Árpáden
Die Árpáden waren die erste Herrscherdynastie Ungarns, deren Angehörige das Land von 1001 bis 1301 als Könige regierten.
Ihr Name geht auf den ersten ungarischen Großfürsten Árpád († 907) zurück. Er vereinigte von 890 an die Stämme der Magyaren, die damals am Unterlauf der Donau siedelten. Unter seiner Herrschaft begann 896 die Landnahme der Ungarn im Karpatenbogen.
Noch vor Árpád und der Einsiedlung der Magyaren in den Karpatenbogen, etablierte Álmos (ca. 820-895) die Macht seiner Familie über die verschiedenen finno-ugrischen und türkischen Stämmen. Damals lebten diese Völker noch in dem Land der Chasaren. Hier wurde Álmos' Sohn Árpád zum Großfürst gewählt.
892 zogen die Magyaren an der Seite des ostfränkischen Herrschers Arnulf von Kärnten gegen Großmähren in den Krieg, dann an der Seite des byzantinischen Kaisers Leo VI. gegen die Bulgaren.
Ursprung der Dynastie
Der Traum von Emese
Unter den Nomaden in Asien war es gewöhnlich, die Herrscherdynastien von einem Tier abzuleiten (s. auch in Europa: Romulus und Remus). So war es im Falle von Dschingis Khan, und so war es der Fall mit den Árpáden. Die Ursprungssage der Árpáden ist in "dem Traum von Emese" beschrieben, welche in zwei Versionen existiert. Einmal hat der Chroniker Anonymus, oder wie er sich nennt, "P. dictus magister" (Der Meister, der sich P. nennt) die Saga im 13. Jahrhundert berichtet, später erschien noch eine Version im 14. Jahrhundert. Es handelt sich um eine totemistische Sage, das heißt, der Herrscher wurde von einem Tier, in diesem Falle einem Falkon abgeleitet. Das altungarische Wort für Falkon heißt "turul", welches eigentlich vom Turkischen stammt. So schreibt man über die Herkunft der Árpáden im 14. Jahrhundert, im Hof von König Béla:
"Im Jahre 819 des Herrens Verkörperung [...] heiratete Ügyek, der adeligste Herrscher aller Skythen Emese, die Tochter von Eunedubelianus [...] in Dentümogyer. Emese brachte einen Sohn zur Welt, den sie Álmos nannten. Es war wegen eines göttlichen Falles, dass sie das Kind Álmos nannten, weil als Emese das Kind erwartete, sah sie einen Falkon in ihrem Traum. Der Falkon gab Emese zur Kenntnis, dass von ihrem Schoß eine Quelle entspringt, und von ihrem Mutterleib Könige stammen werden, die aber nicht in ihrem Land vermehren werden. Traum heißt auf Ungarisch álom, deshalb nannten sie das Kind Álmos.[...]"
Über den Namen muss man noch erwähnen, dass es mehrere Theorien darüber existieren, wieso das Kind Álmos wurde. Das lateinische almus hat die Nebenbedeutung "heilig". Es ist auch möglich, dass im Namen von Álmos das turkische Wort für "nehmen" steckt. Interessante Tatsache, dass die Árpáden, die ihren Namen dem ersten ungarischen Fürsten im Karpatenbogen, Árpád zu verdanken haben, sich von Fürsten Álmos ableiten. Die Ursache kann sein, dass Álmos der erste Häuptling war, der den Titel Großfürst bekommen hat.
Anonymus erwähnt 819 als Geburtsjahr von Álmos, das ziemlich pünktlich sein kann, denn nach Schätzungen der modernen Forschung datiert man das Geburtsjahr gegen 820.
Eme heißt im alten Ungarischen "Mutter", deshalb Emese, Álmos' Mutter, und der lateinisch klingende Eunedubelianus, des Vaters Name spätere Ergänzungen zu sein scheinen, die die Chroniker in der Sage einschrieben. Desweiteren haben wir keine weitere Angaben, wer der Vater und Mutter von Álmos sein könnte, doch es existieren Theorien, dass der Vater entweder Ügyek oder Előd war. Da aber Előd im Ungarischen "Vorfahren" und Ügyek im Altungarischen "heilig" heißt, scheinen diese Angaben auch eher fiktiv zu sein.
Siedlungsgebiete
Vor 830 schreiben die Chroniken fast nie von den Magyaren, dagegen nach 830 taucht das Volk (eigentlich die Völker) immer öfter in den schriftlichen Quellen auf. Diese Tatsache lässt einem darauf zu schließen, dass die Magyaren gegen diese Jahre in den südrussischen-südukrainischen Steppen erschienen, wo sie sich bis zum Einsiedlung in den Karpatenbogen aufenthalten. Álmos also, gegen 820 konnte irgendwo entlang der Fluss Wolga geboren sein. (Die von Anonymus erwähnte Namen Skythien und Dentümogyer helfen nicht weiter. Skythien war nähmlich damals der allgemeine Beschreibung der Siedlungsgebiete aller Nomaden, während Dentümongyer wurde bis heute nicht gefunden. Auf jedem Falle lebte Álmos sein leben irgendwo nördlich vom Schwarzen Meer.)
Die ungarischen Stämme und das Großfürstentum

Konstantin VII. berichtet ausführlich über die Magyaren. Er erwähnt die sieben Stämme: Nyék, Megyer(i), Kürtgyarmat, Tarján, Jenő, Kér(i), Keszi, doch wir wissen es nicht von den Chroniken des byzantinischen Kaisers welche Stamm Álmos führte. Anfangs waren diese Stämme unter der Führung eines Mannes, den die Chroniken "Levedi" oder "Levedias" nennen. Ein Bruch unter den Stämmen erfolgte, als sie gegen 840/850 unter der Herrschaft der Chasaren einen Schlacht gegen den Petschenegen erlitten. Ein Teil der Magyaren wanderte dann südlich, in die Richtung Persiens, während die anderen nach Westen wanderten, nach einem Ort, den Konstantin Etelküzü nennt. Dort, nachgebend für die chasarische Pressung übergab Levedi die Führung für Álmos' Sohn, Árpád, der damals sehr populär unter den Magyarenfürsten war.
Wiederum sind die Chroniken aber unpünktlich. Wenn die o.g. Aufforderung der Chasaren gegen 850 passierte, war Árpád nur noch 10 Jahre alt, konnte also nicht zum Großfürsten gewählt werden. Auf jedem Fall gab es vor Álmos mehrere Fürsten und Führer der Magyaren, während nach Álmos sprechen die Chroniken immer von einem einzigen Herrscher. Nach Anonymus' Gesta Hungarorum passierte eine Großfürstenwahl in Skythien, wo sie Álmos zu Großfürst ernannten. Da aber Álmos mehrere Söhne hatte, musste Árpád seine Brüder von der Macht ausschließen. Vermutlich passierte das auch durch gewalt, doch eine Botschaft wurde auch nach Konstantinopel geschickt, wo sie bekanntgaben, dass die Großfürsten der Magyaren immer von den Nachkommen Árpáds ausgewählt werden. Dadurch ist es möglich, dass in den Chroniken über den Großfürstentum von Álmos eher weniger geschrieben wird.
Nach den Chroniken war 895 der Großfürst der in den Karpatenbogen strömenden Magyaren Árpád, der den Titel gyula besaß. Gyula war damals der Titel denjenigen, die über die eigentliche militärische Macht der Magyaren verfügten. Der sakrale Führer der alten Magyaren hieß künde. Nach den Berichten der Chroniken über Álmos' Tod und Begrabung können wir darauf schließen, dass Álmos den Titel der künde besaß.
Die ersten Herrscher
Als sich die Ungarn in dem Karpatenbogen gegen 895 niederließen, führten sie regelmäßige Raubfeldzüge gegen die westlichen Länder Europas. Nach der Niederlage in der Schlacht auf dem Lechfeld 955 unter Führung von Bulcsú und Lehel (siehe auch Ungarnkriege) wurde dem Großfürsten klar, dass sich die Magyaren ins christliche Europa integrieren mussten, falls sie einen stabilen Staat haben wollten. Großfürst Géza (ca. 970-997) schloß mit Otto I. in Quedlinburg 973 Frieden und übernahm das Christentum.
Árpáds vierter Nachfolger, Großfürst Vajk (* 975 bei Gran, † 15. August 1038 in Buda), ließ sich Ende des 10. Jahrhunderts auf den Namen Stephan taufen. Er nahm im Jahr 1001 eine von Papst Silvester II. übersandte Krone an und wurde als Stephan der Heilige zum Begründer des ungarischen Königtums.
Seine Dynastie regierte Ungarn, bis sie 1301 mit König Andreas III. in männlicher Linie ausstarb. Nach Jahren innerer Wirren setzte sich 1308 mit Karl I. das Haus Anjou als neue Herrscherdynastie durch.
Der Vazul-Zweig (1046-1095)
Nach Stephan I. blieb das Königreich Ungarn ohne Árpádenkönige; Vorübergehend herrschten fremde Familien auf dem ungarischen Thron, wie die Familie Aba und die italienische Familie Orseolo. Peter Orseolos Herrschaft sahen die Zeitgenössen als eine starke Tyrannei, unter der das ganze Land litt. Peter regierte mit der Unterstützung deutscher Panzerritter, was den ungarischen Adeligen nicht gefiel.
In dieser Situation tauchte die Idee auf, die Söhne von Vazul, Andreas, Béla und Levente auf den ungarischen Thron einzuladen. Für diesen Zweck organisierte Samuel Abas Hauptmann, Viska eine Verschwörung gegen dem König. Viska wurde von Bolya und Bonyha unterstützt, die die Söhne des im Jahre 1003 besiegten Fürsten Gyula waren. Diese Männer waren auf keinem Falle Unterstützer der neuen Ordnung, des Christentums.
Die Verschwörer schickten Boten zu den Söhne von Vazul, doch Peter erfuhr von ihrem Plan, und schlug er die Verräter. Manche Teilnehmer ließ er zu Tode quälen, manchen ließ er die Augen auskratzen.
Unabhängig von dieser Verschwörung ging eine ähnliche Bewegung von Csanád, Bischof Gellérts Stadt aus, wahrscheinlich unter der Führung des Bischofs selbst. Die Teilnehmer dieser Bewegung schickten ebenfalls Boten zu den drei Söhne von Vazul, die sich jener Zeit im Kiewer Rus aufhielten. So kamen Andreas und Levente nach Ungarn. Sie wurden von einem großen Menge empfangen, so begann der Heidenaufstand im Spätsommer 1046. Peter wurde vom Thron gestoßen und geblendet. Fraglich, ob er dabei auch starb; manche Quellen schreiben nähmlich darüber, dass Peter erst 1059 starb, nachdem er in Exil 1055 die bayrischen Prinzessin, Judith von Schweinfurt zur Ehefrau nahm.
Von den Brüdern Andreas und Levente wurde erwartet, dass sie die alte Ordnung, das Heidentum wiederherstellen. Levente starb noch im Jahre 1046, und Andreas wurde gekrönt. Den neuen König erschreckten die furchtbaren Taten der Heiden (sie blendeten Peter, töteten Bischof Gellért), außerdem kam ein mächtiger Druck vom Westen, vom Heiligen Römischen Reich, die chrischtliche Ordnung wiederherzustellen. Andreas stabilisierte seine Macht und forderte seine Untertane auf, wieder auf dem Wege Christi zu treten.
Andreas hat versucht, in seiner Regierung die Wege von Stephan I. zu folgen. So etablierte Andreas die Macht der Vazul-Zweig der Árpáden in Ungarn; Sie blieben auf dem ungarischen Thron bis 1095, dem Tod von Ladislaus I. dem Heiligen.
Árpádenherrscher des Vazul-Zweiges:
Der Kálmán (Koloman)-Zweig (1095-1131)
Der Kálmán oder Koloman-Zweig besteht ausschließlich nur aus zwei Könige, Vater und Sohn.
Koloman, der ältere Sohn Gézas I. war der einzige Árpádenkönig, der priestliche Erziehung bekam. Das spiegelte dann in seiner Regierung wider. Er setzte Stephans I. Traditionen fort, gab viele Gesetze aus, vollendete die Konsolidation des Königreichs, eroberte Kroatien und Dalmatien. Er war der einzige Árpádenkönig, der Lesen und Schreiben konnte, in dessen Hof sich ein blühendes Kulturleben entwickelte.
Kolomans Sohn, Stephan war der genaue Gegenteil seines Vaters. Seine Fähigkeiten waren eher bescheiden; Unter seiner Reigierungszeit isolierte sich das Königreich außenpolitisch. Stephan II. verlor das Prestige des Königs und musste sich auf die Unterstützung der Petschenegen verlassen, die er in das Land einlud.
In den letzten Jahren seiner Regierungszeit war Stephan II. oft krank, konnte deshalb der königliche Macht nicht unbegrenzt üben. Noch schlimmer war aber, dass am Ende seiner Regierung stand die Dynastie am Rande des Aussterbens. Álmos, Kolomans Bruder war gestorben und sein Sohn, Béla war noch nicht geboren; Stephan selbst hatte keine Kinder, und Koloman hatte auch keine weiteren ehelichen Söhne. Außer des Königs lebte nur ein einziges Mitglied der Familie: der geblendete Béla. Auf den weiblichen Zweigen lebten natürlich mehrere Nachkommen, wie zum Beispiel Saul, den Stephan als sein Nachfolger ernannte; So hätte die Regierung der Koloman-Zweig im Weiteren garantiert werden können, doch es entstand anders.
Nach dem Tod von Stephan II. entschlossen die Waffen die Nachfolgerfrage und der geblendete Béla II. wurde König von Ungarn. Damit endete die Regierung des Koloman-Zweigs auch.
Herrscher des Koloman-Zweigs:
Der Álmos-Zweig (1131-1196)
Während des 12. Jahrhunderts regierten Ungarn die Nachkommen des von Koloman geblendeten Álmos. Das war die Zeit, wenn Ungarn als aktives Mitglied der europäischen Großpolitik erschien, doch die Macht der König war ständig von Thronforderer gefährdet, die sowohl von innerhalb als auch außerhalb des Zweiges kamen. Béla der Blinde erstickte seine Tradödie in Alkohol, während sein Sohn seine militärische Macht nicht richtig einschätzen konnte, und überforderte die Kapazitäten des Landes. Béla III. organisierte die erste Kanzlei, und regierte ein Ungarn, das in jener Zeit Großmacht geworden ist.
Árpádenherrscher des Álmos-Zweiges:
- Béla II. der Blinde
- Géza II.
- Stephan III.
- Ladislaus II., Gegenkönig
- Stephan IV., Gegenkönig
- Béla III.
Der Imre (Emmerich)- Zweig (1196-1205)
Die zwei Könige des Zweiges regierten Ungarn neun Jahre lang.
Béla III. ließ in seinem Testament das Land an Emmerich, doch sein Bruder, Andreas, dem Béla viele Länder gab und dem der alte König auch befiel, in Kreuzzüge teilzunehmen, griff seinen Bruder an. Der Papst forderte Andreas auf, die Kämpfe zu beenden, doch nachdem Andreas seinen Bruder besiegt hatte, richtete er sein eigenes Königreich in Dalmatien ein. Von da aus attackierte er mehrmals das Ungarische Königreich. Emmerich ließ deswegen seinen Sohn schnell, aber frühzeitig krönen.
Als König Emmerich 1204 starb, war sein Sohn, Ladislaus nur noch vier oder fünf Jahre alt. Statt ihm regierte sein Onkel, Andreas II. Die Umständen Ladislaus' III. Tod 1205 sind nicht geklärt. Manche behaupten, Andreas spielte dabei eine Rolle.
Die Herrscher des Emmerich-Zweiges:
Der András II. (Andreas II.)-Zweig (1205-1301)
Das Schlusskapitel der 450 Jahre Árpádenherrschaft sind jene 96 Jahren, die das Land unter der Regierung Andreas' II. und seine Nachkommen erlebte. Fast das ganze 14. Jahrhundert bezeichnet ihre Herrschaft. Die wichtigsten Elemente dieses Kapitels sind die Herrschaft der Meranier, die Goldene Bulle, die Tatareninvasion und dann der Wiederaufbau des Landes; das Errichten von Burgen und Städte, und dann die allmähliche Auflösung der königlichen Macht, was dazu führte, dass als Andreas III. 1301 starb, starb mit ihm die Árpádendynastie auch aus. Ungarn begann das 14. Jahrhundert in einer feudalen Anarchie.
Herrscher der Andreas II.-Zweig:
Heiligen in der Dynastie
Kanonisierte Mitglieder der Familie:
- Stephan I. der Heilige
- Gisela, Stephans Ehefrau
- Emmerich, der Heilige, Stephans I. früh gestorbener Sohn, Prinz von Ungarn
- Ladislaus I. der Heilige
- Piroska (Eiréne) die Heilige, Tochter von Ladislaus I.
- Elisabeth
- Kinga die Heilige
- Yolanda die Heilige
- Margarethe die Heilige, Tochter von Béla IV., Namensgeber der Budapester Margaretheninsel
- Agnes die Heilige, oder Agnes von Prag
Genealogie
Siehe auch
Über die Herrschaft der Árpádenkönige siehe die Liste der ungarischen Herrscher
Literatur
Gyula Kristó: Egy dicsőséges dinasztia, az Árpád-Ház (erschien in der Zeitschrift Rubikon, Ausgabe 2000/3, S. 4-50)