Schlacht von San Martino
San Martino (heute San Martino della Battaglia) ist ein kleiner italienischer Ort südlich des Gardasees, nahe der Autobahn Mailand-Verona. Auf dem Hügel von San Martino befindet sich ein Turm mit einem Denkmal, der an die dortige Schlacht im Sardinischen Krieg erinnert. Am 24. Juni 1859 schlugen die vereinigten Franzosen und Piemontesen in der Schlacht von Solferino die Truppen des Kaisertums Österreich. Während die Franzosen an diesem Tag ausschließlich bei der nur wenige Kilometer südlich gelegenen Ortschaft Solferino kämpften (Schlacht von Solferino), wurden die Piemontesen und andere italienische Freiwillige vorwiegend in San Martino eingesetzt. Die dort von den Österreichern gehaltenen Höhenzüge konnten die Italiener nach vierzehnstündigem Kampf einnehmen. Solferino und San Martino bilden heute einen gemeinsamen Denkmalkomplex.
Verlauf der Schlacht
Am Morgen des 24. Juni erteilte Kaiser Napoléon III. seinen unterstellten französischen und italienischen Truppen den Befehl, auf das österreichische Festungsviereck Mantua-Peschiera del Garda-Verona-Legnago zu marschieren. Er ahnte nicht, das die österreichischen Truppen den Mincio überquert hatten, einen Abfluss des Gardasees, der zugleich die Westfront des österreichischen Festungsvierecks darstellte. Sie wollten mit dem Mincio im Rücken eine Entscheidung in der westlich gelegenen Ebene von Montichiari suchen, wo ihnen der Einsatz ihrer Kavallerie vorteilhafter erschien. Die beiden Heere hatten zu diesem Zeitpunkt keine Informationen über die Bewegungen ihres jeweiligen Gegeners.
Napoleon III. erhielt erste Informationen über den österreichischen Vormarsch am 24. Juni um 5.30 Uhr morgens während der Beerdigung eines verstorbenen französischen Generals. Vom Turm der Pfarrkirche von Castiglione delle Stiviere aus plante er den Einsatz seiner Verbände und befahl anschließend den Angriff. Die beiden Heere trafen auf den sich von Norden nach Süden hinziehenden Höhenzügen zwischen San Martino, Solferino und Cavriana aufeinander. Die schweren Kämpfe in Solferino brachten gegen 14.00 Uhr eine Vorentscheidung, die durch ein von Napoleon persönlich angeordnetes Gefecht bei Cavriana definitiven Charakter annahm. Am Abend quartierte sich Napoleon in dem Haus in Cavriana ein, in dem der österreichische Kaiser Franz Joseph I. tags zuvor übernachtet hatte.
Obwohl San Martino und Solferino in unmittelbarer Nachbarschaft liegen, wurden dort am 24. Juni 1859 jeweils zwei separate Schlachten geschlagen. Die Schlacht von San Martino begann am frühen Morgen, als piemontesische Aufklärungseinheiten des Oberstleutnants Raffaele Cadorna am Fuß des Hügels von San Martino auf österreichische Truppen stießen. Die nach und nach in den Kampf geworfenen österreichischen Einheiten zwangen die Piemontesen zunächst zum Rückzug. Angesichts der prekären Lage befahl König Viktor Emanuel II. von Piemont-Sardinien seiner nach Solferino marschierenden Brigade Aosta, nach San Martino umzukehren. Der Hügel von San Martino wechselte im Lauf des Tages sieben Mal den Besitzer. Gegen 17.00 Uhr begann unter schwerem österreichischen Artilleriefeuer ein piemontesischer Angriff, in dessen Verlauf die strategisch wichtigen Stellungen zwischen Cascina und Colombare erobert wurden. Der österreichische General Benedek hatte mittlerweile einen Rückzugsbefehl erhalten, dem er aber erwiesenermaßen nicht nachkam. Gegen 18.00 Uhr begann während eines Gewitters der piemontesische Angriff auf die letzten österreichischen Stellungen, die erst gegen 21.00 Uhr eingenommen werden konnten. In der Nacht zogen sich die österreichischen Verbände in ihr Festungsviereck zurück. Der Krieg von 1859 (auch Sardinischer Krieg oder Zweiter Italienischer Unabhängigkeitskrieg genannt) endete mit dem Waffenstillstand von Villafranca und der Abtretung der Lombardei an das Königreich Piemont-Sardinien.