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Alexander Gawrilowitsch Gurwitsch

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Lebenslauf

Im September 1874 wurde Alexander Gawrilowitsch Gurwitsch in Poltawa (Ukraine) als Sohn einer gebildeten jüdischen Familie geboren. Musik und Kunst waren seine Interessen in seiner Kindheit.

Nach seinem Gymnasiumabschluß 1892 ging er nach München an die Akademie der Schönen Künste, welche er jedoch nicht zum Abschluß brachte. Danach begann er ein Studium an der medizinischen Fakultät der Universität München und interessierte sich dort für die biologischen Wissenschaften. Im sechsten Semester begann er im Labor von Professor Karl von Kupffer seine Arbeiten. 1895 wurde die erste veröffentlicht. Sie befaßte sich mit dem Einfluß chemischer Verbindungen des Umgebungsmediums auf die Entwicklung von Amphibien. Er promovierte 1897 setzte jedoch seine Arbeiten in Kupffers Labor fort.

1899 erhielt er eine Stelle an der anatomischen Fakultät der Straßburger Universität. Anschliesend, 1901 arbeitete an der Fakultät für Anatomie Universität Bern. In beiden befaßte er sich hauptsächlich mit der Embryologie, Histologie und Zytologie.

1903 heiratete er Lydia D. Felicina, russische Studentin an der medizinischen Fakultät in Bern und gerade dabei mit ihm als Doktorvater ihre Doktorarbeit zu schreiben.

1905 kehrte Alexander Gurwitsch zusammen mit seiner Frau nach Rußland zurück. Wenig später übernehm er eine Professur für Anatomie und Histologie am Bestuschew-Frauenkollegium in Sankt Petersburg. Dort arbeitete er bis zur Oktoberrevolution und dem Bürgerkrieg. In dieser Zeit bildete er seinene allgemeinen konzeptionellen Ansatz zum Verständnis biologischer Probleme. Er war einer der wenigen Biologen, die auch hervorragende Kenntnisse in Physik und Mathematik besaßen. Im „Kreis kleiner Biologen“, durch in initiiert und aktives Mitglied, prangerte er ironisch die konservative Arroganz und Stagnation der „Großen Namen“ der Universität an.

Im Herbst 19l8 zogen die Gurwitschs, seine Frau unterstütze ihn bei allen seinen Arbeiten nud ist eigendlich untrennbar damit verbunden, nach Simpheropol (Insel Krim). Dort übernahm er die Leitung der Histologischen Fakultät der damals neu gegründeten Tavria-Universität. Im Jahre 1923 dann die Entdeckung der mitogenetischen Strahlung, wodurch er weltweite Anerkennung fand.

1924 wurde er zum Professor der Fakultät für Histologie und Embryologie an der Moskauer Medizinischen Universität gewählt. Hier untersuchte er seine Entdeckung der mitogenetischen Strahlung. Zu diesem Zeitpunkt wurde diese weltweit anerkannt. Er entwickelte eine Methode mit Hefekulturen, mit der er diese Strahlung nachweisen konnte. Diese erwies sich als phantastisches experimentelles Werkzeug.

In seiner „Moskauer Zeit“ wurde auch die Alexander Gurwitsch Schule gegründet. Dieser gehörten einige ehemalige Studenten aus St. Petersburg (V. V. Polowtsewa und A. A. Lyubishhew), der Insel Krim (S. Salkind und G. M. Frank) und neue aus Moskau (M. A. Baron, L. Blyacher, M. A. Worontsowa, V. F. Eremeew, A. P. Pototskaya, N. N. Kannegieser und V. A. Dorfman) an.

Ende der 20er Jahre wurde Alexander Gurwitsch, ein Biologe und Vitalist, für die Autoritäten der Universität zum Symbol ketzerischen Freidenkertums. Der unvermeidliche Konflikt brach 1929 aus, und er verließ die Universität 1930.

Man bot ihm daraufhin eine Stelle am Forschungsinstitut für Experimentelle Medizin in Leningrad an, das erste Forschungsinstitut Rußlands, das nicht einer Universität angegliedert war. Er erhielt auch ein Labor am neugegründeten Institut für Röntgenologie und Radiologie. Dies bedeutete für ihn, sich ganz ohne Lehrverpflichtungen in die reine Forschungsarbeit stürzen.

Anfang 1934 hielt Gurwitsch Vorlesungen über die mitogenetische Strahlung in Wien, Paris, Amsterdam, Leyden, Utrecht und Groningen . Er folgte einer Einladung von der Wiener Biologischen Gesellschaft, vom Pariser Pasteur-Institut und von der Holländischen Studentenvereinigung. Im Herbst desselben Jahres nahm er am Internationalen Kongreß für Elektroradiobiologie in Venedig teil. Während dieser beiden letzten Besuche im Westen, lernte er die wichtigsten Forscher kennen, die sich mit der Frage der mitogenetischen Strahlung befaßten.

Im Herbst 194l standen die Nazitruppen vor Leningrad und er und seine Familie wurden nach Kazan ausgeflogen. Hier konzentrierte sich Gurwitsch ganz auf die rein theoretische Arbeit. Es gab keine Möglichkeiten, irgendwelche Experimente durchzuführen. Seine Feldtheorie erhielt hier ihre endgültige Form des vektoriellen biologischen Feldes. 1944 wurde sie in russischer Sprache veröffentlicht, 1947 auch auf französisch.

Unmittelbar nach dem Krieg wurde Alexander Gurwitsch Direktor des Instituts für Experimentelle Biologie, welches der neuen Sowjetischen Akademie für Medizinische Wissenschaften angeschlossen war. Er leitete auch die Abteilung für Zellforschung an diesem Institut.

1948 begann das düsterste Kapitel der biologischen Wissenschaften in der Sowjetunion. T. D. Lysenko organisierte die berüchtigte Augustsitzung der Akademie für Agrarwissenschaften. Eine Periode erzwungenen Gehorsams gegenüber obskuren und primitiven Dogmen in allen Bereichen der Biologie begann. Er protestierte, reichte seinen Rücktritt ein und ging in den Ruhestand.

In seiner Wohnung arbeitete er aber weiter und Leitete weiterhin das mehr und mehr verkleinerte Labor für Zellteilung, welches dann 1953 ganz geschlossen wurde. Kurz darauf wurde es wieder eröffnete, jedoch nur mit zwei Stellen besetzt: Prof. Anna Gurwitsch und Dr. Victor F. Eremeev. Eine Reihe von Freiwilligen - Studenten oder Angestellte verschiedener Institutionen – arbeiteten in diesem Labor auf engstem Raum. Alexander Gurwitsch widmete sich in dieser Zeit vor allem seinem letzten Werk: die "Analytische Biologie". Dieses Buch wurde bis heute nicht veröffentlicht.

Seine letzten Vorlesungen hielt er in den Jahren 1953-54 in seiner Wohnung. Alexander Gurwitsch starb am 27. Juli 1954.


Entdeckungen

Lehre der Zellstrahlung

Diese Lehre ist als Lehre der mitogenetische Strahlung bekannt und wird heute unter der bezeichnung Biophotonik weitergeführt.

Theorie des biologischen Feldes

Für diese Theorie verwendete Gurwitsch als erster den Begriff Feld in der Biologie.

Artikel, Bücher und Arbeiten

  • Über die Zerstörbarkeit und Restitutionsfähigkeit des Protoplasmas in Echinodermeneiern und Amphibieneiern; (1904) Verhältnis der Anatomischen Gesellschaft. 146-15 I
  • Über die Zerstörbarkeir und Restitusionsfähigkeit des Protoplasmas des Amphibieneier (1905) Anatomischer Anzeiger 27. 481-497
  • Regulationsphänomene im Protoplasma; (1908) Proceedings of thc Sanct Petersburgh Naturalist Society 37. 140-189 (russisch)
  • Über Determination, Normierung und Zufall in der Ontogenese.’ (1910) W. Roux’ Archiv für Entwicklungsmechanik 30, 133-193
  • Die Vererbung els Verwirklichungsvorgang; (1912) Biologisches Zentralblatt 32, 458-486
  • Der Vererbungsmechanismus der Form; (1914) W. Roux’ Archiv für Emwicklungsmechanik S9, 516-577
  • Über den Begriff des embryonalen Feldes; (1922) W. Roux’ Archiv für Entwicklungsmechanik Sl, 353-415
  • Weiterbildung und Verallgemeinerung des Feldbegriffes: (1927) W. Roux’ Archiv für Entwicklungsmechanik II2. 433-454
  • Der Begriff der Äquipotentialität in seiner Anwendung auf physiologische Probleme; (1929) Archiv für Entwicklungsmechanik ll6. 20-35
  • Die historischen Grundlagen der Biologie; (1930) Fischer Verlag, Jena
  • Die mitogenerische Strahlung: (1932) Fischer Verlag, Berlin
  • Die mitogenetische Strahlung; (1932) Medigiz Verlag, Moskau (russisch)
  • Mitogeneric analysis of the exitation of the nervous svstem; (1937) Amsterdam
  • Schadstrahlung des zentralen Nervensystems; (1937) Arkhiv Biologichcskikh Nauk 45, 53-57 (russisch)
  • Aurobiographisches Tagebuch; (1941) unveröffentlicht
  • Die Theorie des biologischen Feldes; (1944) Sowjetskaja Nauka. Moskau (auf russisch)
  • Une theorie du champ biologique cellulaire;(1947) Bibliotheca Biothroretica, ser. D, il, 1-149
  • Das Konzept des "Ganzen" im Licht der zellulären Feldrheorie: (1947) tn ..Sammlung von Arbeiten zur Mitogenese und der Theorie des biologische Feldes", l4l-l47. Medizinisches Verlagshaus, Moskau (russisch)
  • Analytische Biologie: (1954) unveröffentlicht
  • Die Theorie der Mirose; (1954) unveröffentlicht.
  • Ausgewählte Werke (1977), Herausgegeben von L. V, Beloussow. Anna Gurwitsch und S. Y. Salkind, Meditsina, Sowjetische Akademie der Wisscnschaften, Moskau (russisch)
  • The physico-chemical basis of mitogeneric radiation: (1943) Transaction of M. Faraday Society 39, 201-204 (zusammen mit J. I. Frenkcl)
  • Analyse der sekundären mirogenerischen Strahlung; (1931) Arkhiv Biologicheskhikh Nauk 3l, 85-87 (russisch)
  • Mitogenerische Strahlung; (1934) Verlag des Instituts für experimentelle Medizin, Moskau. MitogenttischeAnalyse der neuralen Erregung; (1935) Verlag des Instituts für experimentelle Medizin, Moskau-Leningrad (russisch)
  • Mitogenetische Schadstrahlung; (1937) Bulletin für experimrntelle Biologie und Medizin 4, 459- 460(russisch)
  • Mitogenetische Strahlung; (1937) Verlag des Instituts für experimentelle Medizin, 406-411 (russisch)
  • Neue Möglichkeiten der rnitogenetischen Spektralanalyse; (1937) Bulletin für experimentelle Biologie und Medizin 4, 474-477 (russisch)
  • Quencher im Blut von Krebspatienten und ihre Bedeutung für die Diagnose; (1938) Archiv der biologischen Wisscnschaft 51, 40-44 (russisch)
  • Zwanzig Jahre mitogenerische Strahlung; (1943) Fortschritte dcr modernen Biologie 15, 305-334 (russisch)
  • Mitogenetische Spektralanalyse durch selektive Streuungsmethoden, (1945) Acta Physica et Chimica 20, 635-644
  • Mitogenetische Strahlung: Physisch-chemische Grundlagen und Anwendungen in Biologie und Medizin: (1945) Medgiz, Moskau (russisch)
  • Einführung in die Lehre der Mitogenese, Verlag der Akademie der medizinischen Wissenschaft, Moskau (russisch)
  • Die mitogenetische Strahlung; (1959) Fischer Verlag. Jena