Isan

Isaan (Thai: อีสาน, auch Isan, Issan oder Esarn geschrieben; zur Bedeutung siehe unten: „Geschichte“) bildet den nordöstlichen Teil Thailands. Es liegt auf der Khorat-Hochebene und wird im Norden und Osten vom Mekong begrenzt, im Süden von Kambodscha. Im Westen trennt das Phetchabun-Gebirge Isaan von Nord- und Zentralthailand.
Landwirtschaft ist der vorherrschende Wirtschaftssektor, aber wegen der ungünstigen Umstände bleibt der Ertrag hinter dem anderer Landesteile zurück. Isaan ist Thailands ärmste Region.
In der Region wird hauptsächlich die Isaan-Sprache gesprochen, die der Laotischen Sprache ähnelt. Das Thai ist ebenfalls weit verbreitet, und im Süden spricht man Khmer. Die meisten Einwohner sind Lao, dennoch war die Integration Isaans in den modernen thailändischen Staat weitgehend erfolgreich.
Bekannte Aspekte der regionalen Kultur umfassen „Mor Lam“-Musik, Muay Thai-Boxen und Klebreisgerichte mit Chili.
Geschichte
Isaan besitzt eine Anzahl bedeutender bronzezeitlicher Fundstellen von Höhlenmalereien, Artefakten und Hinweisen auf frühen Reisanbau. Bronzewerkzeuge wie die in Ban Chiang gefundenen, sind möglicherweise älter als vergleichbare aus Mesopotamien. Später geriet die Region unter den Einfluss zuerst der Dvaravati-Kultur und dann des Khmerreiches, das Tempelanlagen in Phimai und Phanom Rung zurückließ.
Nachdem das Reich der Khmer ab dem 13. Jahrhundert zerfiel, wurde Isaan vom laotischen Lan Xang-Königreich beherrscht. In der Folge wurde die Region in steigendem Umfang von Lao besiedelt. Im 17. Jahrhundert fiel Isaan an Siam, das die zwangsweise Ansiedlung von Kolonisten aus Laos im 18. und 19. Jahrhundert durchführte. In den Verträgen, die Siam 1893 und 1904 mit Frankreich abschloss, wurde Isaan zur Grenze zwischen Siam und der Kolonie Französisch-Indochina bestimmt. Hierbei spielte der Fluss Mekong als natürliche Grenze eine entscheidende Rolle.
Im 20. Jahrhundert wurde im Rahmen der „Thaiifizierung“ die Eingliederung Isaans als integraler Teil Thailands verfolgt, wobei die Lao-Wurzeln der Bevölkerung in den Hintergrund gerieten. Diese Politik hinterließ ihre Spuren auch in der Bezeichnung „Isaan“ selbst, die sich herleitet von Isana, einer Erscheinungsform Shivas als „Gott des Nordostens“. Also betont der Name selbst die Rolle Isaans als nordöstlicher Teil Thailands. Vor den 1960ern wurden die Einheimischen noch als Lao bezeichnet; sie schrieben und lasen das Lao-Alphabet, bevor die Schulen nach Anweisung der Zentralregierung das Thai-Alphabet einführten.
Geographie

1. Loei
2. Songkhram
3. Chi
4. Mun

Der Isaan bedeckt eine Fläche von etwa 160.000 Quadratkilometern und grob deckungsgleich mit der Khorat-Hochebene, die von den Phetchabun-Bergen im Westen in Richtung Mekong abfällt. Die Hochebene besteht aus zwei Hauptebenen: der südlich gelegenen Ebene von Khorat, die von den Flüssen Chi und Mun durchzogen wird, und der nördlichen Sakon Nakhon-Ebene mit den Flüssen Loei und Songkhram. Die beiden Ebenen werden getrennt durch den Phu-Phan-Höhenzug. Der Boden ist überwiegend sandig mit einigen Salzablagerungen. Der Mekong bildet im Norden und Osten Isaans eine natürliche Grenze zwischen Thailand und Laos, während der Süden der Region an Kambodscha grenzt. Der bedeutendste thailändische Quellfluss des Mekong, der Mun, entspringt im Khao-Yai-Nationalpark bei Khorat und fließt ostwärts, um in der Provinz Ubon Ratchathani in den Mekong zu münden. Der andere Hauptfluss Isaans, der Chi, durchfließt Zentral-Isaan, bevor er sich nach Süden wendet und in Si Sa Ket den Mun trifft. Auch die kleineren Flüsse Loei und Songkhram fließen dem Mekong zu, ersterer in Nordrichtung durch die Provinz Loei, letzterer östlich durch die Provinzen Udon Thani, Sakon Nakhon, Nakhon Phanom und Nong Khai.
Klima
Die Durchschnittstemperatur liegt zwischen 30,2 und 19°C. Die höchste jemals gemessene Temperatur war 43,8°C in der Udon Thani-Provinz, die niedrigste 0,1°C in Loei.
Regenfälle sind unvorhersehbar, aber sie konzentrieren sich auf die Regenzeit von Mai bis Oktober. Die mittleren Niederschläge reichen von 2000 mm in manchen Gegenden bis zu 1270 mm in den südwestlichen Provinzen Nakhon Ratchasima, Buri Ram, Maha Sarakham, Khon Kaen und Chaiyaphum.
Das übrige Jahr unterteilt sich in eine kühle Jahreszeit von Oktober bis Februar und in eine heiße Jahreszeit von Februar bis Mai.
Wirtschaft
Die Landwirtschaft trägt mit 22% zum regionalen Einkommen bei (zum Vergleich: 8,5% Anteil der Landwirtschaft am Bruttoinlandsprodukt Gesamt-Thailands). Reis ist die Hauptkultur und wird auf etwa 60% der Agrarflächen angebaut. Daneben wird in steigendem Umfang auch Zuckerrohr und Maniok kultiviert. Der Wasserbüffel ist für viele Bauern noch ein wichtiges Arbeitstier. Zur Fleischgewinnung werden Schweine, Hühner, Enten und Fische gezüchtet.

Trotz seiner dominierenden Rolle ist die Landwirtschaft von Isaan extrem problembehaftet. Das Klima führt oft zu Dürreperioden, während andererseits die Flachlandsituation gerade während der Regenzeit Überschwemmungen begünstigt. Die Flutgefahr macht große Teile des Landes für die landwirtschaftliche Nutzung unbrauchbar. Darüber hinaus ist der Boden sehr sauer, salzhaltig und durch Überbeanspruchung unfruchtbar. So ist denn auch seit den 1970ern die Bedeutung der Agrarwirtschaft zugunsten des Handels und des Dienstleistungssektors gesunken.
Viele Einheimische suchen Beschäftigung außerhalb der Region, besonders in Bangkok, wo sie oft die Arbeiten verrichten, die am schlechtesten bezahlt werden. Viele dieser Leute siedeln endgültig in die Metropole über.
Bevölkerung

Im Jahr 2000 betrug die Gesamtbevölkerung Isaans 20.825.000 Einwohner, von denen 40% in den bevölkerungsreichen Provinzen Khorat, Ubon Ratchathani, Udon Thani und Khon Kaen lebten. Diese Provinzen umgeben die vier bedeutendsten Städte Isaans, die die gleichen Namen tragen: Im Jahr 2000 zählte man in der Stadt Udon Thani 220.493 Einwohner, in Khorat 204.391, in Khon Kaen 141.034, und Ubon Ratchathani hatte 106.552 Einwohner. 1996 lebten nur 6,3 % der Bevölkerung der Region in Städten. Der Anteil war mit 12,4 % in Khon Kaen am höchsten und mit 2,8 % in Roi Et am niedrigsten. Daraus folgt, dass die Einwohner Isaans zwar größtenteils außerhalb der Städte leben, sich aber im Umland der Städte ballen.
Die meisten Städte sind laotischen Ursprungs, obwohl die ethnische Unterscheidung zwischen Lao und Thai oftmals verwischt. Obwohl es körperliche Merkmale gibt, die bei den Lao verbreiteter sind, ist der Unterschied im Grunde ein Unterschied von Sprache und Kultur. Die Anzahl der Sprecher der isaanischen Sprache in Thailand liegt je nach Schätzung zwischen 15 und 23 Millionen, von denen die meisten in Isaan leben. Meist beherrschen die Isaan-Sprecher daneben auch die Thailändische Sprache, was insbesondere für die jüngeren Menschen zutrifft. Der Khorat-Dialekt des Thai, der linguistisch irgendwo zwischen dem Thai und dem Isaan liegt, wird von etwa 400.000 Leuten gesprochen.
Im Süden der Region gibt es eine Khmer-Minderheit.
Andere Sprachen, die in Isaan vorkommen:
| Sprache | Familie | Sprecher | Verbreitung |
|---|---|---|---|
| Aheu | Mon-Khmer | 750 | Sakon Nakhon |
| Östliches Bru | Mon-Khmer | 5000 | Sakon Nakhon |
| Westliches Bru | Mon-Khmer | 20.000 | Mukdahan, Amnatcharoen, Ubon |
| Nördliches Khmer | Mon-Khmer | 1.000.000 | Surin, Sisaket, Buri Ram, Khorat |
| Kuy | Mon-Khmer | 300.000 | Buri Ram, Surin, Sisaket, Ubon, Roi Et |
| Nyahkur | Mon-Khmer | Unbekannt | Khorat, Chaiyaphum |
| Nyaw | Tai-Kadai | 50.000 | Sakon Nakhon, Nong Khai, Nakhon Phanom |
| Nyeu | Mon-Khmer | Unbekannt | Sisaket |
| Phu Thai | Tai-Kadai | 156.000 | Nakhon Phanom, Ubon, Kalasin, Sakon Nakhon |
| Phuan | Tai-Kadai | Unbekannt | Udon, Loei |
| Saek | Tai-Kadai | 11.000 | Nakhon Phanom |
| So | Mon-Khmer | 55.000 | Nakhon Phanom, Sakon Nakhon, Nong Khai, Kalasin |
| Tai Dam | Tai-Kadai | 20.000 | Nong Khai, Khorat, Loei (plus Saraburi) |
| Yoy | Tai-Kadai | 5.000 | Sakon Nakhon |
Wie im übrigen Thailand sind die Bewohner Isaans fast ausschließlich Theravâda-Buddhisten, obwohl Elemente des Animismus vorkommen.
Kultur
Die Kultur Isaans ist stark durch das kulturelle Erbe der Lao geprägt und hat viel mit der des Nachbarstaates Laos gemein. Diese Affinität zeigt sich in der regionalen Küche, Kleidung, sakralen Architektur, Feiertagen und den Künsten.
Isaanische Speisen unterscheiden sich von den thailändischen und laotischen, haben mit diesen aber auch vieles gemein. Die offensichtlichsten Charakteristiken sind der Gebrauch von Klebreis statt Duftreis und die feurige Chili-Würzung. Beliebte Gerichte sind Som Tam (auch: tammakhung), ein Salat aus grüner Papaya und getrockneten Krabben, und gegrilltes Huhn (gai yang). Diese Gerichte haben in ganz Thailand Verbreitung gefunden, wenn auch in an den jeweiligen Geschmack angepassten Varianten, denen die extreme Schärfe und der säuerliche Geschmack fehlt, die man in Isaan vorzieht.


In umgekehrtem Austausch ist auch die zentralthailändische Küche in Isaan zu einer gewissen Popularität gelangt. Was die Einflüsse der Lao-Küche angeht, fehlen in Isaan die Elemente aus der vietnamesischen und französischen Küche, wie man sie in Laos findet, vollständig. Die Bewohner von Isaan sind bekannt für die breite Palette von Tieren, die auf ihrem Speisezettel stehen. Dazu gehören auch Eidechsen, Frösche und gebratene Insekten wie Heuschrecken, Seidenraupen und Mistkäfer. Was ursprünglich aus der Not heraus gegessen wurde, wird heute als Delikatesse angesehen.
Die traditionelle Kleidung ist der Sarong. Die Damenversion verfügt meist über bestickte Säume, während die Herren-Sarongs mit Karomustern geschmückt sind. Sie werden im Gegensatz zur Sitte in Zentralthailand nicht zwischen den Beinen befestigt. Der Pakama schließlich ist eine Stoffbahn, die als Gürtel, Kopfbedeckung, Hängematte oder auch als Badetuch verwendet wird.
Isaan ist das Zentrum der thailändischen Seidenherstellung. In der Nachkriegszeit boomte der Handel, als der Modeschöpfer Jim Thompson die thailändische Seide im Westen populär machte. Eine der bekanntesten Arten von Seide aus der Region ist "Mut-Mee", die gebatikt wird, um geometrische Muster auf dem Stoff einzufärben.

Der buddhistische Tempel, oder Wat, ist das wichtigste Bauwerk der meisten Dörfer. Diese Tempel dienen nicht nur der religiösen Verehrung, sondern werden auch als Fest- und Versammlungshallen genutzt. Architektonisch überwiegt der Lao-Stil, der schlichter ist als der ornamentale Thai-Stil. Das gleiche gilt für Bilddarstellungen Buddhas.
Die Bevölkerung Isaans feiert eine Reihe traditioneller Feste, unter denen das „Bun Bungfai“-Fest mit seinen Feuerwerksraketen hervorzuheben ist. Es geht auf einen Fruchtbarkeitsritus aus vorbuddhistischer Zeit zurück und wird an mehreren Orten in Isaan und Laos gefeiert; am heftigsten und berühmtesten sind aber die Feierlichkeiten in der Provinz Yasothon. Andere bekannte Spektakel sind das Kerzenfest von Ubon Ratchathani, das die buddhistische Fastenzeit im Juli einläutet, das Seidenfest von Khon Kaen, eine Art lokaler Handwerksmesse, die Elefantenschau von Surin und die „Bangfai Phayanak“ oder „Naga-Feuerbälle“ von Nong Khai.
Die traditionelle Volksmusik von Isaan ist der Mor Lam. Neben einigen lokalen Varianten existieren davon auch moderne Spielarten, die seit den 1970ern mit den Arbeitsimmigranten nach Bangkok gelangt sind. Viele Mor Lam-Sänger haben sich auch die Luk Thung-Musik Zentralthailands angeeignet und daraus die hybride "Luk Thung Isaan"-Richtung entwickelt. Kantrum ist andere traditionelle Musikform, die unter der Khmer-Minderheit im Süden große Beliebtheit genießt.
Obwohl die Sprache von Isaan selbst keine schriftlich-literarische Tradition hat, konnte die Region in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einige nennenswerte Schriftsteller hervorbringen, unter denen Khamsing Srinawk und Pira Sudham besonders hervorzuheben sind. Die einheimische Sprache verwendet keiner der beiden: Der Erstgenannte schreibt auf Thai, letzterer auf Englisch.
Isaan ist bekannt als Heimat vieler Muay Thai-Boxer. Viele Kinder armer Familien träumen vom sozialen Aufstieg durch Erfolg im Kickboxen. Der bekannteste Sportler aus Isaan ist dennoch kein Boxer, sondern der Tennisspieler Paradorn Srichaphan, dessen Familie aus der Provinz Khon Kaen stammt.
Die Kulturbarriere hat in Verbindung mit der bekannten Armut des Landesteils und dem typischen dunkleren Teint der Leute von Isaan zu rassistisch gefärbten Vorbehalten vieler ethnischer Thais geführt. Der Romancier Sudham schreibt: „Manche Thai aus Bangkok (...) sagten, ich sei kein Thai, sondern (...) ein Wasserbüffel oder ein Bauer.“ Obwohl viele Menschen aus Isaan heutzutage nicht mehr auf den Feldern, sondern in den Großstädten arbeiten, sind sie meist beschränkt auf Arbeiten von niedrigem sozialen Status, wie Hilfsarbeiter oder Prostituierte, und Vorurteile gegen sie leben fort. Dennoch ist die Sicht auf Isaan nicht ausschließlich negativ gefärbt: Die typische Musik und die Küche der Region sind in ganz Thailand begeistert angenommen worden.
Der Prozess der „Thaiifizierung“ hat den besonderen Charakter der Kultur von Isaan etwas verwässert. Das gilt gerade für Städte und Provinzen, die sich wie Khorat in der Nähe des thailändischen Kerngebietes befinden und am längsten unter der Herrschaft Thailands liegen.
Sehenswürdigkeiten
Obwohl die Region verkehrsmäßig günstig zu erreichen ist, von freundlichen, vom Tourismus noch wenig beleckten Menschen bewohnt wird, und eine ganze Reihe landschaftlicher Reize sowie wunderschöne Naturparks aufweist, wird der Isaan von Touristen wenig besucht. Besonders reich ist der Isaan auch an historischen Sehenswürdigkeiten, wie eine Vielzahl von Tempelruinen aus der Khmerzeit. Die Khmer beherrschten vom 9. bis 15. Jahrhundert weite Teile Südostasiens bis auf die malaiische Halbinsel und bis an die Grenzen Burmas. Das Reich zerfiel durch Jahrhunderte langsam, aber stetig. Die Kambodschanischen Gottkönige gaben um 1500 unter dem Druck der Thai ihre Hauptstadt Angkor auf und wählten Phnom Penh im geographischen Herzen des Landes als neue Hauptstadt.
Als die Christen in Europa sich Kathedralen bauten, stampfte die Khmer-Dynastie um 12. und 13. Jahrhundert für ihre Götter einen Tempel nach dem anderen aus dem Dschungel. Beginnend im Nordosten Thailands, dem Isaan, bis hin nach Angkor Wat, löst eine wuchtige Tempelruine aus der glorreichen Khmer-Epoche die nächste ab. Während Angkor Wat heute von Besucherströmen überlaufen wird, so dass man für den Erhalt der bröckelnden Gemäuer fürchten muss, hält sich bei den vielen Ruinen auf Thai-Gebiet der Touristenstrom in Grenzen, zumindest verglichen mit dem, was Angkor zu bieten hat.
Die heute noch im Isaan vorzufindenden Ruinen ergeben einen imposanten Eindruck von der Größe und mysteriösen Macht des vor Tausend Jahren hier herrschenden Khmer-Imperiums. Sie verbinden Thailand mit einer glorreichen Vergangenheit, geben einen Eindruck vom Stand der religiösen Entwicklung zu dieser längst vergangenen Zeit und erklären auch den Einfluss den die Khmerkultur auf diese Region hatte. Nirgendwo in Thailand ist die Macht, die die Khmer-Könige einst hatten mehr sichtbar, als in den Provinzen Nakhon Ratchasima, Surin, Buri Ram, Sisaket und Ubon Ratchathani.
Jedermann hat schon von Angkor Wat gehört oder gelesen, der riesigen Tempelruine in Kambodscha, die erst Anfang des letzten Jahrhunderts von französischen Archäologen entdeckt und in jahrzehntelanger Arbeit freigelegt wurde. Im Wat Phra Kaeo, neben dem Königspalast in Bangkok, dem Aufbewahrungsort des thailändischen Nationalheiligtums, des Smaragd-Buddha, steht ein großes Model dieser weltberühmten Tempelanlage und viele Touristen fliegen von Bangkok nach Phnom Penh in Kambodscha, um von dort eine anstrengende Busreise zur Besichtigung von Angkor-Wat zu unternehmen.
Weniger bekannt ist hingegen, dass es auch im Isaan, vor allem im Grenzgebiet zu Kambodscha, eine ganze Reihe sehenswerter Khmerruinen gibt aus der Zeit, als das Großreich der Khmer zu Beginn des letzten Jahrtausend weit über die Grenzen des heutigen Kambodscha hinausreichte und weite Teile des heutigen Laos und Thailands umfasste. Wie Perlen an einer Kette reihten sich vor tausend Jahren Tempel an der alten Handelsstraße auf, die von Phimai, einem wichtigen Außenposten des Khmerreiches, in der Nähe des heutigen Nakhon Ratchasima gelegen, bis zum Sitz der kambodschanischen Gottkönige in Angkor Wat führte. Die Ruinen dieser alten Tempel werden allgemein Prasat genannt.
Die brahmanischen Herrscher Kambodschas hatten, wie die Pharaonen, unter Einsatz von riesigen Sklavenherden ihre Macht durch prächtige sakrale Monumente verewigen wollen. Mit dem Untergang des Brahmanismus und dem Vordringen des Buddhismus, wie auch mit dem Niedergang der Macht der kampudscheanischen Gottkönige, wurden die Monumente dieser Kultur von den Menschen verlassen und schnell vom gefräßigen Dschungel so überwuchert, dass sie bald in Vergessenheit gerieten. Die Eingeborenen, die noch von diesen Ruinen wussten, fürchteten sich vor den dort hausenden Geistern und hüteten sich in ihre Nähe zu kommen. Ohne Verständnis für die Mythologie der Khmer blieben ihre Monumente für die Thais nur rätselhafte Trümmer. Erst als sich in der französischen Kolonialzeit europäische Archäologen für diese alten Kulturzeugnisse zu interessieren begannen, wurden die Ruinen langsam der Vergessenheit entrissen.
Die Baumeister dieser Tempelanlagen verwendeten zwei Natursteinarten: Sandstein und Laterit. Laterit ist ein verkittetes Geröll und verwittert leicht; also verwendete man es möglichst nur für das massive Mauerwerk der Umrandungsmauern und die Verkleidung der Böden. Zur Wandverkleidung und für alle Bauelemente, die einen bildhauerischen Schmuck erhalten sollten verwendete man Sandstein.
Die einst die Tempelmauern schmückenden markanten Kriegerköpfe der Khmerzeit, mit scharfgeschnittenen und rätselhaft lächelnden Gesichtern mit breitem Mund, findet man allerdings heute nicht mehr. Nachdem die von den Khmer verlassenen Tempel über viele Jahrhunderte vergessen im Urwald schlummerten, von riesigen Bäumen, Schlingpflanzen und Moos überwuchert und von den Einheimischen, die dort wohnenden Geister fürchteten, abergläubisch gemieden, wurde hier vor allem in den letzten Jahrzehnten, bevor die Thairegierung all diese alten Ruinen unter Schutz stellte, von Altertumsräubern gebuddelt, gesägt, gepickelt und gestohlen. In dem Maße, wie die für die Freilegung der Ruinen von den Archäologen angeheuerten Eingeborenen ihre Scheu vor den Geistern in den Ruinen verloren, begannen sie interessante Skulpturen oder Teile davon, wie Köpfe von Naga-Schlangen, mit denen die Mauern reichlich geschmückt waren, abzuschlagen und an europäische Liebhaber zu verhökern. Wo die Ruinen nicht zu weit von einem Dorf lagen, wurden sie sogar als Steinbruch für den Bau von Häusern und Straßen genutzt.
Erst nach dem letzten Kriege begann die Regierung in Bangkok sich dieses alten Kulturguts auch auf thailändischem Boden bewusst zu werden und erließ Gesetze zum Schutz der Ruinen. Mit Hilfe und vor allem mit den Geldern der UNESCO, begann man damit die Anlagen vollständig freizulegen und so weit wie möglich zu restaurieren.
Die bekannteste und größte dieser Tempelanlagen ist wohl Phrasat Khao Phra Viharn, etwa 150 km südwestlich von Ubon. Die Ruinen liegen direkt an der Grenze, schon auf kambodschanischem Gebiet, können aber nur von thailändischem Boden aus betreten werden, da der Berg auf dem der Tempel erbaut wurde, zur kambodschanischen Seite steil abfällt. Die Felsenburg galt während der Zeit der roten Khmer deshalb auch als uneinnehmbare Festung. Das Gebiet war lange Zeit zwischen Thailand und Kambodscha umstritten, wurde aber 1965 durch einen Internationalen Gerichtshof Kambodscha zugesprochen. Ein kambodschanisches Visum ist für den Besuch dieser Tempel nicht erforderlich, wohl aber eine gute Kondition, um bei glühender Hitze mehrere hundert zum Teil verfallene Stufen zu erklettern um zu den auf der Spitze des Berges liegenden Ruinen zu gelangen. Die Größe der Anlage ist erstaunlich, vor allem wenn man bedenkt, mit welchen technischen Mitteln vor 1000 Jahren die riesigen Steinblöcke herangeschafft und aufeinander getürmt wurden. Die Anlage ist von Thailand erschlossen, aber noch nicht restauriert worden (es ist ja kambodschanisches Staatsgebiet). Täglich unternehmen mehrere tausend Besucher, zumeist Thais, die mühsame Pilgerfahrt, zu der weit ab von bewohnten Gebieten auf dem Berggipfel liegenden Kultstätte. Außer den dort zu besichtigenden Überresten der alten Tempelanlage, hat man von dort oben einen guten Blick weit in das kambodschanische Land. Die kambodschanische Armee hat deshalb dort auch einen Beobachtungsposten und ein paar Unterstände eingerichtet. Die früher beide Seiten der zum Gipfel führenden steilen Pilgerallee säumenden Mauern mit Symbolfiguren, sind heute von Verkaufsständen kambodschanischer Händler ersetzt worden, in denen man, wie auch rund um den großen Parkplatz, außer Andenken auch alles Mögliche zu erstaunlich billigen Preisen erstehen kann.
Ca. 60 Kilometer nordöstlich der Provinzhauptstadt Nakhon Ratchasima - oder Korat wie es die Eingeborenen nennen - befindet sich Prasat Hin Phimai. Diese gut rekonstruierte Anlage, die etwa um 1100 n. Chr. erbaut wurde, ist ein beeindruckendes religiöses Monument des mächtigen Khmerreiches und eines der schönsten Beispiele der religiösen Khmer Architektur außerhalb von Kambodscha. Lange bevor Korat die mächtigste Stadt des Isaan wurde, war Phimai das regionale Zentrum für Handel und Wirtschaft. Dass es sich um eine blühende Stadt gehandelt hat, ist heute noch am Reichtum der Tempelanlage zu erkennen. Die Anlage ist der Beginn der zur Zeit der mächtigen Khmerkönige erbauten Kette von Tempeln entlang der über 300 km langen Königsstraße, die vom heutigen Korat nach Angkor Wat in Kambodscha führte. Der Tempel gehört zu den besten Beispielen der klassischen Khmer-Baukunst und ähnelt Angkor Wat im heutigen Kambodscha im Stil, wenn auch nicht in der Größe. Der Tempel liegt genau im Zentrum der alten Stadt Phimai, die von einer 650 m breiten und 1000 m langen Mauer umschlossen wurde. Der Hauptschrein ist reichhaltig mit Skulpturen der Hindu-Götter Shiva und Vishnu, sowie Szenen des großen Hindu-Epos Ramayana verziert. Mauern mit vier großen und majestätischen Toren umschließen das fast quadratische eigentliche Tempelgebiet. Das südöstliche Tor war früher mit einer direkten und befestigten Straße über Hunderte von Kilometern mit der Hauptstadt des Khmerkönigreichs und der riesigen Tempelanlage Angkor-Wat im heutigen Kambodscha verbunden.
Eine andere bedeutende Tempelanlage an dieser Strecke ist Phanom Rung, in der Nähe von Prakhon Chai, Provinz Buri Ram. Dieser Khmer-Tempelkomplex wurde zu Ehren des Hindugottes Shiva auf einem 1300 m hoch liegenden erloschenen Vulkankegel errichtet und wird auch manchmal als das Angkor Wat Thailands bezeichnet. Der Tempelkomplex ist wohl das bedeutendste kulturhistorische Bauwerk in Nordost-Thailand. Die Harmonie zwischen dem Tempelkomplex und der umgebenden Landschaft bietet dem Besucher (auch wenn er sich wenig für Archäologie und Geschichte interessiert) Eindrücke, die noch lange nach dem Besuch anhalten und kaum vergessen werden. Ein 200 Meter langer und 12 Meter breiter Prozessionsweg (der exakt auf Angkor Wat in Kambodscha ausgerichtet ist), öffnet den Blick auf eine monumentale Treppe die über fünf Ebenen weiter nach oben zum quadratischen Zentralheiligtum führt. Jede dieser Ebenen auf der langen Treppe bietet einen immer spektakuläreren Ausblick auf das unten liegende Gelände und die umgebende Landschaft. Von ganz oben hat man eine phantastische Aussicht auf die fruchtbaren Felder und die malerische Umgebung.
Die Anlage ist nicht so groß wie Khao Phra Viharn, wer aber die vielen Stufen bis zu den Ruinen erklommen hat, weiß auch dort, dass Khmertempel zwar interessant zu besichtigen sind, dass sie dem europäischen Touristen aber einige Kondition abverlangen. Zum Glück kann man sich auch hier in den vielen um den Parkplatz herum gelegenen kleinen Thai Restaurants bei einer guten Flasche Bier und einem gebratenen Hähnchen von den Strapazen erholen.
Wesentlich leichter fällt die Besichtigung der nur 5 km östlich von Phanom Rung gelegenen Tempelanlage Prasat Mueang Tham. Diese relativ kleine Anlage - manche Forscher meinen, es sei ein ehemaliger Königspalast - liegt zu ebener Erde, neben einem von den Khmer seinerzeit angelegten großen künstlichen See. Der Tempel ist inmitten einer gepflegten Parkanlage vollständig restauriert worden und gibt einen guten Eindruck der damaligen brahmanischen Klosteranlagen. Das etwa 100 x 100 m große Rechteck des Komplexes wird von vier kompakten, fast vollständig rekonstruierten Mauern aus Lateritblöcken umgeben. Der erste Hof wird mit von vier symmetrisch angeordneten Wasserbecken eingerahmt, ihre Stufen und Balustraden enden in Nagaköpfen. Von den im Zentrum der Anlage befindlichen Türmen ist der Hauptturm in der Mitte zerfallen, von den Türmen in den vier Ecken des Quadrats ein Turm ganz verschwunden, die restlichen drei wurden restauriert. Viele Giebelsteine und Türstürze sind Monumenträubern zum Opfer gefallen und verschwunden. Der berühmte Türsturz aus Phanom Rung mit Vishnu-Darstellungen tauchte aber plötzlich 1973 bei einer Kunstausstellung in den USA auf und wurde auf Anforderung des thailändischen Fine Arts Departments 1988 zurückgegeben.
Die Tempelanlage wurde komplett restauriert und ist ein interessantes Beispiel dafür wie Steine gesucht, gefunden und wieder zur Einheit geformt werden. Der Besucher, den dieses archäologische Puzzle fesselt, kann in einem kleinem Museum neben dem Parkplatz die einzelnen Phasen der Restaurierung an Hand von Plänen und Bildern besichtigen
Wer sich für den Zustand der Tempelruinen interessiert, als sie noch vergessen im Regenwald schlummerten, der sollte die Anlage Prasat Tameeang in der Nähe von Ban Kruat, Provinz Buri Ram besuchen. Diese Tempelanlage ist besonders interessant für Leute, die gerne den ursprünglichen Zustand der Ruinen sehen möchte, und gibt einen Eindruck von dem riesenhaften Puzzlespiel, das eine Restaurierung solch wild durcheinander liegenden Haufen von tonnenschweren Steinblöcken bedeutet. Man hat zwar auch hier vor einigen Jahren mit der Restaurierung angefangen, die Arbeiten aber inzwischen aus Geldmangel wieder eingestellt. Die einst mit dem Geld der UNESCO freigelegten und sorgfältig gestapelten und nummerierten riesigen Steinblöcke, werden jetzt schnell wieder vom Regenwald überwuchert.
Berühmte Persönlichkeiten des Isan
Verkehr
Isaan besitzt zwei Eisenbahnlinien, die beide die Region mit Bangkok verbinden. Die eine verläuft ostwärts, von Khorat durch Surin nach Ubon Ratchathani, während die andere nordwärts über Khon Kaen und Udon Thani nach Nong Khai führt.
Das Straßennetz Isaans umfasst etwa 15.000 km; sein Herzstück sind die sog. „Thanon Mittraphap“ („Friendship Highway“ - Freundschaftsautobahn), die in den 1960ern und 1970ern von den USA zur Versorgung ihrer Militärbasen angelegt worden ist. Eine über 1.700 m lange Straßenbrücke, die „Saphan Mittraphap Thai-Lao“ (สะพานมิตรภาพไทย-ลาว, [sapʰaːn-míttra-pʰâp-tʰai-lao], Thai-Lao-Freundschaftsbrücke), ein Entwicklungshilfeprojekt Australiens, verbindet Nong Khai mit dem laotischen Vientiane .
Der Fluss Mekong wird kaum benutzt, da viele Stromschnellen und Strömungen die Fahrt erschweren.
Flughäfen existieren in Khorat, Khon Kaen, Ubon Ratchathani, Udon Thani, Nakhon Phanom, Sakon Nakhon, Roi Et und Buri Ram.
Verwaltung
Isaan unterteilt sich in 19 Provinzen (Changwats), wobei die südwestliche Provinz Nakhon Ratchasima von manchen bereits Zentralthailand zugerechnet wird. Die Provinzen tragen die Namen der jeweiligen Hauptstädte.

- Amnat Charoen
- Buri Ram
- Chaiyaphum
- Kalasin
- Khon Kaen
- Loei
- Maha Sarakham
- Mukdahan
- Nakhon Phanom
- Nakhon Ratchasima
- Nongbua Lamphu
- Nong Khai
- Roi Et
- Sakon Nakhon
- Sisaket
- Surin
- Ubon Ratchathani
- Udon Thani
- Yasothon
Weblinks
- Beschreibung von Nordost Thailand - Isaan (Isan), Provinzen & Fotos
- Informationen, Berichte und Bilder, Isaan - Thailand
Literatur
- Günther Ruffert: Farang in Thailand, Heller Verlag Taufkirchen ISBN: 3-929403-12-9
- Günther Ruffert: Ein Fenster zum Isaan, FARANG-Edition, Chonburi (TH)