Jakob Lorber
Jakob Lorber (* 22. Juli 1800 in Kanischa/Kaniža bei Šentilj, damals Österreich-Ungarn; † 24. August 1864 in Graz) war österreichischer Musiker und christlicher Mystiker und Visionär, der sich als „Schreibknecht Gottes” bezeichnete.
Nach der Ausbildung im Violin-, Klavier- und Orgelspiel arbeitete er als Organist und erwarb 1829 in Graz sein Diplom als Hauptschullehrer. Ferner war er als Musikrezensent tätig. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich durch Konzerte, Mitarbeit im Betrieb seines Bruders und als Musiklehrer. Nach seiner Berufung als „Schreibknecht Gottes” war er auf die Unterstützung durch seine Freunde angewiesen, darunter bedeutende Grazer Persönlichkeiten, wie der damalige Grazer Bürgermeister Anton Hüttenbrenner und dessen Bruder Anselm Hüttenbrenner, der Apotheker der Grazer Landschaftsapotheke Leopold Cantily, sowie der Dichter und steirische Ständesekretär Karl Gottfried Ritter von Leitner, der im 64. Lebensjahr Jakob Lorbers Biographie verfasst hat, die in der Bibliothek im Joanneum aufbewahrt wird.
Am 15. März 1840 um 6 Uhr morgens vernahm Jakob Lorber, laut eigenen Angaben, in sich eine Stimme, die ihn zu schreiben aufforderte. Dieser inneren Stimme widmete er fortan sein Leben und schrieb, ihr folgend, 25 Bücher und viele kleinere Schriften nieder.
Mit der zunehmenden Verbreitung seiner Bücher, bildeten sich an verschiedenen Orten Lorber-Freundeskreise. Deren Mitglieder sahen in Lorbers Schriften eine der Bibel gleichwertige Neuoffenbarung. Ihrer Meinung nach entsprechen Lorbers Aufzeichnungen prinzipiell den Inhalten der Bibel. Sie seien lediglich detaillierter und legten die Gleichnisse der Bibel zusätzlich aus.
An einen Freund schrieb Lorber im Jahre 1858 über die in ihm redende Geistesquelle, die sich ihm als die Stimme Jesu Christi, das lebendige Wort Gottes, vorstellte: „Bezüglich des inneren Wortes, wie man dasselbe vernimmt, kann ich, von mir selbst sprechend, nur sagen, daß ich des Herrn heiliges Wort stets in der Gegend des Herzens wie einen höchst klaren Gedanken, licht und rein, wie ausgesprochene Worte, vernehme. Niemand, mir noch so nahestehend, kann etwas von irgendeiner Stimme hören. Für mich erklingt diese Gnadenstimme aber dennoch heller als jeder noch so laute materielle Ton. - Das ist aber nun auch schon alles, was ich Ihnen aus meiner Erfahrung sagen kann.”
Eine Gedenktafel in der Neuen-Welt-Gasse Nr. 4 in der Altstadt von Graz erinnert heute an Jakob Lorber: „Der Schreibknecht Gottes, der im Jahr 1840 in diesem Hause die ersten Göttlichen Offenbarungen empfing.” Auch gibt es in Graz eine „Jakob-Lorber-Gasse”.
Die innere Stimme
Die ersten erhaltenen Worte bilden zugleich das erste Kapitel des Werkes Die Haushaltung Gottes: "Wer mit Mir reden will, der komme zu Mir, und Ich werde ihm die Antwort in sein Herz legen; jedoch die Reinen nur, deren Herz voll Demut ist, sollen den Ton Meiner Stimmer vernehmen. Und wer Mich aller Welt vorzieht, Mich liebt wie eine zarte Braut ihren Bräutigam, mit dem will Ich Arm in Arm wandeln. Er wird Mich allezeit schauen wie ein Bruder den andern Bruder, und wie Ich ihn schaute schon von Ewigkeit her."
Es folgt ein Wort an die (geistig) Kranken, die getröstet und geheilt werden sollen, danach die Vorstellung an die Suchenden: "Ich bin der wahre Überall und Nirgends. Überall bin Ich, wo man Mich liebt und Meine Gebote hält, - nirgends aber, wo man mich nur anbetet und verehrt. Ist denn die Liebe nicht mehr denn das Gebet, und die Haltung der Gebote nicht mehr denn die Verehrung?!"
Den Schwachen stellt sich die Stimme als starker Gott vor, der sie vollenden und ihnen Stärke geben wird. Es folgen weitere Vorstellungen an die Tänzer und Tänzerinnen (am Geiste erblindete Weltmenschen), die Spieler (Materialisten), an jene welche die Schrift besitzen und sie nicht lesen oder befolgen, an Buhler und Buhlerinnen und abschließend an Kleiderpracht- und Modesüchtige.
Den Abschluß bildet eine Prophezeiung: "Schon steht im Osten ein Stern, welcher dem Orion die Bahn brechen wird, und das Feuer des großen Hundes wird sie alle verzehren; und Ich will die Sterne in großer Menge vom Himmel auf die Erde schleudern, damit die Bösewichte alle umkommen und Mein Licht leuchte allerorten." Darauf folgt die konkrete Vorstellung: "Ich, Jehova, Gott von Ewigkeit, der Wahrhaftige und Getreue zur letzten Warnung. Amen." Und an Lorber: "Du, der du dieses schlecht niedergeschrieben, dir gilt diese zunächst, hernach aber allen übrigen. Amen. Dieses sagt der Erste und der Letzte. Amen."
Werke
Das Lorber-Schrifttum umfasst 25 zum Großteil sehr umfangreiche Bände, die von Lorber in nur 24 Jahren gemäß dem „inneren Diktat” geschrieben wurden. Die Handschriften werden vom Lorber Verlag in Bietigheim in Deutschland verwahrt.
Bei der umfangreichen Schreibarbeit halfen Lorber später auch mehrere Freunde, darunter Karl Ritter von Leitner und der Komponist Anselm Hüttenbrenner, denen er das innere Wort diktierte. Mehrere, weitere kleinere Schriften entstanden; alle wahren, nach Überzeugung aller Lorber-Freunde, engsten Bezug zum Alten und Neuen Testament. Auch in den weiteren Schriften geht es um Auslegung, Erklärung und Vertiefung der in der Bibel jeweils nur kurz angerissenen Themenkreise.
- Die Haushaltung Gottes - Das erste Werk (in 3 Bänden erhältlich) behandelt religiöse Grundthemen, wie das Wesen Gottes, Urschöpfung der Geisterwelt, die materielle Weltenschöpfung, die Erschaffung des Menschen und dessen Urgeschichte bis zur Sintflut. Ein lexikaler Anhang ist separat erhältlich.
- Die Jugend Jesu - Dieses Werk versteht sich als die Neuoffenbarung des nur verstümmelt überlieferten Jakobus Evangeliums, das deswegen als apokryph erklärt und nicht in die Bibel aufgenommen wurde. Es wird allgemein als gutes Einstiegswerk zur Lorber Literatur betrachtet.
- Drei Tage im Tempel - Die Diskussion des 12-jährigen Jesus mit den Schriftgelehrten im Tempel im Detail.
- Das große Evangelium Johannes - Das umfangreichste und bekannteste Werk (10 Bände), ein ausführlicher Kommentar zum Evangelium nach Johannes und den anderen Evangelien mit dem Anspruch, Ergänzung, Erweiterung und Auslegung des Neuen Testamentes zu sein. „Das große Evangelium Johannes” behandelt Vers für Vers das Evangelium des Apostels Johannes der Bibel, lehnt sich eng daran an, vertieft mehrgründiges Verstehen der Gleichnisse und damit die geistigen Ziele des Johannesevangeliums.
- Erde und Mond, Der Saturn, Die natürliche Sonne, Die Fliege, Der Großglockner - Diese Bücher gehören neben den Texten über das Jenseits zum bemerkenswertesten Teil der Neuoffenbarung. Es handelt sich um sogenannte „Naturevangelien”, eine göttliche Naturkunde.
- Die geistige Sonne, Bischof Martin, Von der Hölle zum Himmel (Robert Blum), Jenseits der Schwelle - Ausführliche Beschreibungen des Jenseits („Geisterwelt”) und der Weiterentwicklung einer Seele nach ihrem Tod.
- Himmelsgaben - Zusammenfassung (3 Bände) der Diktate, die neben den Hauptwerken gegeben wurden.
- Die große Zeit der Zeiten - Pathiel - Sammlung von Gedichten und Gebeten.
Lehre
Prophetie
Jakob Lorber behauptete, viele der Dinge, die ihm offenbart wurden, nicht verstehen zu können. Tatsächlich finden sich in seinen Schriften Aussagen und Konzepte, die als Hinweise auf Atome, Elementarteilchen und das enorme Energiepotential in der Materie interpretiert werden können. Er erhielt Berichte über ein Zeitalter der Technologie und weltweiten Kommunikation und Vernetzung (Globalisierung, Internet, Flugverkehr)[1]. Ebenso wird von einer Friedenzeit durch zu verheerende Waffen (Atombomben)[2], großen Nöten und Arbeitslosigkeit, Glaubenslosigkeit, klimatischen Veränderungen und Katastrophen[3] durch die Verbrennung fossiler Energieträger und über Luftverschmutzung und Wüstenbildung durch Entwaldung berichtet.
Beispiele:
- Der Planet Neptun wurde 1846 entdeckt, jedoch wurde Lorber schon 1842 von einem weiteren, noch unbekannten Planeten, genannt "Miron" unterrichtet.[4]
- Schon 1842 erhielt Lorber die Information, etwa zwölftausend Millionen Kometen würden sich in weitesten Distanzen um die Sonne bewegen.[5] Entsprechende erste Vermutungen von Wissenschaftlern gab es erst nach 1924.
- Der Astronom Kazimierz Kordylewski entdeckte 1962 das kosmische "Staubphänomen". Im Offenbarungswerk wird dieses Phänomen als "negative Kometen" erwähnt.[6]
- Bisher unerklärliche Phänomene, welche von Astronauten beobachtet wurden, werden in der Offenbarung beschrieben; z.B. Glenn und Gagarin sahen während ihrer Erdumkreisung zeitweilig ihre Raumkapsel umgeben von einer Schar "flimmernder Leuchtpunkte", die einem Schwarm Glühwürmchen glichen. Denselben Vergleich verwendet das Offenbarungswerk, wobei die "schimmernden Würmchen" als Äther- und Luftgeister beschrieben werden.[7]
- Die Ablehnung des materialistisch-mechanistischen Weltbildes durchzieht das gesamte Offenbarungswerk[8], die Materie sei vielmehr von einem unvorstellbar energiereichen Geistesleben erfüllt und bestehe aus lauter Intelligenzen, die von höheren Intelligenzen nach Ordnung und Notwendigkeit zeitweilige festgehalten werden[9]. Erst durch die moderne Atomforschung näherte sich die Wissenschaft dieser Erkenntnis. Auch die Entdeckung von Prof. Wiener, der ein gewisses Eigenleben künstlicher Roboter erkannte und von einer Unterjochung der Menschen durch die Maschinen warnte, bestätigen sich.
- Der japanische Physiker Hideki Yukawa erhielt 1952 für seine Forschung über das atomare Meson mit der gefundenen Lebensdauer von einer trillionstel Sekunde den Nobelpreis. Die sogar exakt selbe Zeitangabe[10], inklusive der Erkenntnis, wie das Atom nicht der nicht weiter teilbare Baustein der Materie sei, war Lorber schon 1840 gegeben worden, natürlich nicht in Begriffen und Terminologie der modernen Forschung.
- Das Lorberwerk beinhaltet eine subtile Gehirnlehre, wonach das menschliche Gehirn aus einer ungeheueren Zahl kleinster Pyramidengebilde besteht, in die Sinneswahrnehmungen eingraviert werden.[11] Erste anatomische Bestätigungen dieser Lehre erbrachten Forschungen um 1930 des Gehirnspezialisten Oskar Vogt, der in der Tiefenschicht der grauen Gehirnrinde Pyramidalzellen feststellte.
Die zweite Wiederkunft Christi
Die sogenannte „Neuoffenbarung” über Jakob Lorber versteht sich als die zweite Wiederkunft Christi. Diese Wiederkunft soll nicht nur allein über die Offenbarung an Jakob Lorber stattfinden, sondern auf verschiedene Art über mehrere Visionäre und Mystiker. Auch die zu erwartende Kritik wird erwähnt. [12]
Ähnlich umfangreiche Wortoffenbarungen neuerer Zeit finden sich auch von der Mystikerin Maria Valtorta (1897–1961) (Hauptwerk: „Der Gottmensch”) und von Alam Ames (geb. 1953) (Hauptwerk: „Durch die Augen Jesu” - Botschaften seit 1996, noch nicht abgeschlossen.) Zu den Wortoffenbarungen können auch die Botschaften von Maria in Fatima, Lourdes, Medjugorie usw. gezählt werden, obwohl diese, vor allem vom Umfang her, nicht zu vergleichen sind.
Emanuel Swedenborg wird oft in einem Zug mit Jakob Lorber genannt, weil es viele Gemeinsamkeiten in deren Niederschriften und Sichtweisen gibt. Swedenborg schrieb jedoch seine Bücher nicht wie Lorber nach einem inneren Diktat, sondern sah Visionen und machte Erfahrungen auf geistigen Ebenen, die er selbst erforschte, deutete und in Worte fasste. Zudem lebte Swedenborg vor Lorber in einer wesentlich unaufgeklärteren Zeit und kann somit als auch geistiger Wegbereiter angesehen werden.
Glaubensleben
In den Texten der Offenbarung findet sich mehrmals eine scharfe Ablehnung von Tempeln (Kirchen), Ritualen und Zeremonien. Die Tempel sollen die Menschen selbst sein, indem sie das Wort Gottes vollwirksam bzw. tatkräftig annehmen und so den Heiligen Geist Gottes in ihren Herzen erwecken. [13]
Organisierte Religionsgemeinschaften mit Berufspriestern werden scharf kritisiert und mit den Pharisäern und Schriftgelehrten des alten Judentums gleichgesetzt. Auch die biblischen Warnungen vor falschen Propheten wird mit den später entstandenen Amtskirchen oder dem Priestertum in Verbindung gebracht. [14]
Auch eine theologische Ausbildung auf Hochschulen wird abgelehnt, da solche allein verstandesbildende Schulen die Wege der Welt (oder des Satans) seien, sich seine Kinder zu ziehen, und nicht die des Herrn, der bei den Seinen die Gemütsbildung primär über die nur sekundäre Verstandesbildung setzt. [15]
An anderer Stelle wird gesagt, dass auch ein zeremonieller Gottesdienst annehmbar sei (wie überhaupt jede Handlung), wenn die Ausführenden und Teilnehmer aus ihrer von Herzen kommenden Gottesliebe bei der Sache seien. Konkret empfohlen jedoch wird mehrmals ein nur brüderlich organisierte Gemeinschaftsleben (und die Taufe), so wie es bei den Urchristen zu finden war. [16]
Naturwissenschaft
In der Neuoffenbarung finden sich viele Beschreibungen, die teils mit dem aktuellen Wissensstand der empirischen und rationalistischen Naturwissenschaft übereinstimmen und sogar einige spätere Entdeckungen und Erfindungen vorweggenommen haben, andererseits aber auch im krassen Widerspruch dazu stehen. Zum Beispiel ist von Sonnen- und Mondmenschen die Rede und von vielen anderen Wesen, wie Elfen und Naturgeistern, die wie aus dem Märchenbuch zu stammen scheinen.
Die Offenbarung erklärt dazu, dass diese naturkundlichen Beschreibungen der allgemeinen Naturwissenschaft unzugänglich sind, da es sich um eine göttliche Naturwissenschaft handelt, die nicht auf der stets unvollkommenen Sinneswahrnehmung (Empirie) und auch nicht auf dem nur begrenzt leistungsfähigen Verstand (Rationalismus) beruht, sondern auf einem höheren göttlichen Bewusstsein, das nicht auf eingeschränkter Erkenntnis, sondern auf zweifelsfreier und höherer Erkenntnis gründet. Insbesondere der Rationalismus („Weltverstand”) wird angeklagt, die Ursache für die Gottlosigkeit, Probleme und Leiden der Menschheit zu sein, denn der Verstand habe sich dem Gemüt („Herzen”) unterzuordnen und nicht wie ein Tyrann über den Menschen zu herrschen. [17]
Kritik
Da die Texte keine historischen Quellen als Grundlage haben, hängt ihr Wert letztlich davon ab, wie man die Stimme, die Lorber aus dem Herzen gehört haben will, einschätzt. Kritik am Werk Jakob Lorbers bezieht sich z.B. auf folgende Punkte:
- Innerhalb der Neuoffenbarung werden neben theologischen Aussagen auch wissenschaftliche Fragen erörtert. Lorberfreunde führen hier oft treffende Voraussagen für Forschungsergebnisse und Technologien (ähnlich wie bei Jules Verne) als Beleg für die göttliche Herkunft der Neuoffenbarung an (z.B. die Rotation von Monden im Verhältnis zu ihrem Planetenumlauf), die zur Zeit von Jakob Lorber noch nicht bekannt waren. Andererseits enthalten die Texte aber auch Behauptungen, die sich mit den heutigen Naturwissenschaften nicht vereinbaren lassen, z.B. dass Vögel mit Hilfe von Wasserstoff (wie ein Gasballon - 1804 flogen Jean Baptiste Biot und Gay-Lussac mit einem Wasserstoff-Gasballon bereits 7.400 Meter hoch) fliegen (Großes Evangelium Johannes, Band 10, Kapitel 227 Vers 1 bis Kapitel 228 Vers 8), dass ein riesiges Loch mit einer zig Kilometer großen Öffnung vom Nordpol durch die Erde bis zum Südpol geht (vgl. Naturzeugnisse) oder das auf dem Mond (genauer auf der Rückseite) Menschen, Tiere (Schafe, Vögel, Wassertiere, etc.) und Pflanzen leben und es bei der Schneeschmelze immer wieder zu Überschwemmungen kommt. Diese Kritik richtet sich vor allem an die immer wieder betonte Besonderheit der Neuoffenbarung, von Gott unmittelbar diktiert worden und damit (notwendigerweise) unfehlbar zu sein.
- Die evangelische Zentralstelle für Weltanschauungfragen geht in ihren Schriften (siehe unter „Literatur” von Herrn Pöhlmann) auch auf psychische Faktoren als Erklärungsmöglichkeit für die Neuoffenbarung ein (Angeführt wird Antoinette Stettler-Schär. Sie diagnostiziert in ihrer Dissertation eine chronische paranoide Schizophrenie mit manisch-depressiver Komponente bei einer präpsychotisch selbstunsicheren, ängstlichen, neurotischen und geltungssüchtig-hysteriformen Persönlichkeit). Anschaulich werden schizophrene Züge bereits in den sich widersprechenden Äußerungen Lorbers das Judentum sowie die katholische Kirche betreffend. Die Aussagen Jesu wirken außerdem zum Teil eher wie die aktuelle Meinung Lorbers und weniger wie die Sichtweise eines jüdischen Rabbis zur Zeit der römischen Besatzung.
- Da Religionen und religiöse Strömungen wertebildend auf die sie umgebende Gesellschaft wirken, können auch Darstellungen, die z.B. eine Vergewaltigung verharmlosen, als kritisch gewertet werden. In dem folgenden Abschnitt wird dem Vergewaltiger zugute gehalten, er wolle zumindest ein Kind zeugen: »(...) Die wohltuenden Empfindungen des Aktes selbst sollen nicht der Beweggrund zum Akte sein, sondern allein, daß ein Mensch gezeugt werde! (...) Drängt dich der Hauptgrund, so gehe und handle, und du hast keine Sünde! (...) Dieser Akt darf nicht außerhalb der Sphäre der wahren Nächstenliebe geschehen; ein Hauptgrundsatz der wahren Nächstenliebe aber lautet: ,Tuet euern Nächsten das, was ihr wünschet, daß sie auch euch tun sollen!‘ (...) Wie würde es dir zumute, so da ein sonst ganz gesunder Mann käme, vom Bedürfnisse, einen Menschen mit einer Jungfrau zu zeugen, gedrängt, und zeugete mit deiner Tochter gewaltsam eine Frucht?! Siehe, das würde dich zu einer furchtbaren Rache gegen einen derartigen Frevler erfüllen, und du würdest ihn ohne die möglichst schärfste Züchtigung nicht mehr aus den Augen lassen! Und dennoch hätte dieser Mensch keine Sünde gegen die Keuschheit begangen, weil er von dem Ernste gedrängt war, seinen Samen nicht außer einem guten Gefäße zu verstreuen, wodurch einer Menschwerdung ein Pfad abgeschnitten würde. Aber der Akt ist andererseits dennoch ein sündhafter, weil dadurch die wahre Nächstenliebe einen gar gewaltigen Stoß erlitt! Gesetzt, dich selbst drängte ein ernster Akt in der Fremde, du träfst da ein Weib auf einem Felde, und du gewönnest es durch Geld und Worte, deinem Drange entgegenzukommen, und das Weib willfahrte dir das, so hättest du dadurch keine Sünde gegen die Keuschheit, auch keinen Ehebruch begangen, so die Person auch eines Mannes ordentliches Weib wäre. Aber so du bedacht hättest, in welche große und höchst trübe Verlegenheiten und Verfolgungen das Weib kommen werde, so der rechte Mann zu ihr sagen wird: ,Weib, gib Rechenschaft, wer in dich den Samen gelegt hat, da ich dich seit dieser und jener Zeit nicht berührt habe!‘, - siehe, daß du dadurch den häuslichen Frieden zwischen einem Ehepaare gestört hast, das ist eine grobe Sünde wider die Nächstenliebe! (...) Ein Mann aber kann mit seinem Weibe ebensogut die Unkeuschheit treiben als mit einer Hure und ärger noch. (...) ein Weib kann überreizt werden und dadurch in eine leidenschaftliche Begehrlichkeit übergehen, wodurch sie dann eine viel ärgerlichere Hure werden kann (...) Wer aber eine Ledige beschläft, versündigt sich gegen die Keuschheit, weil sein Akt nur die Befriedigung der puren Wollust und nicht die Zeugung eines Menschen zum Grunde hatte und auch nicht haben konnte, weil ihm die reine Vernunft sagen muß, daß man auf den Landstraßen keinen Weizen sät. (...)« (Großes Evangelium Johannes, Band 3, Kapitel 214 Vers 11 bis Kapitel 215 Vers 15). Das Ende dieses Textes stellt auch viele christliche Wertvorstellungen von Treue und Ehebruch auf den Kopf (vgl. z.B. die Bibel, Sprüche 5, 15-23).
- In Lorbers Werk „Erde und Mond“ werden Juden von „Jesus“ (als Mensch selbst ein Jude) antisemitisch als „Schweine“ bezeichnet, denen „selbst der barste Kot“ nicht unwillkommen sei (Kapitel 74, Verse 9-11): »Ein Jude, wie er jetzt beschaffen ist, ist vollkommen ein Schwein; schon das Äußerliche beurkundet für jedermann, zu welcher Tierklasse diese Menschenrasse gehört. Ein Jude sieht nun im allgemeinen aus wie ein Schwein, und stinkt wie ein Schwein, und wälzt sich überall in den allerverächtlichsten Weltschlamme wie ein Schwein, um seinen Gold- und Silberdurst zu stillen. (...) Ein Schwein kann ebenfalls jede Kost genießen; selbst der barste Kot ist ihm nicht unwillkommen, wenn er nur warm ist. - Das ist auch beim Juden der Fall; (...) Die Besten sind, wie ihr zu sagen pfleget, in geistiger Beziehung keinen Schuß Schießpulvers wert.«
- Die Neuoffenbarung von Jakob Lorber, wie sie heute verkauft wird, entspricht z.T. gar nicht mehr den Worten, die Jakob Lorber niederschrieb. Neuere Auflagen enthalten Änderungen und Kürzungen. Allein in „Erde und Mond“ wurden z.B. 11 Kapitel mit der Begründung entfernt (vgl. zweite Auflage), dass es „grelle Widersprüche“ gäbe.
Apologetik der Neuoffenbarung
- Widersprüche zum aktuellen wissenschaftlichen Stand sind ggf. auf unzureichenden Kenntnisstand der Naturwissenschaften zurückzuführen. Auch ist nicht immer deutlich, welche Aussagen der Neuoffenbarung geistlich zu verstehen sind.
- Großes Evangelium Johannes, Band 3, Kapitel 214 Absatz 11 bis Kapitel 215 Absatz 15 (vgl. Kritik) könnte vielleicht von manchen als Verharmlosung von Vergewaltigung missverstanden werden. Es wird jedoch ausdrücklich darauf hingewiesen, dass ein solcher Akt ein sündhafter sei, weil dadurch die wahre Nächstenliebe einen gar gewaltigen Stoß erlitt!
- Sehr negative psychologische Befunde, stets von Personen erstellt, welche den „Patienten“ nie untersucht haben, sind schon immer zur Anwendung gekommen, um prophetische oder mystische Berufungen als Geisteskrankheiten zu „erklären“. Beispiele hierfür gibt es praktisch zu jedem bekannter gewordenen Mystiker, etwa Anna Katharina Emmerick wurde auf diese Weise besonders übel angegriffen.[18]
- Um das Verhältnis der Neuoffenbarung zu den Juden zu klären, müssen noch andere Stellen berücksichtigt werden. Siehe Großes Evangelium Johannes, Band 1, Kapitel 187, Absatz 10,14 und Kapitel 210, Absatz 13. Die Juden werden von Jesus natürlich nicht aus Antisemitismus mit Schweinen verglichen, sondern weil Schweine immer wieder zu ihren Suhlen zurückkehren, egal wie oft man sie sauber macht, was auch bei den Juden, die immer wieder zu ihren alten Sünden zurückgekehrt sind, wie im Alten Testament mehrfach bezeugt, geschehen ist. [19] Im Neuen Testament bezeichnet Jesus die ihn verfolgenden Juden sogar als Kinder des Teufels[20], natürlich ebenso nicht mit antisemitischen Obsessionen, die hier offenbar nur in den Kritikern der Neuoffenbarung leben.
- Gekürzte und neu editierte Ausgaben der Lorber Werke, das sind z.B. „Erde und Mond“, „Von der Hölle zum Himmel“ des Lorber Verlages, sind im Vorwort als solche kenntlich gemacht. Wünschenswert wäre eine Kennzeichnung auf dem Buchcover. Auch ist der Nutzen solcher Ausgaben sehr umstritten. Über das Internet und auf diversen CD Kompilationen sind die ursprünglichen Ausgaben (auch Erstausgaben) zu erhalten. Inhaltlich sind bei den gekürzten und neu editierten Ausgaben bisher keine drastischen Veränderungen bekannt geworden, aber leider nicht ganz auszuschließen.
Wirkung
- Einen literarischen Niederschlag fand Lorber im nachgelassenen Roman Julia, oder die Gemälde von Arno Schmidt.
- In dem Buch „Karmatha” wird von Anita Wolf die geistige Entwicklung Jakob Lorbers vor seiner Erdenmission beschrieben.
- Der deutsche Mystiker und Geistheiler Carl Welkisch erklärt in seinen Büchern (Hauptwerk: „Im Geistfeuer Gottes”) sein Wesen und Wirken mehrmals durch Berufung auch auf die Lorber-Offenbarung.
- Von Gottfried Mayerhofer sind nach „innerem Diktat” drei Bücher erschienen, die unumstritten ergänzenden und kommentierenden Charakter zur Lorber-Offenbarung haben: „Predigten des Herrn”, „Schöpfungsgeheimnisse” und „Lebensgeheimnisse”.
- Leopold Engel sah sich veranlasst, auch nach eigenem „innerem Diktat” einen abschließenden 11. Band des „Großen Evangelium Johannes” niederzuschreiben, der jedoch bei Freunden der Lorber-Offenbarung umstritten ist.
- Bertha Dudde schrieb später nach einem „inneren Diktat” ergänzende Kommentare zur Neuoffenbarung von Jakob Lorber. Die Dudde-Sicht bleibt bei den Lorber-Freunden stark umstritten, wobei aber betont wird, jeder möge sich sein eigenes Bild machen.
Literatur
- Briemle, Gottfried: Der Geist des Universums. Revolutionäres aus dem Lorber-Evangelium. Theophanica-Verlag, Aulendorf 2003, (ISBN 3-9802569-4-4)
- Eggenstein, Kurt: Der unbekannte Prophet Jakob Lorber, Lorber-Verlag, Bietigheim 1990, (ISBN 3-87495-081-6)
- Eggenstein, Kurt: Der Prophet Jakob Lorber verkündet bevorstehende Katastrophen und das wahre Christentum, Pandion Verlag 1997, (ISBN 3922929753)
- Heintschel-Heinegg, Aglaja: Zeugen für das Jenseits: Origenes, Katharina von Genua, Emanuel Swedenborg, Anna Katharina Emmerick, Jakob Lorber, Klara Kern, Zürich: Swedenborg-Verlag, 1974, (ISBN 3859271156)
- Horst Reller, Hans Krech & Matthias Kleiminger (Hrsg.): Lorber-Bewegung - Lorber-Gesellschaft - Lorberianer. In: Handbuch Religiöse Gemeinschaften und Weltanschauungen, Gütersloh 5. Auflage 2000, 214-226.
- Lutz, Walter: Neuoffenbarung am Aufgang des dritten Jahrtausends: Ein Lehr- und Nachschlagewerk der Neuoffenbarung gegeben durch Jakob Lorber, Lorber Verlag, Bietigheim 1969
- Noack, Thomas: Der Seher und der Schreibknecht Gottes: Emanuel Swedenborg und Jakob Lorber im Vergleich. Konstanz 2004. Download
- Pöhlmann, Matthias: Lorber-Bewegung, durch Jenseitswissen zum Heil?. 2002, (ISBN 376217704X)
- Stettler-Schär, Antoinette: Jakob Lorber : zur Psychopathologie eines Sektenstifters Bern 1966.
- Schuchardt, Ralf: Allein die Bibel? Die Widerlegung einer christlichen Legende, Turm Verlag 1997, (ISBN 3-7999-0249-X)
Quellen
- ↑ Lorber, Großes Evangelium, Band 8, Kapitel 185, Absatz 7-8
- ↑ Lorber, Großes Evangelium, Band 8, Kapitel 185, Absatz 9
- ↑ Lorber, Großes Evangelium, Band 8, Kapitel 185, Absatz 4
- ↑ Jakob Lorber, Die natürliche Sonne, Kapitel 53
- ↑ Jakob Lorber, Die natürliche Sonne, Kapitel 1, Absatz 4
- ↑ Lorber, Der Saturn, Kapitel 48
- ↑ Lorber, Großes Evangelium, Band 8, Kapitel 142
- ↑ Lorber, Großes Evangelium Johannes, Band 2, Kapitel 195, Absatz 4
- ↑ Lorber, Erde und Mond, Kapitel 41
- ↑ Lorber, Himmelsgaben, Band 1, Seite 83, Absatz 11
- ↑ Lorber, Großes Evangelium, Band 4, Kapitel 232-235
- ↑ Lorber, Großes Evangelium Johannes, Band 9, Kapitel 94, Absatz 2
- ↑ Lorber, Großes Evangelium Johannes, Band 9, Kapitel 166, Absatz 10
- ↑ Lorber, Großes Evangelium Johannes, Band 9, Kapitel 166, Absatz 9
- ↑ Lorber, Großes Evangelium Johannes Band 1, Kapitel 155 Absatz 4 bis 14
- ↑ Lorber, Großes Evangelium Johannes, Band 9, K. 166, Absatz 11-13
- ↑ Lorber, Das Große Evangelium Johannes, Band 9, Kapitel 184, Absatz 6
- ↑ Niessen, Johannes: A.K. Emmerichs Charismen und Gesichte. Grundsätzliches, Tatsächliches, Kritisches. Trier 1918
- ↑ Lorber, Großes Evangelium Johannes, Band 10, Kapitel 188, Absatz 13
- ↑ Johannes 8, 44
Weblinks
- http://de.j-lorber.com/ Jakob Lorber deutsch
- http://www.neuoffenbarung.de Leseproben und Informationen
- http://www.j-lorber.de/ Disk-plus-Buch Verlag Gerd Gutemann
- http://www.JesusOffenbarungen.ch/ Jakob Lorber Bücher Online
- http://www.jakob-lorber.de/ Lorber Verlag
- http://www.jakoblorber.de Kritik
Personendaten | |
---|---|
NAME | Lorber, Jakob |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Schriftsteller, Musiker und „Schreibknecht Gottes” |
GEBURTSDATUM | 22. Juli 1800 |
GEBURTSORT | Kanischa im heutigen Slowenien und damaligen Österreich |
STERBEDATUM | 24. August 1864 |
STERBEORT | Graz |