Kettenviper
Kettenviper | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Daboia russelli | ||||||||||||
(Shaw & Nodder, 1797) |
Die Kettenviper (Daboia russelli) ist die einzige Art der monotypischen Gattung der Orientalischen Vipern (Daboia Gray, 1842). Sie ist in zwei Unterarten in Asien von Indien über Teile Chinas bis nach Südost-Asien und Indonesien verbreitet und aufgrund ihres sehr potenten Giftes gefürchtet.
Merkmale
Die Kettenviper erreicht eine maximale Körperlänge von etwa 1,60 m, die durchschnittliche Länge liegt allerdings bei etwa 1,20 m und besonders die Tiere, die auf Inseln leben, bleiben deutlich kleiner. Der Schwanz macht etwa 20 Zentimeter Länge aus, der Kopf etwa 5 Zentimeter. Der Körperbau ist im Vergleich zu anderen Vipern etwas schlanker. Der Kopf ist abgeflacht und annähernd dreieckig, er setzt sich deutlich vom Körper ab.

Die Schnauze ist hochgereckt und vorn abgerundet, die darüberliegenden Nasenlöcher sind relativ groß und mit einem einzelnen, großen Nasenschild (Nasale) abgedeckt. Am vorderen Ende liegt das Nasorostrale an, welches wiederum über dem beinah quadratischen Rostrale am Vorderende der Schnauze liegt. Der Kopf selbst ist mit kleinen und ungleichmäßigen Schuppen abgedeckt. Die Überaugenschilder (Supraoculare) sind sehr schmal und werden durch sechs bis neun Schuppen voneinander getrennt. Die Augen sind groß und mit gelben oder goldenen Flecken versehen, wobei jedes von 10 bis 15 Schuppen umrundet wird. Unterhalb der Augen befinden sich drei bis vier Reihen von Unteraugenschildern (Subocularen) und darunter schließen sich die zehn bis zwölf Oberlippenschilder (Supralabialen) an, wobei die vierte und fünfte signifikant größer als die restlichen sind. An der Kopfunterseite befinden sich zwei Paar Kinnschilder, wobei das vordere deutlich vergrößert ist. Im Oberkiefer befinden sich die bis zu 16 Millimeter langen Giftzähne, wobei mindestens zwei und maximal sechs Zahnpaare vorhanden sind.
Der Körper ist flach gebaut und wird in der Mitte zylindrisch. Die Rückenschuppen sind stark gekielt, wobei nur die unterste Reihe glatt ausgebildet ist Der Rücken wird in der Körpermitte durch 27 bis 33 Schuppenreihen abgedeckt, wobei die Anzahl regional unterschiedlich ist. Der Bauch besteht aus 153-180 Bauchschuppen und die daran anschließende Analplatte ist ungeteilt. Der kurze Schwanz ist mit paarigen 41 bis 68 Subcaudalia ausgestattet.
Die Färbung variiert von einem dunklen Gelb über hellbraun bis Erdbraun. Über den Rücken ziehen sich vom Kopf bis zum Schwanz drei Reihen von Fleckenbändern, wobei die beiden seitlichen Reihen in Einzelflecken aufgelöst sind. Dabei hat jeder Fleck eine dunkle Umrandung, die wiederum von einer Reihe heller Schuppen umrandet wird. Auf dem Kopf befinden sich zwei dunklere Flecken oberhalb der Augen, von denen sich eine V- oder X-förmige hellbraune bis rosafarbene Zeichnung zur Schnauzenspitze zieht. An den Kopfseiten zieht sich hinter den Augen ein bräunlicher Augenstreif nach hinten. Der Bauch ist weiß, gelblich oder rosafarben und kann ungleichmäßig dunkel gefleckt sein.
Verbreitung und Lebensraum

Die Kettenviper ist über ein sehr großes Verbreitungsgebiet im zentralen und südlichen Asien zu finden. Sie kommt auf dem Indischen Subkontinent mit Indien, Pakistan und Bangladesch, Sri Lanka, das südliche China und Taiwan, Thailand Myanmar, Thailand sowie einigen Inseln Indonesiens vor. Dabei gibt es sowohl große, zusammenhängende Gebiete sowie Regionen mit eher fleckenhafter und isolierter Verbreitung einzelner Populationen. Besonders weit entfernt von anderen Teilen des Verbreitungsgebieten leben die Kettennattern der indonesischen Inseln Komodo, Flores, Lembata und des südlichen Java, die mehr als 2.000 Kilometer von den nächsten Festlandpopulationen in Thailand entfernt sind. Sumatra, Borneo, der größte Teil Javas und auch die malayische Halbinsel weisen keine Kettennattern auf.[1]
Als Lebensraum bevorzugt die Art vor allem mäßig feuchte Habitate in niedrigeren Höhenlagen. Sie ist vor allem im Grasland und in Buschlandschaften zu finden, häufig zudem in Ruderalflächen, Randvegetationen am Ufer von Flüssen sowie in Agrarflächen und Gärten. Dadurch findet man sie vor allem in Indien und einigen anderen Ländern häufig im Bereich menschlicher Ansiedlungen und landwirtschaftlich genutzter Gebiete.
Lebensweise
Die Kettenviper ist nachtaktiv und hat ihre Hauptaktivitätszeiten in der Zeit nach dem abendlichen Sonnenuntergang. Sie ist primär bodenlebend und hält sich meistens in Gebüschen oder hohen Gräsern auf, in denen sie durch ihre Zeichnung gut getarnt ist.
Ernährung
Die Nahrung der Kettenviper besteht vor allem aus Kleinsäugern wie verschiedenen Ratten oder Mäusen sowie aus Vögeln. Sie pirscht sich an ein potentielles Beutetier an und stößt im geeigneten Augenblick zu. Dabei beißt sie ihre Beute und injiziert das schnell wirkende Gift bevor sie sich wieder zurückzieht und den Tod der Beutetiere abwartet. Sobald das Beutetier wehrlos ist, begibt die Schlange damit, es mit dem Kopf voran zu verschlingen.
Fortpflanzung
Die Fortpflanzungszeit der Kettenviper liegt im April bis Juli, im September werden die Jungtiere ausgetragen. Die Schlange ist lebendgebährend (ovovivipar) und bringt 20 bis 25 Jungschlangen zu Welt.
Systematik
Die Kettenviper wurde lange Zeit in die Gattung der Echten Ottern und Vipern (Vipera) eingeordnet, gemeinsam mit den meisten anderen europäischen, asiatischen und afrikanischen Vipern. 1992 erfolgte eine Revision der Gattung, bei der sie auf der Basis von biochemischen Merkmalen als einzige Art der Gattung Daboia eingeordnet wurde während außerdem die Gattung der Großvipern (Macrovipera) gebildet wurden.[2]. Die Großvipern stellen demnach die nächsten Verwandten der Kettenviper dar. Nach einer Untersuchung auf der Basis mitochondrialer DNA sollen die nordafrikanischen Großvipern Saharaotter (Macrovipera deserti) und Atlasotter (Macrovipera mauretanica) näher mit der Kettenviper als mit der Levanteotter (Macrovipera lebetina) und der Kykladenviper (Macrovipera schweizeri) verwandt sein. Ebenfalls in diese verwandtschaftliche Nähe wird die Palästinaotter (Vipera palestinae) gestellt, daher wurde die Zuordnung der afrikanischen Macrovipera sowie der Palästinaviper zur Gattung Daboia vorgeschlagen.[3].
Quellen
Zitierte Quellen
Die Informationen dieses Artikels entstammen zum größten Teil den unter Literatur angegebenen Quellen, darüber hinaus werden folgende Quellen zitiert:
- ↑ Paul J. Belt, Anita Malhotra, Roger S. Thorpe, David A. Warrell, Wolfgang Wüster: Russel's viper in Indonesia:snakebite and systematics. Symp zool. Soc. London 70, 1997; Seiten 219-234
- ↑ Herrmann, H.-W., U. Joger & G. Nilson (1992): Phylogeny and systematics of viperine snakes. III: resurrection of the genus Macrovipera (Reuss, 1927) as suggested by biochemical evidence. Amphibia-Reptilia, 13: 375-392
- ↑ Lenk, P., S. Kalayabina, M. Wink & U. Joger (2001): Evolutionary relationships among the true vipers (Reptilia: Viperidae) inferred from mitochondrial DNA sequences. Molecular Phylogenetics and Evolution 19: 94-104. (Volltext PDF)
Literatur
- J.C. Daniels: Book of Indian Reptiles and Amphibians. Oxford University Press, 2002; Seiten 148-151. ISBN 0-19-566099-4
- Muhammad Sharif Khan: Die Schlangen Pakistans. Frankfurter Beiträge zur Naturkunde Band 15, Edition Chimaira Frankfurt am Main 2002; Seiten 182-183. ISBN 3-930612-43-7