Sigmaringen
Vorlage:Infobox Ort in Deutschland

Sigmaringen ist eine baden-württembergische Kreisstadt an der oberen Donau, bis 1850 Hauptstadt des Fürstentums Hohenzollern-Sigmaringen und Residenz des Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen, von 1850-1945 Sitz der preußischen Regierung für die hohenzollernschen Lande, von 1873-1972 Sitz des hohenzollerischen Landeskommunalverbandes. Von Oktober 1944 bis April 1945 war Sigmaringen Sitz der französischen Vichy-Regierung unter Marschall Pétain und Ministerpräsident Pierre Laval.
Geografie
Geografische Lage
Sigmaringen liegt im Donautal, an der Ferienstraße Hohenzollernstraße.
Nachbargemeinden
Sigmaringen grenzt im Norden an Winterlingen (Zollernalbkreis) und Veringenstadt, im Osten an Bingen, Sigmaringendorf und Scheer, im Süden an Mengen, Krauchenwies, Inzigkofen und Meßkirch sowie im Westen an Leibertingen, Beuron und Stetten am kalten Markt (Aufzählung im Uhrzeigersinn).
Stadtgliederung
Sigmaringen besteht aus der Kernstadt und den Stadtteilen Gutenstein, Jungnau, Laiz, Oberschmeien und Unterschmeien. Die Stadt liegt am Fuß der Schwäbischen Alb und an dem Fluss Donau.
Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1077, als König Rudolf von Schwaben die Sigmaringer Burg belagerte. Die offizielle Stadtgründung war 1250.
- 1325 wurde die Stadt an Graf Ulrich III. von Württemberg verkauft.
- 1806 wird Sigmaringen Hauptstadt des Fürstentums Hohenzollern-Sigmaringen.
- 1850 wird sie Sitz des preußischen Regierungsbezirks Hohenzollernsche Lande, von 1873-1972 Sitz des hohenzollerischen Landeskommunalverbandes.
- 1944 tagt in Sigmaringen die Regierung Frankreichs (Vichy-Regime) unter Henri Philippe Pétain, weil sie vor den Alliierten fliehen musste.
- Seit 1972 Sitz des Landkreises Sigmaringen.
- 1995 fanden in Sigmaringen die Heimattage Baden-Württemberg statt.
Politik
Städtepartnerschaften
Städtepartnerschaften bestehen mit
Vorlage:Border | Feldkirch (Österreich) |
Vorlage:Border | Boxmeer (Niederlande) |
Vorlage:Border | Thann im Elsass (Frankreich) |
Bürgermeister
Der Bürgermeister wird für eine Amtszeit von acht Jahren gewählt. Die derzeitige Amtszeit von Dr. Daniel Rapp endet 2014.
- 1968 – 1992: Rudolf Kuhn (parteilos)
- 1992 – 2006: Wolfgang Gerstner (CDU)
- 2006 –: Dr. Daniel Rapp
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke


- Schloss Sigmaringen - Stammschloss der Hohenzollern - Besichtigung der Prunksäle und der großen Waffensammlung lohnend
- Stadtpfarrkirche St. Johann Evangelist
Gesundheitswesen
Krankenhäuser
Sigmaringen ist der Sitz der "Kliniken Landkreis Sigmaringen GmbH". Diese ist Trägerin der drei Krankenhäuser an den Standorten Sigmaringen, Pfullendorf und Bad Saulgau sowie des Psychiatrischen Pflegeheims "Anna-Haus" in Sigmaringen. Gesellschafter sind der Landkreis Sigmaringen (74 v.H.) und der Spitalfonds Pfullendorf (26 v.H.). Mit insgesamt 623 Krankenhausbetten und 66 Pflegeheimplätzen ist die "Kliniken Landkreis Sigmaringen GmbH" eine der großen Krankenhausträger im Regierungsbezirk Tübingen und mit rund 1.200 Mitarbeitern einer der größten Arbeitgeber in der Region.
Geschichte
Das Kreiskrankenhaus Sigmaringen (heute 380 Planbetten) geht auf eine Stiftung des Sigmaringer Fürstenhauses zurück, die in den Jahren 1841 – 1846 zu Errichtung des hohenzollerischen Landesspitals in Sigmaringen führt. Als Fürst-Carl-Landesspital bzw. später Fürst-Carl-Landeskrankenhaus besteht diese Einrichtung bis 1979, allerdings mit wechselnden Verantwortungsträgern. So geht die Verantwortung vom Fürstentum mit dessen staatlichen Anschluss an Preußen 1850 an die preußische Regierung über, die die Verwaltung 1874 an den Landeskommunalverband der Hohenzollerischen Lande überträgt. 1963 übernimmt dann der Kreis Sigmaringen die Verwaltung der Stiftung und errichtet in der Zeit von 1974 bis 1979 das neue Kreiskrankenhaus Sigmaringen an seinem heutigen Standort. Im Jahre 1979 erlischt mit der Inbetriebnahme des neuen Kreiskrankenhauses die alte Stiftung. Mit Gründung der "Kliniken Landkreis Sigmaringen GmbH" im Jahre 1996, konnte das Ziel verwirklicht werden, alle Krankenhäuser des Landkreises in einer Gesellschaft zu vereinen, um so eine abgestimmte und umfassende Gesundheitsversorgung für den gesamten Landkreis Sigmaringen anzubieten.
Leistungen und Ausstattung
Das Kreiskrankenhaus Sigmaringen ist heute ein modernes Krankenhaus mit allen Einrichtungen, die ein Krankenhaus der Regelversorgung benötigt, welches ein großes räumliches Einzugsgebiet versorgt. Rund 19.000 Patienten werden jährlich stationär in den 623 Betten der drei Krankenhäuser mit ihren insgesamt 19 Abteilungen behandelt. Dazu kommen rund 38.000 ambulant behandelte Patienten.
In einigen Teilbereichen nimmt das Kreiskrankenhaus auch Versorgungsaufgaben wahr, die sonst eher in Krankenhäusern höherer Versorgungsstufen anzutreffen sind und bietet darüber hinaus auch medizinische Leistungen für kleinere Krankenhäuser an, die diese ohne den Verbund nicht vorhalten könnten. So ist Sigmaringen insbesondere Standort für Großgeräte wie z.B. einem Kernspintomographen (MRT), einem Computertomographen (CT) und einem Herzkatheterlabor. Aber auch die regionale Schlaganfalleinheit (Stroke-Unit), das Brustzentrum Neckar-Donau, ein angesehener onkologischer Bereich oder die große Intensivstation nehmen zentrale Versorgungsaufgaben wahr. Abgerundet wird das somatische Versorgungsangebot durch eine große Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie, so dass auch seelische oder psychosomatische Erkrankungen in Sigmaringen fachkompetent behandelt werden können.
Im Einzelnen verfügt das Kreiskrankenhaus Sigmaringen über die Fachdisziplinen Chirurgie (mit den Schwerpunkten Allgemein- u. Visceral- sowie Unfall- und Wiederherstellungschirurgie), Gynäkologie u. Geburtshilfe, Urologie, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde (Belegabteilung), Augenheilkunde (Belegabteilung), Innere Medizin, Neurologie, Psychiatrie, Anästhesie und Radiologie.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
In Sigmaringen treffen sich drei Bahnlinien. Sigmaringen ist Station auf der Donautalbahn von Donaueschingen nach Ulm. In Sigmaringen trifft die Donautalbahn auf die Zollernalbbahn von Tübingen nach Aulendorf. Sigmaringen ist ebenfalls Anfangspunkt der Nebenbahn Sigmaringen – Gammertingen – Hechingen. Diese wird von der Hohenzollerischen Landesbahn betrieben.
Der Öffentliche Nahverkehr wird durch den Verkehrsverbund Neckar-Alb-Donau (NALDO) organisiert. Sigmaringen war eine der ersten Kleinstädte die ein eigenes Stadtbussystem aufgebaut haben, noch heute kommen jährlich etliche Delegationen aus anderen Städten um sich das Sigmaringer Stadtbussystem anzusehen.
Bei Sigmaringen kreuzen sich die Bundesstraßen B 32 Hechingen – Ravensburg und die B 313 Reutlingen – Bodensee.
Öffentliche Einrichtungen
Sigmaringen beherbergt als Behördenstadt ein Verwaltungsgericht, ein Amtsgericht, das zum Landgerichtsbezirk Hechingen gehört, ein Staatsarchiv, ein Finanzamt, eine Zollschule der Bundesfinanzverwaltung, ein Chemisches Untersuchungsamt, ein Veterinäruntersuchungsamt (CVUA, früher Chemische Landesuntersuchungsanstalt)
Bundeswehr (von-Stauffenberg-Kaserne): Sigmaringen ist Divisionsstadt mit dem Stab der 10. Panzerdivision, dem Fernmeldebataillon 10 und einer Ausbildungskompanie des 5. Artileriebataillons 295.
Die Stadt ist Sitz des Dekanats Sigmaringen des Erzbistums Freiburg.
Bildung
Sigmaringen bietet als Schulstadt vielfältige Ausbildungsmöglichkeiten:
Hochschule, Fachhochschule und Erwachsenenbildung
- Hochschule Albstadt-Sigmaringen für Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften.
- Modefachschule Sigmaringen. Hier kann ein dreijähriges Berufskolleg zum Modedesigner absolviert werden.
- Bildungszentrum der Bundesfinanzverwaltung. Sigmaringen ist zentraler Ausbildungsort für Vollzugsbeamte der Bundeszollverwaltung
Berufsausbildung:
- Sybilla-Merian-Schule: Ernährungswissenschaftliches Gymnasium, Fachschule für Sozialpädagogik, Berufskolleg für Ernährung und Hauswirtschaft, zweijährige Hauswirtschaftlich-sozialpädagogische Berufsfachschule, zweijährige Berufsfachschule für Gesundheit und Pflege, Hauswirtschaftliche Berufsfachschule, Berufsvorbereitungsjahr, Hauswirtschaftliche Berufsschule, Landwirtschaftliche Berufsschule
- Albert-Reis-Fachschule für Technik, Landwirtschaftliche Unternehmerschule
- Kaufmännische Schule, Wirtschaftsgymnasium, Kaufm. Berufskolleg I u. II, Wirtschaftsschule, Kaufm. Berufschule
- Ausbildungszentrum Bau
Allgemeinbildende Schulen:
- Hohenzollerngymnasium (HZG), gegr. 1818, Gymnasium mit naturwissenschaftlichem und musischem Zug
- Liebfrauenschule (Lize) Katholische Freie Schule, Gymnasium und Realschule
- Theodor-Heuss-Realschule
- Abendrealschule
- Bilharzschule, Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule
- GHS Laiz, Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule
- Geschwister-Scholl-Schule (Grundschule)
- GS Jugnau
- Luise-Leininger-Schule (Förderschule)
- Sebastian-Ott-Schule (Schule für Erziehungshilfe, Grund- und Hauptschule, Förderschule)
- Fidelis-Schule Schule für Geistigbehinderte
Einstiger Rundfunksender
Von 1948 bis 1964 betrieb der SWF bei unbenannte Parameter 1:48_5_27_N_9_14_45_E_type:landmark_region:DE-BW, 2:48° 5' 27″ N, 9° 14' 45″ O einen Rundfunksender für Mittelwelle, der als Sendeantenne einen 38 Meter hohen, gegen Erde isolierten abgespannten Sendemasten verwendete.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- 1577, Fidelis von Sigmaringen, † 24. April 1622 in Seewis im Prättigau: Advokat der Armen.
- 1785, 20. Februar: Karl von Hohenzollern-Sigmaringen, † 11. März 1853, Landesherr von Hohenzollern-Sigmaringen
- 1811, 7. September: Karl Anton von Hohenzollern-Sigmaringen, † 2. Juni 1885, Landesherr von Hohenzollern-Sigmaringen, preußischer Ministerpräsident von 1858 bis 1862
- 1825, 23. März, Theodor Bilharz, † 9. Mai 1862 in Kairo: Mediziner und Naturwissenschaftler.
- 1839, 20. April, Carol I., † 10. Oktober 1914 in Pelesch: König von Rumänien
- 1844, 19. Dezember (Sigmaringen-Gutenstein), Joseph Stöckle, † 27. Mai 1893 in Schwetzingen: Altphilologe, Schriftsteller, begründete 1891 in Schwetzingen den Scheffelbund in Deutschland.
- 1890, 6. August Victor Arnaud, † 15. Januar 1958: Maler und Grafiker
- 1896, 3. September (Sigmaringen-Gutenstein), Alfons Beil, † 3. März 1997 in Heidelberg: Monsignore, Pfarrer in Heidelberg und Dekan des Kapitels Heidelberg, Verfasser zahlreicher Bücher.
- 1898, 16. August (Laiz), Prof. Josef Henselmann, † 19. Januar 1987 in München: Bildhauer und langjähriger Leiter der Akademie der Bildenden Künste in München.
- 1936, 16. Mai, Karl Lehmann: Kardinal und Bischof von Mainz, seit 1987 Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz.
- 1937, 16. November, Lothar Späth: ehemaliger Ministerpräsident von Baden-Württemberg.
- 1938, 15. März, Dieter Hömig: Richter am Bundesverfassungsgericht.
- 1969, 23. Juli, Tanja Gönner: Politikerin, Umweltministerin in Baden-Württemberg.
- 1984, 23. Mai, Arne Fank: Liedermacher
Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben
- Gustl Bayrhammer und Toni Berger: Die beiden Schauspieler begannen im Herbst 1945 ihre Karrieren am Sigmaringer Theater.
- Markolf Hoffmann: deutscher Fantasy-Autor, besuchte die Liebfrauenschule in Sigmaringen und machte dort Abitur
- Winfried Kretschmann: Politiker, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen im Landtag von Baden-Württemberg
- Die französischen Schriftsteller Louis-Ferdinand Céline und Lucien Rebatet fürchteten wegen ihrer politischen und anti-jüdischen Schriften um ihr Leben und flohen 1944 gemeinsam mit der Vichy-Regierung nach Sigmaringen. Célines Roman "D'un château à l'autre", 1957 (dtsch. Von einem Schloss zum anderen) beschreibt die Eroberung Sigmaringens. Dieses Buch wurde 2006 unter dem Titel "Die Finsternis" in Co-Produktuion des ZDF verfilmt.