Zum Inhalt springen

Anna Freud

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 21. Januar 2007 um 12:07 Uhr durch 88.72.31.243 (Diskussion) (Leben). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Anna Freud, (* 3. Dezember 1895 in Wien; † 9. Oktober 1982 in London), Tochter Sigmund Freuds, war eine österreichisch-britische Psychoanalytikerin. Geboren im Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn, emigrierte sie mit Eltern und Geschwistern 1938 von Wien aus nach Großbritannien und erwarb die britische Staatsbürgerschaft. Ihre Verdienste lagen vor allem im Bereich der Kinderanalyse.

Leben

Anna war das Jüngste von den sechs Kindern Sigmund Freuds. Von Beruf war sie Lehrerin, doch galt ihr Interesse immer der Psychoanalyse. Sie absolvierte ihre Lehranalyse bei ihrem Vater und wurde selbst als Psychoanalytikerin tätig.

Anna Freud war eine treusorgende Tochter. Für Sigmund Freud war sie Sekretärin, Assistentin, organisierte seine Auftritte, pflegte den Krebskranken und vertrat ihn auf Kongressen.

Ungefähr von 1925 an lebte sie mit Dorothy Burlingham-Tiffany, einer New Yorker Millionenerbin, zusammen. Beide wiesen jedoch Vermutungen auf eine homosexuelle Beziehung von sich. Freud kommentierte diese Verbindung nur lakonisch mit den Worten "Gottlob, Anna ist versorgt!"

1938, nach dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich, emigrierten Sigmund Freud, Anna, Dorothy und deren vier Kinder nach London. Gemeinsam gründeten Anna und Dorothy die Hampstead Nurseries, ein Heim, in dem sie Kriegskinder und Kriegswaisen betreuten. Nach dem Zweiten Weltkrieg bauten sie die Nurseries aus: die Hampstead-Klinik für Kinder wurde ab 1947 zu einem international renommierten Lehrinstitut für Kindertherapie. In Übereinkunft mit der British Psychoanalytical Society wurde die Hampstead Clinic von Anfang an The Hampstead Child-Therapy Clinic genannt, obwohl die an der Klinik praktizierte und gelehrte Therapie-Methode die der Kinderpsychoanalyse war und ist. Anna Freud stand der Klinik ab 1952 als Direktorin vor.

Nach Sigmund Freuds Tod im Jahr 1939 übernahm Anna das Erbe ihres berühmten Vaters, wurde zur Doyenne der Psychoanalyse und verbrachte viel Zeit auf Vortragsreisen und Kongressen.

1945 gründete sie zusammen mit anderen die Zeitschrift Psychoanalytic Study of the Child.

Werk

Anna Freuds Arbeiten konzentrierten sich vor allem auf Kinder. Sie gilt neben Melanie Klein als Mitbegründerin der Kinderanalyse.

Neben ihrem Schwerpunkt, den kriegstraumatisierten Kindern, analysierte sie immer auch Erwachsene, darunter beispielsweise Marilyn Monroe.

Nach Anna Freud durchlaufen Kinder 5 charakteristische Endwicklungsphasen ("Phasen der psychosexuellen Entwicklung"):

1. orale Phase (0-2): hierbei ist die Erogene Zone der Mund

2. anale Phase (2-5): hierbei ist die Erogene Zone der After und die Ausscheidungsprodukte

3. phallisch-ödipale Phase(ab 5-7): hierbei sind die Erogenen Zonen die Geschlechtsteile (Doktorspiele)

In diesen Lebensphasen bilden sich nach Freud die Grundzüge des menschlichen Charakters, also können Gründe für psychische Erkrankungen in der frühen Kindheit gesucht werden. z. B.: kommt es in der oralen Phase zur ständigen Triebbefriedigung, d.h. sobald das Kind schreit, wird sein Wunsch erfüllt, kann es im späteren Leben dazu führen, dass keine Triebkontrolle entsteht. Bei der ständigen Triebverweigerung kann eine Resignation, bzw. ein Urmißtrauen (≠ Urvertrauen) entstehen.

4. Latenzzeit(7-12): Übergangszeit; Auflösung des Ödipus-Komplex findet (im Idealfall) statt.

5. puberale/genitale Phase (ab 13): Ausformung der Geschlechtlichkeit; Entwicklung der Lust-, Liebes- & Arbeitsfähigkeit - erst die hier entstehende Loslösung von den Eltern ermöglicht dem Menschen das Aufrechterhalten einer dauerhaften Beziehung.

Wichtigste Bücher

  • Einführung in die Technik der Kinderanalyse (1927)
  • Einführung in die Psychoanalyse für Pädagogen (1930)
  • Das Ich und die Abwehrmechanismen (1936)

Sekundärliteratur

Kinderanalyse Gespräche mit Anna Freud von J. Sandler, H. Kennedy, R.L.Tyson, ISBN 3-10-071305-2, ISBN: 3596125014