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Thiamin

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Strukturformel
Datei:Thiamin.png
Allgemeines
Name Thiaminchlorid
Andere Namen Vitamin B1, Aneurin, antineuritisches Vitamin, Antiberiberifaktor, 3-((4-Amino-2-methyl- 5-pyrimidinyl)methyl)- 5-(2-hydroxyethyl)- 4-methylthiazolium- chlorid
Summenformel C12H17ClN4OS·HCl
CAS-Nummer 59-43-8
Kurzbeschreibung farbloses Pulver, charakteristischer Geruch
Dosierung
täglicher Bedarf 1,0–1,2 mg
Überdosis nicht bekannt
essentiell ja
Vorkommen (Beispiele) Weizenkeime, Sojabohnen, Schweinefleisch
Eigenschaften
Molmasse 337,27 g/mol
Dichte ? g/cm³
Schmelzpunkt 248 °C
Löslichkeit sehr gut löslich in Wasser
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

 

Thiamin (Vitamin B1) wird im Volksmund gern auch Stimmungsvitamin genannt. Es ist ein weißes, wasserlösliches Vitamin von schwachem, aber charakteristischem Geruch und ist insbesondere für die Funktion des Nervensystems unentbehrlich. Wird das Vitamin B1 für ca. 14 Tage dem Körper nicht mehr zugeführt, sind die Reserven zu 50 % aufgebraucht.

Aufgabe/Funktion

Vitamin B1 ist für die Verbrennung von Kohlenhydraten unbedingt erforderlich, wobei es sich als Coenzym selbst verbraucht. Da Gehirn und Nervenzellen auf Energie aus Kohlenhydraten angewiesen sind, wirkt sich ein Thiamin-Mangel besonders auf alle Gehirn- und Nervenfunktionen aus. Es ist auch für die Umwandlung von Kohlenhydraten in Fette nötig.

Als Thiamindiphosphat (TDP, Coenzym von Decarboxylasen und Transketolase, auch Thiaminpyrophosphat (TPP) genannt) wirkt es beim Abbau von Kohlenhydraten im Gehirn und in den Muskeln. Auch Kondition und Gedächtnis hängen von diesem Vitamin ab. Es ist für die Produktion von Magensäure notwendig. Es ist ein Coenzym für die Pyruvat-Dehydrogenase, einen Multienzymkomplex, welcher Pyruvat zu Acetyl-CoA umsetzt.

Verluste in Nahrungsmitteln

Thiamin ist hitzeempfindlich, es wird durch Kochen zerstört (zu ca. 40%). Es ist wasserlöslich, dadurch geht beim Kochen in Wasser ein Teil ins Kochwasser verloren. In rohem Fisch und Farnen ist das Enzym Thiaminase enthalten, das Thiamin abbaut und somit vernichtet.

Vorkommen

Pro 100 g der folgenden Lebensmittel sind die angegebenen Mengen Thiamin enthalten:

  • 13,1 mg in Bierhefe
  • 2,2 mg in Sonnenblumenkernen
  • 2 mg in Weizenkeimen
  • 1,1 mg in Macadamianüssen
  • 0,8-1,5 mg in Sesam
  • 1 mg in Sojabohnen
  • 0,90 mg in Schweinefleisch
  • 0,60 mg in Rindfleisch
  • 0,76 mg in Erbsen
  • 0,65 mg in Haferflocken
  • 0,4-0,7 mg in Vollkorngetreiden (Weizen, Gerste, Mais, Reis)
  • 0,50 mg in Weißen Bohnen
  • 0,20 mg in Löwenzahnsalat
  • 0,10 mg in Hühnerfleisch
  • 0,10 mg in Kartoffeln (gekocht)

Bedarf

  • Frauen 1,1 mg/Tag
  • Männer 1,3 mg/Tag

Mangelerscheinungen (Hypovitaminose)

Symptome:

  • Störungen des Kohlenhydratstoffwechsels und Nervensystems
  • Reizbarkeit und Depressionen
  • Müdigkeit, Sehstörungen, Appetitlosigkeit, Konzentrationsschwäche, Muskelatrophie
  • Blutarmut (Anämie)
  • häufige Kopfschmerzen
  • Gedächtnisstörungen, Verwirrungszustände
  • Herzversagen, Ödem, niedriger Blutdruck, Kurzatmigkeit
  • Verringerte Produktion von Antikörpern bei Infektionen
  • gestörte Energieproduktion
  • schwache Muskulatur (besonders die Wadenmuskulatur)
  • Krankheiten: Beriberi, Wernicke-Enzephalopathie

Folgen einer Überdosierung (Hypervitaminose)

Erst bei einer Menge von über 200 mg reagieren beispielsweise die Nerven überempfindlich auf Reize. In einigen Fällen wurden bei intravenöser Verabreichung schwere allergische Reaktionen festgestellt.

Vitamin B-Gruppe

Hier handelt es sich um eine Sammelbezeichnung wasserlöslicher Vitamine, unterschiedlicher, chemischer Zusammensetzungen. Außer den eigentlichen B-Vitaminen, wie B1 Thiamin, B2 Riboflavin, B6 Pyridoxin und B12 Cobalamin rechnet man noch Biotin, Folsäure, Nicotinsäure und Pantothensäure hinzu. Die Gruppe der B-Vitamine kommt in tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln vor. Ohne die Faktoren der B-Gruppe laufen fast keine biochemischen Prozesse im Körper ab. Vitamine der B-Gruppe stellen keine einheitliche Klasse dar. Sie sind chemisch und pharmakologisch völlig verschiedene Substanzen. Einzelne B-Vitamine kommen in der Natur niemals isoliert vor. Aus diesem Grund wirken sie in der Regel auch im Verbund.

Geschichte

  • 1882: erkannte der Japaner Kanehiro Takaki, dass die schon um 2600 vor Chr. in China bekannte Beriberi-Krankheit durch zweckmäßige Ernährung (aus dem Vitamin-B-Bereich) geheilt werden kann.
  • 1897: wies der Nobelpreisträger für Medizin/Physiologie (Nobelpreis 1929) Christiaan Eijkman Vitamin B1-Mangeleffekte durch das Füttern von poliertem Reis nach und zeigte, dass durch die Verfüttern der Silberhäutchen (Kleie) des Reises der Mangel behoben werden kann. Wegen seiner Wirkung auf die Nerven wurde es zunächst Anti-Polyneuritis-Vitamin oder Aneurin (antineuritisches Vitamin) genannt.
  • 1932: erhielt es dann aber von Windaus wegen seines Schwefelgehaltes die Bezeichnung Thiamin, die heute der einzig zulässige Name ist.
  • 1926: wurde das Vitamin erstmalig von Jansen und Donath in kristalliner Form aus Reiskleie isoliert.
  • 1936: wurde die Struktur von Vitamin B1 etwa gleichzeitig von R. R. Williams und Grewe aufgeklärt. Die Synthese erfolgte durch R. R. Williams 1936 und von Andersag und Westphal 1937.

Weiterführende Informationen

Literatur

  • Klaus Oberbeil: Fit durch Vitamine. Südwest-Verlag, 2003, ISBN 3517078247
  • Georg Dallmeier: Kalorien, Nährstoffe, Vitamine. Compakt Verlag, 2003,ISBN 3817455143
  • Harald Friesewinkel: Das Wichtigste über Vitamine. Knauer Verlag, 2004, ISBN 3417247187

Siehe auch: