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Yagan (Noongar)

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Portrait of Yagan von George Cruikshank.
Die Grafik entstand nach Yagans abgeschlagenen Kopf, der geräuchert worden war, um ihn zu erhalten. Während dieses Vorgangs veränderte sich die Kopfform stark. George Fletcher Moore wies deshalb darauf hin, dass der Kopf keine lebensgetreue Abbildung von Yagan sei. Yagans Gesicht sei in Wirklichkeit rundlich und kräftig gewesen

Yagan ˈjæɪ gən (* ca. 1795 – 11. Juli 1833) war ein Krieger der Noongar, einem Aborigine-Volk [[[Australien]]s. Im Widerstand der indegenen Völker in der Region um Perth gegen die Inbesitznahme des Landes durch Europäer spielte er eine wesentliche Rolle. Yagan wurde im Juli 1833 durch einen jungen Siedler erschossen, nachdem er eine Reihe von Angriffen auf weiße Siedler angeführt hatte und deswegen für seine Gefangennahme oder Tötung eine Belohnung ausgesetzt worden war. Yagans Tod ist als Symbol für die Konflikte zwischen der eingeborenen Bevölkerung Australiens und den europäischen Siedlern in die westaustralische Folklore eingegangen.

Yagans Kopf wurde nach seiner Erschießung vom Körper abgetrennt und nach London gebracht, wo dieser zunächst als anthropologische Kuriosität ausgestellt wurde. Nachdem der Kopf für über ein Jahrhundert in einem Museumsspeicher aufbewahrt worden war, wurde er 1964 auf einem Liverpooler Friedhof beigesetzt. 1993 konnte dieses Grab lokalisiert werden und vier Jahre später wurde der Kopf exhumiert und nach Australien zurückgebracht. Das Zeremoniell einer angemessenen Beerdigung dieses Kopfes wird seitdem unter den indegenen Einwohner der Region Perth kontrovers diskutiert. Bis heute ist der Kopf unbeerdigt.

Biografie

Stammeszugehörigkeit und Familie

Yagan gehörte dem Volk der Whadjuk-Noongar an und zählte nach den Informationen von Robert Lyon innerhalb dieses Volkes zu einem etwa 60 Personen zählenden Aborigine-Stamm, den Lyon als „Beeliar“ bezeichnete. Robert Lyon war ein zeitgenössischer australischer Siedler, der sich um eine Verständigung mit den Aborigines bemühte. Seine Informationen sind jedoch nicht immer zuverlässig. Heute vermutet man eher, dass die Beeliar lediglich ein Familienverband innerhalb eines größeren Stammes war, der nach Daisy Bates als Beelgar bezeichnet wurde[1]. Nach den Informationen von Robert Lyon zog der Verband der Beeliar in einem Gebiet umher, das vom Südufer der Flüsse Swan und Canning bis zur Mangles Bayreichte. Offensichtlich besaß die Gruppe aber viel umfangreichere Gebietsansprüche, die im Norden bis zum Lake Monger und nordöstlich bis zum Helena River reichten. Sie konnten sich auch auf benachbarten Gebieten ungewöhnlich frei bewegen, was möglicherweise auf Verwandtschafts- oder Ehebeziehungen mit den benachbarten Stämmen zurückzuführen ist [2]. Wie alle Aborigine-Völker betrieben die Beeliar keine Landwirtschaft im europäischen Sinne [3]. Sie waren Sammler und Jäger, die nur dann länger an einem Ort blieben, wenn das Nahrungsangebot vor Ort sehr reichlich war.

Yagan wurde vermutlich um 1795 geboren. Sein Vater war Midgegooroo, ein Stammesältester der Beeliar, seine Mutter wahrscheinlich eine von Midgegooroos beiden Ehefrauen. Yagan war in der Klassifikation der Noongar möglicherweise ein Ballaroke. Laut dem Historiker Green hatte er eine Frau und zwei Kinder [4], die meisten Historiker sind jedoch der Überzeugung, dass Yagan unverheiratet und kinderlos war. Er wird als überdurchschnittlich groß und eindrucksvoll stämmig beschrieben. Ein Tattoo auf seiner rechten Schulter identifizierte ihn als „Mann von hohem Rang im Stammesrecht“. [4] Er galt allgemein als der kräftigste Vertreter seines Stammes. [5]

Zeitgenössische Dokumente schrieben seinen Namen Egan oder Eagan, was nahe legt, dass die korrekte Aussprache näher an /'iː gən/ als die heutige Version /'jæɪ gən/-

Beziehungen zu Siedlern

Yagan war etwa 35 Jahre alt, als im Jahre 1829 britische Siedler begannen, im Gebiet der Noongar zu siedeln. Zu den Gründungen der Siedler zählte unter anderem die Swan River Colony, deren Siedlungsgebiet auf dem Land der Beeliar lag.

Während der ersten zwei Jahre, in denen diese Siedlung bestand, waren die Beziehung zwischen den europäischen Siedlern und den Aborigine überwiegend freundlich. Die beiden Gruppen konkurrierten noch nicht um die Ressourcen des Landes und die Noongar begriffen die weißen Siedler als Djanga oder wiedergekehrte Geistern der Noongar-Ahnen. Mit dem Wachsen der Siedlung nahmen jedoch auch allmählich die Konflikte zwischen den beiden Kulturen zu. Die Siedler waren der Auffassung, dass den Noongars als Nomaden kein Besitzrecht auf das Land zustand, das diese in ihrer traditionellen Lebensweise durchstreiften. Sie fühlten sich daher im Recht, Land für Beweidung und Ackerbau einzuzäunen. Den Noongar wurde damit zunehmend der Zugang zu ihren traditionellen Jagdgebieten und heiligen Stätten verwehrt. Bereits 1832 war der Gruppe, zu der Yagan gehörte, der Zugang zum Swan oder Canning River nahezu unmöglich, da sich die Siedler bevorzugt entlang der Flussufer angesiedelt hatten.

Die Noongars reagierten auf den Verlust ihrer Jagd- und Sammelgebiete, indem sie zunehmend Anbauflächen der Siedler abernteten oder die Rinder der Siedler erlegten. Sie begannen außerdem die ihnen bislang unbekannten Lebensmittel der Siedler zu schätzen. Die zunehmende Aneignung von Mehl oder anderen Lebensmittel durch die Noongars war nach den Maßstäben der Siedler ein zu bestrafender Diebstahl und stellte außerdem ein potentiell bedrohliches Problem für die Siedlung dar. Zur traditionellen Landnutzung der Noongar gehörte außerdem ein regelmäßiges Abbrennen von Flächen. Dieses Abbrennen scheucht nicht nur jagdbares Wild auf, sondern fördert auch das Wachstum einer Reihe von Pflanzen, die in der Ernährung der Aborigines eine Rolle spielten. Es ist eine Form der Landbewirtschaftung, die heute teilweise in Australien wieder praktiziert wird, weil sie eine den Gegebenheiten dieses Kontinents angemessene Form des Landmanagements ist [6] [7]. Aus Sicht der Siedlerr stellten die Feuer eine Bedrohung ihrer Anbauflächen und Häuser dar [8].

Die erste bedeutsame Auseinandersetzung zwischen Aborigines und weißen Siedlern im westlichen Australien ereignete sich im Dezember 1831. Thomas Smedley, ein Arbeiter auf der Farm von Archibald Butler, lauerte einigen Aborigines auf, die ein Kartoffelfeld der Siedler abernteten und erschoss einen von ihnen. Der Tote gehörte zum Familienverband von Yagan. Einige Tage nach diesem Vorfall überfielen Yagan, Midgegooroo und einige andere das Farmhaus von Archibald Butler. Als sie die Eingangstür des Hauses verschlossen fanden, begannen sie ein Loch in die aus Lehmziegel bestehenden Hauswände zu schlagen. Im Hausinnern befand sich Erin Entwhistle, ein weiterer Arbeiter auf der Butler-Farm, mit seinen zwei Söhnen Enion und Ralph. Nachdem er seine Söhne unter einem Bett versteckte, öffnete Entwhistle die Tür, um mit den Angreifern zu verhandeln. Er wurde sofort von den Speeren von Yagan und Midgegooroo durchbohrt.

Das Stammesrecht der Noongar verlangte, dass ein Mord durch den Tod eines Mitglieds aus dem Familienverband des Mörders gesühnt wurde. Der Tote musste dabei keineswegs zwangsläufig der Mörder sein. Die Ermordung von Erin Entwhistle kann daher aus der Sicht der Noongar, die die zur Farm der Butler gehörenden Personen vermutlich als ein Familienverband ansahen, als die angemessene Sühne für die zuvor erfolgte Ermordung des eigenen Familienmitglieds angesehen werden [9]. Für die weißen Siedler war es eine unprovozierte Ermordung eines unschuldigen Mannes.

Im Juni 1832 führte Yagan einen Angriff der Aborigines gegen zwei Arbeiter, die auf einem Feld am Canning in der Nähe von Kelmscott Weizen säten. Einer der beiden Männer konnte fliehen, aber der andere, William Gaze, wurde verwundet und starb später an seinen Verletzungen, möglicherweise durch eine Infektion der Wunde. Yagan wurde daraufhin zum Outlaw erklärt und für seine Ergreifung setzte man eine Belohnung von 20 £ aus. Er konnte der Verhaftung entgehen, bis Anfang Oktober 1832 eine Gruppe von Fischern Yagan und zwei seiner Freunde in ihr Boot lockte und dann aufs Meer hinaus fuhr. Die drei Noongars wurden zunächst im Wachhaus von Perth eingesperrt und später in das Round House bei Fremantle überführt. Yagan wurde zum Tode verurteilt. Dass das Todesurteil nicht vollstreckt wurde verdankt er Robert Lyon, der argumentierte, dass Yagan lediglich sein Land gegen die Inbesitznahme durch weiße Siedler verteidige und daher kein Krimineller sondern ein Kriegsgefangener sei und deswegen auch als solcher behandelt werden müsse. Bis zur Entscheidung des Governeurs über die Beurteilung des Falles, wurden auf Vorschlag von John Septimus Roe Yagan und seine zwei Freunde auf die Insel Carnac verbannt. Dort standen sie unter der Überwachung von Robert Lyon und zwei Soldaten.

Lyon war überzeugt, dass er Yagan zivilisieren und ihn zum Christentum konvertieren könne. Da Yagan innerhalb seines Volkes ein hohes Ansehen genoss, war Lyon davon überzeugt, dass durch Yagan die Noongar davon überzeugt werden könnten, die Autorität der Weißen anzuerkennen. Um dies zu erreichen, verbrachte Lyon viele Stunden mit Yagan, um unter anderem seine Sprache sowie seine Lebensauffassung zu erlernen. Yagan und seine Begleiter entkamen allerdings bereits nach einem Monat von der Insel. Ihnen gelang es, ein unbewachtes Dingi zu stehlen und dieses bis nach Woodman Point auf dem Festland zu rudern. Versuche, die drei Männer wieder festzusetzen, wurden nicht unternommen.

In der Region des King George Sund, lebten andere Familiengruppen der Noongar und dort waren die Beziehungen zwischen den Siedlern und den Aborigines nach wie vor freundlich. Als im Januar 1833 Gyallipert und Manyat, zwei Noongars aus dieser Region, Perth besuchten, organisierten die zwei Siedler Richard Dale und George Smythe ein Treffen zwischen den lokalen Noongars und diesen zwei Männern. Sie verbanden damit die Hoffnung, dass das Beispiel der Noongar vom King George Sund die vor Ort ansässigen Noongar überzeugen könne, eine ähnlich gute Beziehung zur Swan River Colony aufzubauen. Am 26. Januar 1833 führte Yagan eine Gruppe von zehn formell bewaffneten Männer an, die in der Nähe des Lake Monger mit den zwei Männer vom King George Sund zusammentrafen. Die beiden Gruppen tauschten Waffen untereinander aus und hielten ein Corroboree ab, obwohl sie sich offenbar auf Grund von Dialektunterschieden nicht unterhalten konnten [10]. Yagan und Gyallipert traten dann in einem Speerwurf-Wettbewerb gegeneinander an, bei dem Yagan unter Beweis stellte, dass er mit seinem Speer noch einen in 25 Meter entfernten Stock treffen konnte.

Gyallipert und Manyat blieben für einige Wochen in der Region um Perth und Yagan holte sich die Erlaubnis ein, ein weiteres Corroboree abzuhalten. Der Ort des Zusammentreffens war diesmal der Garten des Postgebäudes in Perth. In der Abenddämmerung des 3. März trafen sich die Noongar aus Perth und King George Sund, kreideten ihre Körper ein und führten eine Reihe ihrer traditioneller Tänze durch, darunter den Känguru-Jagd-Tanz. Die lokale Zeitung, die „Perth Gazette“ schrieb dazu, dass Yagan nicht nur der Zeremonienmeister dieses Abends gewesen sei, sondern sich auch durch „körperliche Anmut und Würde“ ausgezeichnet habe[11].

Während der Monate Februar und März 1833 war Yagan in eine Reihe von kleineren Konfrontationen zwischen Noongar und weißen Siedlern involviert. Im Februar hatte sich der Siedler William Watson darüber beschwert, dass Yagan gewaltsam die Tür seines Hauses geöffnet habe, nach einem Gewehr verlangte, sich Taschentücher aneignete und dass Watson ihm und seinen Begleitern Mehl und Brot geben musste. Im März gehörte Yagan zu einer Gruppe von Noongar, die von einem Militärkontingent unter Leitung von Leutnant Norcott Zwieback erhielten. Als Leutnant Norcott die Menge der Zwieback begrenzen wollte, die den Noongar gegeben wurde, bedrohte ihn Yagan mit dem Speer. Wenig später im selben Monat drang Yagan mit einer Gruppe anderer Noongar erneut in das Haus von Watson ein. William Watson selbst war nicht anwesend und die Noongar verließen das Haus erst, als Watsons Frau ihre Nachbarn zur Hilfe holte. Die „Perth Gazette“ war dies der Anlass, sich über die „"rücksichtslosen Kühnheiten dieses Desperados"“ auszulassen, der „"sein Leben für den Gegenwert einer Stecknadel riskiert […]. Er würde aus dem nichtigsten Anlass heraus das Leben jeden Mannes nehmen, der ihn provoziert. Er ist derjenige, der hinter jedem Unfug steckt " [12].

Zum Gesetzeslosen erklärt

In der Nacht des 29. April 1833 brach eine Gruppe von Noongar in einen Laden in Fremantle ein. Sie wurden von Peter Chidlow überrascht, der auf sie schoss. Domjum, ein Bruder von Yagan, wurde dabei schwer verletzt und starb ein paar Tage später im Gefängnis. Die restlichen Mitglieder der Gruppe zogen von Fremantle nach Preston Point, wo man hörte, wie Yagan Rache für den Tod schwor. Fünfzig bis sechzig Noongar versammelten sich in Bull Creek in Sichtweite der High Road, wo sie auf eine Gruppe von Siedlern traf, die Wagen mit Vorräten beluden. Später am Tag überfielen sie den führenden Wagen aus dem Hinterhalt und töteten zwei Männer, Tom und John Velvick mit dem Speer. Das Stammesrecht der Noongar verlangte nur den Tod eines Mannes, um Domjum zu sühnen. Der Aborigine Munday erklärte später, dass beide Velvicks getötet worden wären, weil sie zuvor Aborigines misshandelt hätten. Tatsächlich waren die Velvicks zuvor bereits verurteilt worden, weil sie Aborigines und farbige Seemänner angegriffen hatten. Alexandra Hasluck nannte den Wunsch, die Vorräte zu stehlen, als wichtiges Motiv für den Angriff, [13] was aber von anderen Forschern abgelehnt wird. [8]

Lieutenant-Governor Frederick Irwin erklärte Yagan, Midgegooroo und Munday wegen der Ermordung der Velvicks zu Geächteten. Für die Gefangennahme von Midgegooroo und Munday wurden jeweils 20 Pfund Belohnung ausgesetzt. Wem es dagegen gelingen sollte, Yagan gefangen zu nehmen oder zu töten, sollte 30 Pfund erhalten. Der Aborigine Munday legte dagegen erfolgreich Einspruch ein. Midgegooroo und Yagan scheint es klar gewesen zu sein, dass die Siedler nun Jagd auf sie machen würden. Ihre Gruppe verließ sofort die Region, in der sie traditionell umherstreiften und zog nach Norden in Richtung des Helena River. Dort wurde vier Tage nach der Ermordung der beiden Velvicks Midgegooroo gefangen. Nach einem kurzen, formlosen Gerichtsprozess wurde Midgegooroo durch ein Erschießungskommando hingerichtet. Yagan konnte seiner Gefangennahme weitere zwei Monate entgehen.

Gegen Ende Mai traf George Fletcher Moore auf seiner Farm im Gebiet von Upper Swan auf Yagan und die zwei unterhielten sich zunächst in Pidgin-Englisch. Yagan wechselte während dieser Unterhaltung in seine eigene Sprache und Moore hielt in seinem später veröffentlichten Tagebuch fest:

„Yagan kam näher, legte seine linke Hand auf meine Schulter, blickte mich ernst an und verfiel in eine Art Rezitation, während er mit der anderen Hand dazu gestikulierte. Ich bedauere es immer noch, dass ich ihn nicht verstehen konnte. Vom Tonfall und der Art, wie er es sagte, aber dachte ich, dass er mir folgendes sagen wollte:
Ihr seid in unser Land gekommen; ihr habt uns von unseren Jagdgründen vertrieben und unsre Lebensweise zerstört. Wenn wir heute in unserem eigenen Land herumziehen, schießen die weißen Männer auf uns. Warum behandeln uns die weißen Männer so?“ [14]

Da Moore nur geringe Kenntnisse von Yagans Muttersprache hatte, vermutet Hasluck, dass seine Schlussfolgerung eher auf „ein Gefühl des Gewissens seitens der weißen Männer“ hinweist als eine genaue Wiedergabe von Yagans Gedanken. [13]

Yagan fragte Moore, ob Midgegooroo noch lebe. Moore gab keine Antwort, aber ein Diener antwortete, dass Midgegooroo auf Carnac Island gefangen sei. Yagan reagierte mit einer Warnung: „Weiße Männer erschießen Midgegooroo, Yagan tötet drei.“ Moore machte keine Anstalten, Yagan gefangen zu nehmen, sondern informierte nur das nächstgelegene Magistrat über seine Beobachtung; er schrieb: „Die Wahrheit ist: jeder wünscht, dass er gefasst wird, aber keiner will der Fänger sei […] An seinem Wagemut ist etwas, was man bewundern muss.“ [14]

Tod

Karte des Konfliktgebiets mit dem Grab und Henry Bulls Mühle

Am 11. Juli 1833 hüteten zwei Teenager, die Brüder William und James Keates, das Vieh am Swan River nördlich von Guildford, als sich eine Gruppe von Noongar näherte, um ihre Rationen von Mehl aus Henry Bulls Mühle zu holen. Da sie mit Yagan freundschaftlich verbunden waren, boten die Brüder ihm an, bei ihnen zu bleiben, um einer Verhaftung zu entgehen. Yagan blieb den ganzen Morgen bei ihnen, während sich die Brüder entschieden, ihn zu töteten und die Belohnung zu beanspruchen. William Keates versuchte einmal zu erschießen, aber das Gewehr versagte; vor dem Eintreffen der anderen Eingeborenen gab es keine weitere Gelegenheit mehr. Beim Aufbruch der Eingeborenen nutzten die Keates ihre letzte Chance. William erschoß Yagan und James erschoß Heegan, ein anderes Mitglied der Gruppe, der einen Speer auf ihn werfen wollte. Die beiden Jungen rannten zum Fluss, aber William wurde eingeholt und mit dem Speer getötet. James entkam, indem er durch den Fluss schwamm, und kehrte kurz darauf mit einer Gruppe bewaffneter Siedler aus Bulls Grundbesitz zurück.

Moore berichtet, dass eine Gruppe von Soldaten das Gebiet kurz nach dem Vorfall durchquerte und spekuliert, dass sie „die Eingeborenen erschreckt [haben mussten], die sonst die Leichen weggebracht hätten“. Als die Siedler ankamen, sahen sie, dass Yagan tot war und Heegan im Sterben lag. Heegan „stöhnte und sein Hirn trat teilweise hervor, als die Gruppe ankam, und ein Mann hielt – aus Humanität oder Brutalität – ein Gewehr an seinen Kopf und zertrümmerte es in Stücke“. Sie entfernten Yagans Kopf vom Körper und häuteten seinen Rücken, um die Stammeszeichen als Trophäe zu erhalten. Die Leichen begrub man in der Nähe des Tatortes.

James Keates erhielt die Belohnung, aber seine Taten wurden vielfach kritisiert. The Perth Gazette bezeichnete den Mord an Yagan als “einen wilden und heimtückischen Akt […] Es ist abscheulich, dies als lobenswerte Tat zu würdigen.“ [15] Keates verließ die Kolonie im folgenden Monat; die Gründe sind unbekannt, aber möglicherweise fürchtete er, in einem Vergeltungsakt getötet zu werden.

Yagans Kopf

Ausstellung und Begräbnis

Ausschnitt aus George Fletchers Moores handgeschriebenem Tagebuch mit Skizzen von Yagans Kopf

Yagans Kopf wurde sofort zu Henry Bulls Haus gebracht. Moore sah ihn dort und skizzierte den Kopf mehrmals in seinem unveröffentlichten, handgeschriebenen Tagebuch, wo er bemerkte, dass „er vielleicht noch eine Rolle in einem Museum zuhause spielen könnte“. Der Kopf wurde durch Räuchern konserviert, indem man ihn drei Monate lang in einen hohlen Baum über ein Feuer aus Eukalyptus hängte.

Im September 1833 brachte Ensign Robert Dale Yagans Kopf nach London. Laut Paul Turnbull hat Dale offenbar Gouverneur Frederick Irwin überredet, ihm den Kopf als „anthropologische Kuriosität“ zu überlassen. [16] Nach der Ankunft in London sprach Dale einige Anatomen und Phrenologen an, um ihnen den Kopf für £20 zu verkaufen, wobei er behauptete, dass der Kopf doppelt soviel wert sei. Da er keinen Käufer fand, vereinbarte er mit Thomas Pettigrew, dass er den Kopf ein Jahr lang exklusiv nutzen dürfe. Pettigrew, ein Chirurg und Antiquar, der in Londons gesellschaftlicher Szene für private Partys bekannt war, bei denen er ägyptische Mumien enthüllte und einer Obduktion unterzog, präsentierte den Kopf auf einem Tisch vor einer Panorama-Ansicht des King George Sound, die aus Dales Zeichnungen reproduziert wurde. Der Kopf war mit frisch gebundenem Kopfband und Federn des Rotschwanz-Rabenkakadus verziert.

Pettigrew arrangierte auch eine Untersuchung durch einen Phrenologen. Angesichts der großen Fraktur am Hinterkopf durch den Gewehrschuss erachtete man die Untersuchung als schwierig. Die Ergebnisse, die erwartungsgemäß mit zeitgenössischen europäischen Ansichten über indigene Australier übereinstimmten, [16] veröffentlichte Dale als Teil eines Pamphlets, [17] das Pettigrew seinen Gästen als Souvenir für diesen Abend anbot. Das Titelbild des Pamphlets war eine vom Künstler George Cruikshank handgemalte Aquatinta-Zeichnung von Yagans Kopf.

Anfang Oktober 1835 kamen Yagans Kopf und die Panorama-Ansicht zurück zu Dale, der zu dieser Zeit in Liverpool lebte. Am 12. Oktober präsentierte er sie der Liverpool Royal Institution, wo der Kopf zusammen mit einigen anderen konservierten Köpfen und Wachsmodellen, die die kraniale Anatomie illustrierten, ausgestellt werden sollte. 1894 wurden die Sammlungen der Institution verteilt und Yagans Kopf wurde an das Liverpool Museum ausgeliehen, wo er vermutlich nicht ausgestellt wurde. In den 1960er Jahren war er schwer verfallen und im April 1964 entschied man sich, ihn zu entfernen. Am 10. April 1964 begrub man ihn in einer Sperrholz-Kiste zusammen mit einer peruanischen Mumie und dem Kopf eines Maori in der General Section 16, Grab 296 auf dem Friedhof von Everton. In den folgenden Jahren gab es einige weitere Begräbnisse rund um das Grab und 1968 begrub ein örtliches Krankenhaus 20 totgeborene Babys und zwei Säuglinge, die weniger als 24 Stunden gelebt hatten, direkt über der Kiste aus dem Museum.

Kampf um die Repatriierung

Viele Jahre lang, mindestens seit den frühen 1980ern, bemühten sich einige Noongar-Gruppen um die Rückkehr von Yagans Kopf.

„Die Aboriginals glauben, dass Yagans Geist an die Erde gebunden ist, da die Überreste seines Skeletts unvollständig sind. Durch die Vereinigung von Kopf und Torso wird sein Geist sofort freigesetzt, um seine ewige Reise fortzusetzen.“ [18]

Zu dieser Zeit war jedoch nicht bekannt, was mit dem Kopf passiert war, nachdem er Pettigrews Besitz verlassen hatte. In den frühen 1980ern beauftragten die Ältesten des Stammes Ken Colbung mit der Suche. 1985 engagierte er Lily Bhavna als Forscherin und es gab einige erfolglose Anfragen bei verschiedenen Museen im Vereinigten Königreich. Anfang der 1990er nahm er die Hilfe des Archäologen Peter Ucko von der University of London in Anspruch. Eine von Uckos Mitarbeiterinnen, Cressida Fforde, wurde von der australischen Regierung bei einer Literatursuche nach Informationen über den Kopf gefördert. Im Dezember 1993 kam sie dem Kopf auf die Spur und im April des folgenden Jahres beantragte Colbung die Erlaubnis für eine Exhumierung nach Abschnitt 25 des Burial Act 1857. Die Regeln des Home Office verlangten die Zustimmung der engsten Verwandten für die Störung der Totenruhe bei den Überresten der 22 Babys, aber Colbungs Anwälte beantragten auf Grund der großen persönlichen Bedeutung der Exhumierung für Yagans lebende Verwandte und ihrer großen nationalen Bedeutung für Australien, diese Bedingung außer Kraft zu setzen.

Währenddessen kam es zu Konflikten innerhalb der Noongar-Gemeinschaft in Perth, bei denen einige der Ältesten Colbungs Rolle bei der [[Auslandsrückholung]|Repatriierung] in Frage stellten und ein Noongar deswegen eine Beschwerde beim Stadtrat von Liverpool einreichte. Es gab eine erbitterte Debatte innerhalb der Gemeinschaft über die Frage, wer die besten kulturellen Qualifikationen besitze, um den Kopf in Besitz zu nehmen. Am 25. Juli fand ein öffentliches Treffen in Perth statt, wo alle Parteien ihre Streitigkeiten beilegten und eine Kooperation vereinbarten, um sicherzustellen, dass die Auslandsrückholung ein „nationaler Erfolg“ würde. Man richtete zu diesem Zweck einen Lenkungsausschuß ein und erlaubte Colbung, mit seiner Arbeit fortzufahren.

Im Januar 1995 informierte das Home Office Colbung, dass es nicht auf die Zustimmung der Verwandten für die Exhumierung verzichten könne. Es kontaktierte die fünf Verwandten, deren Adressen bekannt waren, wobei es jedoch nur in einem Fall uneingeschränkte Zustimmung gab. Dementsprechend erhielten Colbung und die anderen Interessen am 30. Juni eine Absage. [19]

Der Lenkungsausschuß traf sich am 21. September und entschied sich, die Bemühungen fortzusetzen und australische und britische Politiker um Unterstützung zu bitten. Dieser Verstoß führte dazu, dass Colbung von der britischen Regierung ins Vereinigte Königreich eingeladen wurde. Er kam am 20. Mai 1997 an und sein Besuch sorgte für ein großes Medienecho, das den politischen Druck auf die britische Regierung erhöhte. Er sicherte sich auch die Unterstützung des australischen Premierministers John Howard, nachdem er im Juni bei dessen Besuch im UK eingedrungen war.

Exhumierung

Die Karte der Grundleitfähigkeit von Yagans Begräbnisstätte zeigt eine Anomalie in der elektromagnetischen Signatur, verursacht durch metallische Artefakte, die zusammen mit Yagans Kopf begraben wurden.

Während sich Colbung im Vereinigten Königreich aufhielt, waren Martin und Richard Bates mit einer geophysikalischen Untersuchung der Begräbnisstätte beauftragt. Mit Elektromagneten und Bodenradar ermittelten sie eine ungefähre Position der Kiste, die man vermutlich von der Zeit durch das benachbarte Grundstück erreichen konnte. Das Home Office erhielt einen Bericht über die Untersuchung, was zu weiteren Diskussionen zwischen der britischen und australischen Regierung führte. [1]

Bedeutend für das Home Office waren einige unveröffentlichte Briefe, die sich gegen Colbung Beteiligung am Repatriierungsprozess aussprachen; deshalb fragte es bei der australischen Regierung nach, ob Colbung ein korrekter Bewerber sei. Colbung bat seine Ältesten darum, dass sie die Aboriginal and Torres Strait Islander Commission (ATSIC) um eine Bestätigung gegenüber dem britischen Home Office bitten sollten. Die ATSIC berief zu diesem Zweck ein Treffen in Perth ein.

Colbung drängte weiterhin auf die Exhumierung, die möglichst vor dem 164. Jahrestag von Yagans Tod am 11. Juli durchgeführt werden sollte, damit das Jubiläum gefeiert werden könnte. Sein Wunsch wurde abgewiesen und deshalb veranstaltete Colbung am Jahrestag eine kurze Gedenkfeier an der Begräbnisstätte in Everton. Am 15. Juli kehrte er mit leeren Händen nach Australien zurück.

Die Exhumierung von Yagans Kopf wurde ohne Colbungs Wissen fortgesetzt, indem man an der Seite des Grabes sechs Fuß tief grub und einen Tunnel zur Box legte. Somit wurden andere Überreste nicht gestört. Am nächsten Tag identifizierte ein forensischer Paläontologe von der University of Bradford den Schädel, indem er eine Übereinstimmung zwischen den Frakturen und der Beschreibung in Pettigrews Bericht feststellte. [2] Der Schädel blieb im Museum, bis er am 29. August an den Stadtrat von Liverpool übergeben wurde.

Repatriierung

Am 27. August 1997 kam eine Noongar-Delegation mit Ken Colbung, Robert Bropho, Richard Wilkes und Mingli Wanjurri-Nungala ins Vereinigte Königreich, um Yagans Kopf zu holen. Die Delegation sollte eigentlich größer sein, aber der Commonwealth zog seine Unterstützung in letzter Minute zurück. Die Übergabe verzögerte sich jedoch, als ein Noongar namens Corrie Bodney beim Supreme Court von Western Australia eine einstweilige Verfügung beantragte. Mit Verweis auf die alleinige Verantwortung seiner Familie für Yagans Überreste erklärte er die Exhumierung für illegal und leugnete die Existenz einer Tradition oder eines Glaubens, der die Exhumierung und die Rückkehr nach Australien erforderte. Albert Corunna, ein weiterer Noongar, beanspruchte anschließend, der engste lebende Verwandte von Yagan zu sein. Der Supreme Court hatte keinen Einfluss, um im Eilverfahren eine einstweilige Verfügung gegen die Regierung des Vereinigten Königreichs zu erwirken und forderte deshalb die Regierung von Western Australia auf, der Übergabe formell zu widersprechen. Die UK-Regierung war mit der vorübergehenden Zurückhaltung des Kopfes bis zur Klärung der Klage einverstanden. Am 29. August wies das Gericht die Klage zurück, da Bodney zuvor mit dem Vorgang einverstanden gewesen sei und weil ein Noongar-Älterer und ein Anthropologe Bodneys Anspruch auf alleinige Verantwortung zurückwiesen. [19]

Bei einer Zeremonie im Liverpooler Rathaus am 31. August 1997 wurde Yagans Schädel an die Noongar-Delegation übergeben. Bei seinem Kommentar verband Colbung Yagans Tod mit dem Tod von Prinzessin Diana, die an diesem Tag gestorben war:

„Weil die Poms 1 einen Fehler begangen haben, müssen sie leiden. Sie müssen auch lernen, damit zu leben, wie wir es getan haben, und so ist nun mal die Natur.“
1 australische Bezeichnung für Briten

Colbungs Kommentare sorgten für ein großes Medienecho in ganz Australien; Zeitungen erhielten viele Leserbriefe, in denen Schock und Ärger über seine Worte zum Ausdruck kamen. Colbung sagte später, seine Aussagen seien falsch interpretiert worden.

Yagans Kopf lieferte auch nach seiner Rückkehr nach Perth Anlass zu Kontroversen und Konflikten. Die Verantwortung für das erneute Begräbnis erhielt das "Committee for the Reburial of Yagan's Kaat" unter dem Vorsitz von Richard Wilkes. Der Vorgang verzögerte sich jedoch durch Dispute der Älteren über den Ort des Begräbnisses, die aus der Unsicherheit über den Ort seiner anderen Überreste entstanden, und Meinungsverschiedenheiten über die Bedeutung eines gemeinsamen Begräbnisses von Kopf und Körper.

Man versuchte mehrmals, die Überreste von Yagans Körper zu lokalisieren, die man auf einem Grundstück an der West Swan Road im Perther Vorort Belhus vermutete. 1998 führte man vergeblich eine Fernerkundung des Ortes durch. Eine archäologische Untersuchung blieb zwei Jahre ebenfalls erfolglos. [19] Daraufhin stritten sich die Beteiligten, ob man den Kopf getrennt vom Körper begraben könne. Wilkes meinte, dies sei möglich, wenn man ihn dort platziert, wo Yagan getötet wurde, so dass die Geister der Traumzeit die Überreste wieder vereinigen können. [20]

1998 veröffentlichten die Western Australian Planning Commission und das Department of Aboriginal Affairs gemeinsam ein Dokument mit dem Titel Yagan's Gravesite Master Plan, das sich mit „Fragen des Eigentums, des Managements, der Entwicklung und der zukünftigen Nutzung“ des Grundstücks befasste, auf dem Yagans Überreste vermutet wurden. Ein Plan sah die Umwandlung in eine indigene Begräbnisstätte unter Leitung des Metropolitan Cemeteries Board vor.

Bis heute wurde Yagans Kopf nicht begraben. Er lagerte einige Zeit lang in einem Bankschließfach, bevor er an forensische Experten übergeben wurde, die daraus ein Modell rekonstruierten. Seitdem lagert er im staatlichen Leichenhaus von Western Australia. Weitere Pläne für ein Begräbnis wurden mehrmals zurückgestellt oder verschoben, was einen andauernden Konflikt zwischen den Noongar-Gruppen bewirkte. Dem Komitee warf man vor, gegen die Interessen der Noongar-Gemeinschaft zu handeln, indem es in der Hoffnung, mit Parks und Monumenten Geld einzunehmen, ein erneutes Begräbnis hinauszögere. Richard Wilkes betonte jedoch, das Komitee besitze direkte Verwandtschaftsbeziehungen zu Yagan und wünsche ein ordentliches Begräbnis, das durch Forschungen und Beratungen über eine Begräbnisstätte verschoben wurde. Es gab auch alternative Vorschläge. Anfang 2006 sprach sich Ken Colbung für eine Feuerbestattung aus; die Asche sollte über dem Swan River verstreut werden. Press Cuts Im Juni 2006 kündigte Wilkes an, dass das Begräbnis im Juli 2007 stattfinden soll. [21]

Kulturelle Bezüge

Alas Poor Yagan

Am 6. September 1997 veröffentlichte die Zeitung The West Australian einen Cartoon von Dean Alston mit dem Titel Alas Poor Yagan, der kritisch bemängelte, dass die Rückkehr von Yagans Kopf bei den Noongar zu Konflikten und nicht zu Einigkeit führte. Man kann in dem Cartoon auch eine Beleidigung der Noongar-Kultur sehen, da er die Motive und Legitimität indigener Australier mit einem gemischten Erbe verleumdet. Viele indigene Australier fühlten sich von dem Cartoon beleidigt und einige Ältere der Noongar beschwerten sich bei der Human Rights and Equal Opportunity Commission. Die Kommission urteilte, dass der Cartoon zwar unpassende Anspielungen auf den Glauben der Noongar verbreite, aber nicht gegen das Rassismus-Gesetz verstoße. [22] Das australische Bundesgericht bestätigte diese Entscheidung am 6. Februar 2004. [3]

Yagans Statue

Yagans Statue auf Heirisson Island

Seit Mitte der 1970er warben Mitglieder der Noongar-Gemeinschaft für die Errichtung einer Statue von Yagan als Bestandteil der 150-Jahr-Feier WAY 1979. Ihre Anfrage wurde jedoch abgewiesen, nachdem lokale Historiker dem Premierminister von Western Australia, Sir Charles Court, erklärt hatten, Yagan sei nicht bedeutend genug, um ihm eine Statue zu gewähren. Colbung sagte dazu: „Das Gericht interessiert sich mehr dafür, das Geld der Steuerzahler für die Renovierung der vernachlässigten Grabstätte von Captain James Stirling, des ersten Gouverneurs von WA auszugeben.“ [18] Trotz dieses Rückschlags blieben die Noongar hartnäckig; sie richteten ein Yagan-Komitee ein und organisierten mehrere Spendensammlungen. Als genug Spendengelder vorhanden waren, beauftragte man den australischen Bildhauer Robert Hitchcock mit der Schaffung einer Statue. Das Ergebnis war eine lebensgroße Statue in Bronze, die Yagan nackt mit einem Speer über der Schulter zeigt. Elizabeth Hanson, die Vorsitzende des Yagan-Komitees, enthüllte die Statue, die auf Heirisson Island im Swan River nahe Perth steht, offiziell am 11. September 1984.

1997 köpften Vandalen eine Woche nach der Rückkehr von Yagans Kopf die Statue und stahlen deren Kopf. Nach der Restauration wiederholte sich das Verbrechen. Erst nach der zweiten Restauration blieb die Statue unversehrt. Bis heute ist es der Polizei nicht gelungen, die Vandalen zu identifizieren oder die Bronze-Köpfe zu finden, obwohl ein „britischer Loyalist“ sich anonym zu der Tat bekannte, die er als Rache für Colbungs Kommentare über Prinzessin Diana bezeichnete.

2002 beantragte Janet Woollard, ein Mitglied der Legislative von Western Australia, die Scham der Statue zu bedecken, aber nichts geschah. Im November 2005 wiederholte Richard Wilkes die Forderung mit der Begründung, eine solche Darstellung sei historisch genauer, weil Yagan sich die meiste Zeit des Jahres bedeckt habe. Man erwägt auch die Errichtung einer neuen Statue, deren Kopfform besser zu der forensischen Rekonstruktion passt. [23]

Literatur und Film

Mary Durack lieferte in ihrem Kinderbuch The Courteous Savage: Yagan of the Swan River von 1964 einen fiktionalen Bericht über Yagans Leben. [24]. Bei der Neuauflage wurde der Titel in Yagan of the Bibbulmun geändert, da das Wort Savage (Wilder) zu dieser Zeit als rassistisch galt. [25]

Die wiederholte Köpfung von Yagans Statue veranlasste den indigenen Autor Archie Weller 1997 zu einer Kurzgeschichte mit dem Titel Confessions of a Headhunter. Später arbeitete Weller zusammen mit dem Regisseur Sally Riley an einer Drehbuch-Fassung der Geschichte. [26] und im Jahr 2000 wurde ein 35-minütiger Film mit dem gleichen Titel veröffentlicht. [4], der 2000 einen AFI Award als Best Short Fiction Film und 2001 den Script Award beim Western Australian Premier's Book Awards gewann.

2002 veröffentlichte der aus Südafrika stammende australische Dichter John Mateer seine vierte Gedichtsammlung Loanwords. [27] Die Sammlung ist in vier Kapitel unterteilt; das dritte (In the Presence of a Severed Head) beschäftigt sich mit Yagan.

Sonstiges

Im September 1989 präsentierte das Western Australian Department of Agriculture eine frühreife, auf sandigem Boden gesäte Gerstensorte mit dem Namen "Hordeum vulgare (Barley) c.v. Yagan". [28] Mit der Benennung der Sorte nach Yagan wurde eine Tradition fortgesetzt, bei der Getreidesorten nach historischen Persönlichkeiten aus Western Australia benannt werden.

Quellen

  1. Bourke, Michael: On the Swan. University of Western Australia Press, Nedlands, Western Australia 1987, ISBN 0-85564-258-0, Chapter 3: Yagan 'The Patriot' and 'Governor' Weeip.
  2. Sylvia K. Hallam & Lois Tilbrook: Aborigines of the Southwest Region, 1829–1840 (The Bicentennial Dictionary of Western Australians, Volume VIII). University of Western Australia Press, Nedlands, Western Australia 1990. ISBN 0855642963
  3. Die australische Landschaft wurde durch die Anwesenheit der Aborigines wesentlich geprägt. Das Sammeln spezifischer Pflanzen mit dem Grabstock begünstigte häufig deren Vermehrung. Weit prägender war das von Aborigines praktizierte regelmäßige Abbrennen von Landstrichen. Diese Form des Landmanagements verhinderte das Aufkommen von Buschwerk und führte zu der Ausbreitung von Grasland. Nach Schätzungen von europäischen Siedlern des 19. Jahrhunderts, die noch Zeugen der traditionellen Lebensweise von Aborigines waren, erfolgte ein Abflämmen spätestens alle fünf Jahre. Siehe dazu auch Geoffrey Blainey: Triumph of the Nomads, Sydney 1982, ISBN 0-7251-0412-0, S. 67 – 84
  4. a b Neville Green. Aborigines and White Settlers in the Nineteenth Century. In: Tom Stannage (Hg.). "A New History of Western Australia". University of Western Australia Press, Nedlands, Western Australia 1981. S. 72-123. ISBN 0855641703
  5. Neville Green: Yagan, the Patriot. In: Lyall Hunt (Hg.): Westralian Portraits. University of Western Australia Press, Nedlands, Western Australia 1981. ISBN 0855641576
  6. Sie wird unter anderem in australischen Nationalparks (wieder) praktiziert. Das kontrollierte, schnelle Abflämmen von vertrocknetem Bewuchs, bei dem in der Regel keine hohen Hitzegrade entstehen, verhindert das Entstehen größerer und verheerenderer Buschbrände und fördert unter anderem das Keimen von Samen. Die Samen einiger Pflanzen müssen sogar erst Feuer ausgesetzt gewesen sein, bevor sie zur Keimung kommen
  7. Auch in der traditionellen europäischen Landwirtschaft wurden beispielsweise Stoppelfelder abgeflämmt, damit die Asche die Felder düngte und Unkraut vernichtet wurde. Nur sehr wenige Siedler realisierten, dass die gezielt angelegten Buschfeuer der Aborigines eine vergleichbare Form der Landbewirtschaftung war. Dazu wäre zunächst die Erkenntnisse notwendig gewesen, dass auch Nomaden eine gezielte und geplante Landnutzung betreiben. Diese Erkenntnis hat sich erst in der zweiten Hälfte des 20sten Jahrhunderts durchgesetzt
  8. a b Green, Neville: Broken spears: Aborigines and Europeans in the Southwest of Australia. Focus Education Services, Perth, Western Australia 1984, ISBN 0-9591828-1-0.
  9. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Hallam 1990.
  10. Durch die relative Isolation der einzelnen Familiengruppen sprachen die Aborigine in Australien mindestens 300 unterschiedliche Sprachen. Dabei sind starke Dialektunterschiede noch nicht mitgezählt. Selbst die Sprache zweier benachbarter Gruppen konnte sich so stark unterscheiden, dass eine Verständigung unter ihnen ausgeschlossen war. So waren die Sprachunterschiede zwischen den zwei Aborigine-Gruppen, die an den sich gegenüberliegenden Küsten des Naturhafens von Sydney lebten, so groß, dass zwischen ihnen keine Unterhaltung möglich war. Siehe dazu auch Blainey, S. 31
  11. The Perth Gazette, 16 March 1833: Wörtlich schrieb die Zeitung: „[Yagan] was master of ceremonies and acquitted himself with infinite grace and dignity“
  12. The Perth Gazette, 2 March 1833. Wörtlich bezeichnete ihn die Perth Gazette als "the reckless daring of this desperado who sets his life at a pin's fee" und kommentierte dann weiter: "For the most trivial offence [...] he would take the life of any man who provoked him. He is at the head and front of any mischief."
  13. a b Alexandra Hasluck: Yagan, the Patriot. In: Early Days: Journal and Proceedings of the Royal Western Australian Historical Society (Inc.). V, VII, S. 33-48
  14. a b George Fletcher Moore: Diary of Ten Years Eventful Life of an Early Settler in Western Australia, and also a Descriptive Vocabulary of the Language of the Aborigines. M. Walbrook, London 1884. Faksimilie-Ausgabe: University of Western Australia Press, Nedlands, Western Australia 1978. ISBN 0855641371. In Englisch lautet das Zitat: Yagan stepped forward and leaning with his left hand on my shoulder while he gesticulated with the right, delivered a sort of recitation, looking earnestly into my face. I regret that I could not understand it. I thought from the tone and manner that the purport was this:-
    You came to our country; you have driven us from our haunts, and disturbed us in our occupations. As we walk in our own country we are fired upon by the white men; why should the white men treat us so?
  15. The Perth Gazette, 13. Juli 1833
  16. a b Paul Turnbull: Outlawed Subjects: The Procurement and Scientific Uses of Australian Aboriginal Heads, ca. 1803–1835. In: Eighteenth-Century Life. 22, 1, S. 156-171
  17. Robert Dale: Descriptive Account of the Panoramic View &c. of King George's Sound and the Adjacent Country J. Cross & R. Havell, London 1834
  18. a b Ken Colbung: Yagan: The Swan River Settlement. Australia Council for the Arts, 1996.
  19. a b c Cressida Fforde: Chapter 18: Yagan. In: Cressida Forde, Jane Hubert & Paul Turnbull (Hg.): The Dead and Their Possessions: Repatriation in Principle, Policy, and Practice. Routledge, London 2002. S. 229-241. ISBN 0415233852
  20. Paul Lampathakis: Hunt for Yagan narrows. In: The Sunday Times, 6. März 2005
  21. Martin Philip: Yagan waits for final resting place. In: The West Australian, 26. Juni 2006
  22. Human Rights and Equal Opportunity Commission: Corunna v West Australian Newspapers (2001) EOC 93-146. 12. April 2001
  23. Melissa Kent: Yagan centre of cover-up bid. In: The West Australian, 24. November 2005
  24. Mary Durack: The Courteous Savage: Yagan of the Swan River. Thomas Nelson (Australia) Limited, West Melbourne, Victoria 1964
  25. Mary Durack: Yagan of the Bibbulmun. Thomas Nelson (Australia) Limited, West Melbourne, Victoria 1976
  26. Sally Riley & Archie Weller: Confessions of a Headhunter. Scarlett Pictures, Surrey Hills, New South Wales 1999
  27. John Mateer: Loanwords. Fremantle Arts Centre Press, Fremantle, Western Australia 2002. ISBN 1863683593
  28. Portman: Register of Australian Winter Cereal Cultivars. Hordeum vulgare (Barley) cv. Yagan. In: Australian Journal of Experimental Agriculture. 1989. 29, 1, S. 143.
Commons: Yagan – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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