Zum Inhalt springen

Josef von Gadolla

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 14. Januar 2007 um 14:00 Uhr durch Mazbln (Diskussion | Beiträge) (Befehlsverweigerung in Gotha: Wort zuviel). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Josef Ritter von Gadolla (* 14. Januar 1897 in Graz; † 5. April 1945 in Weimar) war ein zunächst österreichischer und später Wehrmachts-Offizier. Als „Kampfkommandandant“ von Gotha in Thüringen sorgte er am Ende des Zweiten Weltkriegs dafür, dass die Stadt vor umfangreichen Zerstörungen bewahrt blieb.

Leben

Jugend

Josef Ritter von Gadolla wurde in Graz als Sohn einer steirischen Familie geboren. 1904 bis 1909 besuchte er die fünfklassige Volksschule in Graz.

Berufliche Laufbahn in Österreich

In der Tradition seiner Offiziersfamilie folgte eine Militärschule in der Steiermark und schließlich ab 1913 die Infanterie–Kadettenschule in Graz. Nach seiner Ausmusterung am 17. August 1917 erhielt er den Befehl, sich an den Kriegshandlungen gegen Italien zu beteiligen. Als Zugkommandant wurde er dann am 1. Mai 1918 zum Leutnant befördert. Am 1. August 1919 trat von Gadolla in die Armee der neu gegründeten Republik Österreich ein. 1936 wurde er zum Major befördert und wechselte dann zur neuen österreichischen Fliegertruppe.

Noch während seiner Zeit in Österreich heiratete Josef Ritter von Gadolla die geborene Alma Sampl. Die Heirat galt als nicht standesgemäß.

Berufliche Laufbahn im 3. Reich

Ab 1938 wurde von Gadolla nach der Angliederung Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland in die Luftwaffe als Sachbearbeiter übernommen. Danach arbeitete er im Wehrbezirkskommando Marktredwitz. Als Oberstleutnant wurde er am 1. Juni 1943 erster Wehrbezirksoffizier und später Kommandeur des Wehrmeldeamtes Gotha, welches sich im Gebäude des heutigen Einkaufzentrums Kaufland befand. Im Januar 1945 wurde von Gadolla zum Wehrmachtsstandortältesten und danach zum Kampfkommandanten Gothas ernannt.

Seine Frau Alma und Tochter Ingeborg zogen mit ihm nach Marktredwitz und blieben auch dort, während er in Gotha war.

Befehlsverweigerung in Gotha

Als Wehrmachtsstandortältester und späterer Kampfkommandant Gothas wurde Josef Ritter von Gadolla am 1. Februar 1945 auf das Militärstrafgesetzbuch verpflichtet, in dem verankert war, dass der zuständige Kampfkommandant den ihm übertragenen Standort bis zum Tode zu verteidigen hatte.

Ab Februar 1945 war die Kommandozentrale des Kampfkommandanten im Keller des Ostturmes des Schlosses Friedenstein untergebracht. Eine Bombardierung im Zusammenhang mit dem Vorrücken der amerikanischen Truppen hätte damit die Zerstörung des Schlosses bedeutet.

Als Ende März/Anfang April 1945 die amerikanischen Truppen vor den Toren der Stadt Gotha standen, stand vor von Gadolla die Frage, ob udn wie die Stadt zu verteidigen sei. Da keine nennenswerte Anzahl von Soldaten und Mengen an Gerät in Gotha waren und sich auch die örtlichen Nazigrößen bereits in Richtung Erfurt und Weimar abgesetzt hatten, entschloss er sich, dem Kampfbefehl nicht Folge zu leisten und Gotha kampflos an die Amerikaner zu übergeben.

So schickte Ritter von Gadolla die Reste des einheimischen Volkssturms nach Hause und gab zum Schutze der Zivilbevölkerung den Befehl, die Kapitulation vorzubereiten. Auf öffentlichen Plätzen wie auch auf Schloss Friedenstein wurden weiße Fahnen gehisst. Um die Kapitulation zu übermitteln, fuhr von Gadolla den Panzerspitzen der 3. US-Panzerdivision entgegen, wurde aber von Wehrmachtssoldaten abgefangen und nach Weimar in die Mackensen-Kaserne am Ettersberg überführt.

Durch die bereits gehissten weißen Fahnen wurde die Stadt Gotha am 4. April 1945 kampflos der 3. US-Panzerdivision übergeben. Über Funk konnte diese dann einen bereits auf Gotha anfliegenden schweren Bomberverband noch umleiten, sodass dieser seine Bombenlast statt auf Gotha auf Nordhausen abwarf.

Einen Tag nach der Kapitulation Gothas wurde von Gadolla am 5. April 1945 in der Weimarer Mackensen-Kaserne wegen der Aufgabe des „festen Platzes Gotha“ zum Tode verurteilt. Als seine letzten Worte sind überliefert: Damit Gotha leben kann, muss ich sterben!

Bedeutung für die Nachwelt

Josef Ritter von Gadolla rettete durch die Missachtung militärischer Befehle neben der Zivilbevölkerung den historischen Stadtkern sowie den ehemaligen Stammsitz der Ernestiner die Residenzschlossanlage Friedenstein.

Quellen

  • Deutsches Reich u. Zweiter Weltkrieg (Die deutsche Kriegsgesellschaft 1939 bis 1945. Politisierung, Vernichtung, Überleben), erschienen Januar 2003, 993 Seiten, Zahlr. Abb. u. Ktn., Gebunden Deutsche Verlags-Anstalt, ISBN: 3421062366
  • Ernst der Fromme. Mitteldeutsche Miniaturen, Band 5 Herzog von Sachsen-Gotha (Aus der Reihe: «Mitteldeutsche Miniaturen), ISBN: 3-931505-89-8