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Herzinsuffizienz

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Theoretische Definition

Eine Herzinsuffizienz liegt dann vor , wenn durch

    eine Druckbelastung 
    eine Volumenbelastung 
    eine Abnahme der Muskelmasse 
    eine Abnahme der Kontraktilität 

des Herzens das Minutenvolumen (die Pumpleistung = Liter / Minute) in Ruhe oder Belastung so gesenkt wird , daß der Körper nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt wird.

Pathophysiologisch:

Eine Herzinsuffizienz liegt dann vor , wenn das Herz ein ausreichendes Schlagvolumen für die Versorgung des Körpers nicht mehr oder nur noch unter erhöhtem intrakardialen Druck bereitstellen kann.

Anamnestisch:

Eine Herzinsuffizienz liegt dann vor , wenn ein Patient eine Herzerkrankung durchgemacht hat ( zB HI,langjährigen RR, ein rheumatisches Fieber , eine Herzmuskelentzündung oder einen angeborenen Herzfehler ) und jetzt über eine geringe , schwerere oder komplette Einschränkung seiner körperlichen Aktivität klagt.

Klinisch:

Eine Herzinsuffizienz liegt dann vor , wenn bei der klinischen Untersuchung eine Luftnot mit Tachypnoe oder Orthopnoe in Ruhe oder Belastung , symmetrische feuchte Rasselgeräusche über der Lunge , symmetrische Ödeme der abhängigen Körperpartien , stark erniedrigte RR Werte , stark erhöhte oder erniedrigte Herzfrequenzen aus kardialer Ursache vorliegen .

per Ausschluß:

Wenn ein Patient über Luftnot oder Ödeme klagt und nicht eine:

    Adipositas 
    eine Anämie 
    eine Nierenerkrankung 
    eine Lebererkrankung 
    eine Lungenerkrankung 
    oder eine sonstige nichtkardiale schwere Erkrankung 

vorliegt, die die Symptome erklären kann

Echokardiografisch:

Wenn eine deutliche Vergrößerung einer oder mehrere Herzhöhlen , eine schwerer Klappendysfunktion , eine Verminderung der Auswurffraktion , ein ausgedehnter regionaler Kontraktionsausfall oder ein größerer Perikarderguß nachweisbar ist.

Invasiv

Wenn sich in Ruhe oder Belastung eine Minderung des Cardiac Output , eine Erhöhung des PA oder PC , eine Erniedrigung der Auswurffraktion erkennen läßt.

Ergometrisch

Wenn auf Grund einer Herzerkrankung die ergometrische Arbeitskapazität dem Alter und Geschlechtsnormalwert nicht mehr entspricht.

Therapeutisch

Wenn sich durch den Einsatz eines Diuretikums eine erhebliche Diurese auslösen läßt , das Gewicht mehr als 3 kg absinkt und sich die klinische Beschwerden wie Luftnot und Ödeme bessern.

Eine einheitliche pathologisch-anantomische morphologische Definition der Herzinsuffizienz gibt es nicht, dh die Herzinsuff ist zB nicht durch eine Myokardbiopsie zu diagnostizieren.

Labordiagnose

Eine einfache Labordiagnose der Herzinsuffizienz gibt es nicht:

Auch der ANP Spiegel korreliert nicht direkt mit dem Schweregrad der Herzinsuffizienz. Am ehesten korreliert noch der Noradrenalinspiegel mit dem Schweregrad der Herzinsuffizienz.

Einteilung

NYHA Schweregrad der Herzinsuffizienz

nach den Richtlinien der New York Heart Association

Stadium I:

Patienten mit einer Herzkrankheit, welche in Ihrer physischen Aktivität nicht eingeschränkt sind; normale körperliche Aktivität ruft weder ungewöhnliche Ermüdung,Herzklopfen,Dyspnoe noch pectanginöse Symptome hervor.

Aktivitätsbeispiele:

Noch problemlos möglich:

Schneeschaufeln , Garten Umgraben ,Skifahren, Wandern , Treppensteigen , Schwimmen , Sauna , Langlaufen

Stadium II:

Patienten mit einer Herzkrankheit, welche in Ihrer physischen Aktivität leicht eingeschränkt sind ;

in Ruhe keine Beschwerden; normale körperliche Aktivität führt zu rascher Ermüdung, zu Herzklopfen, Dyspnoe oder pectanginösen Symptomen.

Aktivitätsbeispiele:

Noch möglich:

Laufen in der Ebene , Foxtrott Tanzen , Gärtnern, Rechen , Ausjäten im Garten, sexueller Verkehr ohne Unterbrechung

Nicht mehr problemlos möglich:

Schnelles Laufen , oder schnelles Treppensteigen , Bergauflaufen , Laufen und Treppensteigen nach dem Essen, in der Kälte , im Wind oder unter psychischem Stress.

Stadium III:

Patienten mit einer Herzkrankheit, welche in Ihrer physischen Aktivität deutlich eingeschränkt sind ; in Ruhe keine Beschwerden; eine leichtere als normale körperliche Betätigung führt zu rascher Ermüdung, zu Herzklopfen, Dyspnoe oder anginösen Symptomen.

Aktivitätsbeispiele:

Noch möglich:

Duschen , An und Ausziehen , Bettenmachen , Staubsaugen, langsames Laufen in der Ebene

Nicht mehr möglich:

Mehr als ein Stockwerk treppen steigen ohne Unterbrechungm, Schnelles Laufen in der Ebene

Stadium IV

Patienten mit einer Herzkrankheit , welche unfähig sind irgend eine körperliche Aktivität ohne Beschwerden durchzuführen;

Symptome der Herzinsuffizienz können schon in Ruhe vorhanden sein; bei geringster körperlicher Betätigung nehmen die Beschwerden zu.

Arten der Herzinsuffizienz

VorwärtsVersagen

    Inadequater Auswurf von Blut ins arterielle System 
    zB Versagen des rechten Ventrikels bei massiver Lungenembolie 
    zB Lowoutput nach frischen Herzinfarkt mit niedrigem RR 

Rückwärtsversagen

    Stauung von Blut vor dem rechten oder linken Herzen 
    zB Versagen des rechten Ventrikels bei chronisch rezidivierender  Lungenembolie mit pulmonalem Hypertonus 
    zb Lungenödem bei hypertensiver Krise 

Mischform am häufigsten !!

Rechtsherzinsuffizienz

    Primär pulmonaler Hypertonus 
    Pulmonalstenose 
    Cor pulmonale bei Lungenerkrankungen 

Linksherzinsuffizienz

    Zn Herzinfarkt 
    Aortenstenose und -insuffizienz 

Globalinsuffizienz

    zB Dilatative Kardiomyopathie den re 
    schwere Mitralinsuffizienz 

Akute Herzinsuffizienz

    Lungenödem 
    Akutes Cor pulmonale bei Lungenembolie 
    kardiogener Schock beim akuten großen Infarkt 

Chronische Herzinsuffizienz

Low Output Herzinsuff

    Verschlechterung der peripheren Zirkulation 
    Systemische Vasokonstriktion 
    kalte , blaße und manchmal zyanotische Extremitäten 
    niedriges Schlagvolumen 
    kleine RR Amplitude 
    venöse Sauerstoffkonzentration erniedrigt 

High Output Herzinsuff

    warme gut durchblutete Extremitäten 
    breite oder normale RR Amplitude 
    zb Hyperthyreose 
    Morbus Paget mit av Shunts 
    AV Shunt zB Dialysepatienten 
    Aorteninsuffizienz ( ? ) 
    venöse Sauerstoffkonzentration erhöht 

Systolische Herzinsuff

    systolische Kontraktion oder Auswurf verschlechtert 
    zB Dilatative Kardiomyopathie 

Diastolische Herzinsuff

    die diastolische Erschlaffung ist verzögert 
    die diastolische Füllung ist behindert 
    zb hypertrophe Kardiomyopathie 
    zb subendokardiale Fibrose 
    zb Perikarditis konstriktiva 
    zB Hypertensive Herzerkrankung 

Kombiniert systolisch diastolische Herzinsuffizienz

zb Koronare Herzerkrankung mit stattgehabtem Infarkt

Weitere Einteilungen:

    Kompensierte Herzinsuff 
    Dekompensierte Herzinsuff 
    Latente Herzinsuff 
    Belastungsherzinsuff 
    Ruheherzinsuffizienz 
    Rüchwärtsversagen 
    Vorwärtsversagen 

engl Bezeichnung + Abkürzungen engl congestive heart failure CHF


Epidemiologie

Die chronische Herzinsuffizienz (CHI) betrifft mehr als 1% der Bevölkerung und ist einer der häufigsten Gründe für Krankenhausaufenthalte. Daten der Framingham-Studie zeigen, daß die Fünfjahres-Mortalität 50% beträgt, bei symptomatischer koronarer Herzkrankheit oder Kardiomyopathie liegt sogar die Einjahres-Mortalität bei 50% . Somit ist der klinische Verlauf der CHI schlechter als bei den meisten Malignomen .

Inzidenz der Herzinsuffizienz ( Framinghamstudie 30 Jahre )

( ungefähre jährliche Inzidenz / 1000 )

Alter
      Männer
             Frauen
45-54
      2
             3
55-64
      3
             3
65-74
      12
             4
75-84
      18
             17
85-94
      83
             52


Häufigkeit Ätiologischer Faktoren bei der Entwicklung der Herzinsuffizienz ( Framinghamstudie )

Ursache
                              Männer %
                                       Frauen %
Hypertonie RR > 160/95 oder behandlungsbedürftig
                              76
                                       79
KHK alle Formen 
                              46
                                       27
Rheumatische Herzerkrankungen
                              2,4
                                       3,2
Andere Ursachen zb dilat.Kardiomyopathie
                              11
                                       17


Kosten

Pathologie

Pathogenese:

    Druckbelastung des Herzmuskels 
    Volumenbelastung des Herzmuskels 
    Schädigung des Herzmuskels 
    Behinderung der diastolischen Füllung 

Ursachen für eine schlechte Myokardkontraktilität

    lschämie 
    Stunning 
    Hibernation 
    Infarkt 
    Fibrose 
    Entzündung 


Pathophysiologie

Das HZV sinkt ab , der Körper erhöht im Bestreben eine ausreichende Perfusion der wichtigen Organe aufrechtzuerhalten den peripheren Widerstand.Dadurch wird das Herz wieder stärker belastet , da der Auswurfwiderstand für das geschwächte Herz erhöht ist. Über den Pressorrezeptorenreflex an der Carotis und der Aorta wird der Sympathikus stimuliert . Am Herz ist das Noradrenalin vermindert wirksam , da Rezeptoren downreguliert werden. Die Antwort des Herzens auf die Sympathikusaktivierung ist reduziert.

Der periphere Widerstand bei Herzinsuffizienz wird durch das Renin Angiotensin System gesteigert.

Angiotensin:

    ist ein starker Vasokonstriktor 
    steigert die Aldosteronproduktion in der NN 
    im ZNS Stimulation des Trinkens 
    Vermehrte ADH Sekretion. 

Aldosteron

führt zu einer vermehrten Na Rückresorption an der Niere und einer vermehrten Wassereinlagerung.

1.Retention von Kochsalz und Wasser

verminderte Glomeruläre Perfusion

Hyperaldosteronismus ( Niere und Leber bedingt)

2.Sympathikusanregung und damit Vasokonstriktion

Downregulation der BetaRezeptoren am Herzen

Plasmanoradrenalinspiegel ist erhöht.

3.Aktivierung des ReninAngiotensinAldosteronsystems

4.Erhöhung des ANP = Atrialen Natriuretischen Peptids

Wirkt aber nicht mehr ausreichend

5.Erhöhung des peripheren Widerstandes

6.Erhöhung des ADH Spiegels

Pumpfunktion wird bestimmt durch:

Vorlast:

Messung des Enddiastolischen Volumens

Enddiastolischer Druck = RVEDP oder LVEDP

Diastolische Wandspannung

Nachlast:

peripherer Widerstand = Blutdruckdifferenz Aorta zum Rechten Vorhof / Herzzeitvolumen

Systolisches Druck * Frequenz = Druckfrequenzprodukt

maximale systolische Wandspannung

Kontraktilität

Auswurffraktion = EF = Schlagvol. / Enddiastolisches Vol.

= (EDV - ESV) / EDV

Systolische Zeitparameter

Endsystolische Druckvolumen beziehung

Frequenz


Symptome und Klinik

Dyspnoe

    entscheidendes Symptom 
    Belastungsdyspnoe 
    bei Leuten ,die nicht aktiv sind,  manchmal nicht vorhanden 
    paroxysmale nächtliche Dyspnoe 
    (Cave Fehldiagnose Spastische Bronchitis ) 
    Ruhedyspnoe 
    Orthopnoe 
    Rasseln und Schaum vor dem Mund bei Lungenödem 

Ödeme

    Erst nach einer Volumenvermehrung von 3 bis 5 l sind Ödeme sichtbar 
    Beinödeme 
    Anasarka 
    Aszites 
    Pleuraergüße 

weitere Symptome:

Synkopen, Palpitationen, Verdauungsstörungen bis zur Kachexie, Cyanose, trockener unproduktiver Husten, nächtlicher Husten, Müdigkeit, Leistungsschwäche, schnelle Gewichtszunahme, Nykturie , Verwirrtheit , Tachykardie , Blutdruckabfall


Diagnostik

Bei einer schweren Herzinsuffizienz unklarer Ursache sollte immer eine Echokardiografie durchgeführt werden, da so eine sehr schnelle Ursächliche Einteilung und Schweregradbeurteilung erfolgen kann.

Bei jüngeren Patienten darf man sich mit der Diagnose Herzinsuffizienz nie zufrieden geben ,sondern es muß eine ätiologische Klärung erfolgen.

        Anamnesefragen 

Hypertonie

    wie lange , wie schwer, welche Medikamente 

Diabetes

    wie lange , wie schwer , Sekundärkomplikationen, welche Medikamente 

KHK

    auch ohne HI kann LV Funktion reduziert sein 
    stattgehabter HI ? 
    manchmal Dyspnoe einziges Symptom 

Niereninsuffizienz

    Eiweißverlust , Hypertonie, Elektryltwerte, Retentionswerte 

Luftnot

    Wann ? Wie stark ? Zunehmend ? Zyanose ? Pleuraerguß ? RGs? 
    Spastik ? 

Ödeme ?

    Wo ? Eindrückbar ? 

Pleuraerguß ?

Körpergewicht , (Größe)

Gewicht sehr wichtiger Kontrollparameter

Übergewicht abbauen wichtige Therapiemaßnahme

Körperliche Untersuchung

Auskultation des Herzens:

Herzfrequenz , schnell , langsam , regelmäßig , unregelmäßig

3.Herzton ? 4.Herzton ? Galopp Rhythmus, Geräusche

Auskultation der Lunge

feuchte RGs über der Lunge ,

basale Dämpfung als Zeichen der Pleuraergüße

Atemfrequenz

RR

bei schwerer Herzinsuffizienz meist niedrig und dann problematisch

Ödeme ?

Labor

    Kreatinin und Clearance 
    Elektrolyte K,Mg,Na,Cl 
    Eiweiß 
    Albuminurie durch Nierenstauung 
    Leberwerte erhöht durch Stauung 
    Schilddrüsenwerte 
    Blutgase 
    erhöhter ANP Spiegel 
    erhöhter Noradrenalinspiegel 

Bei Herzinsuff gibt es jetzt einen brauchbaren Laborwert : das BNP = B -Type natriuretic peptide BNP

    Korreliert mit den NYHA Klassen und dem Echo 
    ermöglicht Therapiekontrolle und Risikoabschätzung 
    bei Dyspnoe kardial oder pulmonal 

Handelsname triageBNP der Firma

    Viva Diagnostika 
    Breite str 26 
    50354 Hürth Köln 
    www.viva-diagnostika.com 
        Sonstige Verfahren 

Echokardiografie

entscheidende Untersuchungsmethode

Sono Pleura

EKG

    Herzfrequenz , SR - Absoluta , alter oder frischer HI 
    LSB ? 

Röntgen Thorax

Herzgröße , Ergüße , Stauungszeichen ?

Herzkatheter

Koronarien

Drücke , Druckgradienten

Kammergrößen

Reflux an den Klappen ( AOV , MIV )

Sauerstoffwerte ( Shunts ? )

Cardiac Output

LangzeitEKG

Erkennung bedrohlicher Rhythmusstörungen

Langzeit RR

Erkennung unzureichend therapierter RR Werte

BelastungsEKG

KHK ? RR Ergometrie ? Rhythmusstörungen

Arbeitskapazität

        Differential Diagnostik 

zur Akuten Herzinsuffizienz

    Pneumonie 
    Lungenembolie 
    dekompensierte Niereninsuffizienz mit Überwässerung 
    dekompensierte Leberinsuffizienz mit Überwässerung 
    Hyperventilation bei Azidose 
    Hyperventilation bei Sepsis 
    Überwässerung 
    Anämie 
    Hyperthyreose 
    Hypothyreose 
    Lungenerkrankung mit Dyspnoe 
    Theophyllin und Sympatikomimetikaüberdosierung 

DD Rechtsherzinsuffizienz

    chronisch venöse Insuffizienz mit Beinödemen 
    Hypalbuminämie mit Ödemen und Aszites 
    Untere Einflußstauung zb durch Tumoren im Becken 
    Lymphabflußstörung aus den Beinen 

DD Linksherzinsuffizienz

    Niereninsuffizienz mit Hypervolämie 
    toxisches Lungenödem 
    Lungenembolie 
    hyperzirkulatorisches Kreislaufversagen zb bei Sepsis oder SD Überfunktion 
    Lungenerkrankungen 
    Hypervolämie bei Leberzirrhose 


Bilder

Röntgenthorax vor und nach diuretischer Therapie

Gewichtskurve eines Patienten mit diuretischer Therapie

Sono Pleura

Bild Pleurapunktion

Bild Beinödeme

Echo

    VWinfarkt , HWinfarkt , schwere AI,MI,TI ,PI 
    schwere Aortenstenose, Mitralstenose, Pulmonalstenose, Trikuspidalstenose 
    VSD , ASD 
    schlechte LV Funktion bei COCM 
    Abstand ES im Mitralklappen M-Mode 

Dias : http://www.dhzb.de/perl/cgi-bin/dia.pl?10


Therapie

Therapieziele:

Idealerweise sollte die Therapie der Herzinsuffizienz 3 Ziele erreichen:

    1. Besserung der subjektiven Beeinträchtigung (Atemnot) 
    2. Besserung der körperlichen Leistungsfähigkeit; 
    3. Lebensverlängerung. 

Therapiemaßnahmen

Einschränkung der körperlichen Aktivität

    Beendigung von anstrengenden Sportarten und schwerer Arbeit 
    Beendigung ein Ganztagsarbeit und Einfügung von Ruhezeiten während des Tages 
    Berentung 
    Beschränkung auf häusliche Aktivitäten 
    Bettruhe (sitzend) bzw Sitzen im Sessel 
    Parenterale Ernährung um die Verdauungsarbeit wegzunehmen 
    Beatmen und Sedieren um die Atemarbeit wegzunehmen 
    Aortale Gegenpulsation um die Pumparbeit zu erleichtern 

Einschränkung der Kochsalzzufuhr

    ( nicht bei Diuretikatherapie ) 
    Kein Zusalzen mehr am Tisch und in der Küche 
    Salzarme Kost 
    Weglassen:Chips,Nüsse,Salzbrezeln,Popcorn , geräuchertes und gepökeltes Fleisch (Schinken , Speck und Wurst) 
    wie ist das bewiesen ? auch unter Diuretika ? 

Trinkmenge mit 1,5 bis 2 l normal halten

Risikofaktoren beseitigen

    Nikotinstop 
    Alkoholstop 
    ausreichende Hochdruckbehandlung diastol RR < 90 
    Idealgewicht einhalten oder erreichen ! 

Sauerstoff (akut, chronisch bei Cor pulmonale)

Medikamente:

Diuretika

Prinzip:Verminderung des eingelagerten Volumens

klassicher Versuch:Pat mit Lungenödem => Lasix bringt innerhalb kurzer Zeit Besserung

Vorteile:

    große therapeutische Breite 
    kaum Intoxikation möglich 
    jede Einzeldosis voll wirksam 
    keine Sättigungsphase erforderlich 
    kein direkter Einfluß auf Herzrhythmus,Frequenz und Reizleitung 

Probleme:

    Blutdrucksenkung 
    Elektrolytverluste ( Mg,K) 
    Wirkungsverlust bei Niereninsuff 
    evt Eindickung des Blutes,vermehrte Thromboseneigung 
    bei forcierter Diurese und schwerer Dyspnoe oft Blasenkath.nötig 

Medikamente

    Furosemid = Lasix ( Start 20 - 40 mg maximal bis 2- 4 g/die ) 
    Torasemid = Unat 
    Etacrynsäure = Hydromedin 
    Piretanid = Arelix 
    Chlortalidon = Hygroton 
    Butizid = Saltucin 
    Hydrochlorothiazid = Esidrix,DiuMelusin 
         (Start 25, Maximal 75 mg - bei Kreatinin < 2 mg/dl), 
    Xipamid = Aquaphor 
    Triamteren = Jatropur 
    Amilorid = Arumil 
    Spironolacton = Aldactone , Osyrol 
         (Start 12,5, Maximal 100 mg 
    evt kombinieren 

ACE Hemmer

Prinzip:

Venöse Kapazität und Arteriolen werden erweitert.

Klassischer Versuch:Hypertensive Krise mit Lungenödem

Sublinguale Gabe eines ACE Hemmers senkt den RR und die Drucke vor dem Herzen PA,PC und LVEDP

Vorteile:

    Bisher einzige Medikamentengruppe die sicher die Prognose und die NYHA Klasse bessert 
    kein Wirkungsverlust in der chron Therapie 
    Ausschaltung der Gegenregulation des Körpers 
    am Herzen nicht wesentlich negativ inotrop 

Nachteile

    RR Senkung 
    Anstieg des Kreatininwertes 
    Nebenwirkung Husten 

Medikamente

Captopril = Tensobon , Lopirin

    bei allen Patienten mit niedrigem RR ist Captopril 
    dem Enalapril vorzuziehen , da es weniger Schwindel 
    und Synkopen macht und die Nierenleistung weniger 
    beeinträchtigt ( lit nd 86311143 ) 
    Dosis : Test mit Captopril 6,25 mg 
    Dauertherapie 3 * 6,25 mg bis 3 * 50 mg steigerbar 


Enalapril = Xanef,Pres

    Sehr gut bei Herzinsuffizienz und Hypertonie 
    Dosis : Beginn mit 2,5 mg , steigerbar bis 2 * 20 mg 
    Evt als initiale Tesdosis auch Captopril nehmen 

Ramipril = delix (S 1,25, M 2 x 5 mg),

Lisinopril (S 2,5, M 20 mg)

Labor nach 3-5 d, dann 3 bzw. 6 Mo;

Vorsicht RR, Diuretika-Exzess, Kombi mit NSAR, K-sparenden Diuretika

Betablocker

Bisher durch gute Studien gesichert wirksam:

    Metoprolol 
    Carvedilol 
    Bisoprolol 
    Metoprolol (Start 5, Maximal 150 mg), 
    Bisoprolol (S 1,25, M 10 mg), 
    Carvedilol (S 3,125, M 50 mg) 

Langsames Einschleichen empfehlenswert

Dosisschema aus CIBIS 2 für Bisoprolol

    1.Woche 1,25 mg 
    2.Woche 2,5 mg 
    3.Woche 3,75 mg 
    4-8 Woche 5 mg 
    steigern auf 7,5 mg 4 Wochen 
    Endziel ca 10 mg/ Tag 

Unverträglichkeit:

    symptomatische Bradykardie < 40 
    Lungenobstruktion 
    weiße Finger 
    impotenz 
    verschlechterung einer pAVK 

Antikoagulation

Häufig Antikoagulation nötig zb ASS 100 mg oder Marcumar oder niedermolekulare Heparine sc

Nitro

Prinzip:

    Erweiterung der venös. Kapazitätsgefäße u.Koronarien 
    Klassischer Versuch:Lungenödem , hochdosierte Nitrogabe 
    bringt schnelle Erleichterung ,senkt PC,PA und LVEDP 

Vorteile:

    Gut steuerbar auch vom Patienten (Spray Kapseln) 
    keine allzu starke arterielle Drucksenkung 

Nachteile:

    Wirkungsverlust bei 24 h Therapie 
    Kopfschmerzen 

Medikamente

    ISDN 
    ISMN 
    Nitrogylzerin 
    Molsidomin = Corvaton 

Digitalis

Prinzip:Steigert die Kontraktilität des Herzens , die Herzkraft.

Klassischer Versuch:Isolierter Herzmuskel kontrahiert nach Strophantin aufträufeln stärker.

Vorteile:

    Keine oder nur geringe Drucksenkung 
    Tachyarrhythmien werden langsamer 
    besonders gut bei Vitien ( MI,MS,AI,AS) 

Nachteile:

    Bislang keine dokumentierte Prognosebesserung 
    Bislang keine dokumentierte NYHAbesserung 
    Rezeptoren bei Hochdruck und KHK reduziert 
    geringe therapeutische Breite 
    erst Sättigung nötig 
    bei niedriger Dosis unwirksam 
    bei Niereninsuff Dosisreduktion nötig 
    Arrhythmogen ?? 
    Sauerstoffverbrauch kann erhöht werden 

Medikamente:

    Methyldigoxin = Lanitop 
    Acetyldigoxin = Novodigal 
    Digitoxin = Digimerck 

Akute positiv inotrope Substanzen

umstritten wirksam !

    Dopamin = Cardiosteril 
    Adrenalin = Suprarenin 
    Amrinon = Wincoram 
    Dobutamin = Dobutrex 
    Theophyllin 

Chirurgisches,Technisches und Punktionen

    Pleura und Aszitespunktionen mehrfach wdh 
    Ultrafiltration 
    Aortale Gegenpulsation 
    Klappenoperation 
    Bypassoperation 
    Aneurysmektomie ( wird nur noch selten gemacht) 
    Herztransplantation 
    Rückenmuskelverpflanzung , vorher Stimulation notwendig 

Rhythmusstörungen bei schwerer Herzinsuffizienz

    Akute bedrohliche Rhythmusstörungen möglichst umgehend beseitigen 
    bei weniger bedrohlichen Rhythmusstörungen immer erst Herzinsuffizienztherapie ausreizen 
    falls dann immer noch gehäufte VES Salven oder VT , dann Cordarex, Betablocker und/oder ICD 

Selten angewandt , unsicher wirksam oder experimentell

    Xamoterol ( noch nicht zugelassen ) 
    Milrinon ( noch nicht zugelassen ) 
    LevoDopa ( nur selten wirksam ) 
    Theophyllin ( VES und Tachykardie ) 
    Nipruss ( kompliziert zu steuern nur iv) 
    Prazosin , Wirkungsverlust nach einiger Zeit 
    Hydralazin ( Nepresol) nicht so gut verträglich im Prinzip aber wirksam als arterieller Dilatator 
    Adrenalin ( sinnvoll bei Reanimation, kardiogener Schock , KF) 
    Noradrenalin ( ultima Ratio bei niedrigem RR, septischem Schock) 
    HAES ( zb bei lowoutput bei Rechtsherzinfarkt) 


Therapie des kardiogenen Schocks

    Mechanik 
         zB Perikarderguß beseitigen 
    Thrombolyse 
         zB HI oder Lungenembolie beseitigen 
    Sauerstoff 
         zB Beatmen und Koronarinsuffizienz beseitigen 
    Kardiodepressorische Medikamente vermeiden oder gegensteuern 
         zb Antiarrhythmika 
    Extreme Rhythmusstörungen beseitigen 
         unter 40 Atropin,SM, Alupent 
         über 150 bremsen zb mit vorsichtiger Betablockergabe 
    Andere Schockursachen ausschließen 
         insbesondere Volumenmangel,septisch,allergisch 
    Dopamin (evt + Dobutrex + Nitro + Wincoram) 
    Suprarenin (evt + Nitro evt + Wincoram) 
         erst als niedrigdosierter Bolus auf Frequenz und RR achten 
    Seltneres: Hyponatriämie beseitigen 
         zB unter ACE Hemmertherapie 
    Aortale Gegenpulsation 
         sehr effektiv 
    Beatmung 
         sehr effektiv 
         dabei gute Sedierung möglich 

Die Akuttherapie der Herzinsuffizienz sollte sein:

    schnell und kurz wirksam 
    gut steuerbar 
    intravenös applizierbar 
    ohne gravierende Nebenwirkungen 

Akuttherapie der Herzinsuffizienz mit:

    ACE-Hemmer,Nitroglyzerin, Nepresol 
         als Drucksenker bei hohem RR 
    Lasix ( Hydromedin) 
         als Diuretikum bei Überwässerung 
    (Cordarex, Digitalis) 
         als Frequenzbremser ohne neg.Inotropie 
    Dopamin, Adrenalin, Dobutrex und Wincoram 
         als positiv inotrope Substanzen 
         nicht gesichert Prognose verbessernd 

Überprüfung von Therapieverfahren

an Patientengruppen und am einzelnen Patienten

1.akut:

    Atemnot , RGs,Atemfrequenz besser 
    Diuresemenge 
    Gewichtabnahme 
    RR und Herzfrequenz 
    Blutgase 
    Atemfrequenz sinkt 
    Hämodynamik ( PC fällt , PA fällt , Cardiac output steigt 
    Mortalität 

2.chronisch

    Leistungsdauer zb am Ergometer 
    Auswurffraktion oder Verkürzungsfraktion 
    Gewicht 
    NYHA Stadium 
    Mortalität 
    Komplikationszahl ( Krankenhausaufenthalte , Lungenödeme) 
    Hämodynamik 

Ungünstige Stoffe bei Herzinsuffizienz

NSAR, Klasse I-Antiarrhythmika, Kalziumantagonisten (Verapamil, Diltiazem, Dihydropyridine 1. Generation), trizyklische Antidepressiva, Kortison, Lithium


Verlauf

Bei NYHA 4 ist die Mortalität in einem Jahr ca 50 % mit Digitalis und Diuretika , mit zusätzlich ACE auf ca 30 % gesenkt.

Prognose: 5-Jahres-Überleben 25 % (m), 38 % (w)

[Llevy D. The Framingham Study 1993]

Prognose bestimmende Faktoren

    Patienten mit rezidivierenden Kammertachykardien haben eine schlechte Prognose 
    Patienten mit EF < 35 % haben eine schlechte Prognose 
    Patienten mit hohem Noradrenalinspiegel haben schlechte eine Prognose. 
    Patienten mit Na unter 130 haben schlechte Prognose 
    Patienten mit > 2000 VES/d haben eine schlechte Prognose 
    Prognosefaktoren 
         Klinik:NYHA, Ursache, Infarkt, 3. HT 
         Hämodynamik: CO, V02 max. RR 
         EKG: FA, LVH, LSB, Arrhythmien 
         Echokardiographie: EF, FS 
         Labor: Natrium, Kalium, Magnesium 
         Neurohumorale Aktivität: Angiotensin II, Norepinephrin etc. 

Komplikationen

    Lungenödem 
    Stauungsbronchitis und Pneumonie 
    Hämoptoe 
    Pseudometastasen der Lunge durch chron Stauung 
    Pleuraergüße 
    Rhythmusprobleme 
    Ventrikuläre Tachykardien, 
    Tachyarrhythmien 
    Kammerflattern,- flimmern 
    Bradykardie 
    Klappenendokarditis bakteriell 
    Aszites 
    Leberstauung mit Enzymerhöhung 
    kardiale Leberzirrhose 
    Stauungsgastritis und Ulzera 
    Ostipation und Meteorismus zB durch Diuretika 
    Ogilviesyndrom ( Überblähung des Darmes bei ReHerzinsuff) 
    Kardiale Kachexie 
    Nierenstauung und verminderte Glomeruläre Filtration 
    Ulzera cruris und Stauungsdermatitis der Beine 
    Cerebrale Minderdurchblutung,Verwirrtheit durch LowOutput 
    Schwindel und Müdigkeit bei LowOutput 
    Apoplex bei LV Thrombus 

Auslöser für eine Dekompensation

    Beendigung oder Reduktion der Therapie durch den Patienten , da es immer besser geht. 
    Rhythmusstörungen 
    Infektionskrankheiten zb Lungenentzündungen mit Fieber , Husten , Unwohlsein , Tachykardie 
    Lungenembolien durch Venenstase und Thrombose 
    Körperlicher , psychischer und umweltbedingter Stress 
         ungewöhnliche Anstrengung ( Schneeschaufeln ) 
         psychische Krisensituationen auch positiver Art 
         lange Reisen mit Klima und Zeitwechsel 
    Zusätzliche kardiale Infektionen 
         Rezidiv eines rheumat Fiebers 
         VirusMyokarditis 
         bakterielle Endokarditis 
    High Output Zustände 
         Hyperthyreose 
         Anämie 
         Schwangerschaft 
         Entzugserscheinungen 
    Entwicklung einer unabhängigen anderen Krankheit 
         zB zunehmende Niereninsuffizienz 
    nötige Blutübertragungen bei OPs 
    Kochsalzzufuhr perioperativ bei nötigen OPs 
    Haes und Onkovertinzufuhr bei Apoplexpatienten oder pAVK 
    Medikamente , negativ inotrop oder Wassereinlagernd 
         Corticosteroide 
         Alkohol 
         Betablocker 
         Isoptin 
         viele Antiarrhythmika 
         Adriblastin und Epirubicin 
         Endoxan 
         Östrogene 
         Androgene 
         Nichtsteroidale Entzündungshemmer 
    Entwicklung einer zweiten Herzerkrankung 
         Hypertonie und KHK 
         Hypertonie und HI 
         Aortenstenose und KHK