Zum Inhalt springen

Villa

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 18. Januar 2007 um 14:55 Uhr durch 194.95.177.124 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Villa Gerloff in Braunschweig

Eine Villa (lat.) bezeichnete ursprünglich ein meist freistehendes repräsentatives Einfamilienhaus auf dem Land, immer ergänzt um eine Gartenfläche. Seit dem 18 Jahrhundert entstanden zunehmen auch Villen in vorstädtischen Lagen.

Allgemeines

Der Begriff „Villa“ steht ursprünglich für ein vornehmes Haus auf dem Lande. Im Gegensatz zu Bauernhöfen dienten Villen allerdings nur selten landwirtschaftlichen Zwecken, und deren Besitzer hatten ihren Hauptwohnsitz häufig in einem Stadthaus. Die italienischen Villen der Antike und Renaissance bildeten als Landsitze des Stadtadels ein Pendant zu deren Stadtpalästen.

Eine Villa gilt als Ausdruck repräsentativer Wohnkultur und verfeinerter Lebensart, der Begriff ist entsprechend positiv besetzt. Daher wird der Ausdruck „Villa“ oft auch als Synonym für andere Gebäudeformen verwendet: So werden Herrenhäuser als Mittelpunkt von landwirtschaftlichen Gütern oder kleinere Schlösser nicht selten als Villa bezeichnet. In jüngerer Zeit wird der Begriff in der Werbesprache irreführend auch für freistehende Mehrfamilienhäuser mit gehobener Ausstattung verwandt.

Kretisch-Minoische Kultur

In der kretisch-minoischen Kultur bezeichnet man als Villa ein großes, prunkvoll ausgestattetes Landhaus, das einem hohen Würdenträger oder einem reichen Bewohner gehörte; siehe auch Herrenhaus.

Auf den Gütern der reichen Römer hieß das nach städtischer Art gebaute, später meist mit verschwenderischem Luxus ausgestattete und für alle Jahreszeiten eingerichtete Herrenhaus Villa urbana (städtische Villa) oder, wenn es in der Nähe der Stadt gelegen war, Villa suburbana (vorstädtische Villa). An diese reihte sich die Villa rustica (ländliche Villa), welche die oft sehr zahlreichen Wirtschaftsgebäude, Gemüse-, Obst-, Oliven- und Weingärten in sich schloss. Durch besondere Pracht ausgezeichnete Villen waren die des Lucullus, Augustus, Pompeius, Cicero, Hortensius Hortalus, Plinius, Caligula, Nero, Hadrian etc. und die keinem Eigentümer zuzuordnende Villa Romana del Casale auf Sizilien. Gewöhnlich hatte ein reicher Römer mehrere Villen.

Zur Zeit der Karolinger hießen Villae regiae die königlichen Meiereien oder Domänen, auf denen häufig die Könige ihren Aufenthalt nahmen. Der römische Villenbau wurde seit dem Anfang des 14. Jahrhundert von den Italienern aufgenommen und in denselben Abarten gepflegt.

Renaissance

La Rotonda, Villa Palladios bei Vicenza

Seine höchste Blüte erreichte er in der Renaissance- und Barockzeit, und die berühmtesten Architekten haben miteinander in den reizvollsten Villenanlagen gewetteifert.

1452 schrieb Leon Batista Alberti in seinen 10 Büchern über die Architektur ein ausführliches Kapitel über Herrenhäuser. Andrea Palladio wird zu einem der bekanntesten Villenbaumeister, seine Villa Almerico bei Vicenza, bekannt als La Rotonda ist die idealtypische Realisierung einer Villa der Renaissance.

Weitere künstlerisch oder geschichtlich bedeutende italienische Villen sind die Mediceische Villa Careggi bei Florenz, die Villa Farnesina von Peruzzi, Villa Madama von Raffael, Villa Lante von Giulio Romano, Villa Borghese, Villa Mattei, Villa Medici und Villa Albani in und bei Rom, die Villa d'Este bei Tivoli, die Villa Aldobrandini und Villa Mondragone bei Frascati, die Villa Doria bei Genua und die Villa Maser bei Treviso.

19. Jahrhundert

Im 19. Jahrhundert hatte der Villenbau eine solche Ausdehnung erreicht, dass die Vorstädte aller größeren Städte fast ausschließlich aus Villen bestanden. Vororte entstanden, bei denen meist je eine Familie ein Haus mit villenartigem Charakter bewohnte, zum Teil wurden ganze Villenkolonien auf dem Reisbrett entworfen. Der Villenbau ist dadurch zu einem besonderen Zweig der modernen Baukunst des 19. Jahrhunderts geworden. Als klassische Beispiele der Villa und des villenartigen Wohnhauses aus dem 19. Jhdt. gelten Schloss Charlottenhof bei Potsdam von Schinkel, die Villa Berg in Stuttgart-Berg von Christian Friedrich von Leins, die Villa Carlotta am Comer See und die Villa Pallavicini-Durazzo in Pegli bei Genua. Vorgärten, Veranden, offene Balkone, Erker und Türmchen in möglichst malerischer Komposition sind die charakteristischen Eigenheiten der städtischen Villen in der zweiten Hälfte des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Als Villenkolonien sind bis heute beispielsweise Lichterfelde-West in Berlin (ab 1860, heute großflächig unter Denkmalschutz) und Marienthal in Hamburg (ab 1854) erhalten.

20. Jahrhundert

Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts erlebte der seit der Gründerzeit anhaltende Boom des bürgerlichen Villenbaus eine neuen Höhepunkt, um dann mit Ende des ersten Weltkriegs abrupt abzubrechen. Die letzten klassischen Bürgervillen wurden in deutschen und österreichischen Großstädten bis 1917 gebaut. Ab 1918 wurden die meisten Häuser der schlechten wirtschaftlichen Lage entsprechend kleinmaßstäblicher geplant, und in Anpassung an die veränderte politische Lage weniger repräsentativ ausgeführt. In den 20er und 30er Jahren setzte sich der "neue Geschmack" der "Moderne" durch, der geschmackliche Vorstellungen der neu aufsteigenden Gesellschaftsschichten aufgreift, die durch ihre Lebensrealität in weitgehend schmucklosen Umgebungen geprägt worden waren. Ein bekanntes Beispiel ist die Villa Savoye von Le Corbusier.

Die Villa als Bauform spielt nach Ende des zweiten Weltkriegs eine nur mehr untergeordnete Rolle. Erst mit der "Wiederentdeckung" der noch erhaltenen historischen Villen und dem daraufhin einsetzenden Renovierungsboom gegen Ende des zwanzigsten Jahrhunderts erlebt die Villa eine neue Blüte. Eine Beschleunigung erfährt der Boom durch der seit der "Wende" auch für "Westkapital" wieder zugängigen großen Villenviertel im früheren Mitteldeutschland, der Region mit den meisten und größten Villenkolonien. Die Villenviertel z.B. in Dresden, aber auch in und um Berlin erfahren nunmehr stetig steigende Nachfrage.

Vor diesem Hintergrund wird seit den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts in Deutschland das Wort Stadtvilla sinnentfremdet auch als werbende Umschreibung für repräsentativ gestaltete, freistehende Mehrfamilienhäuser genutzt.

Weitere Beispiele

Siehe auch

Quellen