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Saba (Antike)

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Saba (griech.: Σαβα ; hebr.: Šebā; sab.: sb') war ein Königreich im heutigen Jemen zwischen 1000 v. Chr. und 400 n. Chr. mit der Hauptstadt Marib.

Trotz seiner Bedeutung steht die Erforschung der Geschichte und Kultur dieses Landes erst am Anfang. Vor allem die zeitliche Einordnung der historischen Ereignisse und der bekannten Könige ist noch nicht gesichert.

Geschichte

Frühzeit und Sabas Vorherrschaft

Der Bericht über den Besuch der Königin von Saba bei König Salomo im 10. Jahrhundert vor Christus wird zuerst in der jüdischen Bibel erwähnt. Es ist unklar, ob es zusätzlich außerbiblische Überlieferungen von dieser Zusammenkunft gibt. Dafür spricht, dass der Bericht später im Koran zu lesen ist - und zwar mit Details, die in der Bibel nicht vorkommen (z.B. Name der Königin ist Balqis). Die Historizität dieses Besuches ist aber unklar, möglicherweise spiegelt er die Entstehung von Handelsverbindungen wieder.

Das Reich von Saba wurde spätestens im 8. Jahrhundert v. Chr. vom Stamm der Sabäer im nordwestlichen Jemen gegründet (teilweise wird auch schon das 10. Jahrhundert v.Chr. angenommen; dafür spricht die Besiedlungskontinuität in Marib und an anderen Orten). Die Annahme, dass zunächst Sirwah die Hauptstadt des Reiches war, ist überholt. Von Anfang an war Marib das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des Reiches. Wirtschaftliche Grundlage des Landes war die Landwirtschaft und der Weihrauchhandel, der von Marib kontrolliert wurde. Zur Bewässerung der Oase von Marib wurden schon früh Dammanlagen errichtet, die Vorgänger des berühmten Staudammes von Marib.

Karib'il Watars Feldzüge gegen Ausan

Die erste Erwähnung von Saba bildet die bei Haditha (Irak) gefundene Notiz, dass ein Statthalter von Suchu und Mari zur Mitte des 8. Jahrhunderts v. Chr. bei Hindanu (bei Abu Kemal) eine Karawane aus Saba und Teima überfallen habe [1]. Um 715 v. Chr. leistete ein Itamra von Saba und um 685 v. Chr. ein Karibilu von Saba dem Neuassyrischen Reich Tribut. Die Identifikation der beiden Könige mit Königen aus sabäischen Quellen ist nicht gesichert, da mehrere Könige dieses Namens belegt sind, Karibilu ist aber wahrscheinlich mit Karib'il Watar identisch, dem ersten in zeitgenössischen sabäischen Texten belegten König Sabas. In mehreren Feldzügen gelang ihm wohl mit Hilfe der Vasallen Qataban und Hadramaut die Unterwerfung des Nachbarstaaten Ausan, dessen Gebiet dem Vasallen Qataban zugeschlagen wurde, sowie durch die Eroberung von Nadschran die Kontrolle des Weihrauchhandels. Wahrscheinlich um diesen nicht zu beeinträchtigen, zahlte Karib'il den Assyrern, die damals in Syrien den Endpunkt der Weihrauchstraße kontrollierten, Tribut. Neben dem Weihrauchhandel gab es auch einen umfangreichen Seehandel mit der afrikanischen Ostküste. Besonders im heutigen Eritrea wurden Kolonien gegründet, aus denen sich im 1. Jahrhundert v. Chr. das Reich von Aksum entwickeln sollte. Zum Unterhalt der Bevölkerung wurde im 6. Jahrhundert v. Chr. der berühmte Staudamm von Marib errichtet. Mit diesem Damm konnten große Flächen des Wüstenbodens am Rand der Rub al-Chali urbar gemacht werden, was erheblich zum Aufstieg von Saba beitrug. In der zweiten Hälfte des 6. Jh. v. Chr. unterwarf König Yathiˁ'amar Bayin, der auch den Mariber Damm vollendete, Ma'in, Amir und das inzwischen offenbar wieder verlorengegangene Nadschran.

Verlust der Vorherrschaft

Im 4. Jahrhundert v. Chr. errangen die Vasallen Ma'in, Qataban und Hadramaut ihre Unabhängigkeit, das erste Zeugnis von Ma'ins Unabhängigkeit stammt von etwa 420 v. Chr. [2]; um 390 v. Chr. schlug Qataban Saba [3]. Durch den Verlust von Ma'in, das zwischen Saba und Nadschran lag, verlor Saba vorübergehend die Kontrolle über die Weihrauchstraße. Da Saba mit dem Bab el-Mandab auch den Seeweg durch das Rote Meer nach Indien kontrollierte, versuchte der römische Kaiser Augustus (27 v. Chr.-14 n. Chr.) Saba zu unterwerfen. Dazu unternahm der römische Feldherr Aelius Gallus unter Führung des nabatäischen Kanzlers Syllaios mit römischen, judäischen und nabatäischen Truppen 25 v. Chr. einen Feldzug nach Südarabien. Nach einem langen, beschwerlichen und verlustreichen Marsch erreichte das römische Heer, das nach Strabo (Geographie, XVI 4,23-24) von Syllaios absichtlich in die Irre geleitet wurde, die nördliche Grenzstadt Sabas, Nadschran, das nach einer kurzen Schlacht eingenommen wurde, und kurz darauf die ehemals minäische Stadt Yathill, die Gallus besetzen ließ. Darauf belagerte er sechs Tage lang Marib, zog dann aber aufgrund des Wassermagels und von Krankheiten ab und erreichte ohne weitere Schwierigkeiten Anfang 24. v. Chr. das Nabatäerreich. Trotz der militärischen Überlegenheit der Römer war der Feldzug aufgrund der Unkenntnis des Geländes erfolglos. Seinen politischen Höhepunkt erreichte Saba mit der Eroberung von Hadramaut (242), womit wieder die gesamte Weihrauchstraße im Jemen kontrolliert wurde.

Allerdings geriet Saba seit der Zeitenwende zunehmend in eine wirtschaftliche Krise. Bisher war der Handel auf der Weihrauchstraße und die daraus erlangten Gewinne ein wichtiges Standbein für die Wirtschaft von Saba gewesen. Im 1. Jahrhundert v.Chr. erschlossen die Ptolemäer von Ägypten aber den Seeweg nach Südarabien und konnten deshalb unter Umgehung der Zölle und Abgaben auf dem Landweg in den Weihrauchhandel einsteigen. Zwar hatten die Sabäer selbst einen umfangreichen Seehandel mit Ostafrika, doch basierte die Wirtschaft des Landes auf der Kontrolle der Weihrauchstraße im Landesinneren.

Vorherrschaft Himjars und Ende

Durch die Verlagerung der Handelswege gewannen die Küstengebiete zunehmend an Bedeutung. So konnten die Himjariten, die erstmals zu Anfang des 1. Jh. n. Chr. in einer hadramautischen Inschrift[4] und bei Plinius dem Älteren erwähnt wurden, im südlichen Bergland des Jemen seit 100 zunehmend an Einfluss gewinnen, da sie besser die Häfen und damit den Seehandel kontrollieren konnten. Schon bald nach 100 n. Chr. errang Himjar gegen Saba Siege. Etwa gleichzeitig zerfiel Saba in mehrere Sippen oder Dynastien, die um die Vorherrschaft stritten: die traditionelle Dynastie von Marib, die Hamdaniden um Nait, die Marthad in Schibam und die Gurat aus Dschebel Kamin. Um 200 n. Chr. rissen die Hamdaniden die Macht an sich, jedoch blieb das alte Zentrum Marib auch weiterhin das religiöse Zentrum Sabas. ˁAlhan Nahfan (um 200 n. Chr.) verbündete sich zunächst mit den Abessiniern, sein Sohn Shaˁir Awtar dagegen bekämpfte Aksum, schlug 217/18 bei Schawa'ran den Hadramaut und warf einen Aufstand der zentralaribischen Kinda (280 km nordöstlich von Nadschran) nieder. Die letzten Erfolge errangen Ya'zil Bayan und Ilscharah Yahdib aus der Gurat-Dynastie, die 248/29 gemeinsam Himjar besiegten. Um 260 schließlich wurde Saba von Himjar endgültig unterworfen. Zwar betrachteten sich die Himjariten als Nachfolger der Sabäer, doch konnte der Niedergang des Hinterlandes nicht mehr aufgehalten werden. Zunehmend zerfielen die Bewässerungsanlagen, was zur Abwanderung der Bevölkerung führte. Nach mehreren Dammbrüchen wurde Marib 572 endgültig aufgegeben.

Mit byzantinischer Unterstützung eroberten die Abessinier 525 Südarabien, nachdem es 517 an den jüdischen König Yūsuf Asar Yatar gefallen war. Jemen wurde kurzzeitig ein abessinischer Vasallenstaat, ab 575 gelangte es in die Abhängigkeit des Perserreichs, bis es 597/598 eine Provinz des Sassanidenreiches wurde.

Die Wissenschaft vom antiken Südarabien nennt man Sabäistik.

Liste der Könige von Saba

(Reihenfolge und Datierung sind oft sehr unsicher)

  • Karib'il Watar, 8. Jahrhundert v. Chr.
  • Yadaˁ'il Yanif ben Kariba-il
  • Sumhuˁalay Yanuf, 8. Jahrhundert v. Chr.
  • Yathiˁ'amar Bayin I.
  • Dhamarˁali I.
  • Sumuhu'ali I.
  • Yada'il Dharih I.
  • Sumuhu'ali Yanuf I.
  • Darih
  • Yathiˁ'amar Watar
  • Yadaˁ'il Bayan, 6. Jahrhundert v. Chr.
  • Karib'il Bayin I.
  • Dhamar 'Ali Watar
  • Sumahuˁali Yanuf II., ca. 545-525 v. Chr
  • Yathiˁ'amar Bayin II., ca. 525-495 v. Chr
  • Karib'il I.
  • Yadaˁ'il I. mit
  • Yathiˁ'amar I.
  • Karib'il II.
  • Samahuˁali II.
  • Yadaˁ'il II.
  • Yathiˁ'amar II.
  • Yadaˁ'il Bayin II.
  • Samahuˁali Yanuf III. ca. 410-380 v. Chr
  • Yathiˁ'amar Watar I.
  • Yaqrub Malik Darih
  • Samahuˁali Yanuf IV.
  • Yadaˁ'il Bayin III.
  • Yaqrub Malik Watar I.
  • Yathiˁ'amar Bayin III.
  • Karib'il Watar II., ca. 320-270 v. Chr
  • Yadaˁ'il Bayin IV.
  • Yaqrub Malik Watar II.
  • Dhamarˁali Yanuf
  • Yathiˁ'amar Bayin IV.
  • Samahu'ˁli Darih II., ca. 200-175 v. Chr
  • Karib'il Bayin II.
  • Yathiˁ'amar III.
  • von Himjariten erobert ca. 116-55 v. Chr
  • Sumahuˁali Yanuf V. ca. 55 v. Chr
  • Yadaˁ'il Watar I. ca. 30 v. Chr
  • Dhamarˁali Bayin I. ca. 25 v..Chr
  • Yadaˁ'il Darih II. ca. 10 v. Chr
  • Dhamarˁaliy Watar, um 0
  • Yathiˁ'amar Watar II. ca. 10-20
  • Yadaˁ'il Watar II. ca. 20-30
  • Dhamarˁali Bayin II. ca. 30-60
  • Karib'il Yuhaim, ca. 40 - 70
  • Nasha' Karib Yuha'min, ca. 90
  • Dhamar’Ali Dharih ca. 75-85
  • 'Ilasharah Yahdub ca. 85-100
  • Wahab'il Yahaz, ca. 150
  • Dhamarˁali Yuhabirr, ca. 180
  • Tha'ran Ya'ub, ca. 200
  • ˁAlhan Nahfan, ca. 210
  • Shaˁir Awtar, ca. 220
  • Ya'zil Bayan, ca. 250 mit Ilscharah Yahdib

Quellen

  1. Publiziert: A. Cavigneaux/B. K. Ismail, in: Baghdader Mitteilungen 21 (1990), S. 32 ff.
  2. so von Wissmann; Inschrift RES 2980
  3. Inschrift RES 3858
  4. RES 2687

Literatur

  • Walter W. Müller (Hrsg.) / Hermann von Wissmann: Die Geschichte von Sabaʾ II. Das Grossreich der Sabäer bis zu seinem Ende im frühen 4. Jh. v. Chr. (Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-historische Klasse. Sitzungsberichte, Band 402) Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften Wien, 1982 ISBN 3700105169
  • Hermann von Wissmann: Zur Geschichte und Landeskunde von Alt-Südarabien (Sammlung Eduard Glaser, Nr. III = Österreichische Akademie der Wissenschaften, philosophisch-historische Klasse, Sitzungsberichte, Band 246) Böhlaus, Wien, 1964
  • Willeitner, Joachim: Jemen, München 2002. ISBN 3-7774-8230-7
  • Phillips, Wendell: Kataba + Saba: Entdeckung der verschollenen Königreiche an den biblischen Gewürzstraßen Arabiens. S. Fischer Verlag, Frankfurt a.M. 1958.
  • Klaus Schippmann: Geschichte der alt-südarabischen Reiche, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1998 ISBN 3-534-11623-2