Starrluftschiff
Starrluftschiffe sind Luftschiffe mit einem kompletten Skelett aus Trägern und Streben. Dieses Gerüst sichert die aerodynamische Form. In Starrluftschiffen wird das Traggas meist in Gaszellen gehalten, die keinen Beitrag zur Form des Schiffes liefern. Ballonets sind daher nicht erforderlich.
Geschichte
Als erstes Starrluftschiff darf ein 1895/96 von David Schwarz, einem jüdischen Holzhändler aus Agram, in Berlin entwickelte Luftschiff gelten. Es bestand aus einem Gitterträgergerüst und war mit 0,18-0,20 mm dicken Aluminiumblech beplankt. Außerdem war der Auftriebskörper in 13 Zellen unterteilt. Neu war auch die äußere Form. Sie bestand aus einem liegendem Zylinder mit einem Kegel am Bug. Es war bestückt mit einem Benzinmotor, der bei 480 Umdrehungen pro Minute eine Leistung von 12 PS erbrachte. Das Aluminium wurde übrigens vom Fabrikanten Carl Berg geliefert, der später aus eben diesem Material Teile für die Zeppeline fertigen sollte. Das Luftschiff wurde bei seiner Probefahrt am 3. November 1897 auf dem Tempelhofer Feld/Berlin zerstört. Die war gleichzeitig der erste Kontakt des 1889 auf der Pariser Weltausstellung erstmals gezeigten neuen Werkstoffes Aluminium mit der Luftfahrt.
Als herausragender Luftschiff-Pionier gilt Ferdinand Graf von Zeppelin, der 1900 seinen Prototypen LZ1 fertigstellte. Graf Zeppelin war übrigens auch 1896 in Berlin anwesend, durfte das Flugfeld damals jedoch nicht betreten. Das Gerüst von LZ1 wurde zum Teil aus den Überresten des Schwarz'schen Luftschiffes gefertigt. Seine Zeppelin-Luftschiffe spielen in der Geschichte der Starrluftschifffahrt eine so dominante Rolle, dass der Begriff Zeppelin oft als Synonym für Starrluftschiff gebraucht wird.
Zeppeline wurden schon vor dem Ersten Weltkrieg für Passagierfahrten eingesetzt. Im Krieg wurden sie in großem Stil zur Aufklärung und für Luftangriffe mit Bomben verwendet. Ihre Blütezeit erlebten sie jedoch in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts, als die Starrluftschiffe LZ127 „Graf Zeppelin“ und LZ129 „Hindenburg“ die erste regelmäßige Nonstop-Passagier-Flugverbindung in die USA und nach Rio de Janeiro betrieben. Die Hindenburg und ihr Schwesterschiff LZ130 „Graf Zeppelin II“ waren mit Volumen von 200.000 m³, Längen von 245 m, Durchmessern von über 41 m und einer Masse von über 240 Tonnen die größten Luftschiffe aller Zeiten.
Wenig erwähnt werden die Schütte-Lanz-Luftschiffe. Sie wurden ausschließlich für militärische Zwecke im Ersten Weltkrieg gebaut und konkurrierten in dieser Zeit nicht ohne Erfolg mit den Zeppelinen, ohne freilich ihrer Vormachtstellung gefährlich zu werden. Sie waren bis zu 198 m lang und maßen bis zu 23 m im Durchmesser bei 56.000 m³ Traggasvolumen. Ihr Skelett bestand aus Holz.
Auch die Starrluftschiffahrt anderer Nationen wird angesichts der herausragenden Rolle Deutschlands auf diesem Gebiet nur wenig beachtet. So wurden etwa in Großbritannien mehrere Starrluftschiffe gebaut und betrieben, unter anderem R34, das 1919 als erstes Luftschiff den Atlantik überquerte. Erst nach dem tragischen Brand des Luftschiffs R101 im Jahre 1930 wurde die britische Starrluftschifffahrt aufgegeben.
Auch die USA betrieben einige Starrluftschiffe, die allerdings zum Teil von der Zeppelin-Gesellschaft mitentwickelt wurden. Insgesamt wurden von den USA bzw. in ihrem Auftrag fünf Starrluftschiffe gebaut. Sie wurden alle von der US-Marine bestellt und betrieben. Zu ihnen zählen die USS Shenandoah, das erste Starrluftschiff, das Helium als Traggas verwendete, und die USS Akron und die USS Macon, die sogar Erkundungs-Flugzeuge während der Fahrt aussetzen und wieder einholen und damit praktisch als fliegende Flugzeugträger fungieren konnten. Bis auf die in Deutschland unter der Bezeichnung LZ126 gebaute USS Los Angeles wurden alle Schiffe bei Unfällen zerstört.
Frankreich entwickelte nur ein einziges Starrluftschiff. Es wurde vom Elsässer Joseph Spieß entwickelt und stieg erstmals am 13. April 1913 auf. Als Antrieb wurden zwei Chenu-Motoren mit je 200 PS verwendet. Das Gerüst bestand aus einer Holzrohrkonstruktion und hatte einen Durchmesser von 13,5 m. Trotz nachträglicher Verbesserungen, bei denen es unter anderem von 104 auf 140 m verlängert wurde (das Volumen stieg dadurch von 11800 auf 16400 Kubikmeter), konnte es die Erwartungen nicht erfüllen und wurde später demontiert.
Am 6. Mai 1937 fing nach einer Atlantiküberquerung das Zeppelin-Luftschiff Hindenburg über dem Flugfeld von Lakehurst/USA Feuer und wurde zerstört. Diese Katastrophe, die 36 Menschenleben forderte, leitete den Niedergang der Verkehrsluftschifffahrt ein. Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges besiegelte wenig später das Ende der Großluftschiffe.
Heute existieren bis auf den Zeppelin NT nur noch trägerlose Luftschiffe, so genannte Blimps, die mit nicht brennbarem Helium gefüllt sind.
Technik

Die Geripperinge standen meist senkrecht und waren durch Längsträger verbunden. Zusätzlich wurde die Konstruktion mit Stahlseilen verspannt, was zur Formstabilität bei ausreichender Elastizität beitrug. Die Motoren und Führergondeln ließen sich einfach am Gerippe aufhängen. Nutzlast, Ballast (meist Wasser) und Betriebstoffe (Kraftstoff und Schmieröl) konnten schwerpunktsoptimal verteilt gelagert und teilweise zur Trimmung verwendet werden. Die Stabilisierungsflossen am Heck waren in die Gerippestruktur integriert. Das Innere des Rumpfes bot relativ geschützt viel Platz für die Besatzung, Passagiere und die Nutzlast. Ein Vorteil der festen Struktur ist der Erhalt der Luftschiffform und damit auch der aerodynamischen Steuerbarkeit bei Gasverlust.
Die Schiffe vom Typ Zeppelin NT besitzen eine interne Dreiecksträgerstruktur, an der Triebwerke, Gondel und Leitwerk befestigt sind. Die aerodynamische Form erhält der Zeppelin NT jedoch ähnlich einem Prallluftschiff durch einen leichten Überdruck des Traggases in der Hülle. Er wird daher in die Gruppe der halbstarren Luftschiffe eingeordnet.