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Fußballnationalmannschaft der DDR

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Heimtrikot Vorlage:Infobox Trikotfarben Auswärtstrikot Vorlage:Infobox Trikotfarben
Spitzname
Weltmeister in Freundschaftsspielen
Verband
Deutscher Fußball-Verband
Letzter Trainer
Eduard Geyer
Rekordspieler
Joachim Streich (102)
Rekordtorschütze
Joachim Streich (55)
Erstes Länderspiel
Vorlage:Flagicon Polen 3:0 DDR Vorlage:Flagicon
(Warschau, Polen; 21. September 1952)
Letztes Länderspiel
Vorlage:Flagicon Belgien 0:2 DDR Vorlage:Flagicon
(Brüssel, Belgien; 12. September 1990)
Höchster Sieg
Vorlage:Flagicon Ceylon 1:12 DDR Vorlage:Flagicon
(Colombo, Ceylon; 12. Januar 1964)
Höchste Niederlage
12 Spiele 0:3, 3 Spiele 1:4
Weltmeisterschaft
Endrundenteilnahmen: 1 (1974)
Bestes Ergebnis: Zwischenrunde 1974
Europameisterschaft
Endrundenteilnahmen: - (Erste: -)
Bestes Ergebnis: -

Die Fußballnationalmannschaft der DDR bestritt zwischen 1952 und 1990 insgesamt 293 Länderspiele, davon gewann sie 138, 69 Spiele endeten Remis und 86 mal ging das Team als Verlierer vom Platz.

Geschichte

Obwohl das erste offizielle Länderspiel der DDR fand erst 1952 statt fand, geht die Geschichte der Auswahl bis in das Jahr 1949 zurück. Damals wurde Helmut Schön mit der Betreueung einer Ostzonenauswahl beauftragt. Länderspiele waren damals jedoch undenkbar in einer Zeit, als die Sowjetunion in ihrer Besatzungszone sogar die Vereine verbot und sie zu Sportgemeinschaften umgestaltete.

Die Aufnahme der DDR in die FIFA war sehr lange umstritten, der Aufnahmeantrag der DDR vom 6. Februar 1951 stieß vor allem beim DFB auf Empörung. Der damalige DFB-Präsident Peco Bauwens erklärte, dass es der Wunsch der Bundesrepublik sei, den Sport frei von politischen Tendenzen zu halten und dies nur schwer möglich sei, wenn die FIFA die eindeutig politisch geführte Fußballsportbewegung der Ostzone aufnehmen würde[1]. Trotzdem erhielt die DDR am 6. Oktober 1951 die provisorische Mitgliedschaft und wurde am 24. Juli 1952 als vollwertiges Mitglied aufgenommen.

Die Abwanderung in den Westen von Auswahltrainer Helmut Schön, seinem Nachfolger Alfred Schulz und vielen Spielern, die im Westen mehr Geld verdienen konnten, erschwerten die Anfänge der Nationalmannschaft. Nachdem mit Alfred Kunze der dritte Trainer der Auswahl noch vor dem ersten Länderspiel zurücktrat, übernahm Willy Oelgardt die Mannschaft. Der Nationaltrainer konnte seine Spieler schon anderthalb Monate vor dem ersten Länderspiel im Trainingslager kennenlernen. Jedoch musste Oelgard bei der Nominierung der Nationalspieler nicht nur sportliche Aspekte beachten. Damals galt patriotisches Denken und Handeln als eine Grundvoraussetzung um in der Nationalmannschaft aufgenommen zu werden[2].

Das erste Länderspiel fand dann ausgerechnet im von Deutschland während des Zweiten Weltkriegs besetzten Polen statt. In diesem Spiel, welches man mit 0:3 verlor, wollte man sich als neues Deutschland präsentieren. Das Interesse des Volkes an ihrer Nationalmannschaft war groß, so spielte die DDR in ihrem ersten Heimspiel am 14. Juni 1953 gegen Bulgarien, welches 0:0 endete, vor 55.000 Zuschauern im Heinz-Steyer-Stadion in Dresden. Nachdem der Volksaufstand nur drei Tage später für politische Unruhen sorgte, konnte erst wieder am 8. Mai 1954 ein Länderspiel stattfinden, in dem die DDR Rumänien mit 0:1 unterlag. Zunächst wurden weiterhin nicht unbedingt die besten Spieler nominiert. So spielten zum Beispiel am 26. September 1954 am gleichen Tag in der B-Elf ausschließlich Spieler aus der Oberliga, während die A-Elf mit Spielern aus der zweiten Spielklasse gegen Polen unterlag. Stammspieler gab es damals noch nicht, so kamen in den ersten sechs Länderspielen insgesamt siebenunddreißig verschiedene Spieler für die DDR zum Einsatz. Die Gegner der Auswahl waren hingegen nicht so vielfältig, in den ersten elf Länderspielen, trat man mit Polen, Rumänien, Bulgarien und Indonesien nur gegen vier verschiedene Gegner an. Die geforderte vorbildliche Repräsentation[3] der jungen DDR konnte also nur in begrenzten Teilen der Welt praktiziert werden.

Unter dem 1955 engagierten ungarischen Trainer János Gyarmati wurden fast jeden Monat zwei- bis dreitägige Trainingslager in Bad Blankenburg abgehalten. Bei seinem Amtsantritt stellte Gyarmati drei Probleme fest: Es gibt zu viele sachunkundige Funktionäre, die glauben, es besser zu wissen, es fehlt an Voraussetzungen für eine Zusammenarbeit zwischen Vereinen, Akteuren und Trainern, und die Spieler haben starke konditionelle Mängel[4]. Der Ungar erklärte sich nicht von der Politik beeinflussen zu lassen und ging bei der Nominierung der Nationalspieler nun rein nach sportlichen Kriterien vor. So gelang der DDR im siebten Spiel und dem ersten unter Gyarmati der erste Sieg, als die Mannschaft Rumänien auswärts mit 3:2 bezwang. Die Nationalmannschaft litt jedoch unter der internationalen Isolation. Da man weder gegen die starken Nationalmannschaften aus den kapitalistischen Ländern spielte, noch gegen die damals einzige überragende Mannschaft aus einem sozialistischen Land, die Ungarn, standen die Zeichen für eine Weiterentwicklung schlecht.

Erst am 10. März 1957 trat die DDR erstmals gegen die Nationalmannschaft eines kapitalistischen Landes an, als das Team Luxemburg mit 3:0 bezwang. Überraschend meldete sich die DDR im selben Jahr auch erstmals für die Qualifikation zur Weltmeisterschaft. Nachdem die Euphorie aus der Bundesrepublik Deutschland nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft 1954 auch auf die Fans aus der DDR übergriff, sah sich die SED dazu gezwungen ihre Haltung gegenüber dem Fußball zu ändern und einer Qualifikationsteilnahme der DDR zuzustimmen. Man wurde in der Qualifikationsrunde in eine Gruppe mit der Tschechoslowakei und Wales gelost. Für das Auftaktspiel gegen Wales am 19. Mai 1957 im Zentralstadion Leipzig gab es rund 500.000 Kartenwünsche. Offiziell fand das Spiel mit 100.000 Zuschauern statt. Tatsächlich besiegte die DDR jedoch Wales im überfüllten Zentralstadion vor rund 120.000 Zuschauern mit 2:1. Die folgenden drei Qualifikationsspiele verlor die DDR jedoch und landete am Ende auf dem dritten und somit letzten Platz in der Gruppe.

János Gyarmati, der sich die permanenten Eingriffe der Sportfunktionäre nicht mehr bieten lassen wollte trat nach dem Scheitern in den Qualifikationsspielen zurück. Fritz Gödicke wurde darauf neuer Nationaltrainer. 1959 gewann die Nationalmannschaft kein einziges Länderspiel, als die DDR auch in der Qualifikation zur Fußball-Europameisterschaft 1960 sowohl im Hin- als auch im Rückspiel Portugal unterlag. Nationaltrainer Gödicke, dem Antikfußball vorgeworfen wurde, musste aus seiner schlechten Länderspielbilanz die Konsequenzen ziehen und das Feld für Heinz Krügel räumen. Unter Krügel zeichnete sich ein Aufwärtstrend ab, als man unter anderem im August 1960 gegen die Sowjetunion, die kurz zuvor Europameister wurde nur knapp mit 0:1 unterlag.

Den nach der Meinung vieler Experten attraktivsten Fußball spielte die DDR-Auswahl zwischen 1961 und 1966 unter der Regie des ungarischen Trainers Károly Soos, nachdem man trotz einiger Achtungserfolge mit der Ausbeute unter Heinz Krügel nicht zufrieden war. Allerdings wurde die Spielweise der DDR damals auch oft als brotlose Kunst[5] bezeichnet. In der Qualifikation zur Weltmeisterschaft 1962 konnte man in einer Gruppe mit Ungarn und den Niederlanden nur einen Punkt holen, wobei ein wegen Visaproblemen abgesagtes Spiel der DDR in den Niederlanden garnicht erst nachgeholt wurde, nachdem dieses Spiel für die Qualifikation keine Bedeutung mehr hatte. Die DDR eliminierte 1962/63 den amtierenden Vizeweltmeister CSSR in der EM-Qualifikation (2:1 zu Hause - 1:1 auswärts) und scheiterte nur knapp im Achtelfinale an Ungarn (1:2 zu Hause - 3:3 auswärts).

Gegen die Amateurmannschaft des DFB konnte die A-Nationalmannschaft 1964 in der Qualifikation für das Olympische Fußballturnier in Tokio gewinnen. Nachdem das A-Nationalteam darauf zuerst die Niederlande besiegte und dann auch im Gruppenfinale nach 2 Unentschieden im Entscheidungsspiel gegen die Sowjetunion in Warschau gewann, war die DDR zum ersten mal für ein Olympisches Fußballturnier qualifiziert. Offiziell trat die Mannschaft in den von der FIFA nicht als A-Länderspiele gewerteten Spielen dabei als Gesamtdeutschland an. Dies verändert jedoch nichts an der Tatsache, dass bei den Spielen die damaliga A-Nationalmannschaft mit Spielern und Trainerstab in Bestbesetzung antrat. In der Vorrunde konnte man sich in einer Gruppe mit Mexiko, dem Iran und Rumänien punktgleich mit den Rumänen als Gruppensieger durchsetzen. Nachdem die Nationalmannschaft sich im Viertelfinale gegen Jugoslawien durchsetzte, unterlag sie im Halbfinale der Tschechoslowakei und holte im Spiel um Platz 3 gegen Ägypten Bronze.

In der Qualifikation zur Weltmeisterschaft 1966 scheiterte das Nationalteam in einer Gruppe mit Ungarn und Österreich als Gruppenzweiter an den Ungarn. Auch in der Qualifikation zur Europameisterschaft 1968 scheiterte die Mannschaft erneut als Gruppenzweiter an Ungarn und konnte sich wieder nicht für das Turnier qualifizieren, obwohl die DDR die Niederlande und Dänemark hinter sich lassen konnte. Danach entschied sich der Nationaltrainer Károly Soos seinen Vertrag nicht zu verlängern. Auch Soos kritisierte wie zuvor sein Landsmann Gyarmati die Eingriffe der Funktionäre. Diese Kritik wurde wiederum politisch interpretiert, was die Arbeit für Soos immer mehr erschwerte.[6] In der Qualifikation für das Olympische Turnier in Mexiko 1968 scheiterte man nach Siegen unter Soos gegen Griechenland und Rumänien am späteren Silbermedaillengewinner Bulgarien mit dem neuen Trainer Harald Seeger.

Spielerisch überzeugende Spiele absolvierte die Mannschaft u.a. gegen die UdSSR (1962 - 1:2 in Moskau), England (1963 - 1:2 in Leipzig), Uruguay (1965 - 2:0 in Montevideo), Schweden (1966 - 4:1 in Leipzig), Chile 1966 (5:2 in Leipzig) und die Niederlande (1967 - 4:3 in Leipzig). Geprägt wurde die Spielweise durch technisch gute Spieler wie Peter Ducke, Manfred Kaiser, Dieter Erler, Roland Ducke und Jürgen Nöldner.

Nationaltrainer Seeger, der 1965 mit den Junioren das Vorläuferturnier der U-19-Fußball-Europameisterschaft gewann[7], baute wieder mehr Jugendspieler in die Mannschaft ein. In der Qualifikation zur Weltmeisterschaft 1970 scheiterte man wieder, als man nach zwei Siegen gegen Wales und einem 2:2 gegen Italien, in dem vom Schiedsrichter ein Tor der Südländer trotz Abseitsstellung gegeben wurde und zudem in einer umstrittenen Situation kein Elfmeter für die DDR gegeben wurde[8], vor 100.000 Zuschauern zu Hause.

Nach einer zweijährigen Tätigigkeit von Harald Seeger übernahm 1970 Georg Buschner das Amt des Auswahltrainers. Mit Buschner kam wieder der Sicherheitsfußball auf. So kassierte die DDR 1970 in vier Länderspielen in Folge kein einziges Gegentor. Die Spielweise war nicht mehr so attraktiv wie unter Soos. Trotzdem erreichte die DDR unter der Leitung von Buschner die größten Erfolge. Dies war unter anderem auch auf die Einrichtung der DDR-Fußball-Leistungszentren 1965/66 zurückzuführen. Denn die Spieler aus dieser Ära stammten zum Großteil aus diesen Kaderschmieden. Auch Buschner musste während seiner Amtszeit gegen viele Widerstände ankämpfen. Vielen Funktionären war der Fußball nicht berechenbar genug und so wurde der Fußball vor allem durch seine Beliebtheit bei den Fans vor der vollständigen Auflösung bewahrt, von der andere Mannschaftssportarten wie das Eishockey nicht verschont blieben. Buschner erklärte später: Ohne die Kraft der Straße hätten die Strolche mit dem Fußball das Gleiche wie mit dem Eishockey gemacht[9]. Ein Spieler von einer Betriebssportgemeinschaft, die in der Fußballordnung damals klar unter einem Fußballclub stand, war von vielen Funktionären auch nicht gerne in der Nationalmannschaft gesehen. Trotzdem setzte Buschner den vierundneunzigmaligen Nationaltorhüter Jürgen Croy von der BSG Sachsenring Zwickau durch. Ich habe mir nie reinreden lassen. Es hat sich überhaupt gar keiner getraut[9] erklärte Buschner nach seiner Zeit als Nationaltrainer.

In der Qualifikation für die Europameisterschaft 1972 scheiterte die DDR als Gruppendritter hinter Jugoslawien und den Niederlanden und konnte lediglich Luxemburg hinter sich lassen. In der Qualifikation für die Olympischen Spiele 1972 konnte das Nationalteam sich gegen Italien und Jugoslawien durchsetzen. Auch in der Vorrunde kam die Mannschaft hinter Polen als Gruppenzweiter vor Kolumbien und Ghana weiter. In der Zwischenrunde kam es dann nach einer Niederlage gegen Ungarn und einem Sieg gegen Mexiko zum entscheidenden Gruppenspiel um den Einzug ins Spiel um Platz 3 gegen die Amateurnationalmannschaft des Gastgebers aus der BRD. Dieses Spiel in dem die BRD bei einem Sieg die DDR, die mit 3:2 gewann, noch überholt hätte, war nach dem Duell in der Olympiaqualifikation 1964 die zweite Partie zwischen zwei deutschen Nationalmannschaften, auch wenn die A-Mannschaft der DDR wieder nur gegen die westdeutsche Amateurmannschaft antrat. Im Spiel um den dritten Platz gegen die Sowjetunion kam es trotz Verlängerung zu keiner Entscheidung. Deshalb wurde nach dem Spiel beiden Mannschaften die Bronzemedaille verliehen.

Danach gab der Auswahltrainer Buschner als erster DDR-Nationaltrainer öffentlich die Qualifikation für die Weltmeisterschaft als höchstes Ziel aus. Damit Widersprach Buschner wieder einmal den Vorstellungen vieler Funktionäre, denen Erfolge gegen Amateurnationalmannschaften aus dem Westen wichtiger waren, als Erfahrungen aus Duellen gegen die besten Nationalmannschaften der Welt, die laut Buschner das Einzige waren, was die Mannschaft wirklich weiterbringen konnte[10]. Dass der Deutsche Turn- und Sportbund damals beschloss sich nur noch auf medaillenträchtige Sportarten, zu denen der Fußball nicht gehörte, zu konzentrieren hatte auch positive Auswirkungen auf die Nationalmannschaft, da man durch die gesunkene Beachtung nun mehr Freiräume hatte.

In der Qualifikation zur Weltmeisterschaft 1974 konnte sich die DDR als Gruppenerster in einer Gruppe mit Rumänien, Finland und Albanien dann erstmals durchsetzen. Die Auslosung brachte dann jedoch eine politische Brisanz in die Partie, die eine Teilnahme der DDR lange ungewiss erscheinen ließ. Zum ersten mal musste man gegen die A-Nationalmannschaft der BRD antreten. Nur beim Gruppengegner aus Australien hatte man keine politischen Bedenken, den mit dem Duell gegen Chile wurde die Situation noch verschärft. Ausgerechnet Chile erreichte die Endrunde durch die Disqualifikation der Sowjetunion aus dem Ostblock, die sich wegen des Militärputsches in Chile 1973, bei dem Junta-Gegner gefoltert wurden, geweigert hatten im chilenischen Nationalstadion anzutreten, worauf sie von der FIFA disqualifiziert wurde. Dass dieses Spiel in Westberlin hinter dem Eisernen Vorhang stattfand, setzte der prekären Situation die Krone auf. Dass die DDR keinen WM-Verzicht erklärte ist wohl nur der Euphorie aufgrund der erstmaligen Qualifikation zu verdanken.

Die DDR erklärte schließlich Touristen nach Westdeutschland zu schicken um die DDR-Politik des Friedens würdig und offensiv zu vertreten und die Fußballmannschaft der DDR politisch und moralisch im Wettkampf aktiv zu unterstützen[11]. Nur DDR-Bürger mit politischer Zuverlässigkeit kamen dabei wegen der Angst in der DDR vor einer Absetzbewegung als WM-Touristen in Frage. Personen mit engen Verwandten im Westen kamen ohnehin nicht in Frage. Nach der Auswertung von Fragebögen wurden schließlich 1.500 ausgewählte Personen in die BRD geschickt, die ausschließlich SED-Mitglieder waren. Diesen wurden auch klare Handlungsanweisungen angegeben, die sogar beschrieben, wie man die Mannschaft im Stadion unterstützen soll: Die DDR-Touristen verwenden bei ihrer Unterstützung der Sportler den bekannten Zuruf der sportbegeisterten Bürger der DDR: 7-8-9-10-Klasse, und spenden kräftig Beifall[12].

Während der Vorrunde des Turniers traf man zuerst auf die Australier, welche mit 2:0 bezwungen wurden. Vier Tage später erreichte man durch ein 1:1 in Westberlin gegen Chile ebenso wie die BRD vorzeitig die zweite Runde, wodurch das Duell der beiden deutschen Mannschaften bedeutungslos wurde. Es gelang durch das Tor von Jürgen Sparwasser ein 1:0-Sieg gegen den späteren Weltmeister Bundesrepublik Deutschland im vor 62.000 Zuschauern ausverkauften Hamburger Volksparkstadion. Nach der Ansicht der meisten Westdeutschen hat die BRD von dieser Niederlage sogar profitiert, da die BRD so einem Duell mit den Niederlanden vorerst entging und auch gegen den amtierenden Weltmeister Brasilien und die Argentinier aus der DDR-Gruppe nicht antreten musste, während in der DDR die Partie gegen den deutschen Bruder als legendäres Spiel in die Geschichte einging. Es blieb das einzige Aufeinandertreffen der beiden deutschen A-Nationalmannschaften. In der zweiten Runde holte die DDR nach einer 0:1-Niederlage gegen Brasilien und einer 0:2-Schlappe gegen die Niederlande immerhin noch ein 1:1 gegen Argentinien und beendete das Turnier als Gruppendritter der Gruppe A.

Nachdem die DDR in der Qualifikation zur Europameisterschaft in eine Gruppe mit Island, Belgien und Frankreich gelost wurde, rechnete sich das Nationalteam reelle Chancen auf eine Qualifikation aus. Nachdem die Mannschaft jedoch als Gruppenzweiter den Belgiern die einen Punkt mehr holten den Vortritt lassen musste, wurde der DDR vorgeworfen die Qualifikation unter anderem beim 1:2 in Island leichtfertig verspielt zu haben.

Als größter Erfolg ist wohl der Gewinn der Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 1976/Fußball in Montréal zu werten. In der Qualifikation für die Olympischen Spiele konnte sich die DDR nach einem Sieg in der ersten Runde gegen Griechenland auch in der entscheidenden zweiten Runde als Gruppensieger gegen die Tschechoslowakei und Österreich durchsetzen. In der Vorrunde des Turniers setzte sich das Nationalteam dann als Gruppenzweiter punktgleich mit Brasilien vor Spanien durch. Nachdem man im Viertelfinale Frankreich besiegte, erreichte man im Halbfinale gegen die Sowjetunion zum ersten mal das Endspiel des Olympischen Fußballturniers. Das Finale gewannen die Staatsamateure der DDR gegen den hochfavorisierten Titelverteidiger Polen mit 3:1. Viele sahen die A-Nationalmannschaft damals auf ihrem Höhepunkt. Es gab ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Technikern und Kämpfern, das Spielverständnis war ausgezeichnet. Wir konnten am Ende mit Fug und Recht behaupten, dass dieser Olympiasieg nicht etwa ein Zufallserfolg gewesen war[13]. erklärte damals der DDR-Verteidiger Konrad Weise. Es war der letzte Aufrtitt der A-Nationalmannschaft bei Olympischen Spielen. Ab 1980 trat eine echte Olympiaauswahl mit anderem Trainerstab und anderem Kader an.

In der Qualifikation für die Weltmeisterschaft 1978 scheiterte man hinter Österreich als Gruppenzweiter vor der Türkei und Malta. Die wirtschaftliche und politische Situation in der DDR war nun für immer mehr Nationalspieler unbefriedigend. Aus diesem Grund unternahmen immer mehr Spieler Fluchtversuche die zum Teil erfolgreich waren, wie 1977 bei den Nationalspielern Norbert Nachtweih und Jürgen Pahl beim Länderspiel in der Türkei, aber auch oft fehlschlugen. So ging mit der Zeit auch die Angst im Nationalteam um. 1983 verstarb der ehemalige Nationalspieler Lutz Eigendorf über drei Jahre nach seiner Flucht in die BRD durch einen Autounfall. Nach diesem Vorfall entstanden Gerüchte, das Ministerium für Staatssicherheit wäre in den Unfall Eigendorfs verwickelt[14]. Diese Gerüchte bestätigten sich später durch die Öffnung der Stasi-Archive. Immer mehr versuchten Funktionäre zu vermeiden, dass die Nationalspieler die Nationalmannschaft für Fluchtversuche nutzen. 1981 wurden die Nationalspieler Gerd Weber, Peter Kotte und Matthias Müller kurz vor dem Abflug mit dem Nationalteam nach Argentinien aufgrund des Verdachts auf Republikenflucht verhaftet und gesperrt.

Doch die Politik wirkte sich auch auf andere Art und Weise negativ auf die Nationalmannschaft aus. Immer mehr wurde die Mannschaft dazu gezwungen den Ruhm der DDR zu mehren. So wurde jedes Angebot für ein Länderspiel angenommen, auch wenn sich die Termine mit Klubspielen überschnitten. Der DFV lebte nun einmal von Bilanzen und Ergebnissen[14] erklärten die Sportjounalisten Uwe Karte und Jörg Röhrig später. Die Beliebtheit des Nationalteams bei den Fans sank ebenfalls zunehmend. Die Mannschaft wurde nun sogar als gefügiger Repräsentant des immer mehr verhassten DDR-Regimes bezeichnet.

In der Qualifikation zur Europameisterschaft 1980 scheiterte die DDR schleißlich auch wieder sportlich, als man hinter den Niederlanden und Polen nur Gruppendritter vor der Schweiz und Island. Der Staat konzentrierte sich nun immer mehr auf das Geschehen auf Vereinsebene. So war die Dominanz des Serienmeisters BFC Dynamo auch nicht förderlich für die Nationalmannschaft. Die Amtszeit des von Herzproblemen geplagten Nationaltrainers Buschner endete im Oktober 1981 schließlich nach elf Jahren. Nach einer Heimniederlage in der Qualifikation zur Weltmeisterschaft 1982 gegen den späteren Gruppensieger Polen wurde Buschner aus gesundheitlichen Gründen beurlaubt[15]. Danach erklärte Buschner rückblickend: In der Öffentlichkeit mussten wir stets die Rolle als Repräsentanten der DDR betonen. Dabei wussten wir ganz genau, dass dadurch unser Ansehen beim Publikum sank. Wir waren eine ungeliebte Nationalmannschaft[15]. Neuer Nationaltrainer wurde Rudolf Krause, der zuvor die neue Olympiaauswahl trainiert hatte. Auch er verhinderte das Scheitern in der Qualifikation zur Weltmeisterschaft als Gruppenzweiter vor Malta nicht. Nach nur einem Jahr wurde Krause durch Bernd Stange ersetzt.

Die Zuschauerzahlen sanken immer weiter. So spielte die DDR im November 1981 gegen Malta vor nur 2.000 Zuschauern. Auch die Dominanz des BFC Dynamo auf Vereinsebene war für das sinkende Interesse am Fußball verantwortlich. In der Qualifikation zur Europameisterschaft 1984 konnte die DDR hinter Belgien und der Schweiz nur Schottland hinter sich lassen. Der belgische Kommentator Jan Ceulemans beschrieb damals die Spielweise der DDR: Die DDR-Mannschaft wirkt in ihrer Spielauffassung geradezu altmodisch<ref>Hardy Grüne: Buschner muss gehen aus Die Geschichte der Fußball-Nationalmannschaft S. 409</ref.

Letzter Trainer der Mannschaft war von 1989 bis 1990 Eduard Geyer. Unter seiner Leitung spielte das DDR-Team am 12. September 1990 in Brüssel in einem Freundschaftsspiel gegen Belgien 2:0. Beide Tore erzielte der Kapitän Matthias Sammer. Diese Partie wäre ursprünglich ein EM-Qualifikationsspiel gewesen (In derselben Gruppe wäre die DDR übrigens am 21. November 1990 auf das bundesdeutsche Team gestoßen!), da sich aber der deutsche Vereinigungsprozess schneller als erwartet vollzog, meldete der DFV seine Mannschaft aus der Qualifikation ab. Dieses erste, bereits terminierte Gruppenspiel wurde jedoch, wenn auch als Freundschaftsspiel, noch ausgetragen, um Schadensersatzforderungen des belgischen Fußballverbandes abzuwenden. Es war das letzte Länderspiel der DDR-Auswahl.

Bekannte Spieler

In Klammern die Anzahl der Länderspiel-Einsätze

Alle Trainer

(Die Daten beziehen sich auf das erste bzw. letzte Länderspiel)

Name von bis Anzahl Spiele
Willi Oelgardt 21.September 1952 14. Juni 1953 3 Spiele
Hans Siegert 8. Mai 1954 24. Oktober 1954 3 Spiele
Janos Gyarmati 18. September 1955 27. Oktober 1957 10 Spiele
Fritz Gödicke 4. Mai 1958 28. Juni 1959 10 Spiele
Heinz Krügel 12. August 1959 21. Juni 1961 11 Spiele
Karoly Soos 10. September 1961 14. Juni 1967 43 Spiele
Harald Seeger 13. September 1967 19. Dezember 1969 15 Spiele
Georg Buschner 16. Mai 1970 11. November 1981 126 Spiele
Dr. Rudolf Krause 26. Januar 1982 18. Mai 1983 19 Spiele
Bernd Stange 26. Juli 1983 13. April 1988 60 Spiele
Manfred Zapf 31. August 1988 20. Mai 1989 10 Spiele
Eduard Geyer 6. September 1989 12. September 1990 13 Spiele

Spielstatistiken

1. Spiel am 21. September 1952
Polen - DDR 3:0
Wolfgang Klank (Dessau)
Karl-Heinz Wohlfahrt (Babelsberg), Werner Eilitz (Vorw. Leipzig)
Horst Scherbaum (Vorw. Leipzig), Herbert Schoen (VP Dresden), Georg Rosbigalle (Erfurt)
Günter Schröter (VP Dresden), Heinz Fröhlich (Chemie Leipzig)
Günter Torhauer (VP Dresden), Günter Imhof (Halle), Johannes Matzen (VP Dresden - Siegfried Meier, Zwickau)

35.000 Zuschauer in Warschau


Sieg gegen die Bundesrepublik bei der WM 1974 am 22. Juni 1974
Bundesrepublik Deutschland - DDR 0:1
Jürgen Croy (Zwickau)
Gerd Kische (Rostock), Konrad Weise (Jena), Bernd Bransch (Halle), Siegmar Wätzlich (Dresden)
Reinhard Lauck (Dyn.Berlin), Harald Irmscher (Jena) - Erich Hamann (Frankfurt/Oder), Lothar Kurbjuweit (Jena)
Jürgen Sparwasser (Magdeburg), Hans-Jürgen Kreische (Dresden), Martin Hoffmann (Magdeburg)
0:1 Sparwasser (78.)

62.000 Zuschauer in Hamburg


Letztes WM-Qualifikations-Spiel am 15. November 1989
Österreich - DDR 3:0
Dirk Heyne (Magdeburg)
Dirk Stahmann (Magdeburg)
Ronald Kreer (Lok Leipz.), Detlef Schößler (Magdeb.), Matthias Lindner (Lok Leipz.) , Matthias Döschner (Dresden) - Thomas Doll (Berlin), Rico Steinmann (K.-M.-Stadt), Matthias Sammer (Dresden) - Uwe Weidemann (Erfurt), Jörg Stübner (Dresden)
Ulf Kirsten (Dresden), Andreas Thom (Berlin)

55.000 Zuschauer in Wien

Einzelnachweise

  1. Hardy Grüne: „Auferstanden aus Ruinen“ aus Die Geschichte der Fußball-Nationalmannschaft S. 390
  2. Hardy Grüne: „Auferstanden aus Ruinen“ aus Die Geschichte der Fußball-Nationalmannschaft S. 391
  3. Hardy Grüne: Erste Fortschritte aus Die Geschichte der Fußball-Nationalmannschaft S. 392
  4. Hardy Grüne: Erste Fortschritte aus Die Geschichte der Fußball-Nationalmannschaft S. 393
  5. Hardy Grüne: Schön, aber erfolglos aus Die Geschichte der Fußball-Nationalmannschaft S. 397
  6. Hardy Grüne: Schön, aber erfolglos aus Die Geschichte der Fußball-Nationalmannschaft S. 398
  7. Jugendturnier 1965
  8. Hardy Grüne: Schön, aber erfolglos aus Die Geschichte der Fußball-Nationalmannschaft S. 399
  9. a b Hardy Grüne: Buschner kommt aus Die Geschichte der Fußball-Nationalmannschaft S. 400
  10. Hardy Grüne: Buschner kommt aus Die Geschichte der Fußball-Nationalmannschaft S. 401
  11. Hardy Grüne: 1974: Einzige WM-Teilnahme aus Die Geschichte der Fußball-Nationalmannschaft S. 402
  12. Hardy Grüne: 1974: Einzige WM-Teilnahme aus Die Geschichte der Fußball-Nationalmannschaft S. 404
  13. Hardy Grüne: Olympia-Gold 1976 aus Die Geschichte der Fußball-Nationalmannschaft S. 405
  14. a b Hardy Grüne: Olympia-Gold 1976 aus Die Geschichte der Fußball-Nationalmannschaft S. 406
  15. a b Hardy Grüne: Buschner muss gehen aus Die Geschichte der Fußball-Nationalmannschaft S. 408



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