Marienkirche (Kaiserslautern)
Die Marienkirche ist eine römisch-katholische Kirche in Kaiserslautern und mit ihrem 92,5 m hohen Turm das höchste Gebäude in der Kaiserslauterer Innenstadt. Zur Marienkirchen-Gemeinde gehören rund 5200 Katholiken.
Geschichte

Um 1880 gab es bei einer Einwohnerzahl von etwa 26.000 bereits 10000 Katholiken in Kaiserslautern[1]. Die Martinskirche, damals die einzige katholische Kirche in der Stadt, konnte diese Zahl nicht fassen, doch der ursprüngliche Plan, die mittelalterliche Martinskirche abzureißen und neu zu bauen, war im Stadtrat gescheitert.
Aus diesem Grund wurde ein Wiesengelände am Ziegelbach am Westrand der Stadt erworben und die Pfarrkirche St. Marien auf der Grundlage des Stadterweiterungsplans von Eugen Bindewald als axialer Mittelpunkt der Königsstraße westlich der Innenstadt konzipiert.
Am 10. November 1878 wurde der Kirchenbauverein St. Maria gegründet. Die Kirche wurde wurde 1887 bis 1892 im Stil der Neogotik nach Plänen des Architekten Prof. Heinrich Freiherr von Schmidt aus München (1850 –1928) erbaut. Die Kosten für den Bau betrugen 430000 Reichsmark, sie wurden unter anderem durch eine Lotterie erwirtschaftet. Die Maurer- und Steinmetzarbeiten übernahm eine ortsansässige Firma. Auch die Arbeiten am Dachstuhl, die Spenglerarbeiten und die Kunstschlosserarbeiten für die Außenfassade wurden an Kaiserslauterer Betriebe vergeben. Die Glasmalereien der Fenster wurden nach einem Bildschema, das Stadtpfarrer Lorenz mit Zustimmung des Bauausschusses entworfen hatte, von der Glasmalerei Dr. H. Oidtmann und Co. in Linnich hergestellt.
Am 8. September 1892 wurde die Kirche durch den Bischof von Speyer Josef Georg von Ehrler eingeweiht. Patrozinium ist das Fest Mariä Himmelfahrt.
Im ersten Weltkrieg wurden drei Glocken für Kriegszwecke eingeschmolzen, nur die Marienglocke blieb. Auch die Zinnpfeifen des Orgelprospekts wurden beschlagnahmt, sie wurden 1920 durch silberfarben gestrichene Zinkpfeifen ersetzt. Das Geläute wurde 1921 wieder vervollständigt und auf das Geläute der benachbarten evangelischen Apostelkirche abgestimmt. Im zweiten Weltkrieg mussten erneut die drei größten Glocken abgeliefert werden, sie wurden erst 1952 durch sechs neue Glocken ersetzt. Bei den Luftangriffen vom 28. September 1944 wurden die Türen eingerissen und die farbigen Glasfenster zerstört sowie Teile des Daches beschädigt. Die Fenster wurden 1952 neu gefasst. Das Gebäude der Marienkirche hat jedoch im Großen und Ganzen beide Weltkriege nahezu unbeschadet überstanden, so dass sie heute noch, abgesehen von einigen Renovierungsmaßnahmen in den Jahren 1972 bis 1973, original erhalten ist. Die Renovierung diente der Umgestaltung des Innenraums nach der Liturgiereform und der Stabilisierung der Fußböden und wurde mit der Altarweihe am 8. September 1973 feierlich abgeschlossen.
In den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts wurde der Turm renoviert, stabilisiert und von seiner schwarzen Verfärbung befreit. Kurz danach wurde die denkmalgeschützte Klais-Orgel unter großen Mühen der Gemeinde, mit Hilfe des neu gegründeten Orgelbauvereins und mit Zuschüssen der Diözese renoviert. Eine weitere Renovierung der Außen- und Innenfassade sowie der Fenster wäre dringend notwendig, wozu die Gemeinde jedoch finanziell nicht in der Lage ist.
Die Stadt hat sich innerhalb weniger Jahrzehnte um das ursprünglich im Gelände freistehende Gebäude herum ausgebreitet. Vor allem das dichtbesiedelte Kottenviertel wird von vielen Katholiken vornehmlich aus Portugal und Italien bewohnt, die seit den 50er Jahren in der Kammgarnspinnerei (Kaiserslautern) arbeiteten und sich in der Marienkirchengemeinde integrierten.
Gebäude
Das im Stil der Neugotik errichtete Gebäude hat eine Gesamtinnenlänge von 40,54 m und besteht aus hellem Sandstein. Die Kirche steht frei auf dem St.-Marien-Platz und zeigt als Grundriss die Form eines lateinischen Kreuzes. Der Chor ist aus städtebaulichen Gründen nach Westen ausgerichtet. An der östlichen Front des Langhauses befinden sich das Hauptportal mit Treppenaufgang sowie der weithin sichtbare Mittelturm mit Spitzhelm und flankierenden Treppentürmen. Über der Vierung ist ein schmaler Dachreiter zu sehen. Den Wimperg über dem Hauptportal schmückt eine Marienstatue von Bildhauer J. Stolz in München, in den Giebelfeldern finden sich Reliefs mit biblischen Darstellungen.
Das Innere der dreischiffigen Hallenkirche ist durch Rundpfeiler mit Knospenkapitellen gegliedert, die ein Kreuzrippengewölbe tragen. Die Orgelempore im Osten hat eine Maßwerkbrüstung. Unter dem Chorraum befindet sich eine sehr geräumige Krypta, die nur von außerhalb der Kirche zugänglich ist.
Innenausstattung
Die neugotische Originalausstattung ist teilweise noch erhalten. Die Altäre, ein Marienaltar als Hochaltar sowie ein Josefsaltar in der südlichen Seitenkapelle, wurden nach Entwürfen des Pfarrers Stiff aus Oberwinter am Rhein von den Gebrüdern Port in Münstermaifeld ausgeführt. Auffallend sind ferner die aus Sandstein gefertigte Kanzel mit hölzernem Schalldeckel, gefertigt von der Firma Erfurt und Wüst in Stuttgart, sowie die von Kunstmaler Matthäus Schiestl geschaffenen Tafelgemälde (Tryptichen) über den Seitenkapellen. An der linken Querschiffwand befindet sich die „Anbetung der Hirten“, an der rechten „Maria, Königin aller Heiligen“. Der gleiche Künstler schuf auch die Marienstatue in der linken Seitennische und die gegenüber stehende Antonius-Statue. Eine beliebte Aufgabe für Stadtneulinge ist es, den „Bismarck-Kopf“ zu finden (eine Darstellung des Antichrists an der Kanzel trägt die Gesichtszüge Bismarcks – zur Bauzeit war der Kulturkampf gerade erst beendet). Der Taufstein in der Seitenkapelle trug ursprünglich einen hohen verzierten Kupferdeckel, der jedoch dem 2. Weltkrieg zum Opfer fiel. Die vier ersten Glocken wurden von der Firma J. Gg. Pfeiffer hergestellt, zunächst wurden nur zwei angeschafft, die Marienglocke und die Magdalenenglocke. 1904 stiftete Prinzregent Luitpold zwei weitere Glocken, die Herz-Jesu-Glocke und die Josephs-Glocke. Die beiden alten Glocken wurden umgegossen und in das neue Geläute eingepasst. Die feierliche Glockenweihe fand am 17. Juli 1904 statt.
Die Glasgemälde der Fenster zeigten im Langhaus ursprünglich verschiedene deutsche Heilige und in der Marienkapelle und im Chorraum Szenen aus dem Leben Mariens, diese Fenster sind jedoch durch Zerstörung im 2. Weltkrieg verlorengegangen. In den Maßwerkrosetten sieht man Symbole aus der lauretanischen Litanei. 1952 wurden die im Krieg zerstörten Glasfenster durch den Münchner Glasmaler Wilhelm Pütz neu gefasst. Die drei Hauptfenster im Chor erhielten Szenen aus dem Marienleben. Die Kopfteile der Fenster im Querschiff zeigen das Geheimnis der Unbefleckten Empfängnis bzw. Maria als Mutter der Kirche. In den Maßwerkrosetten sind wieder marianische Symbole aus der Bibel und aus der lauretanischen Litanei gestaltet worden. Die Fenster über der Orgelempore zeigen Motive der Kirchenmusik.
Zwischen 1952 und 1956 hat der Bildhauer Carl Caire aus Kaiserslautern die Kreuzwegstationen sowie vier Vollplastiken aus Lindenholz für die Seitenaltäre gefertigt. Diese Plastiken sind heute noch an der Querschiffwand angebracht, die Seitenaltäre wurden jedoch nach der Liturgiereform aufgegeben. Sie zeigen die Heilige Familie, eine Herz-Jesu-Darstellung, den Hl. Pius X. sowie den Hl. Aloysius.
Schon 1891 hat sich ein Orgelbauverein gegründet, doch wurde bei der Einweihung der Kirche zunächst ein Harmonium verwendet. Der Orgelbaufonds brachte die Kosten in Höhe von 20000 Reichsmark bis 1902 auf, und die Bonner Firma Johannes Klais wurde mit dem Bau beauftragt. 1904 war zunächst das Prospekt fertig, der Gesamtaufbau erfolgte dann bis Februar 1905. Am 26. Februar 1905 fand die Orgelweihe statt. Besonderheiten der romantischen Klais-Orgel sind die pneumatische Traktur und 47 klingende Register, verteilt auf drei Manuale und ein Pedal. Das romantische Schwellwerk ist eine weitere Besonderheit dieser Orgel.
Turm
Der Turm der Marienkirche ist der zweithöchste Kirchturm der Pfalz. (Der höchste Kirchturm der Pfalz steht in Speyer; der Turm der Gedächtniskirche ist 105 Meter hoch, 12,5 Meter mehr als der Turm der Marienkirche.) Siehe dazu auch die Liste der höchsten Kirchtürme der Welt. Der Turm der Marienkirche ist auch 16 m höher als das Rathaus der Stadt und damit das höchste Gebäude der Kaiserslauterer Innenstadt. Er hebt sich als Zentrum der Königsstraße als Orientierungspunkt stark hervor.
Gemeindeleben
In der Marienkirche finden in der Regel am Wochenende zwei und während der Woche drei Gottesdienste statt.
Das Pfarrhaus mit Pfarrbüro wurde in der gleichen Zeit wie die Kirche erbaut und steht gegenüber am Marienplatz. Das Pfarrheim wurde im Jahr 1986 erbaut. Zur Gemeinde gehören verschiedene Jugend-, Frauen- und Männerkreise sowie ein Hauskreis, ein Gebetskreis und ein Kirchenchor. Die Gemeinde ist in ihrem Pfarrheim auch Gastgeber für die Kolpingjugend und die Außenstelle des Bischöflichen Kirchenmusikalischen Instituts der Diözese Speyer. Die Kolpingblaskapelle probt in der Unterkirche von St. Maria. Die Pfarrei ist zusammen mit der evangelischen Apostelkirche und der Lokalredaktion der Zeitung Die Rheinpfalz Initiator und Träger der Aktion „alt-arm-allein“ zur Versorgung und Betreuung vereinsamter und verarmter Senioren im Stadtgebiet. Die Aktion ist inzwischen durch einen eingetragenen Verein langfristig gesichert, jedes Jahr im Advent wird zu einer neue Spendenaktion ausgerufen. In den 10 Jahren ihres Bestehens (2006/07) wurden über 1,6 Millionen Euro zugunsten der Aktion gesammelt.
Fußnoten
- ↑ Festschrift 100 Jahre Marienkirche Kaiserslautern 1892-1992
Literatur
- 100 Jahre Marienkirche Kaiserslautern 1892-1992, Festschrift