Kino und Film in Österreich

Der Artikel Kino und Film in Österreich befasst sich mit der Situation des österreichischen Films und Kinos, der Filmwirtschaft sowie Institutionen, Auszeichnungen, Archivierung, Filmförderung und anderen damit zusammenhängenden Aspekten.
Die historische Entwicklung der heimischen Filmwirtschaft, der Filmproduktion und der Kinos bis zur heutigen Zeit wird im Artikel Österreichische Filmgeschichte, sowie dessen detaillierteren Unterartikeln Geschichte des österreichischen Stummfilms, Geschichte des frühen österreichischen Tonfilms und Geschichte des österreichischen Films seit 1955 abgehandelt.
Gegenwärtige Entwicklung
Die gegenwärtige Situation des österreichischen Films ist gekennzeichnet von den internationalen Erfolgen zahlreicher junger Regisseurinnen und Regisseure, die seit einigen Jahren vermehrt erzielt werden können. Diese Erfolge sind zum Teil auf die österreichische Filmförderung zurückzuführen, zum Teil auf die gute Ausbildung, wenngleich es mit der Wiener Filmakademie nur eine nennenswerte Einrichtung dieser Art in Österreich gibt. Nicht zuletzt aber sind die Erfolge natürlich auf das vorhandene kreative Potential, dass sich in der heutigen, losen Struktur der Filmproduktionswirtschaft besser entfalten kann als in den vergangenen Jahrzehnten. Dennoch kritisieren namhafte Filmschaffende wie Franz Novotny oder Virgil Widrich[1] die österreichische Filmpolitik, die ihrer Ansicht nach zwar viele Talente hervorbringe, jedoch zu wenig Fördergelder bereit stelle, um deren Potential auszuschöpfen.
Dies ist auch ein Grund warum viele junge Filmschaffende ihre eigenen Filmproduktionsgesellschaften gegründet haben – etwa Coop 99 und Amour Fou, die bereits international erfolgreiche Produktionen hervorgebracht haben – da große Produzenten ohne ausreichend Förderung nur ein begrenztes wirtschaftliches Risiko einzugehen bereit sind. Denn Österreich zählt beim Besucheranteil bei heimischen Produktionen europaweit zu den Schlusslichtern. Nur rund zwei Prozent aller Kinobesucher eines Jahres sind auf österreichische Filme zurückzuführen, was nicht zuletzt an der geringen Bereitschaft zu ausreichenden Werbemaßnahmen der häufig ausländischen Filmverleiher liegt. Die Bekanntheit des Spektrums österreichischen Filmschaffens ist in der Bevölkerung dementsprechend gering - und somit auch das Interesse und die Akzeptanz.
2005 wurden 306 Filme in österreichischen Kinos uraufgeführt, davon waren 24 aus Österreich. Im Durchschnitt der letzten Jahre sind es jährlich 266 Neuaufführungen, wovon rund 50 % US-amerikanischen Ursprungs sind (Besucheranteil rund 66 %), und rund 43 % europäischen Ursprungs (mit einem Besucheranteil von knapp 34 %). Von diesen wiederum sind jährlich durchschnittlich 20 Filme aus Österreich.
Verbände und Interessensvertretungen
Alle österreichischen Verbände und Interessensvertretungen von Filmschaffenden sind im Dachverband der Österreichischen Filmschaffenden zusammengefasst. Einen Dachverband zur Vertretung der Interessen der österreichischen Filmszene gab es erstmals kurz nach dem Höhepunkt der österreichischen Filmproduktion im Jahr 1922, als sich aufgrund steigender Produktionskosten und billiger US-Importe ein Abschwung bereits abzeichnete. Um mit stärkerer, vereinter Stimme auftreten zu können wurde Ende 1922 der Filmbund gegründet. Dieser fasste die in den Jahren zuvor gegründeten Vereinigungen „Union des Bühnen- und Kinopersonals“, „Vereinigung der Filmregisseure Wiens“, „Verband der Operateure“ und den „Verband der Filmdarsteller“ zusammen. Dieser Zusammenschluss erwies sich bereits wenig später als äußerst vernünftig, als die europäische Filmwirtschaftskrise auch den Großteil der kleinen und mittleren Filmproduktionsgesellschaften in Österreichischen lahm legte. Der Filmbund, der nun die gesamte österreichische Filmwirtschaft hinter sich vereinte, konnte seinen Forderungen an die Politik zum Schutze der österreichischen Filmwirtschaft stärkeres Gewicht verleihen. Unterstützt durch eine Großdemonstration konnte so im Jahr 1926, am Höhepunkt der Krise, eine Einfuhrbeschränkung für ausländische Filmprodukte nach Österreich erwirkt werden und so den Fortbestand des österreichischen Films sichern. Die Zeit des Nationalsozialismus hat jedoch sämtliche Strukturen aufgelöst und durch dem Staat untergeordnete Verbände die lediglich dem Kontrollzweck der Filmwirtschaft diente, ersetzt. Erst nach 1945 konnten sich Österreichs Filmschaffende wieder zu Interessensvertretungen formieren.
Die gegenwärtig im Dachverband organisierten Berufsvereinigungen sind:
- Verband Österreichischer Sounddesigner (VOESD)
- Österreichischer Verband Film- und Videoschnitt (AEA)
- Vereinigung österreichischer AufnahmeleiterInnen und ProduktionskoordinatorInnen (VÖAP)
- Verband Österreichischer Filmausstatter (VÖF)
- Verband Österreichischer Kameraleute (AAC)
- Drehbuchverband AUSTRIA
- Verband Österreichischer Filmschauspieler (VÖFS)
- Österreichischer Regie-Verband – Austrian Directors' Association (ADA)
- dok.at – Interessensgemeinschaft österreichischer Dokumentarfilmschaffender
Nicht im Dachverband der österreichischen Filmschaffenden organisiert sind die Vereinigungen der Filmproduzenten. Diese waren bis 2006 in der AAFP organisiert. Nach einer Abspaltung der größeren, kommerziell ausgerichteten Filmproduktionsgesellschaften wie der Allegro-, Epo- oder Dor Film gibt es mit der Film Austria einen zweiten Filmproduzentenverband. Auch der Verband Österreichischer Film-Autoren (VÖFA) ist nicht Teil des Dachverbandes. Einige auf Kinolangspielfilme spezialisierten Filmregisseure sind außerhalb des Dachverbandes zusätzlich im Verband Filmregie Österreich organisiert.
Filmschaffende
Während es unter den Filmschauspielern nur wenige gibt, die mit regelmäßigen Hauptrollen in Erscheinung treten, gibt es unter den Regisseuren gleich eine Vielzahl von renommierten Filmschaffenden. Viele der Regisseure sind zugleich häufig auch Autoren ihrer Drehbücher. Bedeutender österreichischer Kameramann der Gegenwart ist Christian Berger.
Regisseure
Aufgrund der größten internationalen Filmerfolge der letzten Jahre mit „Die Klavierspielerin“ (2001) und „Caché“ (2005) als zweifellos einer der bedeutendsten österreichischen Regisseure der Gegenwart gilt Michael Haneke. Ebenfalls im Bereich des gesellschaftskritischen Dramas angesiedelt ist Ulrich Seidls österreich-kritische Produktion „Hundstage (2001)“. Mit sozialkritischen Dokumentarfilmen wiederum sorgten Erwin Wagenhofer („We Feed the World“, 2005) und Hubert Sauper („Darwins Alptraum“, 2004) für Kinoerfolge und Auszeichnungen. Robert Dornhelm, der bis vor kurzem vorwiegend in den Vereinigten Staaten tätig war, trat in den letzten Jahren auch in Europa mit mehreren aufwändigen Dokumentar- und Historienfilmen hervor, die teils jedoch nur im Fernsehen erschienen.
Das innerhalb Österreichs kommerziell bedeutendste Filmgenre ist jedoch die Komödie. Diese können meist als einzige zufriedenstellende Zuseherzahlen in Österreich – in der Regel aber nicht darüber hinaus – erzielen. Hier zählt Harald Sicheritz, der mit Roland Düringer als Hauptdarsteller in „Hinterholz 8“ und „Poppitz“ die zwei meist besuchten österreichischen Kinofilme herstellte, als bedeutendster Vertreter. Reinhard Schwabenitzky sorgt kontinuierlich für Liebeskomödien, Xaver Schwarzenberger sorgte mit kritischen aber auch kommerziell erfolgreichen Heimatfilmen für Erfolge und Peter Payer zeichnet sowohl für ausgezeichnete Kinderfilme als auch für Dramen verantwortlich.
Den schwierigen Spagat zwischen anspruchsvollen und komischen Filmen schafften in Österreich in den letzten Jahren vor allem Wolfgang Murnberger („Komm, süßer Tod“, 2002, „Silentium“, 2004), Michael Glawogger („Nacktschnecken“, 2004, „Slumming“, 2006) und Hans Weingartner („Die fetten Jahre sind vorbei“). Weitere erfolgreiche Regisseure der letzten Jahre sind unter anderen Barbara Albert („Nordrand“, 1999, „Fallen“, 2006) sowie Elisabeth Scharang, Mirjam Unger, Kurt Palm, Jessica Hausner, Virgil Widrich, Florian Flicker und Ruth Beckermann, die mit Filmen unterschiedlicher Genres auch an internationalen Festspielen Beachtung finden.
Siehe auch: Liste österreichischer Filmregisseure
Schauspieler
Die bekanntesten österreichischen Filmschauspieler sind zweifellos jene Kabarettisten die für die Hauptrollen der in Österreich stark vertretenen Kabarettfilme verantwortlich zeichneten. Dies sind vor allem Roland Düringer und Alfred Dorfer sowie über ein dutzend weiterer beliebter Kabarettisten wie Reinhard Nowak, Andreas Vitasek, Andrea Händler und Eva Billisich. Nur wenige Kabarettisten machen durch Filmrollen in etwas tiefgründigeren Filmen von sich reden. So etwa Josef Hader, der zuletzt in „Komm, süßer Tod“ (2002) und „Silentium“ (2004) gemeinsam mit Simon Schwarz die Hauptrolle spielte. Simon Schwarz ist neben Nina Proll, Michael Ostrowski, Birgit Minichmayr, Georg Friedrich, Arno Frisch und Robert Stadlober einer der zur Zeit gefragtesten jungen österreichischen Filmschauspieler. Weitere, bereits etablierte Filmschauspieler, die vor allem in den Kino- und Fernsehproduktionen der großen österreichischen Filmgesellschaften in Erscheinung treten, sind Tobias Moretti, Karl Marcovics, Sophie Rois, Harald Krassnitzer und andere. Viele der bereits viele Jahre im Film tätigen Schauspieler treten nach wie vor regelmäßig in Theatern auf.
Siehe auch: Liste österreichischer Filmschauspieler
Filmwirtschaft
Die österreichische Filmwirtschaft besteht aus rund 1.900 Unternehmen mit rund 6.300 Beschäftigten (im Vollzeitequivalent, per 2001). Darunter befinden sich rund 1.500 Filmproduktionsgesellschaften (1.300 davon sind Ein-Person-Unternehmen) mit insgesamt 2.500 unselbstständig Beschäftigten - Schauspieler und andere freie Dienstnehmer bzw. Werkvertragsnehmer nicht miteingeschlossen. Der Fachverband der Filmproduzenten ist die association of austrian filmproducers (AAFP).
Aufgrund jahrzehntelangem Ausbleiben von Förderungen, und der im internationalen Vergleich geringen Förderung seit 1981, sowie ebenfalls nur geringen steuerlichen Anreizen ist die österreichische Kinofilmproduktion im europäischen Vergleich in vielerlei Hinsicht nur unterdurchschnittlich. Sowohl die Produktionskosten pro Film als auch die Werbeaufwände und in weiterer Folge die Einspielergebnisse sind auf ein Minimum beschränkt.
Dank gestiegener Fördersummen in den letzten Jahren von Seite der Bundesländer sowie anderer öffentlicher Einrichtungen kann jedoch eine Besserung der Lage festgestellt werden - die Vermarktung heimischer Produktionen ist im Vergleich zur internationalen Konkurrenz jedoch nach wie vor minimal. Erfolgsproduktionen, die zahlreiche Besucher anlocken und auch an Filmfestspielen erfolgreich sind, entstehen häufig in Gemeinschaft mit ausländischen Produktionsgesellschaften. Insgesamt wird die Wertschöpfungskette, also Umsätze vom Kinoverleih bis zum Vertrieb von DVDs, Videos, Soundtracks usw., durch US-amerikanische Unternehmen dominiert.
Bruttowertschöpfung
Der Bruttoproduktionswert beläuft sich auf rund 800 Millionen Euro, die daraus resultierende Bruttowertschöpfung beträgt rund 420 Millionen Euro. Das Österreichische Filminstitut geht daher von einer Steuerleistung von 120 Millionen Euro aus, die dem österreichischen Staat aus der Filmwirtschaft zu Gute kommen, und die eingesetzten Mittel für Filmförderung somit mehr als nur abdeckt. Unternehmen der Filmwirtschaft geben jährlich 125 Millionen Euro bei österreichischen Unternehmen außerhalb der Filmbranche aus. Durchschnittlich gibt jeder österreichische Haushalt jährlich 130 Euro für die Filmwirtschaft aus (Kinos, DVDs, etc.) - das sind insgesamt 430 Millionen Euro. Der Großteil dieser Beträge wird jedoch von nur wenigen großen Unternehmen erwirtschaftet.
Beiträge zur Bruttowertschöpfung (2001) in Millionen Euro:
- Filmproduktion: 103,2
- Filmverleih: 14,7
- Kino: 122,6
- Kabelnetze: 61,5
- Zulieferindustrie: 55,3
- Verkauf und Vermietung von VHS/DVD: 38,5
- Spezielle Bereiche der Filmwirtschaft: 17,5
Im Vergleich zur Schweiz (per 1998) ist der Bruttoproduktionswert etwas geringer - die Bruttowertschöpfung jedoch etwas höher. Die Anzahl der filmwirtschaftlichen Unternehmen liegt um 700 höher als in der Schweiz, die Zahl der Beschäftigten beträgt fast 50 % mehr.
Kinos und Besuche
Verteilung der Kinos auf die Bundesländer Quelle: Filmwirtschaftsbericht 2004 | |||||||
Bundesland | Kinos | Kinosäle | Sitzplätze | ||||
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Wien | 40 | 161 | 31.364 | ||||
Niederösterreich | 32 | 96 | 15.304 | ||||
Oberösterreich | 32 | 85 | 14.295 | ||||
Steiermark | 25 | 74 | 13.493 | ||||
Tirol | 16 | 48 | 8.395 | ||||
Salzburg | 11 | 34 | 7.374 | ||||
Kärnten | 7 | 27 | 5.642 | ||||
Vorarlberg | 7 | 21 | 4.051 | ||||
Burgenland | 6 | 14 | 1.787 | ||||
Gesamt | 176 | 560 | 101.705 |
Die 176 (per 2004) österreichischen Kinos, davon 41 % Ein-Saal-Kinos, verfügen über 560 Kinosäle mit 102.000 Sitzplätzen. Das ist um etwa die Hälfte mehr als noch 1994. Das größte Kino befindet sich in Wien und verfügt über 21 Säle.
97 Prozent der jährlich rund 300 gezeigten Filme stammen aus ausländischer Produktion. Den größten Anteil hierbei besitzen wiederum US-amerikanische Produktionen, welche im Schnitt der letzten Jahre rund 50 % der gezeigten Filme ausmachen, und 60 % der Kinobesucher für sich verbuchen können. Von den zehn meistbesuchten Filmen in österreichischen Kinos sind seit 1995 stets acht bis zehn US-amerikanischen Ursprungs. Durchschnittlich werden die 10 meistbesuchten Filme des Jahres von 30 % des Jahrespublikums besucht. In manchen Jahren erreicht der meistgesehene Film bis zu 10 % bis 15 % aller Besucher eines Jahres.
Diese Zahlen sind ein deutlicher Hinweis auf die ungleiche Kräfteverteilung auf dem Filmmarkt, die zugunsten US-amerikanischer Produzenten und Verleiher ausfällt. Während die 10 meistgesehenen Filme 30 % des Publikums anziehen, entfallen auf die restlichen 290 Filme, von denen der Großteil nur noch wenige Tausend oder weniger Besucher anziehen kann, die restlichen 70 %. In vergleichbaren Ländern wie Dänemark oder den Niederlanden werden jährlich nur 150 bis 200 Filme in den Kinos gestartet, was ein Hinweis auf eine Übersättigung des österreichischen Filmmarkts sein kann. Österreich ist eines der wenigen Länder in Europa das über noch keine Verpflichtung zur Meldung von Kinobesuchszahlen gibt. Bis 2004 stieg jedoch der Deckungsgrad der erfassten Besucherzahlen auf rund 95 %.
2005 verzeichneten die österreichischen Kinos 15,7 Mio. Besuche, was deutlich unter den Besuchszahlen der vorhergehenden Jahre, mit 18,8 Mio. Besuchern 2001, 19,3 Mio. Der Umsatz aller österreichischen Kinos betrug im Jahr 2003 105,3 Mio. Euro. Inklusive Werbeeinnahmen, Warenverkauf in den Kinos und dergleichen erzielten die Kinos rund 183,6 Mio. Euro an Umsatz. Der auf heimische Produktionen entfallende Besucheranteil ist in Österreich mit 2,6 % einer der geringsten in Europa. Lediglich Belgien, Luxemburg und die Schweiz verzeichnen ähnlich geringes Besucherinteresse für heimische Produktionen.
Anzahl der verkauften Kinokarten und vorgeführten Filme | |||||||
Jahr | Besuche | Filme | |||||
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2000 | 16.298.902 | 236 | |||||
2001 | 18.984.732 | 239 | |||||
2002 | 19.245.441 | 259 | |||||
2003 | 17.737.542 | 267 | |||||
2004 | 19.376.808 | 289 | |||||
2005 | 15.679.821 | 306 |
Der meist gesehene Film des Jahres 2004 war ausnahmsweise keine US-amerikanische Produktion, sondern die deutsche Komödie (T)Raumschiff Surprise – Periode 1, die 1,17 Millionen Besuche verzeichnen konnte. Die zweit-erfolgreichste Produktion war Harry Potter und der Gefangene von Askaban, mit 660.000 Besuchen. Die erfolgreichste österreichische Produktion war Silentium, mit rund 200.000 Besuchen. Einzig MA 2412 – Die Staatsdiener konnte von den österreichischen Produktionen mit 108.000 Besuchen noch über 100.000 Besuche verzeichnen.
Der durchschnittliche Kartenpreis sank von 6,18 Euro 2001 auf zuletzt 5,94 Euro 2003. Damit liegt Österreich im guten europäischen Mittelfeld.
Auf Basis der Arbeitsstättenzählung 2001 der Statistik Austria ermittelte das Österreichische Filminstitut 1.980 Vollzeitbeschäftigte in den österreichischen Kinos.
Der größte Kinobetreiber in Österreich ist mit rund 37 % Marktanteil (Schätzung, 2002) die Constantin Film Holding (Cineplexx-Kette), die ehemalige Österreich-Tochter der deutschen Constantin Film und nun komplett in österreichischem Besitz. Ein weiterer großer Kinobetreiber ist die Familie Hueber mit ihrer Hollywood Megaplex-Kette. Ein ehemals großer Kinobetreiber war die Wiener Kiba (Kinobetriebsanstalt). Diese wurde 1999 zugunsten österreichischer Filmproduzenten wie Allegro Film oder Dor Film privatisiert.
Filmproduktion und -verbreitung
Die meist gesehenen österreichischen Filme in österreichischen Kinos seit 1981, per 20.3.2006; Quelle: Österreichisches Filminstitut | ||||
# | Film | Prod.- firma |
Regisseur | Besucher |
---|---|---|---|---|
1 | Hinterholz 8 | Dor Film | Harald Sicheritz | 617.558 |
2 | Poppitz | Dor Film | Harald Sicheritz | 441.017 |
3 | Müllers Büro | Wega Film | Niki List | 441.000 |
4 | Schlafes Bruder | Dor Film | Joseph Vilsmaier | 307.300 |
5 | MA 2412 - Der Film | MR Film | Harald Sicheritz | 272.849 |
6 | Komm, süßer Tod | Dor Film | Wolfgang Murnberger | 230.361 |
7 | Indien | Dor Film | Paul Harather | 223.680 |
8 | Sei zärtlich, Pinguin | Köpf Film | Peter Hajek | 210.000 |
9 | Silentium | Dor Film | Wolfgang Murnberger | 204.802 |
10 | Wanted | MR Film | Harald Sicheritz | 187.542 |
11 | We Feed the World | Allegro Film | Erwin Wagenhofer | 183.379 |
12 | Freispiel | Scheiderbauer Film | Harald Sicheritz | 173.658 |
13 | Eine fast perfekte Scheidung | Star Film | Reinhard Schwabenitzky | 156.600 |
14 | Ein fast perfekter Seitensprung | Star Film | Reinhard Schwabenitzky | 151.000 |
15 | Hasenjagd | Provinz Film | Andreas Gruber | 122.634 |
Die Filmproduktion in Österreich ist seit 2001 (250 Mio. Euro) rückläufig und umfasste per 2004 einen Produktionswert von 188 Millionen Euro. Die Filmproduktion setzte sich wie folgt zusammen:
- 64 % Fernsehfilme
- 18,7 % Werbefilme
- 9,9 % Kinofilme
- 3,3 % Bildungs-, Unterrichts-, Lehr- und Wirtschaftsfilme
- 0,6 % Multimediaproduktionen und Animationsfilme
- 0,2 % Videoclips
90 % des Produktionswertes entfallen auf Auftragsproduktionen, nur rund 10 % auf Eigenproduktionen. Der eigenproduzierte Film erzielt seine Erlöse im Regelfall mittel- und langfristig aus dem Einsatz im Kino und aus der nachfolgenden TV- und Videoverwertung.
Nur rund zwei Prozent der 1.500 österreichischen Filmproduktionsgesellschaften (darunter 1.300 Einperson-Unternehmen) können mehr als zwei Drittel ihres Umsatzes mit Eigenproduktionen erzielen. Dem gegenüber stehen acht Prozent, die den Hauptteil (rund 80 % oder mehr) ihres Umsatzes mit Auftragsproduktionen erzielen. Eigenständige Filmproduktion ist in Österreich, wie in den meisten anderen europäischen Ländern, ohne Förderung kaum machbar.
Von den jährlich zwischen 20 und 25 produzierten österreichischen Filmen werden zwischen 7 und 13 international, hauptsächlich in Deutschland, ausgewertet. Durchschnittlich entfällt etwas mehr als die Hälfte aller Besuche von österreichischen Filmen auf das Ausland. 2004 waren das rund 1,1 Millionen Besuche, von denen rund 0,6 Millionen auf ausländisches Publikum fielen.
Die größten und/oder erfolgreichsten Filmproduktionsgesellschaften in Österreich, ihr Gründungsjahr und ihre erfolgreichste Produktion (nach Besucherzahlen) in alphabetischer Reihenfolge:
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Die historisch bedeutendsten Filmproduktionsgesellschaften waren die Wiener Kunstfilm-Industrie - später Vita Film sowie die Sascha-Film, aus welcher während des Nationalsozialismus in Österreich die Wien-Film wurde.
Siehe auch: Liste österreichischer Filmproduktionsgesellschaften
Verleih und Vertrieb
Ein großer Teil der Wertschöpfungskette der Verwertung in den Kinos, dem Verkauf und Vertrieb von Videos und DVDs wird in Österreich durch US-amerikanische Unternehmen wahr genommen.
2004 entfielen 13,9 von 18,4 Millionen Kinobesuchen in Österreich auf Filme der vier großen US-Filmverleiher UIP (122 Filme, 9,5 % aller Besuche), Warner Bros (27 Filme, 19,2 %), Buena Vista (27 Filme, 17,9 %) und Centfox (12 Filme, 17,9%). Größter nicht US-amerikanischer Verleiher war die Constantin Film Holding (61 Filme, 15,9 %), die ehemalige Österreich-Tochter der deutschen Constantin Film, die 2002 komplett in österreichischen Besitz überging. Der letzte der großen Verleiher, die mehr als eine Million Besucher auf ihre verliehenen Filme verzeichneten, ist Sony Pictures (19 Filme, 9,5 %). Der größte Verleiher von österreichischen Filmen ist der Filmladen-Verleih (37 Filme, 3,16 % der Besuche).
Im Vertrieb ist Hoanzl das bedeutendste Unternehmen für österreichische Filme und Kabarettaufnahmen. Dieses hat im Jahr 2006 in Kooperation mit der Zeitung Der Standard die 50-teilige DVD-Serie „Der österreichische Film“ herausgegeben, die „Kult, Klassiker und Kostbarkeiten“ der letzten Jahrzehnte beinhaltet. Die DVDs können sowohl als Gesamtpaket als auch einzel im Handel erworben werden. Bis Jänner 2007 haben sich bereits 200.000 DVDs verkauft.[2]
Filmförderung
Hauptartikel: Filmförderung in Österreich
Seit 1981 können österreichische Filmproduzenten beim „Österreichischen Filmförderungsfonds“, der 1981 in das neu gegründete Österreichische Filminstitut übernommen wurde, um finanzielle Unterstützung ansuchen. Seit 1989 besteht auch das Film-/Fernseh-Abkommen zur Unterstützung heimischer Spielfilme.
Mittlerweile werden die Mehrheit der neu erscheinenden österreichischen Filme vom Österreichischen Filminstitut (ÖFI) gefördert. Diesem stehen seit 2003 jährlich 9,6 Millionen Euro an Bundesbeiträgen zur Verfügung. Bis 2003 wurde die Fördersumme beinahe jährlich angehoben, ausgehend von umgerechnet 1,92 Mio. Euro im Jahr 1981. Inklusive Förderungen von Städten und Bundesländern erreichte die Fördersumme im Jahr 2003 rund 43 Millionen Euro.
In den Jahren 1998 bis 2001 wurden 48 der 74 hergestellten österreichischen Kinofilme vom ÖFI gefördert. Der Anteil aller heimischen Kinofilme an der Gesamtzahl der vorgeführten Kinofilme in diesen Jahren betrug 7,57 %. Bei den Besuchern kommt der Anteil aber auf lediglich 3,22 %. Beachtet man bei den Kinovorführ- und besuchszahlen jedoch nur die europäischen Filme, so beträgt der österreichische Anteil 15,1 % bei der Filmanzahl und 22,43 % bei den Besuchszahlen. Durchschnittlich erreichen nur 20 % der österreichische Produktionen mehr als 100.000 Besucher in den Kinos.
Ein geförderter österreichischer Film erhält durchschnittlich 0,8 Millionen Euro an Subventionen. Die Produktionskosten eines österreichischen Films belaufen sich durchschnittlich auf 1,4 Millionen Euro. Im internationalen Vergleich ist dies äußerst wenig, wird etwa ein deutscher oder ein französischer Film jeder Film durchschnittlich mit mehr als 2 Millionen Euro gefördert.
Filmkulturelle Einrichtungen

1945 wurde die „Bundesstaatliche Hauptstelle Lichtbild und Bildungsfilm“ (SHB) gegründet. Dessen Aufgabe ist es seither, audiovisuelle Medien zu beschaffen oder zu produzieren, um sie an die Landes- und Bezirksbildstellen für den Schulgebrauch weiterzuleiten. Bis Anfang der 70er-Jahre fiel auch die Betreuung des wissenschaftlichen Films für Lehre und Forschung in den Zuständigkeitsbereich der SHB.
Im Jahr 1947 wurde die katholische Filmkommission ins Leben gerufen, welche 1949 die 1. Internationale Festwoche des religiösen Films durchführte. Diese Festwoche wurde bis 1963 im Zweijahresrythmus abgehalten. Die evangelische Kirche richtete ihrerseits 1951 die „Filmstelle des evangelischen Oberkirchenrats“ ein. Um 1990 wurden dessen Aktivitäten allerdings wieder eingestellt.
Im Jahr 1952 konnte Walter Kolm-Veltée an der Wiener Akademie für Musik und darstellende Kunst einen Sonderlehrgang für Filmgestaltung etablieren. Im Jahr 1960 kam eine Filmklasse, geführt von Filmkritiker Hans Winge, hinzu. Die beiden Lehrgänge wurden 1963 zusammengelegt und hießen seither „Abteilung Film und Fernsehen an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien“. Seit 1998 ist es die „Abteilung Film und Fernsehen an der Akademie der bildenden Künste Wien“, auch als Wiener Filmakademie bekannt.
1952 war auch das Gründungsjahr der „Österreichischen filmwissenschaftlichen Gesellschaft“, später umbenannt in „Österreichische Gesellschaft für Filmwissenschaft, Kommunikations- und Medienforschung“. Zu den Aufgaben dieses Vereins zählen die Ausschreibung der Preise für Film- und Fernsehforschung, die Betreuung des Staatspreises für den Werbefilm, die Führung der Filmstatistik Österreichs, und bis zur Einstellung 1996 auch die Herausgabe der Zeitschrift „Filmkunst“.
1955 wurde auf Initiative der „Gesellschaft der Filmfreunde“, der „Gesellschaft für Filmwissenschaft“, der Nationalbibliothek, der Wiener Urania, der „Bundesstaatlichen Hauptstelle für Lichtbild und Bildungsfilm“ und Ludwig Gesek das Österreichische Filmarchiv gegründet. Zweck dieser Einrichtung, die seit 1997 Filmarchiv Austria heißt, ist die Verwaltung, Erhaltung und Auffindung österreichischer Filmproduktionen und dazugehöriger Literatur und Fachzeitschriften.
1962 wurde die „Gemeinsame Filmprädikatisierungskommission österreichischer Bundesländer“ (GFPK) gegründet. Diese entscheidet, ob in Österreich gezeigte Filme das Prädikat „Besonders wertvoll“, „wertvoll“, „Sehenswert“ oder keines erhält. Dies ist verbunden mit steuerlichen Ermäßigungen für die solche Filme vorführenden Kinos.
Das Österreichische Filmmuseum wurde 1964 in der Albertina in Wien ins Leben gerufen. Gründer waren Peter Konlechner und Peter Kubelka. Jährlich veranstaltet das Filmmuseum eine Retrospektive zur Viennale, dem einzigen Filmfestival in Österreich das von der FIAPF anerkannt ist.
Die „Aktion ‚Der gute Film‘“ wurde 1965 gegründet. Dem Namen entsprechend war der Zweck dieses Vereins, die Aufführung von guten Filmen in Filmclubs und Schulen zu fördern. Hauptorganisatoren bei diesem Projekt waren Sigmund Kennedy und Ferdinand Kastner.
Archivierung
Bereits 1900 gründete die Wiener „Akademie der Wissenschaften“ als erstes wissenschaftliches Institut Europas ein Phonogramm-Archiv, um unter anderem auch Stimmporträts von Künstlern und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zu sammeln. Aus dieser Institution ging 1955 das Österreichische Filmarchiv hervor. Von 1970 bis 1972 wurde die zehnteilige Fernsehreihe „Filmgeschichte(n) aus Österreich“ hergestellt und im ORF ausgestrahlt. Wesentlicher Bestandteil dieser Sendungen waren die mit einer Vielzahl österreichischer Schauspieler, Regisseure, Produzenten und anderer Filmschaffender geführten Interviews, in denen die Befragten Auskunft über ihre Erlebnisse und Erfahrungen beim österreichischen Film von der Stummfilmzeit über die Zeit des Nationalsozialismus bis zur damals gegenwärtigen Situation berichteten. Diese Fernsehreihe ist daher ein wichtiges Dokument zur österreichischen Filmgeschichte.
Auszeichnungen
Die Film- und Kinowirtschaft stellte 1983 zwei neue Preise vor. Das „goldene Ticket“, welches jeder Kinofilm erhalten sollte, der innerhalb von 18 Monaten über 300.000 Besucher aufweisen kann, und den „Österreichischen Filmpreis 1983“ für den meist besuchten Film des Jahres.
Seit Ende der 1990er-Jahre werden österreichische Produktionen immer häufiger ausgezeichnet. Dies liegt neben der Begabung und Professionalität der beteiligten Personen und Künstler auch an einer gesteigerten Förderung der Festivalteilnahmen durch das Österreichische Filminstitut. 2003 erhielten 8 Filme je eine internationale Auszeichnung, 2004 erhielten 15 heimische Filmproduktionen eine oder mehrere Auszeichnungen und 2005 war ein besonders erfolgreiches Jahr für den Österreichischen Film, da 13 heimische Produktionen teils mehrere Auszeichnungen erhielten. Am erfolgreichsten waren hiervon Darwins Alptraum von Regisseur Hubert Sauper mit 13 Auszeichnungen an 11 Filmfestspielen und Caché von Michael Haneke der 7 Auszeichnungen an 5 Filmfestspielen erhielt, darunter auch einen FIPRESCI-Preis und eine Goldene Palme. 2006 erhielten 12 österreichische Filme insgesamt 43 ausländische Filmpreise. Am erfolgreichsten hiervon die internationale Koproduktion Esmas Geheimnis – Grbavica und Michael Glawoggers Dokumentarfilm Workingman‘s Death. Von den österreichischen Alleinproduktionen war auch Nikolaus Geyrhalters Unser täglich Brot mit mehreren Auszeichnungen sehr erfolgreich. Nicht miteingerechnet sind Auszeichnungen von österreichischen Filmfestspielen oder Einrichtungen.
Bei den Oscar-Verleihungen wurden österreichische Produktionen oder Fimschaffende bisher 111 Mal nominiert und 32 mit einer der begehrten Trophäen ausgezeichnet (Stand: Ende 2006). Am häufigsten kam Billy Wilder diese Ehre zu, der in seiner Karriere sechs Oscars plus einen für sein Lebenswerk im Jahr 1988, was den bisher letzten Oscar für einen Österreicher darstellt. Die letzte Oscar-Nominierung erhielt im März 2006 Hubert Saupers Darwins Alptraum.
Filmfestspiele
Hauptartikel: Filmfestivals in Österreich
In Österreich existieren rund 20 jährlich stattfindende Filmfestspiele und -festivals. Das größte davon und das zugleich einzige beim Filmproduzentenverband FIAPF akkreditierte ist die Viennale in Wien.
Quellen
- ↑ Gesprächsrunde in Treffpunkt Kultur, ORF 2, 27.11.2006
- ↑ Der Standard, 12. Jänner 2007
Weblinks
- www.filminstitut.at - Österreichisches Filminstitut
- www.filmarchiv.at - Filmarchiv Austria
- www.filmmuseum.at - Österreichisches Filmmuseum
- www.filmschaffende.at - Dachverband der österreichischen Filmschaffenden
- www.fafo.at - Fachverband der Audiovisions- und Filmindustrie