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Sowjetische Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg

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Unter Verbrechen der Roten Armee versteht man Verbrechen, die von Armeeführung und einer unbekannten Anzahl einzelner Angehöriger der sowjetischen Streitkräfte von 1918 bis 1946 begangen wurden. In Russland wurde dieses Thema von Menschenrechtlern und Dissidenten wie Alexander Solschenizyn oder Lew Kopelew aufgegriffen. In der breiten Öffentlichkeit ist es weitgehend tabuisiert.[1] In Polen, Ungarn und den baltischen Ländern war dieses Thema zwar im historischen Bewusstsein immer präsent, eine systematische, öffentlich geführte Auseinandersetzung konnte jedoch erst nach dem Zerfall der Sowjetunion beginnen.

Verbrechen der Roten Armee von 1918 bis 1921

Die russischen Streitkräfte waren am Ende des Ersten Weltkrieges in der Auflösung begriffen. Schwere militärische Rückschläge und der Versuch der Demokratisierung der Armee durch die provisorische Regierung hatten die Disziplin untergraben. Dies war auch in den Roten Garden der Fall, in denen es weder Ränge noch spezielle Dienstposten gab, welche über die Einhaltung der militärischen Ordnung hätten wachen können. Die Kommandeure dieser Einheiten wurden demokratisch gewählt und waren auch dann noch auf das Wohlwollen ihrer untergebenen angewiesen. Somit bestanden die bewaffneten Verbände Roten Armee in jeder Entwicklungsphase größtenteils aus unausgebildeten Arbeitermilizen und aufgestiegenen einfachen Soldaten, denen jeweils die Kenntnis des Kriegsrechts fehlte. Den vorhandenen Offizieren und Truppenkommandeuren fehlte hinzu die Möglichkeit gegen Ausschreitungen und Disziplinlosigkeit vorzugehen, obwohl diese die Einsatzbereitschaft der Armee stark reduzierten.[2]

Der Rote Terror in der Zeit des Russischen Bürgerkrieges wurde im Allgemeinen von der damaligen sowjetischen Geheimpolizei Tscheka verübt. Allerdings enthalten Berichte der "Untersuchungskommission für bolschewistische Verbrechen", die im Juni 1919 von General Denikin eingerichtet wurde, Darstellungen zu zahlreichen in der Ukraine, im Kuban-Gebiet, am Don und auf der Krim teilweise schon im Januar 1918 von Roten Garden verübten Grausamkeiten.[3]

Auch im Polnisch-Sowjetischen Krieg von 1920 hatte die Führung der Roten Armee größte Probleme sich durchzusetzen. Leo Trotzki, Volkskommissar für Militärwesen von 1918 bis 1924, sprach von einem regelrechten "Kampf gegen Disziplinlosigkeit, Dilettantismus und alle Art Anarchie"[4] Die sowjetische Militärführung kann deshalb nicht uneingeschränkt für alle Verbrechen von Einheiten der Roten Armee verantwortlich gemacht werden. Allerdings gab es bestimmte Maßnahmen, die von übergeordneten Kommandoinstanzen befohlen oder gutgeheißen wurden. So setzte die Rote Armee ihre schon im Russischen Bürgerkrieg bewährte Methode fort, Zivilisten als Geiseln zu nehmen[5], um entweder die örtliche Bevölkerung zur Kooperation zu bewegen oder um mögliche Freischärler abzuschrecken. Dies stellte im übrigen eine gängige Praxis damaliger Kriegführung dar. In einem Fall wurden diese Geiseln jedoch zu militärischen Übungszwecken mit Säbeln ermordet.[6] Des Weiteren nahmen die Bolschewiki keine Gefangenen, wenn sie keine Kapazität sahen, diese nach dem Gefecht entsprechend zu sichern. Kurz vor dem Rückzug aus Lida ermordeten die Sowjets sämtliche polnischen Gefangenen in der Stadt. Bei diesem Vorfall kam es auch zu Leichenschändungen. [7]

Erst das Ende des Bürgerkrieges und des Konfliktes mit Polen erlaubte eine starke Reduzierung der Roten Armee. In der Folge konnte die hierarchische und disziplinarische Ordnung der Streitkräfte gefestigt werden, indem man unerwünschte Kommandeure entließ und die Ausbildung eigener Offiziere vorantrieb.

Verbrechen der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg

Als die Rote Armee 1944/1945 auf deutsches und auf ungarisches Gebiet vorrückte, kam es zu Plünderungen, Vergewaltigungen und Ermordungen von Zivilisten, obwohl die Gesetze der Roten Armee dies untersagten. Die allgemeine Erklärung geht dahin, dass diese Aktivitäten Rache für auf sowjetischem Gebiet begangene Verbrechen seitens deutscher Militärs sei. siehe auch: Verbrechen der Wehrmacht, Verbrechen der SS. Diese Sichtweise wird von dem US - amerikanischen Historiker und Direktor der Historischen Fakultät der Stanford University (Kalifornien) Norman M. Naimark geteilt, der zusätzlich noch die Beeinflussung durch sowjetische Propaganda als Motiv angibt. Der Militärhistoriker Anthony Beevor bestreitet hingegen diese Erklärung. Seine Nachforschungen ergaben, dass Angehörige der Roten Armee auch russische und polnische Frauen nach ihrer Befreiung aus Konzentrationslagern vergewaltigten.[8]

Vergewaltigungen

Die weibliche Zivilbevölkerung wurde regelmäßig zum Ziel sexueller Gewalt. Britische Kriegsgefangene sagten nach ihrer Rückkehr aus deutscher Kriegsgefangenenschaft in die britisch besetzte Zone Deutschlands aus : "Im Gebiet um unser Internierungslager, wo die Orte Schlawe, Lauenburg, Buckow...lagen, vergewaltigten die Roten Soldaten in den ersten Wochen nach der Eroberung jede Frau und jedes Mädchen zwischen 12 und 60 Jahren...Väter und Gatten, die versuchten, die Frauen zu schützen, wurden erschossen, und Mädchen, die zuviel Widerstand leisteten, wurden ebenfalls ermordet."[9]

Die unten angegebenen Quellen schätzen, dass Angehörige der Roten Armee gegen Ende des Zweiten Weltkrieges und in der Zeit nach Beendigung des Krieges über 2 Millionen deutsche Frauen vergewaltigten, [10] [11] [12] [13] [14] Mehrfachvergewaltigungen nicht eingerechnet.[15] Davon starben etwa 10 - 12 % an Verletzungen, wurden ermordet oder begingen Selbstmord.[16] Die Schätzung über die Vergewaltigungsopfer lässt sich wie folgt konstatieren: Ostgebiete: 1.400.000; Sowjetische Besatzungszone ohne Berlin: 500.000; Berlin: 100.000.[16] [17]

Auch der Historiker Norman M. Naimark bestätigt die 2 Millionen deutschen Vergewaltigunsopfer[18].

Erst Mitte 1947 versuchte die Führung der Roten Armee, das Problem einzudämmen,[19] dabei reichten die Strafen von Arrest bis zur Hinrichtung. Die Rote Armee wurde räumlich von der Wohnbevölkerung getrennt. Im März 1949 schließlich erließ das Präsidium des Obersten Sowjets einen Erlass, der das Strafmaß vereinheitlichte und erhöhte. Die sowjetischen Besatzungstruppen wurden instruiert, dass die neuen Gesetze auch für sie gelten.[19] Eine Vergewaltigung zog zwingend eine Strafe von 10 bis 15 Jahren Arbeitslager nach sich, schwere Fälle eine Strafe von 10 bis 20 Jahren.

Von Redakteuren des Spiegels, dem Historiker Klaus Wiegrefe und dem Juristen Thomas Darnstädt, wurde die Propaganda der sowjetischen Truppenzeitungen beschrieben und als mitverantwortlich für Ausschreitungen der sowjetischen Armeeangehörigen bezeichnet: "Etwa die Aufrufe Ilja Ehrenburgs: Wenn Du im Laufe eines Tages einen Deutschen nicht getötet hast, ist Dein Tag verloren. Zähle nicht die Tage,..., zähle nur eins: die von Dir getöteten Deutschen. Töte den Deutschen."[20] [21] Es gibt viele ähnliche Beispiele von anderen Autoren.[22]

In Ungarn bemühte sich die sowjetische Armeeführung ab Februar 1945, Notzuchtverbrechen einzudämmen. Der ungarische Historiker Kristian Ungvary gibt an, dass bis dahin Tausende ungarische Frauen von Angehörigen der Roten Armee vergewaltigt worden seien. Den Soldaten sei es erlaubt worden, "drei Tage lang zu rauben, zu plündern und zu vergewaltigen".[23] In seiner Publikation "Die Russen in Deutschland" bestätigt Norman M. Naimark die Angaben Ungvarys und beschreibt die Übergriffe sowjetischer Soldaten auf ungarische Frauen.[18] Allein in Budapest wurden schätzungsweise 50.000 Frauen vergewaltigt.[24] [25]

Milovan Djilas und die jugoslawischen Partisanen beklagten sich bei dem sowjetischen General Kornejew über Vergewaltigungen durch sowjetische Soldaten nach dem Einrücken sowjetischer Truppen im Herbst 1944 in Nordost-Jugoslawien anläßlich der Befreiung Belgrads von deutscher Besatzung. Dies wurde jedoch als "Beleidigung" der "glorreichen Roten Armee" zurückgewiesen. Untersuchungen jugoslawischer Behörden bestätigten später die Vergewaltigungen und gewaltsamen Plünderungen.[18]

Eine Erklärung für die Vergewaltigungen in so hoher Zahl sieht Naimark in der aus dem Mittelalter herrührenden Tradition der patriarchalischen Gesellschaft, den (männlichen) Feind durch Vergewaltigen seiner Frauen zu demütigen und zu bestrafen, zumal Vergewaltigung stets mit Begriffen von "Ehre und Schande" zusammenhing. Diese beiden Begriffe waren auch in der russischen Kultur immer von Bedeutung. Ebenso hätten aber auch Alkoholgenuss und Trinkgewohnheiten eine Rolle gespielt.[18]

Sonstige zivile Opfer

Während der Flucht und Vertreibung der deutschen Zivilbevölkerung aus den damaligen Ostgebieten des Deutschen Reiches, Schlesien, Ostpreußen und Pommern, wurden Flüchtlingszüge gewaltsam gestoppt und geplündert, die Flüchtenden weggetrieben, erschossen, vergewaltigt.[26] [20] Jagdflieger der sowjetischen Luftwaffe drangen viele Kilometer hinter die Front und nahmen die Flüchtlingstrecks unter Beschuss.[26]

Ende Januar 1945 wurden 2,5 Millionen Flüchtlinge in Ostpreußen von der Roten Armee eingeschlossen und sollten nun per Schiff über die Ostsee evakuiert werden. Unter dem Hinweis deutscher Verstöße gegen das Völkerrecht, erkannte die sowjetische Führung Lazarettschiffe, Verwundetentransporter sowie Flüchtlingsschiffe nicht an und behandelte sie wie militärische Ziele.[27] [28] Von ca. 800 -1.000 Schiffen wurden über 200 versenkt, über 40.000 Zivilisten und Soldaten kamen ums Leben.[26] Hierbei ist jedoch anzumerken, dass es sich bei den Versenkungen der drei größten Schiffe, Wilhelm Gustloff, Steuben und Goya nicht um Kriegsverbrechen handelte, da diese Schiffe nicht die Kriterien eines Zivil - bzw. Lazarettschiffs erfüllten.

Michael Klonovsky schrieb im Focus : "Die Durchhaltebefehle seines Führers setzte Ostpreußens Gauleiter Erich Koch in die Tat um. Bis zuletzt verhinderte er eine Evakuierung und drohte, wer nur davon spreche, werde als Verräter behandelt. Für sich selbst hatte er freilich vorgesorgt:Zwei Eisbrecher lagen bereit. Mit der halb leeren "Ostpreußen" verließ Koch samt Entourage am 23. April Pillau - ohne Flüchtlinge mitzunehmen.

Wer nicht floh, erlitt die Schrecken der Besatzungsherrschaft: Vergewaltigung, Raub, Vertreibung. Der letzte Witz, den diese Provinz hervorbrachte, betraf den Plünder- und Demoliereifer der Russen: "Wenn sie unser Mobiliar in Ruhe lassen würden, könnten sie längst in Berlin stehen." Während das notorische "Frau komm!" zum geflügelten Wort wurde (schließlich spielten sogar die Kinder "Vergewaltigen"), deportierten die neuen Herrscher Tausende arbeitsfähige Männer zum Wiederaufbau in die Sowjetunion.

Gemeinhin wertet man die Verbrechen der Roten Armee als Vergeltung für die deutschen Untaten in der Sowjetunion - und wer wird diese Ursache leugnen wollen? Allerdings führten sich die Sowjettruppen in den Ländern, die sie von den Nazis "befreiten", ebenfalls wie Barbaren auf, sie plünderten und vergewaltigten im Baltikum genauso wie auf dem Balkan, und als sich der jugoslawische Kommunist Milovan Djilas bei Stalin darüber beschwerte, fragte der, was denn schon dabei sei, wenn sich ein Soldat "mit einer Frau amüsiert, nach all den Schrecknissen" [29].

In der ostpreußischen Stadt Königsberg befanden sich im August 1945 nach einer Zählung ca. 100.000 deutsche Zivilisten, meistens Frauen, Kinder und Alte. Diese wurden von der sowjetischen Besatzungsmacht festgehalten, um als Zwangsarbeiter in ihrer eigenen Heimat missbraucht zu werden. Als 1948 die Deutschen aus Königsberg endgültig vertrieben wurden, waren von diesen 100.000 Menschen nur noch etwa 20.000 am Leben. Die „fehlenden“ 80.000 Menschen waren Seuchen, Hungersnöten und Übergriffen zum Opfer gefallen.

In Demmin kam es infolge von Übergriffen der Roten Armee zur größten Massenselbsttötung Europas. Aufzeichnungen in Kirchenbüchern zufolge beendeten über 900 Einwohner im Mai 1945 ihr Leben, nachdem die Stadt drei Tage lang zum plündern und brandschatzen freigegeben wurde.

siehe auch: Treuenbrietzen, Nemmersdorf

In Ostpolen 1939, nach dem Einmarsch sowjetischer Truppen, versuchten viele Polen, dem Zugriff des sowjetischen NKWD durch Flucht zu entkommen, wurden jedoch meist von sowjetischem Militär verhaftet und anschließend nach Sibirien deportiert.[30]

Der polnische Historiker Tomasz Strzembosz: "Wer führte den Terror aus? Der NKWD, in der ersten Phase aber auch die Rote Armee, der die „tschekistischenOperationsgruppen“ unterstanden, die dem Heer folgten, um das Gebiet „zu säubern“, ähnlich wie die Einsatz-gruppen der Wehrmacht."[31]

Ein weiterer polnischstämmiger Historiker, Bogdan Musial, gibt in seiner Publikation "Konterrevolutionäre Elemente sind zu erschießen" einen Überblick über die Geschehnisse in Ostpolen nach dem Angriff der Sowjetunion auf Polen am 17. September 1939. Er schildert den darauffolgenden Terror der sowjetischen Besatzungsmacht gegen die Zivilbevölkerung, die sich aus Polen, Ukrainern und Juden zusammensetzte. Eine Steigerung dieser sowjetischen Terrormaßnahmen wie Deportationen nach Sibirien, Erschießungen, Folterungen sowie "zahlreiche Verbrechen der Rotarmisten" gegen die Bevölkerung und inhaftierte "sowjetfeindliche Elemente" (Morde, Geiselnahmen, Niederbrennen von Dörfern) erfolgte, nachdem die Rote Armee vor der am 22.Juni 1944 angreifenden Deutschen Wehrmacht zunächst zurückweichen musste. Auch im Baltikum, in Weißrussland, der Ukraine und Bessarabien kam es zu Morden an inhaftierten Gegnern durch die sowjetische Besatzungsmacht. Der daraus entstandene Haß der Bevölkerung auf die sowjetischen Truppen spielte wiederum den deutschen Einsatzgruppen in die Hände, die nun ihrerseits - mit Unterstützung der Bevölkerung - sowjetische Gegner und Juden liquidieren konnten.[32]

Zu den in Litauen begangenen Verbrechen äußerte sich 2005 der erste litauische Staatspräsident nach der Unabhängigkeit von der Sowjetunion Vytautas Landsbergis anlässlich der Siegesfeiern zum 60. Jahrestag des Kriegsendes in Moskau : "Die Rote Armee hat schon bei ihrem ersten Einmarsch in Litauen ganze Dörfer ausgelöscht. Ich lebte damals in Kaunas und erinnere mich sehr gut an diese Dinge. Bei uns im Haus wurden Leute versteckt, die auf der Deportationsliste nach Sibirien standen. Viele Freunde sind als Partisanen in die Wälder gegangen - und wir sind stolz auf sie. Aber es gab auch Litauer, die mit den Russen gegen ihr eigenes Volk paktierten. Und solche, die sich auf Seiten der Nazis an der Ermordung der litauischen Juden beteiligten." [33] [34]

Völkerrechtswidrige Behandlung von Kriegsgefangenen

Die Ermordung gefangener deutscher Soldaten begann bereits am ersten Kriegstag. Z.B wurden gefangengenommene Flugzeugbesatzungen fast ausnahmslos umgebracht. Hoffmann: "Die Völkerrechtsverletzungen durch Angehörige der Roten Armee nahmen in der Tat schon in den Junitagen 1941 einen solchen Umfang an, dass hier nur wenige der kriegsgerichtlich untersuchten und durch Zeugenaussagen erhärteten Fälle aufgeführt werden können."[35]

Der Historiker Hubertus Knabe stellt fest : "Seit Winter 1941/42 nahm die Rote Armee jeden Monat etwa 10.000 deutsche Soldaten gefangen, von denen über 90 Prozent ums Leben kamen. Folterungen, Verstümmelungen und Morde waren an der Tagesordnung. Die Todesrate lag so hoch, dass die absolute Zahl der Gefangenen trotz laufender Neuzugänge bis Ende 1942 sogar zurückging.[19]

Die Ermordung der Gefangenen wurde durch viele Befehle, Berichte und Aussagen von sowjetischer Befehlshabern sanktioniert. "Gefangene Offiziere wurden alle ohne Ausnahme erschossen", heißt es in der Niederschrift eines Rotarmisten [36] "[35]

Die Gesamttodesrate der sich in sowjetischer Kriegsgefangenschaft befindlichen Soldaten ist schwer zu ermitteln, da unklar ist, wieviel der im Kampf vermissten Soldaten in sowjetische Kriegsgefangenschaft gelangten. NKWD Statistiken registrierten 3.576.300 deutsche Kriegsgefangene und 799.982 Kriegsgefangene verbündeter Staaten des Deutschen Reiches. Hinzu kommt aber noch ein beträchtlicher Anteil der 4.272.963 im Kampf vermissten oder gefallenen Soldaten.[37] Nach sowjetischen Lagerstatistiken sollen 360.000 Gefangene gestorben sein. Nach deutschen Schätzungen war die Todesrate jedoch dreimal so hoch. Etwa 1,1 Millionen Soldaten sind nicht zurückgekehrt, insgesamt soll mehr als ein Drittel aller deutschen Soldaten in sowjetischer Kriegsgefangenschaft ums Leben gekommen sein.[19]

Ungarische Kriegsgefangene wurden, Angaben Kristian Ungvarys zufolge, "massenhaft exekutiert".

Mehrere tausend japanische Kriegsgefangene starben in sowjetischer Kriegsgefangenschaft; insbesondere durch extrem harte Zwangsarbeit in sibirischen Minen.

Rote Armee und NKWD

Am 16. Juli 1941 beschloss Stalin, neben dem ‚Institud der Kriegskommissare und Politischen Leiter‘ den Apparat des NKWD, nämlich die Besonderen Abteilungen (Osobyje otdely) des NKWD in der Roten Armee zu restituieren. Am 17.Juli 1941, nach der Verordnung vom Staatssicherheitausschuss, wurden die Besonderen Abteilungen dem NKWD unmittelbar. Die neugliederung wurde von Berija mit den „ruhmreichen tschekistischen Traditionen“ begründet. Diese Filiale des NKWD war beauftragt, „einem arbarmunglosen Kampf gegen die feindliche Geheimarbeit feiger Verräter“, „einem erbarmungslosen Kampf mit Spionage“ führen usf. So haben diese Abteilungen viele ungrechtfertigte Repressionen gegen die Soldaten der Roten Armee als auch gegen die eigene Bevölkerung durchgeführt. [38]

Völkerrechtswidrige Anschläge auf Rotes-Kreuz-Personal

Auch erkennbares Sanitätspersonal wurde oft angegriffen. Hoffmann erwähnt z.B, dass am 28. Juni 1941 (in der Gegend von Minsk) eine deutlich gekennzeichnete Kolonne der Krankenkraftwagenzuges 127 überfallen und ein Großteil der Verwundeten und Sanitätspersonal von den Sowjetsoldaten niedergemetzelt wurde.

In einem Gefechtsbericht, der vom "heißen Wunsch viele von den Faschistischen Reptilien zu vernichten" beseelt war, findet sich auch die Eintragung: "Ein Sanitätsfahrzeug mit 2 Pferden und 10 verwundeten Faschisten vernichtet." Der politische Leiter der 1.Kompanie meldet am 5. Septmeber 1941: "1 Sanitätsabteilung zerschlagen."

Völkerrechtswidrige Zerstörung von Städten und Gebäuden

Auch hier kann als Beispiel der Ort Demmin angeführt werden, der Ende April 1945 kampflos übergeben wurde. Am 1. Mai legten sowjetische Soldaten in der Innenstadt Feuer und verboten der Bevölkerung den Brand zu löschen. Von den Gebäuden rund um den Marktplatz überstand nur der Kirchturm das Inferno.

Die sächsische Stadt Altenberg wurde am 8. Mai von der Roten Armee besetzt, dann aber am 10. Mai niedergebrannt. Zwei Tage nach Kriegsende flogen sowjetische Flugzeuge einen Angriff auf die Stadt, bei dem 7 5% der Bausubstanz zerstört wurden. Wahrscheinlich galt der Angriff über die böhmische Grenze fliehenden Truppenteilen der Wehrmacht. Offiziell kamen mehr als 100 Zivilisten ums Leben.[39]

Plünderungen

Walter Kilian, der erste Bürgermeister des Berliner Stadtteils Charlottenburg nach Kriegsende, berichtete, dass es zu umfangreichen Plünderungen durch sowjetische Soldaten gekommen sei, die "Einzelpersonen, Kaufhäuser, Geschäfte, Wohnungen...beraubten". Auch die Gebiete ausserhalb Berlins waren von den Plünderungen betroffen. Durch die Plünderungen und Zerstörungen und den daraus entstehendem Mangel an Nahrung, Medikamenten und Heizmöglichkeiten starben vor allem Alte, Kranke und Kinder an Hunger, Infektionen und Kälte.[19]

Plünderungen der Soldaten wurden regelmäßig von den sowjetischen Generalen gerechtfertigt, wie am 12.Januar 1945. An diesem Tag wandte Armeegeneral Tschernjachowskij mit den Worten an seine Truppen: „Gnade gibt es nicht - für niemanden, wie es auch keine Gnade für uns gegeben hat... Das Land von Faschisten muss zur Wüste werden, wie auch unser Land, das sie verwüstet haben. Die Faschisten müssen sterben, wie auch unsere Soldaten gestorben sind.“ Unter dem Begriff ‚Faschisten‘ wurden immer Deutschen verstanden, so J.Hoffmann.

Wolfgang Leonhard beschreibt die Diskussionen zwischen SED-Parteimitgliedern und Stalin über Plünderungen und Vergewaltigungen durch sowjetische Soldaten in der Sowjetisch Besetzten Zone Deutschlands. Auf die deutschen Bedenken wegen der möglicherweise daraus resultierenden negativen Folgen für das Ansehen der Sowjetunion und damit einhergehend für den Sozialismus in Deutschland erwiderte Stalin : "Ich dulde nicht, daß jemand die Ehre der Roten Armee in den Schmutz zieht."[40] [18]

In Polen beteiligten sich Rotarmisten gemeinsam mit Angehörigen des NKWD an Ausplünderungen von Transportzügen.[30]

Kunstraub und Beutekunst

Von 1945 bis 1947 wurden durch sowjetische "Trophäenkommissionen" zahlreiche deutsche Kulturgüter beschlagnahmt und als Beutekunst in die UdSSR verbracht. In einem deutsch-russischen Vertrag wurde vereinbart, "unrechtmäßig verbrachte Kulturgüter an den Eigentümer" zurückzugeben. Ein geringer Teil wurde bisher bereits zurückgegeben. In der Folgezeit führte jedoch die Handhabe der Beutekunst zu massiven innenpolitischen Auseinandersetzungen in Russland. Mehrfach erklärte die Duma gegen den Widerstand von Präsident Boris Jelzin die Beutekunst zum ständigen Eigentum Russlands. Die Beutekunstfrage gilt als das einzige derzeit noch ungelöste Problem in den deutsch-russischen Beziehungen.

siehe auch: Schatz des Priamos

Im besetzten Ungarn wurden Kunstwerke aus Museen sowie Bankvermögen geraubt. Auch die bedeutenden Kunstsammlungen, die der ungarische Staat zuvor ungarischen jüdischen Eigentümern entzogen hatte, hätten der Beschlagnahme unterlegen und seien in die Sowjetunion verbracht worden, so der ungarische Historiker Kristian Ungvary.

Nationalsozialistische Propaganda

Die nationalsozialistische Propaganda zielte durch eine falsche oder übertriebene Berichterstattung darauf ab, einerseits die Kampfmoral der deutschen Soldaten als Gegner der Roten Armee zu erhöhen und andererseits den Glauben an den "Endsieg" in der Bevölkerung zu stärken. So ließ Propagandaminister Goebbels noch im September 1944 die Meldung verbreiten, dass nie ein sowjetischer Soldat die deutsche Reichsgrenze überschreiten werde. Als der sowjetische Vormarsch wenige Monate später das Reichsgebiet erreichte und es zu ersten Verbrechen von Rotarmisten an der Zivilbevölkerung kam, nutzte die NS-Propandamaschinerie diese Verbrechen, um die Kampfmoral der Soldaten zu steigern und versuchte, eine internationale Empörung auszulösen.

Strafverfolgung durch internationale Militärgerichtsbarkeiten

Die sowjetische Führung war der Genfer Kriegsgefangenen-Konvention (Genfer Konvention) von 1929 nicht beigetreten. Auch erkannte die sowjetische Führung den Beitritt des Zarenreiches zur Haager Landkriegsordnung nicht als bindend an.[41] Dennoch wurden regelmäßig auch Regierungen oder Armeeführungen zur Verantwortung gezogen, die sich nicht völkerrechtlichen Grundsätzen verpflichtet hatten. Und obwohl sich das Völkerrecht seit Ende des Ersten Weltkrieges erheblich weiterentwickelt hatte, und es Beispiele für eine internationale Strafverfolgung von Kriegsverbrechen gab (Leipziger Prozesse, Nürnberger Prozesse), wurde gegen die sowjetische Armeeführung zu keiner Zeit Anklage erhoben.

Quellen

  1. Russians angry at war rape claims Telegraph.co.uk 01/25/2002
  2. Joachim Hoffmann: Die Sowjetunion bis zum Vorabend des deutschen Angriffs, in: Horst Boog u.a.: Der Angriff auf die Sowjetunion. (Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Band 4, herausgegeben vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt) Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1983, ISBN 3-421-06098-3.
  3. Joel Kotek, Pierre Rigoulot Das Jahrhundert der Lager. Gefangenschaft, Zwangsarbeit, Vernichtung, Propyläen 2001, ISBN 3549071434
  4. Zit. nach Hoffmann: Sowjetunion, S.41 (siehe oben)
  5. Einen Überblick der Geiselnahmen im Bürgerkrieg als Repressionsinstrument, aber auch als Mittel der ökonomischen Politik gibt Stephan Courtois; Nicolas Werth; Andrzej Paczkowski et. al : "Das Schwarzbuch des Kommunismus" Piper Verlag, München 1998 S. 107 ff.
  6. Norman Davies schildert den Vorfall auf S. 239 von "White Eagle - Red Star", er bezieht sich hierbei auf die photographische Dokumentation 1917-1921 des Sikorski-Instituts in London Photo Nr. 10116
  7. ebd. S. 240 er bezieht sich hierbei auf das Public Records Office, London WO 417/9/60
  8. Red Army troops raped even Russian women as they freed them from camps
  9. Congressional Record, Senate, Washington, 4. 12.1945, S. 11374 in : Alfred M. de ZayasDie Anglo-Amerikaner und die Vertreibung der Deutschen, S. 87, Ullstein, 1988
  10. Bundeszentrale für politische Bildung
  11. Quellenangaben auf der Seite der Bundeszentrale für politische Bildung
  12. Helke Sander und Barbara Johr BeFreier und Befreite. Krieg, Vegewaltigung, Kinder Fischer Taschenbuch Verlag (2005), ISBN 3-596-16305-6
  13. G.Reichling Die deutschen Vertriebenen in Zahlen, Bonn 1986, 1989
  14. Franz W. Seidler and Alfred M. de Zayas. Kriegsverbrechen in Europa und im Nahen Osten im 20. Jahrhundert Hamburg-Berlin-Bonn (2002), S.122, ISBN 3-8132-0702-1
  15. Auszug aus Hitchcocks "The Struggle for Europe"
  16. a b Bundesarchiv/Militärarchiv Freiburg [1] Akten Fremde Heere Ost Bestand H3, Bd. 483, 657, 665, 667, 690 Bundesarchiv Koblenz [2] Ostdokumentensammlung Ost-Dok. 2 Nr. 8,13,14; Ost-Dok.2/51, 2/77, 2/96
  17. Archiv der Charité und Landesarchiv Berlin[3]
  18. a b c d e Norman M. Naimark Die Russen in Deutschland, 1997, ISBN 3549055994
  19. a b c d e Hubertus Knabe Tag der Befreiung? Das Kriegsende in Ostdeutschland, Propyläen 2005, ISBN 3549072457
  20. a b Thomas Darnstädt, Klaus Wiegrefe "Vater, erschieß mich!" in Die Flucht, S. 28/29 (Herausgeber Stefan Aust und Stephan Burgdorff), dtv und SPIEGEL-Buchverlag, ISBN 3423341815
  21. MDR Fakt vom 22. September 2003
  22. Die große Flucht aus dem Osten http://alfreddezayas.com/Chapbooks/Flucht_de.shtml#
  23. Kristian Ungvary Sowjetische Verbrechen nach der Besetzung Ungarns in Franz W.Seidler, Alfred M.de Zayas Kriegsverbrechen in Europa und im Nahen Osten im 20. jahrhundert, S. 126-128, Verlag Mittler, Hamburg, Berlin, Bonn 2002, ISBN 3813207021
  24. James Mark: "Remembering Rape: Divided Social Memory and the Red Army in Hungary 1944-1945"Past & Present - Number 188, August 2005, pp. 133
  25. "The worst suffering of the Hungarian population is due to the rape of women. Rapes - affecting all age groups from ten to seventy are so common that very few women in Hungary have been spared." Swiss embassy report cited in Ungváry 2005, p.350. (Krisztian Ungvary The Siege of Budapest 2005)
  26. a b c ARD 60 Jahre Kriegsende
  27. IMT-Protokolle Nürmberg, Nr.40, S.50/51
  28. Alfred M. de Zayas, "Die Anglo-Amerikaner und die Vertreibung der Deutschen", Ullstein, 1988.
  29. Michael Klonovsky Preussen zahlt die Zeche in : 60 Jahre Kriegsende - Teil IV (Focus vom 14. Februar 2005, Ausgabe 07, S. 72-76
  30. a b Thomas Urban Der Verlust, S. 145, Verlag C. H. Beck 2004, ISBN 3406541569
  31. Tomasz Strzembosz : Die verschwiegene Kollaboration Transodra, 23. Dezember 2001
  32. Bogdan Musial : Ostpolen beim Einmarsch der Wehrmacht nach dem 22. Juni 1941
  33. Deutschlandfunk : Wunden in der Seele 18. April 2005
  34. In Estland hat eine internationale Kommission (die von Lennart Meri eingeführt wurde) ausführich die Verbrechen des Kommunismus und der kommunistischen Kräfte untersucht. Der Abschluss ist im Netz verfügbar: [4]
  35. a b Joachim Hoffmann Stalins Vernichtungskrieg, Verlag für Wehrwissenschaften, München
  36. BA-MA, RH 21-1/481, 13.1.1942
  37. G. F. Krivosheev, Russia and the USSR in the wars of the 20th century: losses of the Armed Forces. A Statistical Study, in Russian
  38. "Hoffmann, Stalins Vernichtungskrieg 1941 - 1945". Kapitel 5. Wie „Massenheroismus“ und „Sowjetpatriotismus“ erzeugt wurden
  39. Friedrich Karl Fromme in der Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 19.05.2005 ( Nr. 114, S. 11)
  40. Wolfgang Leonhard Die Revolution entläßt ihre Kinder, Köln 1955, Neuauflage 1981
  41. Haager Landkriegsordnung

Literatur