Eisbär
Eisbär | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Ursus maritimus | ||||||||||||
Phipps, 1774 |
Der Eisbär (Ursus maritimus), auch (der englischen Bezeichnung folgend) Polarbär genannt, ist eine Raubtierart aus der Familie der Bären (Ursidae). Er bewohnt die nördlichen Polarregionen und ist eng mit dem Braunbären verwandt. Er gilt neben dem Kodiakbären als das größte an Land lebende Raubtier der Erde.
Merkmale



Erwachsene männliche Eisbären können eine Kopfrumpflänge von 2,40 bis 2,60 Metern erreichen, in Einzelfällen sogar bis zu 3,00 Metern; die Schulterhöhe beträgt bis zu 1,60 Meter. Das Gewicht variiert zwischen 300 und 800 (durchschnittlich 420 bis 500) Kilogramm. Bei Weibchen erreicht die Kopfrumpflänge 2,00 bis maximal 2,50 Meter, das Körpergewicht beträgt bei ihnen zwischen 150 und 300 Kilogramm. Das Gewicht hängt wesentlich vom Ernährungszustand der Tiere ab: im Sommer wiegen ausgehungerte Eisbären deutlich weniger als während der Zeit winterlicher Robbenjagd. Eine Rolle spielen auch regionale Größenunterschiede. Die kleinsten Tiere leben auf Spitzbergen und die größten in der Nähe der Beringstraße. Wie alle Bärenarten besitzen auch Eisbären nur einen Stummelschwanz von 7 bis 13 Zentimetern Länge.
Das gelblich-weiße Fell des Eisbären stellt im Eis eine ideale Tarnung dar. Das Fell ist sehr dicht, ölig und wasserabweisend, unter der Haut besitzt der Bär eine 5 bis 10 Zentimeter dicke Fettschicht. Die äußeren Fellhaare des Eisbären sind innen hohl, was zusätzlich zur dicken Fettschicht für eine hervorragende Wärmeisolation sorgt. Außerdem erhöhen die Haare zusammen mit der Speckschicht den Auftrieb beim Schwimmen. Wissenschaftliche Untersuchungen des Eisbärenfells haben überdies ergeben, dass UV-Licht nur in sehr geringem Maße reflektiert wird. Daraus wurde gefolgert, die hohlen Haare würden ähnlich wie Glasfaserkabel Licht, das sich in Wärme umwandelt, auf die Haut leiten. Doch haben Untersuchungen an der St.-Lawrence-Universität, New York, neuerdings erwiesen, dass die Haare für UV-Licht kaum transparent sind, und damit die Theorie einer Wärmeleitung in Frage gestellt.[1]
Beim Körperbau unterscheiden sich Eisbären von anderen Bären durch einen langen Hals und den relativ kleinen, flachen Kopf. Im Gegensatz zu den nahe verwandten Braunbären fehlt ihnen der Muskelberg am Nacken. Ihre Augen sind verhältnismäßig klein. Die Ohrmuscheln sind nach vorne aufgerichtet und rund geformt. Wie die meisten Bären besitzen Eisbären 42 Zähne, und wie alle Bären sind sie Sohlengänger. Ihre Vorderbeine sind lang und kräftig; die großen Vordertatzen sind paddelförmig ausgebildet und mit Schwimmhäuten versehen, was ein schnelles Schwimmen ermöglicht. Auf den muskulösen Hinterbeinen können sich die Eisbären zu maximaler Höhe erheben (etwa bei Kämpfen oder für bessere Aussicht); die Hintertatzen dienen beim Schwimmen als Steuerruder. Die Fußsohlen sind dicht behaart, was dem Kälteschutz dient und auch das Ausrutschen auf dem Eis behindert. Alle vier Pfoten sind mit fünf nicht einziehbaren Krallen bewehrt.
In ihrer Leber können Eisbären Vitamin A in großen Mengen speichern. Häufiger Verzehr von Eisbärenleber führt deshalb zu schwerwiegenden Gesundheitsstörungen mit Symptomen wie Kopfschmerzen, Übelkeit und trockener Haut (auch der Schleimhäute). Sogar von teratogener Wirkung bei andauerndem Verzehren wird berichtet.
Verbreitungsgebiet und Lebensraum

Eisbären kommen ausschließlich in der Arktis vor und zwar zirkumpolar, also in der Polarregion rund um den Nordpol. Die meisten hocharktischen Eisbären halten sich das ganze Jahr über an den Küsten oder auf dem Meereseis auf, um dort Robben zu jagen. Sie bevorzugen dabei Gebiete in denen das Eis durch Wind und Meeresströmungen in Bewegung bleibt und immer wieder aufgerissen wird, wodurch eisfreie Stellen entstehen (Polynjas). Im Sommer halten sich Eisbären überwiegend an den südlichen Rändern des Treibeises auf. Mit Wintereinbruch wandern sie südwärts, den offenen Stellen folgend. An der Südküste der Hudson Bay (Kanada) sind die Tiere während des Sommers allerdings gezwungen an Land zurückzukehren. Nach kilometerweiten Wanderungen ins Landesinnere müssen sie sich dann mit dem wenigen begnügen, was ihnen Tundra und Taiga an Fressbarem bieten.
Lange Zeit nahmen Zoologen an, Eisbären seien ausgesprochene Wanderer, die der Bewegung des Eises großräumig rund um den Nordpol folgen. Neuere Beobachtungen ergaben jedoch, dass es eine größere Anzahl standorttreuer Populationen gibt. Hierzu gehören etwa die Eisbären des Wapusk-Nationalparks und des Ukkusiksalik-Nationalparks.
Es werden sechs Hauptpopulationen unterschieden:
- auf Svalbard und dem Franz-Joseph-Land
- im nördlichen Sibirien
- auf der Wrangelinsel und dem westlichen Alaska
- im nördlichen Alaska
- in Kanada, vor allem auf den arktischen Inseln, aber auch entlang der Hudson Bay und an der Nordküste der Labrador-Halbinsel
- auf Grönland
Die nördlichste geographische Breite, auf der Eisbären beobachtet wurden, beträgt 88°, die am weitesten südlich vorkommenden Tiere halten sich entlang der Hudson Bay und der Nordwestküste der sich etwas weiter südöstlich anschließenden James Bay auf. Vereinzelt wurden Eisbären auch auf Neufundland und Island gesichtet.
Lebensweise

Aktivitätszeiten
Eisbären sind tagaktiv und vor allem während des ersten Tagesdrittels in Bewegung. Etwa 29% ihrer Zeit nehmen Wandern und Schwimmen in Anspruch und nur 5% sind dem Jagen und Fressen zuzurechnen. Etwa 66% ihrer Zeit verbringen sie jedoch schlafend, ruhend oder auf Beute lauernd.
Die Eisbären an der Südküste der Hudson Bay, die im Grenzbereich von Tundra und Taiga leben, legen sich während des Sommers zuweilen Erdmulden an, um den Permafrostboden zur Kühlung zu nutzen. Im Gegensatz zu anderen Bärenarten halten Eisbären jedoch keine Winterruhe, da der Winter für sie optimale Bedingungen zur Robbenjagd bietet. Bei extremen Wetterverhältnissen lassen sie sich einschneien und können so auch starken Eisstürmen und Blizzards trotzen.
Nur trächtige Weibchen ziehen sich von Oktober oder November bis März in eine von ihnen selbst angelegte Geburtshöhle zurück. Diese besteht aus einer Vertiefung, die in den torfigen Boden gegraben und mit Schnee überwölbt wurde. Hierdurch ergibt sich ein 1 bis 3 Meter langer, oft steil nach oben gerichteter Tunnel mit einer ovalen Kammer, die ein Volumen von etwa 3 Kubikmetern besitzt. Der Eingang dieser Geburtshöhlen wird gewöhnlich als Kältefalle ausgestaltet. Während des Aufenthalts in der Höhle gehen Atemfrequenz und Herzschlag deutlich zurück. Da die Körpertemperatur aber nur leicht sinkt, bezeichnet man diesen Zustand nicht als echten Winterschlaf sondern nur als Winterruhe. Sie dient im Gegensatz zu den Verhältnissen bei anderen Bären nicht der Anpassung an ein verringertes Nahrungsangebot, sondern dazu, den Jungtieren nach der Geburt größtmöglichen Schutz zu bieten.
Sozialverhalten
Eisbären sind wie alle Bären Einzelgänger, Mütter mit ihren Jungen ausgenommen. Das Jagdrevier eines Eisbären erstreckt sich zwar über einen Radius von rund 150 Kilometern, doch zeigen die Tiere kein ausgeprägtes Territorialverhalten, und die Reviere überlappen sich weitgehend. An Stellen mit reichem Nahrungsangebot jagt oft eine größere Zahl von Tieren in verhältnismäßig geringem Abstand.
Fortbewegung
Eisbären sind exzellente Schwimmer, jagen jedoch üblicherweise nicht im Wasser nach Beute. Schwimmend können sie mehr als 5 Kilometer in der Stunde zurücklegen und als Langstreckenschwimmer Entfernungen von 65 Kilometern und mehr überwinden. Tauchgänge von 2 Minuten bereiten ihnen keine Schwierigkeit, die Tauchtiefe beträgt aber selten mehr als 2 Meter.
An Land wandern Eisbären oft stundenlang über weite Strecken und bringen in der Stunde mehr als 6 Kilometer hinter sich. Kurze Sprints mit 30 Stundenkilometern sind ihnen leicht möglich. Dabei erhitzen sie sich jedoch und sind deshalb nicht in der Lage, solche Geschwindigkeiten lange durchzuhalten. Rentieren oder Karibus sind Eisbären in dieser Hinsicht unterlegen.
Ernährung und Jagdverhalten

Im Vergleich zu allen anderen Bärenarten sind Eisbären die ausgeprägtesten Fleischfresser und stehen an der Spitze der natürlichen arktischen Nahrungskette. Den Hauptbestandteil ihrer Nahrung machen Robben aus, vorwiegend Ringelrobben, aber auch Bart- und Sattelrobben, Klappmützen sowie junge oder geschwächte Walrosse.
Im offenen Wasser gelangt es Eisbären kaum, Robben zu erbeuten. Im Winter dagegen bieten sich auf Packeisfeldern an Eisspalten beste Jagdbedingungen. Eisbären können Robben mit dem Geruchssinn in mehr als 1 Kilometer Entfernung oder unter 1 Meter dicken Eis- oder Schneeschichten aufspüren. Typischerweise erbeuten Eisbären Robben an Eislöchern. Durch sein helles Fell ist der Eisbär an die Umgebung angepasst. Gut getarnt wird er vom Blick des Beutetiers unter dem Wasserspiegel nur schwer wahrgenommen. Der einzige Hinweis auf seine Anwesenheit ist die schwarze Schnauze. Um den Jagderfolg zu optimieren lernen Eisbären jedoch früh, diese mit ihrer hellen Pranke zu verdecken. Sie warten an solchen Eislöchern oft stundenlang bis eine Robbe zum Luftholen an die Oberfläche kommt. Durch blitzschnellen Zugriff mit Gebiss und Pranken wird die Beute dann erlegt. Allerdings verlaufen rund 9 von 10 dieser Fangversuchen erfolglos.

Wohlgenährte Eisbären fressen vom frisch erlegten Beutetier nur Haut und Speck, der Rest bleibt liegen. Schwächere Bären oder Polarfüchse, aber auch aasfressende Seevögel wie Möwen machen sich dann darüber her. Viele Polarfüchse haben sich regelrecht darauf spezialisiert, Nahrungsreste von Eisbären zu verwerten.
Neben Robben verzehren Eisbären auch Vögel, die sie am Wasser schwimmend erbeuten. Daneben zählen Kleinsäuger wie Erdhörnchen und Lemminge, Vogeleier und Fische zu ihrer Nahrung. Selten erlegen sie auch laufbehinderte Rentiere und noch seltener kleine Nar- und Weißwale. Vor allem im Sommer, wenn das Nahrungsangebot gering ist verzehren Eisbären pflanzliches Material wie Beeren und Tang, Kadaver oder von Jägern zurückgelassene Fleischreste.
Zudem ist Kannibalismus nicht ungewöhnlich. Junge Eisbären laufen immer wieder Gefahr von einem älteren männlichen Bären gefressen zu werden. Muttertiere weichen daher mit ihren Jungen den Männchen aus oder verjagen diese mit Drohgebärden.
Fortpflanzung



Die nur rund eine Woche dauernde Paarungszeit fällt in die Monate März bis Juni. Die Zeit von der Befruchtung bis zur Geburt beträgt etwa acht Monate. Allerdings kommt es erst Ende August, Anfang September zur Einnistung des Eis und damit zu einer zwei bis drei Monate dauernden eigentlichen Tragzeit. Dies ist ein natürlicher Schutzvorgang, denn falls die werdende Mutter durch Nahrungsmangel im Sommer zu sehr ausgehungert ist, wird das Ei vor der Einnistung resorbiert und die Trächtigkeit abgebrochen.
Die Geburt der jungen Bären erfolgt dann zwischen November und Januar, also im tiefsten Winter. Trächtige Weibchen beziehen etwa einen Monat vor der Geburt eine Geburtshöhle, in der sie Winterruhe halten (s.o.). Sie verlassen diese Geburtshöhle mit ihren Jungen erst vier Monate später (im März oder April). Die Gegenden, in denen die Weibchen ihre Jungen gebären, werden als „Denning Areas“ (Höhlengebiete) bezeichnet.
Das in seiner Ausdehnung größte Geburtshöhlengebiet der gesamten Arktis liegt im kanadischen Wapusk-Nationalpark, der sich an der Südküste der Hudson Bay rund 70 Kilometer südöstlich der Stadt Churchill, zwischen dem Nelson River und Cape Churchill ausdehnt („Wapusk“ ist die Bezeichnung der Cree-Indianer für „weißer Bär“). Große kanadische Höhlengebiete erstrecken sich außerdem um die Mündung des Winisk River in die Hudson Bay (südöstlich des Wapusk-Nationalparks), um die Agu Bay an der Westküste der Baffin-Insel nahe dem westlichen Ende der Fury-und-Hecla-Straße und entlang der zum Ukkusiksalik-Nationalpark gehörenden Wager Bay sowie in der Nordwestecke der Hudson Bay. Außerhalb Kanadas befinden sich ausgedehnte Geburtshöhlengebiete unter anderem auf Spitzbergen und der Wrangelinsel im Norden Sibiriens.
Der Wurf besteht aus einem bis vier, üblicherweise jedoch zwei etwa kaninchengroßen, bei der Geburt sehr fein behaarten, zunächst noch blinden und tauben Jungen von 400 bis 900 Gramm Gewicht. In den ersten beiden Monaten erreichen sie ein Gewicht von 10 bis 15 Kilogramm und ihr weißes Fell wird immer dichter. Die Jungen werden 1½ bis 2½ Jahre gesäugt. Während dieser Zeit lernen sie das Jagdverhalten der Mutter und werden schließlich von ihr verlassen. Unter den harten Bedingungen der Arktis überleben die ersten Jahre nur etwa 50% der Jungtiere.
Eisbären werden mit etwa fünf bis sechs Jahren geschlechtsreif. Ab 20 Jahren geht die Fruchtbarkeit der Weibchen deutlich zurück. Das potentielle Höchstalter von Eisbären in freier Natur wird auf 25 bis 30 Jahre geschätzt, in menschlicher Obhut können sie 45 Jahre alt werden.
Eisbären und Menschen
Bedrohungen und Schutz
Schon vor der Berührung mit Europäern jagten die indigenen Völker Nordasiens und Nordamerikas Eisbären, insbesondere wegen ihres Fells und Specks. Im 20. Jahrhundert intensivierte sich die Bejagung aufgrund der kommerziellen Nutzung der Körperteile, vor allem aber zu reinen Vergnügungszwecken. Insbesondere die Nutzung von Flugzeugen zur Lokalisierung der Tiere ab den 1940er Jahren führte zu einem drastischen Rückgang der Populationen in den 1950er und 1960er Jahren auf weltweit 5.000 bis 10.000 Tiere (geschätzt). Im Jahr 1973 beschlossen Kanada, die USA, Dänemark (für Grönland), Norwegen (für Svalbard) und die Sowjetunion ein Abkommen, das die Jagd einschränken, die Habitate schützen und die gemeinsame Forschung verstärken soll. Mit Ausnahme von Sonderregelungen für indigene Völker ist die Eisbärjagd inzwischen weitgehend verboten. Durch solche Schutzmaßnahmen nahm die Zahl von Eisbären nach Schätzungen der IUCN weltweit auf derzeit etwa 20.000 bis 25.000 Tiere zu. [2]
In jüngerer Zeit sind allerdings zwei weitere Faktoren für die Bedrohung der Eisbären maßgeblich geworden. Zum einen wird durch die verstärkte Förderung von Erdöl und Erdgas in den arktischen Regionen ihr Lebensraum eingeschränkt. Insbesondere die Gebiete, in denen sich die Weibchen zur Winterruhe und zur Geburt zurückziehen, werden hierdurch in Mitleidenschaft gezogen. Zum anderen wird befürchtet, dass die Lebensräume der Eisbären durch die globale Erwärmung generell drastisch zurückgehen könnten.
So berichteten Forscher der US-Wissenschaftsbehörde Geological Survey im Juni 2006 in der Zeitschrift Polar Biology, dass sie seit 2004 wiederholt Überreste von erwachsenen weiblichen Tieren gefunden hätten, die von männlichen Artgenossen getötet und teilweise aufgefressen worden seien. In einem Fall habe man Fußabdrücke eines Jungtieres neben dem toten Weibchen entdeckt. Das Jungtier habe entkommen können, weil das angreifende Männchen ihm nicht gefolgt sei. Die Forscher um Teamleiter Steven Armstrup werteten dieses Verhalten als Anzeichen dafür, dass Hunger die treibende Kraft für den Angriff war und nicht das Töten eines fremden Jungtieres. Alle Fälle ereigneten sich in Gebieten, in denen das Polareis mehr und mehr wegschmilzt. Die Tiere in diesen Regionen seien zudem auffallend dünn.[3]
Die IUCN führt den Eisbär im Status gefährdet (vulnerable) und rechnet mit einem Rückgang der Bestände.[4] Andere Quellen widersprechen dem jedoch und sehen gegenwärtig keine nachhaltigen Belege für einen möglichen Rückgang der Populationen vorliegen.[5] Aussagen zur Gefährdungslage sind jedenfalls nicht einhellig und veröffentlichte Daten über einen prognostizierten Aussterbezeitpunkt des Eisbären rein spekulativ. Unstrittig ist, dass eine objektive Beurteilung eng mit dem Fragenkomplex „globale Erwärmung“ zusammenhängt.

Bedrohung des Menschen
Menschen gehören zwar nicht zum Beuteschema des Eisbären, als vorrangiger Fleischfresser ist er dennoch für Menschen potentiell gefährlicher als andere Bärenarten. Auch wenn es aufgrund der dünnen arktischen Besiedlung verhältnismäßig selten zu Konfrontationen kommt, wird von Zeit zu Zeit über für Menschen tödliche Begegnungen berichtet. Überwiegend sind es hungrige, gerade von der Mutter entwöhnte Jungbären, die angreifen. Zudem verhalten sich die betroffenen Menschen meist unvorsichtig. In Siedlungen, die im überkommenen Lebensraum von Eisbärpopulationen liegen, werden Eisbären daher bisweilen auch als Plage angesehen, gegen die Schutzmaßnahmen ergriffen werden müssen.
Ein Beispiel hierfür ist die für ihre hohe Dichte an Eisbären bekannte und deswegen von Touristen besuchte kanadische Stadt Churchill an der Hudson Bay mit je nach Jahreszeit 750 bis 1200 Einwohnern. In den eisfreien Monaten Mai bis November dringen immer wieder hungrige Bären auf Nahrungssuche ins Stadtgebiet, so dass zum Schutz der Bewohner besondere Eisbärenwarndienste eingerichtet werden mussten. Vagabundierende Bären werden von der „Eisbärenpolizei“ eingefangen und in ein Bärengefängnis gebracht, wo sie nur Wasser erhalten, damit sie sich nicht an die menschliche Versorgung gewöhnen. Dort werden sie über Wochen gefangen gehalten, bis die Hudson-Bay wieder so weit zugefroren ist, dass sie wieder Robben können. Mit dem Hubschrauber werden dann in eine abseitige Region ausgeflogen, wo sie Menschen nicht mehr gefährlich werden können.[6]
Eisbären in der Kultur
In der Mythologie der Inuit spielt „Nanuq“ (Inuktitut-Wort für Eisbär, englisch geschrieben: Nanook) generell eine bedeutende Rolle. Regional gab es sogar einen Mythos, wonach ein besonders hervorgehobener Eisbär „Herr der Eisbären“ sei und entscheiden könne, ob sich die Jäger den Regeln gemäß verhielten; erst danach sei eine erfolgreiche Eisbärenjagd möglich. Auch von anderen arktischen Völkern sind ähnliche Mythen bekannt. Bis heute ziert der Eisbär das Wappen Grönlands und auch andere Wappen und Flaggen nordischer Länder.
In Literatur und Film, vor allem für Kinder, kommen immer wieder Eisbären vor. Die Beliebtheit von Fernsehsendungen und Fotobüchern über Eisbären ist seit Jahren ungebrochen. Recht bekannt ist z. B. die Bilderbuchserie „Der kleine Eisbär“ von Hans de Beer.
Systematik
Äußere Systematik
Aufgrund der Unterschiede im Körperbau wurde der Eisbär zeitweise in eine eigene Gattung Thalarctos eingeordnet. Jüngere Systematiken ordnen ihn aber generell in die Gattung Ursus ein, zu der unter anderem auch der Braunbär und die Schwarzbären gezählt werden. Sein nächster Verwandter ist der Braunbär. Allerdings haben genetische Untersuchungen gezeigt, dass manche Braunbärpopulationen näher mit dem Eisbär verwandt sind als untereinander, so dass der Braunbär eine „paraphyletische Art“ darstellt. Diese Entdeckung gilt als ein Musterbeispiel, um das traditionelle Artkonzept infrage zu stellen. Eigentlich müsste man nämlich - was man aber nicht tut - den Eisbär als Unterart des Braunbären führen.
Hybridbildung zwischen Eis- und Braunbär
Eis- und Braunbären sind untereinander kreuzbar und können fertile Nachkommen zeugen. Eine Hybridisation zwischen beiden Arten war bislang nur von Zootieren bekannt. Am 16. April 2006 erlegte jedoch ein Sportjäger, Jim Martell aus dem US-Staat Idaho, in der Nähe von Sachs Harbour auf Banks Island (Nordwest-Territorien, Kanada) einen vermeintlichen Eisbären, dessen Fell nicht richtig weiß oder gelblich war. Das Fell des Bären zeigte eher ein sehr helles Braun, wie es bei hellen Grizzlybären vorkommt. Eine DNA-Analyse durch Experten des Umweltministeriums der Nordwest-Territorien ergab, dass es sich bei dem erlegten Tier überraschenderweise um einen Hybriden aus Eisbär und Grizzlybär (eine Unterart des Braunbären) handelte. Normalerweise verhalten sich beide Bärenarten sehr feindselig, falls sie sich überhaupt in der Arktis begegnen. Außerdem paaren sich Eisbären üblicherweise auf dem Eis und Grizzlys auf dem Festland, weshalb eine Paarung zwischen beiden Arten bislang als unwahrscheinlich galt [7].
Literatur
- Douglas P. DeMaster und Ian Stirling: Ursus maritimus. In: Mammalian Species No. 145, S. 1-7
- Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. Johns Hopkins University Press, 1999 ISBN 0801857899
- Bernhard Grzimek: Grzimeks Tierleben, Band 12 (Säugetiere 3), Bechtermünz, 2001 ISBN 3828916031
- Savva M. Uspenski: Der Eisbär: Thalarctos maritimus. Die Neue Brehm-Bücherei, Band 201. 2. unveränd. Aufl., Nachdruck d. 1. Aufl. v. 1979. Westarp Wissenschaften, Magdeburg, 1995. ISBN 3-89432-647-6
Quellen
- ↑ Artikel von Daniel W. Koon, Professor an der St.-Lawrence-Universität, New York
- ↑ Ergebnisbericht über das 14. Arbeitstreffen der IUCN 2005 in Seattle; siehe S. 33-35 (engl.)
- ↑ Spiegel-Online vom 13. Juni 2006 und Agentur AFP vom 15. Juni 2006
- ↑ * Vorlage:IUCN2006
- ↑ Dr. Mitchell Taylor: Silly to predict their demise
- ↑ Eisbären in Churchill
- ↑ Süddeutsche Zeitung Nr. 112 vom 16. Mai 2006, S. 22
Weblinks
- Commons: Eisbär – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
- Wiktionary: Eisbär – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
- Der Eisbär im Natur-Lexikon
- Umfangreiche Bildergalerie
- Polar Bear Specialist Group - Umfangreiche Informationen zu Gefährdung und Schutz (Englisch)