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Jean-Baptiste le Rond d’Alembert

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Jean Baptiste le Rond d'Alembert (Maurice Quentin de La Tour)

Jean-Baptiste le Rond, genannt d’Alembert (* 16. November 1717 in Paris; † 29. Oktober 1783) war einer der bedeutendsten Mathematiker und Physiker des 18. Jahrhunderts und ein Philosoph der Aufklärung. Außerdem war er zusammen mit Diderot Herausgeber „für den mathematischen Teil“ der Encyclopédie.

Leben und Wirken

D'Alembert wurde als natürlicher Sohn des Generals Louis Camus Destouches und der Marquise de Tencin geboren; seine Mutter setzte ihn in Paris vor der Kirche St. Jean-le-Rond aus. Er wurde von Madame Rousseau, der Frau eines Glasermeisters, als Findelkind aufgenommen und blieb dort bis zum Alter von 48 Jahren. Sein Vater ermöglichte ihm jedoch eine umfassende Erziehung.

Er studierte Recht, dann Medizin, ehe er sich endgültig autodidaktisch der Mathematik und Physik zuwandte. Sein mathematisches Hauptwerk waren seine Opuscules mathématiques in neun Bänden. D’Alembert interessierte sich unter anderem für die Musik. Er veröffentlichte 1752 die Éléments de la musique théorique et pratique (Elemente der theoretischen und praktischen Musik) und zwei Jahre später Réflexions sur la musique en général et sur la musique française en particulier (Überlegungen zur Musik im Allgemeinen und zur französischen Musik im Besonderen).

Seine Bekanntheit verschaffte ihm Zugang zu den Pariser „Salons“. Er war Stammgast bei Madame de Deffand und Julie de Lespinasse, mit der er von 1764 an zusammen lebte. Dort lernte er Condorcet und sogar David Hume kennen.

Dann kam die Stunde der Encyclopédie. Buchhändler Le Breton beauftragte ihn und Diderot, Chambers' Cyclopaedia zu übersetzen. Daraus entwickelte sich das Projekt der Encyclopédie, die sehr aktiv von Voltaire unterstützt wurde. Mit ihm schloss d'Alembert eine enge Freundschaft, die durch eine rege Korrespondenz unterhalten wurde.

Seine Beiträge zur Encyclopédie, die zwischen 1751 und 1780 erschien, waren vielfältig. Er schrieb den Discours préliminaire im ersten Band, eine Art „Manifest der Aufklärung“, und verfasste über 1.570 signierte sowie rund 210 weitere unsignierte Beiträge, die überwiegend aus dem Umfeld der Naturwissenschaften stammen. Er war es auch, der durch polemische Vorworte und wichtige Artikel wie Dictionnaire oder Genève (Genf) die ideologische Richtung des Werkes steuerte.

Briefverkehr hatte d'Alembert noch mit „aufgeklärten Herrschern“ wie Friedrich von Preußen und der russischen Zarin Katharina der Großen. Doch sein Misstrauen gegenüber den Herrschenden war immer wach. In seinem Essai sur les gens des lettres et sur les grands (Versuch über die Schreibenden und die Großen) verglich er 1759 die Weltanschauung des Adels mit dem der Denkenden. D’Alembert war auch ein glänzender Tacitus-Übersetzer. Er war sowohl Mitglied der Preußische Akademie der Wissenschaften, der Académie des sciences als auch der Académie française, deren Generalsekretär auf Lebenszeit er 1772 wurde. Zuletzt lebte er als Pensionär von Friedrich II. von Preußen.

Nach ihm ist das D’Alembertsche Prinzip der Mechanik benannt. Er arbeitete auf dem Gebiet der Funktionentheorie und löste 1747 die Gleichung der schwingenden Saite, so wurde er der Begründer der mathematischen Physik. Der D’Alembertsche Operator für die Klein-Gordon-Gleichung der Quantenmechanik geht auf ihn zurück. D’Alembert arbeitete auch auf dem Gebiet der Konvergenz von Reihen und fand das Quotientenkriterium, das nach ihm auch D’Alembert-Kriterium genannt wird. Weitere Arbeiten galten der Wahrscheinlichkeitsrechnung; ein populäres, freilich unbrauchbares Spielsystem für das Roulette-Spiel, die Progression d’Alembert, wird ihm zugeschrieben.

Er starb am 29. Oktober 1783 an einer Blasenkrankheit.

Literatur

  • Einleitung zur Enzyklopädie. Hrsg. von Günther Mensching. Philosophische Bibliothek, Band 473. Meiner, Hamburg 1997. ISBN 978-3-7873-1188-0
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