Zum Inhalt springen

Bahnhof Berlin Potsdamer Platz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 14. Januar 2007 um 19:27 Uhr durch Dieter Weißbach (Diskussion | Beiträge) (Potsdamer Bahnhof). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Der Bahnhof Potsdamer Platz ist heute ein unterirdischer Regionalbahnhof am Potsdamer Platz im Zentrum Berlins. Er liegt an dem Regional- und Fernbahntunnel, der die Verbindung zum Berliner Hauptbahnhof (ehemals Lehrter Bahnhof) darstellt. Der Bahnhof ist Bestandteil des sogenannten Pilzkonzeptes für Berlin der Deutschen Bahn AG. Ungefähr dort, wo er sich befindet, lag der noch vor Kriegsende 1945 geschlossene Potsdamer (Fern)-bahnhof mit seinen beiden Nebenbahnhöfen. Im bahnamtlichen Betriebsstellenverzeichnis wird Berlin-Potsdamer Platz (Fernbahn) als BPOF geführt, der S-Bahnhof als BPOP. Aus betrieblicher Sicht ist die Station Berlin-Potsdamer Platz (Fernbahn) kein Bahnhof, sondern ein Haltepunkt.

südlicher Eingang zum S- und Regionalbahnhof

Potsdamer Bahnhof

Der Potsdamer Bahnhof 1843
Der erste Potsdamer Bahnhof um 1850

Vor der Teilung Berlins befand sich am Potsdamer Platz der oberirdisch gelegene Potsdamer Bahnhof. Hierbei handelte es sich um einen Kopfbahnhof des Fernverkehrs, von dem Züge auf der sogenannten Stammbahn, der ältesten preußischen Eisenbahnlinie, in Richtung Potsdam und Magdeburg und weiter nach Westdeutschland die Stadt verließen. Der Bahnhof eröffnete als erster Bahnhof Berlins 1838 direkt vor dem Potsdamer Tor der Berliner Zollmauer. Er wurde auf der sogenannten „Großen Bleiche“ errichtet, die zuvor von der Rixdorfer und Berliner Brüdergemeine erworben wurde.[1]

Der erste Potsdamer Bahnhof bestand bis 1869. Eine neue Anlage wurde von Julius Ludwig Quassowski (1824-1909) entworfen, verfügte über fünf Perrons und vier Gleise sowie eine 173 Meter lange und 36 Meter breite Halle. Eröffnet wurde der Neubau am 30. August 1872. Bis 1890 frequentierten über drei Millionen Fahrgäste den Bahnhof. Deshalb wurde der Neubau von eigenen Kopfbahnhöfen für den Vorortverkehr erforderlich. Diese wurden 1891 eröffnet. Bis in die 1930er Jahre bestand der Potsdamer Bahnhof aus drei Teilbahnhöfen:

  • auf der Westseite der zweigleisige Wannseebahnhof für die gleichnamige Strecke
  • in der Mitte der fünfgleisige Fernbahnhof für Züge in Richtung Dessau, Potsdam und Magdeburg
  • auf der Ostseite der viergleisige Ring- und Vorortbahnhof für die Vorortstrecken nach Lichterfeld-Süd / Teltow und Lichtenrade / Rangsdorf sowie die Züge der Südringspitzkehre.

Bei der Südringspitzkehre handelte es sich um eine Verbindung, die zwischen den Bahnhöfen Papestraße und Schöneberg der Ringbahn abzweigte und entlang der Wannseebahn zum Potsdamer Bahnhof führte. Ziel war es einerseits, eine Verbindung von den Bahnhöfen der südlichen Ringbahn zum damaligen Zentrum am Potsdamer Platz herzustellen, gleichzeitig ermöglichte das Wenden am Potsdamer Ring- und Vorortbahnhof das Austauschen der Dampflokomotiven, die im Gegensatz zu den später eingesetzen elektrischen Triebwagen nur eine begrenzte Reichweite besaßen. Die Südringspitzkehre wurde nach Bombenschäden 1944 nicht wieder aufgebaut, seitdem verkehrten die S-Bahn-Züge als Vollringzüge.

Nach erheblichen Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg stellte die Reichsbahn 1945 noch vor Ende des Krieges den Betrieb ein. Am 27. September 1945 beschloss die Reichsbahn endgültig, den Potsdamer Fernbahnhof stillzulegen. [2] Durch die Flutung des Nord-Süd-Tunnels der S-Bahn in den letzten Kriegstagen war es aber notwendig, die S-Bahnzüge der Südstrecken bis 1947 wieder im oberirdischen Bahnhof wenden zu lassen.

Die Restes des Bahnhofs und des Gleisvorfeldes des Potsdamer Bahnhofs gehörte zum Bezirk Mitte und damit zu Ost-Berlin, lag aber als schmaler Gebietsstreifen, der bis zum Landwehrkanal reichte, eingeklemmt zwischen den West-Berliner Bezirken Kreuzberg und Tiergarten. Es dümpelte jahrelang als „Niemandsland“ im Grenzgebiet dahin. Bei einem Gebietsaustausch mit der DDR (im Jahre 1972) wurde es deshalb an West-Berlin abgetreten. Die Lage des Gleisfelds ist noch heute erkennbar, sie entspricht zwischen Potsdamer Platz und Landwehrkanal weitgehend dem heutigen Tilla-Durieux-Park.

Potsdamer Güterbahnhof

Der Potsdamer Güterbahnhof befand sich südlich des eigentlichen Bahnhofs auf einem Areal, das im Norden vom Landwehrkanal, im Westen von der Dennewitz- sowie der Flottwellstraße, im Süden von der Yorckstraße und im Osten vom Gleisdreieck sowie dem Anhalter Güterbahnhof begrenzt wird.

1995 bis 2006 wurde unter dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs der Tiergartentunnel errichtet, der in vier Röhren den Bahn-Fernverkehr in Nord-Süd-Richtung durch das Berliner Zentrum leitet. Seit dem 26. August 2006 wird das Gelände des Potsdamer sowie des Anhalter Güterbahnhofs in die 35 Hektar große Parkanlage Park auf dem Gleisdreieck umgestaltet. Ende der Bauarbeiten soll im Jahr 2011 sein.

Wannsee-, Ring- und Vorortbahnhof

Wannseebahnhof

Westlich an den Fernbahnhof angrenzend lag, ebenfalls seit 1891, der Potsdamer Wannseebahnhof für den Vorortverkehr auf der Wannseebahn, die heute von der S-Bahn Linie S1 befahren wird. Nach Inbetriebnahme des Nord-Süd-Tunnels der S-Bahn diente der Wanseebahnhof als Kapazitätserweiterung des Potsdamer Fernbahnhofs. Wie dieser wurde der Wanseebahnhof 1944 stillgelegt.

Ring- und Vorortbahnhof

Direkt südlich an den Potsdamer Bahnhof angrenzend auf der östlichen Seite befand sich der 1891 eröffnete Potsdamer Ring- und Vorortbahnhof. Dieser wurde von den Zügen der Ringbahn und den Zügen der Vorortstrecke der Anhalter und Dresdner Bahn nach Teltow und Wünsdorf genutzt. Für die Ringzüge stand ein einzelner Bahnsteig mit zwei stumpf endenden Gleisen zur Verfügung. Ebenso für die Vorortstrecke, die ab 1903 elektrisch bis Lichterfelde Ost betrieben wurde. Ein Teil dieser Vorortzüge entfiel mit der Eröffnung des Berliner Nord-Süd-Tunnels der S-Bahn im 6. November 1939, ein Teil während des Krieges 1944 - nach schweren Bombentreffern fuhr die Ringbahn nur noch im Vollring -, der Rest nach Kriegsende. Jedoch wurde bis 1946, nach der Überflutung des Tunnels der Ring- und Vorortbahnhof für S-Bahnzüge der Wanseebahn genutzt.

Die vom Ring ankommenden Züge endeten hier (sie mussten „Kopf machen“) und fuhren in Richtung Ring zurück. Zum Wenden standen jedem Zug im elektrischen Betrieb nur zwei Minuten zur Verfügung. Gerade während der Kriegsjahre hat dieser knappe Fahrplan zu betrieblichen Schwierigkeiten geführt. Erhebliche Bombenschäden auf den Zufahrtsstrecken von Schöneberg und Papestraße veranlassten die Verwaltung ab 1944, die Ringbahnzüge nicht mehr dorthin zu führen, sondern als Vollringzüge verkehren zu lassen. Im bahnamtlichen Betriebsstellenverzeichnis wurde der Berlin-Potsdamer Ring- und Vorortbahnhof als BPOR geführt.

S-Bahnhof Potsdamer Platz

Unterirdischer S-Bahnhof Potsdamer Platz

Der Nord-Süd-Tunnel der Berliner S-Bahn verband seinerzeit drei wichtige Kopfbahnhöfe des Fernverkehrs: den Stettiner Bahnhof (heute Nordbahnhof), den Potsdamer Bahnhof und den Anhalter Bahnhof. Der südliche Abschnitt mit dem Tunnelbahnhof Potsdamer Platz wurde 1939 eröffnet. Er besitzt vier Gleise an zwei Mittelbahnsteigen, obwohl hier keine andere Strecke abzweigt. Geplant war damals, die Ringbahnzüge statt in den Vorortbahnhof in den Bahnhof Potsdamer Platz einzuführen. Während der Teilung Berlins von 1961 bis 1989 lag der Bahnhof direkt unter der Berliner Mauer. Er war geschlossen, die Züge fuhren ohne Halt durch, er war ein sogenannter Geisterbahnhof.

U-Bahnhöfe

Obwohl am Potsdamer Platz nur ein U-Bahnhof in Betrieb ist, wurden insgesamt drei gebaut. Der erste wurde nach nur fünf Jahren wieder geschlossen, der zweite ist seit über 100 Jahren (allerdings mit 31-jähriger Pause) in Betrieb, und der dritte wird möglicherweise niemals in Betrieb gehen:

Alter U-Bahnhof Potsdamer Platz

Die allererste Strecke der Berliner U-Bahn, eröffnet am 18. Februar 1902 besaß bereits einen unterirdischen Bahnhof am Potsdamer Platz. Wie alle unterirdischen Bahnhöfe der sogenannten Stammstrecke besaß er Seitenbahnsteige. Er war zunächst Endstation des Linienzweiges vom Gleisdreieck in Richtung Innenstadt. Als Vorbereitung zum Weiterbau der Innenstadtstrecke bis zum Spittelmarkt wurde ein Bahnhof Leipziger Platz unter demselben, der sich unmittelbar östlich an den Potsdamer Platz anschließt, errichtet und 1907 in Betrieb genommen. Der (noch nicht besonders) alte erste U-Bahnhof Potsdamer Platz wurde geschlossen. An seiner Stelle wurde eine Kehranlage eingerichtet.

U-Bahnhof Potsdamer Platz (U2)

Eingang zum U-Bahnhof Potsdamer Platz

Der mit einem (zweckmäßigeren) Mittelbahnsteig ausgestattete U-Bahnhof Leipziger Platz besaß einen Fußgängertunnel unter dem Platz hindurch bis zum Warenhaus Wertheim (der Tunnel existiert noch). Der Bahnhof wurde 1923 in Potsdamer Platz umbenannt und behielt diesen Namen bis heute.

Während der Teilung Berlins wurde die seit 1930 bis nach Pankow (Vinetastraße) führende Innenstadtstrecke unterbrochen. Da der Potsdamer Platz direkt unter den Grenzanlagen lag, konnte der U-Bahnhof weder vom westlichen noch vom östlichen Teilnetz genutzt werden. Eine Nutzung für das Westnetz lehnte der Senat noch 1961 ab. Er diente stattdessen als Abstellanlage der Ostberliner Linie A, die eine Station weiter (Thälmannplatz – später Otto-Grotewohl-Straße, heute Mohrenstraße) endete. Erst 1993 wurden die beiden Hälften der seitdem U2 genannten Linie wieder vereinigt und der U-Bahnhof am Potsdamer Platz wieder in Betrieb genommen. Er ist der älteste weitgehend original erhaltene unterirdische U-Bahnhof in Berlin.

Vorlage:Start BU box Vorlage:BU line Vorlage:End BU box

U-Bahnhof Potsdamer Platz („U3“)

Für eine langfristig geplante neue U-Bahnlinie (Planungsname „U3“, die Nummer wurde jedoch 2004 an eine andere Strecke vergeben), die einmal von Weißensee bis zum Kurfürstendamm führen soll, wurde im Zuge der Bauarbeiten für den oben beschriebenen Regionalbahnhof bereits eine U-Bahn-Station im Rohbau errichtet. Es ist bereits der zweite Bahnhof dieser Phantomlinie, in der Endstation der U5 am Alexanderplatz sind schon seit 1930 zwei Gleise für sie reserviert. Es ist jedoch sehr ungewiss, ob die Linie jemals gebaut wird, da weder der Bedarf noch die Finanzierbarkeit erkennbar sind. Derzeit werden Bahnsteig und Teile des Tunnels für kulturelle Veranstaltungen zwischengenutzt.

Quellenangaben

  1. Luise-Berlin: Chronik Berlins am 30. Dezember
  2. Luise-Berlin: Berlin-Kalender

Siehe auch

Commons: Bahnhof Berlin Potsdamer Platz – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Vorlage:Koordinate Artikel

Vorlage:Navigationsleiste Berliner Fernbahnhöfe