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Antikes Griechenland

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Die Geschichte Griechenlands in der Antike umfasst im Rahmen dieses Beitrags etwa den Zeitraum von ca. 800146 v. Chr. Die davor liegende Zeit wird in Geschichte Griechenlands und in Dunkles Zeitalter behandelt. Alle Zeitangaben verstehen sich als v. Chr.

Griechenland in der archaischen Zeit (ca. 800–500)

Nach dem Dunklen Zeitalter formierte sich in Griechenland langsam ein neues Staatensystem: Die Polis wurde die beherrschende Staatsform (außer in Teilen von Nord-Griechenland und auf dem Peloponnes). Im Zusammenhang mit dem Einflussgewinn des Adels wurde auch die Königsherrschaft immer mehr zurück gedrängt. Es kam im Zeitraum von 750550 zur großen Kolonisation, von welcher der Raum des Schwarzen Meeres, Kleinasien und auch Teile des westlichen Mittelmeerraums erfasst wurden (siehe vor allem Sizilien, wo um 730 Syrakus gegründet wurde). Gründe waren neben Überbevölkerung auch innenpolitische Schwierigkeiten (Stichwort stasis, als Synonym für Kämpfe innerhalb einer Polis).

Der Horizont der griechischen Welt reichte damit über den gesamten Mittelmeerraum mit der Ägäis als Zentrum. In der Zeit ab 700 verstärkte sich der Einfluss orientalischer Elemente auf die Kunst, wobei das mächtige Korinth eine wichtige Rolle spielte. Auch die Dichtung des Hesiod entstand in dieser Zeit, während Ilias und Odyssee wohl um 750 in schriftlicher Form niedergelegt wurde (Zeitpunkt in der Forschung umstritten).

In diesem Zeitraum entstand auch die ionische Philosophie, während sich auf dem griechischen Festland verschiedene Poleis bekriegten. Auf dem Peloponnes war zunächst Argos lange Zeit führend, doch gelang es Sparta, nach der Eroberung Messeniens (in mehreren erbittert geführten Kriegen bis 640) und einer Reform des Gemeinwesens, zur führenden Militärmacht Griechenlands zu werden. Längst hatte sich das Militärmodell der Bürgerwehren (siehe Hoplitentaktik) durchgesetzt. Um 550 gründete Sparta schließlich den Peloponnesischen Bund und zementierte damit seinen Herrschaftsanspruch. Im 6. Jh. erlebte auch die Regierungsform der Tyrannis eine Blüte (z.B. Korinth, Sikyon, später auch in Athen). Sparta hingegen stellt sich gegen diese Regierungsform und bekämpfte sie energisch.

510 wurde schließlich die Tyrannis in Athen beseitigt. Athen war bereits vorher zur Vormacht in Attika geworden, während Theben später ähnliches in Böotien versuchen sollte. In Kleinasien kam es kurz danach zu einem Ereignis, das Weltgeschichte schreiben wird: der Ionische Aufstand (500494).

Griechenland in klassischer Zeit (ca. 500-336)

Der Ionische Aufstand der kleinasiatischen und zyprischen Griechen gegen das Perserreich wurde von Athen nur halbherzig unterstützt. Dennoch rüstete der persische Großkönig Dareios I. zum Vergeltungsfeldzug, dem Beginn der Perserkriege. Athen siegte zwar bei Marathon 490, doch kam es zehn Jahre später zu einem erneuten Feldzug unter Führung von Dareios Sohn Xerxes. 481 wurde daher der panhellenische Bund gegründet, dem neben Sparta und Athen auch mehrere andere, aber keineswegs alle, Griechenstaaten angehörten. Nach dem Hinhaltegefecht an den Thermopylen, kam es bei Salamis zur Entscheidungsschlacht. Die Griechen vernichteten die zahlenmäßig überlegene persische Flotte. (480). Ein Jahr später wurde auch das persische Landheer in der Schlacht von Plataiai geschlagen. 478 begann die Eroberung Ioniens. Sparta weigerte sich jedoch, den Schutz der Griechen fern der Heimat zu übernehmen. Athen hingegen, bisher der Juniorpartner, nahm an und gründete 478/477 den Attischen Seebund.

Es zeichnete sich bereits der Dualismus Sparta-Athen ab, der schließlich zum Peloponnesischen Krieg führen sollte. Athen setzte nun den Krieg gegen das Perserreich mit Hilfe seines Bundes fort. Es intervenierte schließlich in Ägypten und im östlichen Mittelmeerraum. Mit dieser Strategie überstrapazierte es allerdings seine Ressourcen. Es kam schließlich folgerichtig zu einem Ausgleich mit Persien (Kalliasfrieden von 449, dessen Authentizität allerdings in der Forschung umstritten ist).

In Böotien verfolgte Theben eine Politik zur Errichtung einer Hegemonie über die anderen böotischen Gemeinden. Auch Athen verfolgte unter Perikles eine ähnlich aggressive Politik. Der Seebund, inzwischen längst ein Instrument zur Verfolgung athenischer Interessen, entwickelte sich langsam zum attischen Reich. 460-57 wurde die so genannte lange Mauer errichtet, die Athen mit dem Hafen Piräus verband und Athen selbst zur uneinnehmbaren Festung machte. Die Demokratie wurde als Mittel zum Erreichen der athenischen Ziele eingesetzt, wobei es auf athenischer Seite (besonders während des Peloponnesischen Krieges) zu zahlreichen Greueltaten kam. Vorher hatte bereits der so genannte Erste Peloponnesische Krieg (ca. 460-46) zwischen Athen und Sparta getobt. Grund war der vorläufige Austritt Megaras aus der spartanischen Allianz und dessen Überwechseln zu Athen. Athen unternahm in diesem Zusammenhang sogar eine Expedition nach Ägypten (460-56), die jedoch scheiterte. Doch konnte sich die pro-spartanische Politik des exilierten Atheners Kimon durchsetzen und einen Frieden vermitteln.

Athen wurde zur Schule Griechenlands. Das Geld aus der Kasse des Seebunds ermöglichte zahlreiche Bauprojekte wie dem Parthenon. Athen entwickelte sich auch zum Zentrum der Philosophie (Sokrates,Platon, Aristoteles). Die klassische Zeit war die Blütezeit Griechenlands und der griechischen Kultur (siehe Sophokles, Aischylos, Euripides, Polyklet u.v.a.). Unter Perikles wurde schließlich auch die radikale Demokratie vollendet (60er und 50er Jahren). Die athenische Demokratie wurde zwar zu einem Muster für die Zukunft, doch schützte sie zunächst nicht vor so manchen Auswüchsen der Machtpolitik. Mit dem Geschichtswerk des Thukydides entstand allerdings bereits eine Schilderung des beginnenden Niedergangs.

Über den Streit Korinths mit Korkyra über die Einmischung in den Bürgerkrieg in Epidamnos, der Furcht Athens vor einem Engagement Korinths im Norden und über einen Handelsstreit mit dem mit Sparta verbündeteten Megara, aber auch aus der Furcht Spartas vor einem weiteren Machtzuwachs Athens, kam es zum Pelpononnesischen Krieg (mit Unterbrechungen von 431-404).

Der Peloponnesische Krieg - ein antiker Weltkrieg

432 forderte Korinth Sparta ultimativ zum Eingreifen auf. Sparta fiel 431 in Attika ein, doch hatte Perikles die Bevölkerung in den Schutz der Mauern zurück gezogen. Währenddessen plünderte die athenische Flotte den Peloponnes. Perikles rechnete mit der Erschöpung des Gegners. Dieser reagiert jedoch und marschierte unter Füuhrung des Brasidas 424 in Thrakien ein und bedrohte so die athenische Versorgung mit Getreide. 421 kam es zu einem Friedensvertrag (Nikiasfrieden), der jedoch nicht alle Streitigkeiten ausräumte. Sparta bekämpfte Argos, während Athen unter dem Einfluss des Alkibiades die folgenschwere Expedition nach Sizilien unternahm (415-13). Diese endete in einem Desaster für Athen. Die Einnahme von Syrakus misslang und das athenische Heer wurde vernichtet, während in Griechenland Alkibiades, der zu den Spartanern übergelaufen war, diese zu einer neuen Taktik gegen Athen überredete. In Dekeleia wurde ein Stützpunkt errichtet, während Persien nun Sparta unterstützte. Mit Hilfe persischen Goldes baute Sparta eine leistungsstarke Flotte auf. Gleichzeitig fielen immer mehr Seebundmitglieder, die von Athen wie Kolonien behandelt wurden, vom attischen Bund ab. In Athen kam es zu einem Verfassungsumsturz (411), der aber schon 410 wieder rückgängig gemacht werden konnte - auch mit Hilfe des wieder zu Athen übergelaufenen Alkibiades.

Spartas neue Flotte bedrohte jedoch weiterhin Athens Lebensnerv. 406 siegten die Athener noch bei den Arginusen, doch unterlag die Flotte 405 in der Schlacht von Aigospotamoi. Athen kapitulierte 404 vor Sparta, wurde aber nicht zerstört, da Sparta ein Gleichgewicht der Kräfte aufrecht erhalten wollte. Korinth und Theben fühlten sich jedoch um die Erfüllung ihrer Kriegsziele betrogen und verfolgten nun eigene Ziele, auch und vor allem gegen Sparta.

Spartas und Thebens Hegemonie und der Aufstieg Makedoniens

Sparta konnte nach dem Sieg von 404 die Führungsrolle Athens nicht übernehmen. Zwischen Sparta und Persien kam es zudem zum Krieg um Kleinasien (400-394), da sich Sparta weigerte, die dortigen griechischen Städte den Persern auszuliefern, wie es der Vertrag von 412 vorsah. Aber auch in Griechenland brachen die Kampfhandlungen nicht ab. Im so genannten Korinthischen Krieg (395-87) kämpften Argos, Athen, Korinth und Theben gegen die Spartaner. 387/86 kam es schließlich zum so genannten Königsfrieden, der in Wirklichkeit ein persischer Diktatfrieden war, der den Krieg zu einem vorläufigen Ende brachte. Persien erhielt Kleinasien und Zypern, während Athen nur einige seiner alten Kleruchien behalten durfte. Alle anderen poleis sollten autonom sein.

Sparta warf sich zum Schiedsrichter dieses Friedens auf, um so seine eigene Position verteidigen zu können. Es war aber nun in der Defensive. Athen begründete 378/77 den Seebund neu (allerdings verkleinert und auf einer demokratischeren Basis). Tatsächlich waren aber sowohl Sparta als auch Athen über das Anwachsen der thebanischen Machtstellung besorgt und versuchten den thebanischen Einfluss einzudämmen. Doch während sich die beiden alten Feinde nun doch noch annäherten, kam es 371 zur Schlacht von Leuktra, in welcher das spartanische Heer in offener Feldschlacht von den Thebanern vernichtend geschlagen wurde. Dies bedeutete das endgültige Ende der spartanischen Hegemonie, doch auch der Höhenflug Thebens endet bereits nach wenigen Jahren, als 362 der wichtigste thebanische Strategen Epameinondas fiel, doch verlor Sparta Messenien und wurde somit zu einer Macht zweiten Ranges.

Im fernen Westen blühte im 4. Jahrhundert die reiche Polis Syrakus und erreichte eine quasi-hegemoniale Stellung unter Dionysios I. von Syrakus, wurde im 4. Jahrhnudert jedoch von schweren Bürgerkriegen heimgesucht. Auf Sizilien lieferten sich Karthago und die sizilischen Griechen bereits seit dem frühen 5. Jahrhundert teils heftige Kämpfe, wobei sich beide Kräfte jedoch in etwa die Waage hielten.

Im Norden Griechenlands bestieg währenddessen Philipp II. den Thron von Makedonien. Er machte Makedonien zur führenden Militärmacht in Griechenland. In den 50er Jahren kämpfte er gegen die Phoker und erwarb 352 die Vorherrschaft in Thessalien. 343 folgte die Eroberung Thrakiens. Athen fühlte sich von der expansiven Politik Philipps ernsthaft bedroht. Vor allem Demosthenes versuchte die anderen Griechen davon zu überzeugen, dass Philipp sie unterjochen wollte. 340 kam es sogar zur Bildung eines Abwehrbundes, doch unterlag das Heer 338 bei Chaironeia dem Heer Philipps. Dieser gründete 337 den Korinthischen Bund und wurde zum Hegemon ernannt. Philipp war de facto zum Beherrscher Griechenlands geworden. Seine Pläne zu einem Feldzug gegen Persien konnte er jedoch nicht mehr verwirklichen: er wurde 336 ermordet. Sein Sohn Alexander, später der Große genannt, würde sie jedoch in die Tat umsetzen. Er zwang die aufständischen Städte in die Knie und zerstörte Theben. Mit seinem legendären Alexanderzug öffnete er zugleich den Griechen das Tor zu einer "neuen Welt". Damit endete auch das klassische Zeitalter Griechenlands.

Es begann das Zeitalter des Hellenismus, in dem die griechischen Poleis gegenüber den hellenistischen Großreichen nur eine untergeordnete Rolle spielten, die griechische Kultur sich jedoch bis nach Indien verbreiten sollte.

Griechenland im Zeitalter des Hellenismus bis zur Eroberung durch das Römische Reich

Griechenland blieb das Schlachtfeld der hellenistischen Großmächte. Vor allem die Antigoniden versuchten, die alte makedonische Hegemonie zu erneuern. Athens Versuch, nach dem Tod Alexanders wieder eine Macht zu werden, scheiterte kläglich (Lamischer Krieg, 323-322). An Stelle der Polis traten die griechischen Bundesstaaten. Die beiden wichtigsten waren der Aitolische Bund und der Achaiische Bund.

In Folge der Kämpfe zwischen den griechischen Klein- und Mittelmächten untereinander und mit und gegen Makedonien, kam es zum Eingreifen des Römischen Reiches gegen Philipp V. von Makedonien. Nach dem Zweiten Makedonisch-Römischen Krieg (200-197) wurde Makedonien geschlagen. 196 verkündete der römische General Titus Quinctius Flamininus die Freiheit Griechenlands, blieb aber Protektoratsmacht. Die Lage blieb weiterhin instabil. Rom musste in der Folgezeit immer wieder eingreifen. Nach der Schlacht von Pydna 168 war Makedonien, welches unter König Perseus noch einmal versucht hatte, die Vorherrschaft in Griechenland gegen Rom zu erkämpfen, als Machtfaktor ausgeschaltet. Rom engagierte sich nun dauerhaft in Griechenland. Dies führte nach der Zerstörung von Korinth zur Umwandlung Griechenlands in eine römische Provinz (146 zu Makedonien, 27 als Provinz Achaia).

133 wurde auch das Reich von Pergamon von Rom annektiert, 64/63 folgte das Reich der Seleukiden in Syrien, 30 schließlich die letzte hellenistische Macht, das Ägypten der Ptolemäer.

Die politische Geschichte des antiken Griechenlands war damit beendet, doch lebte die griechische Kultur im Römischen Reich bis in das Byzantinische Reich fort.

Zitate

  • Die Griechen haben uns mit ihrer Einfachheit ungefähr alle wahren Ideen gezeigt, es aber der modernen Gewissenhaftigkeit überlassen, sie zu vertiefen.Marcel Proust (aus: Tage des Lesens, ISBN 3458344187, S. 27)

Literatur (in Auswahl)

Einführend (weitere Angaben sind in der Bibliographie Antike zu finden):

  • H.-J. Gehrke und H. Schneider (Hrsg.): Geschichte der Antike, Stuttgart Weimar 2000. Dort auch weitere Angaben.
  • Wolfgang Schuler: Griechische Geschichte, Oldenbourg Grundriss der Geschichte, München 2002 (neueste Aufl.). Knappe, problemorientierte Darstellung mit Forschungsteil und umfassender Bibliographie

Vertiefend:

  • Simon Hornblower: The Greek World, (Routledge Ancient History), 3. Aufl., London-New York 2002.
  • John K. Davies: Das klassische Griechenland und die Demokratie, München 1982.
  • Christian Meier: Athen. Ein Neubeginn der Weltgeschichte, Berlin 1993.
  • Oswyn Murray: Das frühe Griechenland, München 1982.
  • Robin Osborne: Greece in the Making, (Routledge Ancient History), London-New York 1996.
  • Frank W. Walbank: Die hellenistische Welt, München 1983.

Siehe auch