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Fahrenheit 9/11

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Film
Titel Fahrenheit 9/11
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch, Arabisch
Erscheinungsjahre 2004
Länge ca. 122 Minuten
Stab
Regie Michael Moore
Drehbuch Michael Moore
Produktion Dog Eat Dog Films, Miramax Films
Musik Jeff Gibbs, Bob Golden
Kamera Andrew Black, Mike Desjarlais
Schnitt Kurt Engfehr
Besetzung

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Fahrenheit 9/11 ist ein Dokumentarfilm in Form einer Reportage des US-amerikanischen Produzenten Michael Moore. Er beleuchtet unter anderem die Geschäftsverbindungen der Familie von Präsident Bush zu arabischen Geschäftsleuten, vor allem zu jenen, die der Bin Laden-Familie angehören. Dabei schildert der Film die Politik der US-Regierung nach der Zerstörung des World Trade Centers in New York, bekannt unter der englischen Kurzbezeichnung für das Datum der Terroranschläge am 11. September 2001, nine/eleven. Erklärter Zweck des Films war es, einen Beitrag zur Niederlage von George W. Bush bei den US-Präsidentenwahlen am 2. November 2004 zu leisten.

Angelehnt ist der Titel des Films an den Roman Fahrenheit 451 von Ray Bradbury und den gleichnamigen Film von François Truffaut. Der Titel Fahrenheit 451 bezieht sich auf die Temperatur, bei der Papier zu brennen beginnt, und Fahrenheit 9/11 sei laut Moore „the temperature where freedom burns“ (die Temperatur, bei der die Freiheit brennt).


Inhalt und Argumentationskette

  • Wahlbetrug 2000 in Florida
  • Bushs erfolglose Versuche als Unternehmer; Urlaub und Desinteresse als Präsident
  • 9/11-Anschlag, Bushs Desinteresse (Buch: "Mein kleines Zicklein")
  • Ausreise des Bin Laden-Clans trotz striktem Flugverbots
  • Bush-Bin Laden-Connection, extrem hohe Investitionen der Saudis in den USA (860 Mrd.US$, davon 1,4Mrd.$ Zahlungen an Bush-Clan und Freunde)
  • drastische Aufrüstung, riesige Gewinne bei US-Rüstungskonzernen (Carlyle Group, Halliburton)
  • Bin Laden nicht mehr interessant, Behinderung der Ermittlungen durch Politik
  • Öl-Interesse/ Pipeline in Afghanistan. Hamid Karzai als Ex-Öl-Berater
  • fingierte Irak-Al Qaida-Verknüpfung
  • fingierter Bestand an Massenvernichtungswaffen im Irak
  • fingiertes Bedrohungsszenario: Terrorgefahr überall
  • Patriot Act: komplette Überwachung der Bevölkerung
  • Angriff auf den Irak: Realität des Krieges: unschuldige Opfer, tote Zivilisten, Kinder, Folter, "Burn, motherfucker, burn"
  • Anwerben von Söldnern in US-Armutsvierteln "The army is an option"
  • Interview mit patriotischer Soldaten-Mutter, die später ihren Sohn verlieren wird
  • Unternehmer-Workshop: riesige Gewinne locken, die US-Unternehmen im Irak verdienen werden
  • Sinnlosigkeit des Krieges. Ausnutzung der Armen. Krieg aus Profitgier
  • Abschluss: Vergleich des Kriegs gegen den Terror mit dem Ewigen Krieg von Orwells 1984, dessen Ziel der Machterhalt ist, in dem er eine ständige Bedrohung und Verarmung der Bevölkerung erzeugt

Daten

Der Film wurde bei seiner Welt-Premiere am 17. Mai 2004 auf dem Filmfestival in Cannes enthusiastisch aufgenommen und mit der Goldenen Palme ausgezeichnet. Auch der Verband der internationalen Filmkritiker kürte ihn zum besten Film im Hauptwettbewerb des Festivals.

Erst nach zähen Verhandlungen wurde der Vertrieb des Films in den USA und Kanada sichergestellt, nachdem Disney als Mutterkonzern der Produktionsfirma Miramax dieser ursprünglich untersagt hatte, den Film zu vertreiben. Begründung: er sei zu politisch. Die Miramax-Chefs Bob und Harvey Weinstein haben die Rechte des Films als Privatpersonen aufgekauft und einen alternativen Vertrieb organisiert.

Michael Moore hatte den Film mit dem expliziten Willen gedreht, mit ihm die Wiederwahl Bushs zu verhindern. Um dies zu erreichen, verzichtete er auf die Möglichkeit, nach Bowling for Columbine erneut einen Oscar zu gewinnen. Nach dem Reglement dürfen nominierte Filme nicht vor der Nominierung im Fernsehen zu sehen sein. Michael Moore hatte jedoch vor, seinen Film noch vor der US-Präsidentenwahl im TV zu zeigen.

Erfolg

Fahrenheit 9/11 ist der erfolgreichste Dokumentarfilm bisher mit Einnahmen von 222.446.320 US-Dollar (Stand: 16. September 2006).

Preise

Kritik / Gegenpolemik

Wie auch bei seinen anderen Werken sieht sich Michael Moore Vorwürfen ausgesetzt, durch Manipulationen des verwendeten Materials und verzerrende Selektion Realität zu suggerieren statt abzubilden; Kritikpunkte sind unter anderem:

  • Im Film war eine Seite der Zeitung Pentagraph (Bloomington, Illinois) zu sehen, auf der eine große Schlagzeile vom 19. Dezember 2001 einen Wahlsieg des unterlegenen Präsidentschaftskandidaten von 2000, Al Gore, verkündet.
In dieser Form war die Zeitung jedoch nie erschienen. Tatsächlich stammt die Überschrift aus der Ausgabe vom 5. Dezember und war dort in kleinerer Schrift als Headline über einem Leserbrief zu finden. Die Verleger verlangten von Moore eine Entschuldigung und symbolischen Schadensersatz in Höhe von einem US-Dollar, was dieser jedoch ablehnt.
  • Im Film wird erklärt, dass „die Saudis und Bin Ladens nach dem 13. September 2001 mit mindestens sechs Privatflugzeuge(n) und beinahe zwei Dutzend Linienflügen aus den USA geflogen“ worden seien („At least six private jets and nearly two dozen commercial planes carried the Saudis and the Bin Ladens out of the US after September 13th.“). Dabei würde suggeriert, dass polizeiliche Maßnahmen, insbesondere umfassendere Vernehmungen durch das FBI, auf Druck der Regierung unterblieben seien.
Tatsächlich fanden, wie Kritiker betonen, durchaus Vernehmungen von Passagieren statt. Die Untersuchungskommission des US-Kongresses zum 11. September kam zu dem Schluss, dass die Genehmigung ordnungsgemäß war („Each of the flights we have studied was investigated by the FBI and dealt with in a professional manner prior to its departure“). Zu den Untersuchungen stellte sie fest, dass zwar die Mehrzahl der Ausreisenden Saudi-Araber nicht vom FBI befragt worden waren, aber 22 Familienmitglieder des Fluges der Bin Ladens („Although most of the passengers were not interviewed, 22 of the 26 on the Bin Ladin flight were interviewed by the FBI“).
  • Moore spricht wiederholt von Verbindungen zwischen Osama bin Laden und den Saudis.
Kritiker bemängeln, dass im Film nicht eindeutig darauf hingewiesen wird, dass er von einem Teil der Familie und dem Staat verstoßen worden ist, es wird ausschließlich darauf hingewiesen, dass die Familie kaum Kontakt zu ihm hat.
  • Dem Zuschauer wird dargelegt, wie George Bush sen., der Vater des Präsidenten und selbst Ex-US-Präsident, für die US-Firma Carlyle Group als Senior-Berater und Aufsichtsratsmitglied mit der Familie von Osama bin Laden Geschäfte getätigt habe, und dass die Carlyle Group, nicht zuletzt durch ihre Tochterfirma United Defense und andere Rüstungsfirmen, vom „Krieg gegen den Terror“ finanziell profitiere.
  1. Kritisiert wird, dass zwar ein Börsengewinn der Carlyle Group von 237 Millionen US-Dollar bei dem (IPO) von United Defense sechs Wochen nach den Anschlägen) in Folge eines staatliche Auftrags kurz nach dem 11. September aufgezeigt wird, aber unerwähnt bleibt, dass das Unternehmen wenig später schwere finanzielle Verluste erleiden musste. Verteidigungsminister Donald Rumsfeld strich das Waffenprogramm „Crusader System“ aus dem Budget der Army, was Carlyles Unternehmen United Defense um einen Auftrag im Wert von 11 Milliarden US-Dollar brachte.
  2. Die Bin Ladens stiegen noch vor dem Börsengang von United Defense aus (allerdings erst nach den Anschlägen vom 11. September 2001)
  • Moore zufolge habe Bush den Afghanistan-Krieg auch deshalb geführt, damit das Unternehmen Unocal eine (Erdgas-)Pipeline durch Afghanistan bauen kann. Der spätere Präsident Hamid Karzai sei installiert worden, da er früher Berater von Unocal war.
  1. Tatsächlich bevorzugte Bush einen Konkurrenzplan zu Unocals Vorhaben, nämlich den Bau einer Pipeline durch das Kaspische Meer, was eben keine Pipeline durch Afghanistan bedeutet hätte. Die Unterstützung von Unocal mitsamt Einbindung der Taliban kam von Seiten der Vorgängerregierung unter Bill Clinton. Das Projekt wurde schließlich schon 1998 von Unocal aufgegeben. Nach dem Afghanistan-Krieg wurde allerdings Zalmay Khalilzad, ein früherer Mitarbeiter Unocals, der erste US-Botschafter in Kabul und es wurde, als erste Großinvestition in Afghanistan nach mehr als 20 Jahren, eine Rahmenvereinbarung über die Errichtung einer Pipeline unterzeichnet.
  2. Die Behauptung, dass Hamid Karzai Berater für Unocal gewesen sei, konnte bislang nicht belegt werden. Unocal bestreitet ausdrücklich, dass Karzai jemals für das Unternehmen gearbeitet habe.
  • Im Film wird behauptet, dass Saudi-Arabien, umgelegt auf Investitionen an der Wall Street, etwa 7 % der USA gehören, da sie dort die Summe von 860 Milliarden US-Dollar investiert hätten. Als Beleg werden Dokumente der Statistikbehörde U.S. Census Bureau zitiert.
  1. Die gesamten Auslandsinvestitionen der Saudis betragen etwa 700 Milliarden US-Dollar weltweit, von denen etwa 420 Milliarden in die USA geflossen sind.
  2. Nach den Unterlagen des U.S. Census Bureau gehört Saudi-Arabien zu den kleineren Investoren, in der Statistik zusammengefasst in der Kategorie „Andere Länder“, welche insgesamt 7 % ausmacht.
  • Es wird erwähnt, dass Bushs Freund James Bath als Finanzmanager der Bin-Laden-Familie engagiert wurde und wenig später in Bushs Ölunternehmen Arbusto investierte („Bush’s good friend James Bath was hired by the bin Laden family to manage their money in Texas and invest in businesses. And James Bath himself, in turn, invested in George W. Bush.“). Um dies zu verheimlichen, sei Baths Name in den 2003 veröffentlichten Akten zu Bushs Zeit in der Nationalgarde geschwärzt worden. Michael Moore verfügte aber über eine unzensierte Kopie dieser Akten aus dem Jahr 2000.
  1. Kritiker legen Wert auf die Feststellung, dass James Bath in Wirklichkeit nur eigenes Geld in Arbusto investierte, unabhängig von seiner Tätigkeit als Finanzberater.
  2. Sein Name ist in den Akten der Nationalgarde zensiert, da dies seit 2003 aus Datenschutzgründen Vorschrift ist. Allerdings wurden die gleichen Dokumente schon 2000 veröffentlicht, damals noch ohne Schwärzungen.

Fortsetzung

Unter dem Titel Fahrenheit 9/11 ½ plant Michael Moore die Fortsetzung dieses Films, der 2007 fertig gestellt werden soll. Thematisch soll der Krieg der USA gegen den Irak im Vordergrund stehen. Harvey Weinstein wird mit Moore sehr eng an diesem Film zusammenarbeiten. Zur Notwendigkeit des Films sagte Moore anlässlich der US-Präsidentschaftswahlen 2004: "51 Prozent der Amerikaner fehlten die Informationen, und wir wollen sie erziehen und erleuchten. Ihnen wurde nicht die Wahrheit gesagt. Wir sind Vermittler, und es liegt an uns, nun damit anzufangen".

Siehe auch

  • Why We Fight von Eugene Jarecki, eine neuere Dokumentation aus dem Jahr 2005, die in Machart und Aussage Fahrenheit 9/11 ergänzt.