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Türme in Heilbronn

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Datei:FarbigeAnsicht1557StadttürmeEins.jpg
Heilbronn 1557. Bereits im 16. Jhd. weist die Stadt zahlreiche Türme auf. Hier der Sülmertor- Bollwerks- Adelbergs- Prestenecker- Lohtorturm
Datei:FarbigeAnsicht1557StadttürmeZwei.jpg
Hier der Kohl- Brückentor- Fleinertor- Götzenturm

Diese Übersicht stellt die Türme in Heilbronn vor, die bezüglich ihrer Geschichte oder Architektur von Interesse sind und daher als Sehenswürdigkeit gelten. Als Goethe die Stadt Heilbronn im 18. Jahrhundert besuchte, soll die Stadtmauer noch von zehn Türmen bewehrt gewesen sein. Von diesen sind heute nur noch der Bollwerks- und Götzenturm erhalten. Seit den Tagen Goethes sind jedoch auch mehrere Türme hinzugekommen, so dass Türme bis heute den Charakter der Stadt Heilbronn prägen.

Für weitere Kunst- und Kulturdenkmäler in Heilbronn siehe auch Baudenkmäler in Heilbronn, Denkmäler in Heilbronn, Brunnen in Heilbronn und Friedhöfe in Heilbronn.

Wartbergturm

Wartbergturm 1820

Angelegt im 12. Jhd., seit dem 15. Jhd. bekrönt von einem kegelförmigen Dach und einem beweglichen Signalknopf. Der 30 Meter hohe Turm diente jahrhundertelang als Wachturm, da sich von hier das gesamte Neckarbecken überblicken lässt und andererseits der Turm weithin und im gesamten Stadtgebiet zu sehen ist. Der Signalknopf (zuletzt bis um 1860 ein kugelförmiger Korb) konnte auf- und abgelassen werden und zeigte Alarmsignale an, später den Beginn und das Ende des Arbeitstages. Der Turm erhielt seine heutige bezinnte Form durch Restauration 1863–68. Seit 1792 befindet sich beim Wartbergturm die Wartberggaststätte. Seit 2002 erstrahlt die Lichtskulptur „Sonnenstrahl für Heilbronn“ des Holländers Jan van Munster auf dem Wartbergturm.

Bollwerksturm

Überrest der staufischen Stadtmauer. Der Name Bollwerksturm stammt aus dem dreißigjährigen Krieg, als Schweden und Franzosen das große Bollwerk errichteten, um die Stadtbefestigung zu verstärken[1]. Der an der nordwestliche Ecke der Stadtmauern gelegene Turm wurde ehemals auch der Hexenturm genannt. In ihm wurden mitunter ehebrecherische Frauen oder Kindsmörderinnen inhaftiert, bevor sie hingerichtet wurden[2]

Als im Jahr 1519 der Krieg zwischen dem Schwäbischen Bund und Herzog Ulrich von Württemberg entbrannt war, wurde Götz von Berlichingen am 11. Mai 1519 verwundet und gefangen genommen. Der Schwäbische Bund gab ihn der Stadt Heilbronn in Haft, die ihn über Nacht im Bollwerksturm festsetzte, bevor er auf Einspruch des Franz von Sickingen und Georgs von Frundsberg das Gefängnis im Bollwerksturm gegen „ritterlicher Haft“ im „Gasthaus zur Krone“ tauschen durfte.

Die heutige Gestalt des Tumes, speziell dessen Zinnen, wurden bei der Renovierung 1884 geschaffen. Der Bollwerksturm als nördlicher Abschluss der Stadtmauer befand sich einst genau so nahe am Neckar wie der südliche Eckturm der Stadtbefestigung, der Götzenturm. Nach dem Luftangriff auf Heilbronn 1944 wurde der Neckar dort mit großen Trümmermengen verfüllt und später überbaut. Der Neckar verlief im Bereich des an den Turm angrenzenden Stadtbades und der naheliegenden Eishalle.

Hafenmarktturm

Rest der Hafenmarktkirche, der früheren Klosterkirche des Heilbronner Franziskanerklosters an der Lohtorstraße. Der Sockelbereich enthält ein 1926-36 errichtetes Ehrenmal für die Toten des Ersten Weltkriegs, um den Turm herum wurdem seitdem weitere Denk- und Ehrenmale errichtet.

Götzenturm

Der 30 Meter hohe Turm entstand 1392 vermutlich aus Steinen der 1361 geschleiften Klingenberger Raubritterburg und war der südwestliche Pfeiler der spätmittelalterlichen Stadtmauer. Der Name entstand durch die Darstellung von Götzens Tod vor einem solchen Turm in Goethes Drama Götz von Berlichingen. Der echte Götz war jedoch nicht hier, sondern im Bollwerksturm inhaftiert. Die heutige Gestalt des Turmes bzw. dessen Zinnen entstanden durch Renovierungsmaßnahmen Ende des 19. Jahrhunderts. Seit 1985 befindet sich die Skulptur "Über dem Abgrund" von Hubertus von der Goltz auf den Zinnen des Turms.

Kiliansturm

Teil der Kilianskirche. Ab 1508 wurde der charakteristische Westturm durch Hans Schweiner aus Weinsberg ausgeführt. Die Ausführung des Baus wurde durch die ab 1524 in Heilbronn herrschende Reformation bestimmt. Der 1529 vollendete, 62 Meter hohe Kiliansturm gilt als das erste bedeutende Renaissancebauwerk nördlich der Alpen. Er zeichnet sich durch reichen reformatorischen Bauschmuck aus: Affe in Mönchskutte, Vögel mit den Köpfen von Mönch und Nonne, Bischöfe mit Tierzungen usw. Seine Spitze ziert ein rein weltliches Symbol: ein Bannerträger der Reichsstadt, heute im Volksmund das "Kiliansmännle" genannt.

Schweinsbergturm

Aussichtsturm nahe der Waldheide, 1886 vom Verschönerungsverein Heilbronn unter Federführung von Ludwig Eisenlohr und Carl Weigle im Stil des Hirstorismus erbaut. Der Schweinsberg ist der zweithöchste Punkt des heutigen Stadtgebiets von Heilbronn. Der Turm befindet sich in einer Höhe von 367 m über NN und ist 20 Meter hoch. In kurzer Entfernung befindet sich ein 89,20 m hoher Richtfunkturm, der etwas versteckt liegende Aussichtsturm ist am besten vom nahen Gaffenberg aus zu erreichen.

Geographische Koordinaten: 9°14'55" östliche Länge, 49°06'38" nördliche Breite

General-Wever-Turm

Wurde im Herbst 1940 auf der Theresienwiese auf Anweisung des Luftgaukommando VII München als Hochraumbunker für den benachbarten Schlachthof in der so genannten "Bauart Dietel" von der Firma "Dyckerhoff & Widmann" aus Düsseldorf errichtet. Namenspatron war der 1936 tödlich verunglückte Generalstabschef der Luftwaffe, General Walther Wever. Der Turm ist 28,50 Meter hoch und hat einen sich nach oben verjüngenden Durchmesser von 11-12 Metern. Die Außenwände sind ca. 1,40 Meter dick, das stumpfzylindrische Dach hat eine Stärke von 2,00 Metern. Im Inneren befinden sich zehn Geschosse, von denen sechs Geschosse als Luftschutzraum für je 42 Personen ausgestaltet waren. Der ursprüngliche Zugang zum Turm erfolgte über einen Steg vom Schlachthof, der in das dritte Geschoss mündete. Der Turm ist außen größtenteils mit Sandstein verkleidet.

Nach Kriegsende diente der Turm bis 1948 als Notunterkunft für Vertriebene. Von 1963 bis zum Ende der 80er Jahre war der Turm Werbeträger für eine großflächige Leuchtreklame. In den 1960er und 1970er Jahren gab es Pläne, den Turm für den Zivilschutz zu modernisieren, was mangels der benötigten Geldmittel scheiterte. Gleichwohl unterlag der Turm bis 1992 noch der "Zivilschutzbindung", die keine weitere Verwendung ausser Zivilschutzzwecken erlaubte. Anschließende Pläne, den Turm zu sprengen, wurden auf Grund des nahegelegenen Schlachthofes mit seinen vielen Glasfenstern nicht umgesetzt. Inzwischen steht der Turm unter Denkmalschutz und kann bei "Tagen des offenen Denkmals" gelegentlich besichtigt werden.

Fernmeldeturm auf dem Schweinsberg

Der 89,2 Meter hohe Richtfunkturm auf dem Schweinsberg befindet sich in 371,1 m Höhe über NN.

Geographische Koordinaten: 9°15'03" östliche Länge, 49°06`43" nördliche Breite

Bilder

Anmerkungen und Quellen

  1. Das Bollwerk ist auf einem Stich von Merian sehr gut zu erkennen: [[1]]. Der Bollwerksturm bildet darauf den linken Abschluss der Stadtmauer längs des Neckars.
  2. Wobei Frauen häufig wegen Ketzerei o.ä. inhaftiert und während der Haft geschwängert wurden, wodurch sie erst zu Ehebrecherinnen und vielfach zu Kindsmörderinnen wurden, vgl. den vom Grafen von Neipperg in Schwaigern 1713 geführten Hexenprozess.