Peer-to-Peer
Peer-to-Peer (P2P) Connection (engl. peer für „Gleichgestellter“, „Ebenbürtiger“ oder „Altersgenosse/-in“) und Rechner-Rechner-Verbindung sind synonyme Bezeichnungen für eine Kommunikation unter Gleichen, hier bezogen auf ein Netzwerk von Computern.
In einem Peer-to-Peer-Netz sind alle Computer gleichberechtigt und können sowohl Dienste in Anspruch nehmen als auch Dienste zur Verfügung stellen. Die Computer können als Arbeitsstationen genutzt werden, aber auch Aufgaben im Netz übernehmen.
In der Informationstechnik ist das Gegenteil zum Peer-to-Peer-Prinzip das Client-Server-Prinzip. Hier gibt es den Server, der einen Dienst anbietet, und den Client, der diesen Dienst nutzt. In Peer-to-Peer-Netzen ist diese Rollenverteilung aufgehoben. Jeder Host in einem Computernetz ist ein peer, denn er kann gleichzeitig Client und Server sein.
Charakterisierung von Peer-to-Peer-Systemen
- Es gibt keine zentrale Datenbank, jeder Peer stellt einen Teil der vorhandenen Informationen zur Verfügung. Kein Peer verwaltet (oder kennt) den Gesamtbestand.
- Es gibt keine zentrale Instanz, die Interaktionen steuert oder koordiniert.
- Peers sind autonom.
- Kein Peer hat (notwendigerweise) einen Überblick über das Gesamtsystem. Jeder Peer kennt nur die Peers, mit denen er interagiert.
- Das Verhalten des Systems ergibt sich dynamisch aus der Kombination der Interaktionen zwischen den Peers.
- Peers, Verbindungen und Informationen sind nicht verlässlich.
Eigenschaften von Peer-to-Peer Infrastrukturen
1. Direkter Austausch zwischen den Peers
2. Beidseitige Client-Server-Funktionalität
3. Autonomie über die Ressourcenbereitstellung
(nach: Steinmetz, Wehrle 2005)
Typen von P2P-Systemen
P2P-Systeme lassen sich in unstrukturierte und strukturierte P2P-Systeme unterteilen. Unstrukturierte P2P-Systeme unterteilen sich nochmals nach der Art ihres Aufbaus. Man unterscheidet
- Zentralisierte P2P-Systeme (Beispiel: Napster), welche einen zentralen Server zur Verwaltung benötigen, um zu funktionieren
- Reine P2P-Systeme ohne zentrale Instanz (Beispiele: Gnutella 0.4, Freenet)
- Hybride P2P-Systeme, welche dynamisch mehrere zentrale Server zur Verwaltung bestimmen (Beispiele: Gnutella 0.6, JXTA)
Zentralisierte und reine P2P-Systeme bezeichnet man auch als Systeme erster Generation und hybride Systeme als Systeme zweiter Generation.
Strukturierte P2P-Systeme beruhen auf Verteilten Hash-Tabellen. Im Gegensatz zu unstrukturierten P2P-Systemen sind bei ihnen die Verbindungen der Peers zueinander vorbestimmt (Beispiele: Chord, CAN, Pastry, Kademlia).
Standardisierung und Zukunft
Die Zukunft der P2P-Technik wird vor allem davon abhängen, ob es gelingt, einen Standard zu definieren – eine Art Plattform-Technik, die es ermöglicht, weitere Anwendungen aufzusetzen.
JXTA ist ein solcher Standard, der stark von Sun unterstützt wird und Open Source ist. Sun stellte die zurzeit umfangreichste und stabilste Referenzimplementierung her.
Außerdem ist denkbar, dass die Netzwerkübertragungsleistung ähnlich der Rechenleistung bei den PCs steigen wird, sodass die Möglichkeit besteht, dass ein Peer noch den "übernächsten" Peer kennen kann und dass die Sichtweite eines Peer über Datenbestände und andere Peers weiter anwachsen kann.
Siehe auch
Literatur
- Ralf Steinmetz, Klaus Wehrle: Peer-to-Peer-Networking & -Computing. Aktuelles Schlagwort. in:Informatik Spektrum. Springer, Heidelberg 27.2004,1, 51-54. ISSN 0170-6012
- Cai Ziegler: Smarte Schwärme. Die Technik hinter modernen Peer-To-Peer-Netzen. In: c't. Heise-Verlag, Hannover 16.2005,21, S.160–164. ISSN 0724-8679
- Ralf Steinmetz, Klaus Wehrle (Hrsg.): Peer-to-Peer Systems and Applications. Lecture Notes. In: Computer Science. Springer, Berlin 3485.2005 (Sept.). ISBN 3-540-29192-X
- Detlef Schoder, Kai Fischbach, Rene Teichmann: Peer-to-Peer. Springer, Berlin 2002. ISBN 3-540-43708-8
- Schahram Dustdar, Harald Gall, Manfred Hauswirth: Software-Architekturen für Verteilte Systeme. Springer, Berlin 2003. ISBN 3-540-43088-1
- Robert L. Newsome: Peer-to-Peer Distributed Computing over the Internet. Teil 2. Computer Science Tripos. Corpus Christi College, Cambridge 2001.