "Schubfehler" (Äquivalent zum Schrittfehler). Außerdem ist es dem Spieler nicht erlaubt, während des Spieles die Spielfläche mit seinen Füßen zu berühren. Der Ball muss binnen 8 Sekunden in der anderen Feldhälfte sein und auch die 3 Sekundenregel (der Spieler darf nicht länger als 3 Sekunden in der gegnerischen Zone bleiben) gilt wie beim herkömmlichen Basketball. Ausnahme ist, wenn der Spieler in der Zone in einer Wurfbewegung ist bzw. die Hände oben hat. Auch wenn man durch behinderung des Gegners nicht mehr aus der Zone kommt, gibt es normalerweise auch keine drei Sekunden.
Bei den Fouls gibt es ebenfalls keinen Unterschied. Nach dem 5. Foul, bzw. dem 2. Unsportlichen Foul, hat sich ein Spieler ausgefoult. Es ist nicht jeder Kontakt untersagt, jedoch darf nicht, wie beim Rollstuhlrugby, zurückgehalten und nachgedrückt werden.
Gespielt wird auf einem gewöhnlichen Basketballspielfeld mit normaler Korbhöhe von 3,05m.
Funktionale Klassifizierung
Die funktionale Klassifizierung der Spieler schafft einen Ausgleich zwischen Menschen mit unterschiedlich starker Behinderung. Es wird hierbei je nach Behinderungsgrad zwischen acht Stufen unterschieden. Die Bewertung richtet sich nach der Fähigkeit verschiedene Bewegungen auszuführen. Die niedrigste Punktzahl und damit höchste Behinderungsstufe stellt die 1,0 dar. Gänzlich unbehinderte Spieler werden mit 4,5 bewertet. Die Unterteilung erfolgt in 0,5er Schritten. In gemischten Mannschaften erhalten Frauen zusätzlich einen generellen Punktabzug von 1,5 Punkten. Eine Frau kann somit auch eine negative Punktzahl erreichen.
- Klasse I: 1 und 1,5 Punkte - keinerlei Rumpfaktivität
- Klasse II: 2 und 2,5 Punkte - Rumpfrotation möglich
- Klasse III: 3 und 3,5 Punkte - gute Rumpfaktivität
- Klasse IV: 4 und 4,5 Punkte - volles Bewegungsausmaß im Rollstuhl
Jede Mannschaft darf stets nur Spieler mit einer Gesamtsumme von höchstens 14 Punkten auf dem Spielfeld haben. Eine Ausnahme ist die 1., 2. Bundesliga und in der Regionalliga in Deutschland. Dort dürfen 14,5 Punkte aufgestellt werden.
Geschichte
Rollstuhlbasketball wurde 1946 von ehemaligen Basketballspielern in den USA erfunden, die nach Kriegsverletzungen trotzdem ihren Sport fortführen wollten. Mittlerweile wird es in schätzungsweise 80 Ländern von über 25.000 behinderten (und z.T. nichtbehinderten) Männern und Frauen gespielt.
Die International Wheelchair Basketball Federation ist der internationale Dachverband. Seit 1993 ist dieser eine unabhängige Sportorganisation mit über 50 Mitgliedsstaaten. Rollstuhlbasketball ist seit den Paralympics in Rom 1960 paralympische Sportart.
Internationale Wettbewerbe
Rollstuhlbasketball ist seit 1960 Bestandteil der paralympischen Sommerspiele. Die Goldmedaille bei den paralympischen Spielen von Athen 2004 gewannen Kanada (Herren) und die USA (Damen).
Im Vierjahrs-Turnus richtet die IWBF die Weltmeisterschaften im Rollstuhlbasketball aus. 2006 fanden die Weltmeisterschaften in Amsterdam statt, amtierender Weltmeister ist Kanada (Herren / Damen).
Seit 1970 (Herren) bzw. 1987 (Damen) richtet die IWBF Europe Europameisterschaften im Rollstuhlbasketball aus. Die Europameisterschaften im Rollstuhlbasketball werden alle zwei Jahre ausgetragen und sind gleichzeitig Qualifikationsturnier für die im Vier-Jahres-Turnus stattfindenden paralympischen Spiele und die Rollstuhlbasketball-Weltmeisterschaften. Seit 1994 trägt die IWBF B- (seit 1994) und C-Europameisterschaften (seit 2001) für Herren-Nationalmannschaften als Qualfikationsturniere für die jeweils nächsthöhere Leistungsgruppe durch. Seit 1999 gibt es auch eine Europameisterschaft der U22-Junioren. Die erfolgreichsten Nationalmannschaften auf europäischer Ebene sind die französische Herren-Nationalmannschaft und die deutsche Damen-Nationalmannschaft (je fünf EM-Titel). Amtierende Europameister (2005) sind Italien (Herren) und Deutschland (Damen) sowie Großbritannien (U22-Junioren).
Internationale Vereinswettbewerbe
Die IWBF Europe trägt drei Hauptwettbewerbe für Vereinsmannschaften aus: Den Champions-Cup (seit 1976), den André-Vergauwen-Cup (seit 1986) und den Willi-Brinkmann-Cup (seit 1997). Die Zuteilung der Startplätze pro Nation für diese Wettbewerbe ermisst sich aus einer Dreijahres-Nationswertung dieser Pokalwettbewerbe sowie dem Nationsranking der IWBF Europe. Alle drei Wettbewerbe werden in Turnierform mit jeweils drei Vorrundengruppen und einem Enrundenturnier ausgetragen.
Die erfolgreichste Vereinsmannschaft Europas ist BC Verkerk Zwijndrecht um den früheren niederländischen Wetklassespieler Gert-Jan van der Linden, die zwischen 1991 und 1996 den Champions-Cup fünfmal gewann.
Vereinsmannschaften aus Deutschland und dem deutschsprachigen Raum nahmen mit großem Erfolg an allen drei Wettbewerben teil: Der RSV Lahn-Dill konnte von 2004 bis 2006 den Champions-Cup dreimal gewinnen. Weitere deutsche Teams konnten sich jeweils einmal in die Siegerlisten eintragen: 1992 gewann der UBC Münster, 1999 der ASV Bonn den André-Vergauwen-Cup. Den Willi-Brinkmann-Cup holten der RSV Lahn-Dill (2002) und die SG Heidelberg-Kirchheim (2001) je einmal nach Deutschland. Als erstes Team aus der Schweiz konnten 2005 die Pilatus Dragons den Willi-Brinkmann-Cup gewinnen. Die beste Platzierung eines österreichischen Teams erreichte der RSV Salzburg mit einem fünften Rang im Champions-Cup.
Siehe auch
Weblinks
- Rollstuhlbasketballseite des Deutschen Rollstuhl Sportverbandes
- Basketballportal
- International Paralympic Committee (en)
- International Wheelchair Basketball Federation (en)
- André Vergauwen Cup 2006 Adana/Turkey 164 Photos
- Rollstuhlbasketball im TV Kleinwiedenest 1890 e. V.
- RBB@Kobe8.de (3./4. Mannschaft von ALBA BERLIN - Umbau zum Informationsportal RBB in Berlin und Brandenburg)