Schwyzerörgeli

Das Schwyzerörgeli ist ein Diatonisches Akkordeon, das in der Schweizer Volksmusik verwendet wird.
Ursprung
Das Schwyzerörgeli hat seinen Namen vom Kanton Schwyz und nicht vom Land Schweiz. Die ältesten Schwyzerörgeli waren die sogenannten Langnauerli, die ab 1836 in Langnau im Emmental hergestellt wurden. Die bekanntesten und heute noch sehr begehrten Instrumente sind sicher die Nussbaumer und alten Eichhorn.
Joseph Nussbaumer wurde 1882 in Schwyz geboren und wird oft als Stradivari des Schwyzerörgelibaues bezeichnet. Er gehört zusammen mit A. Eichhorn und E. Salvisberg zu den Schwyzerörgeliherstellern der ersten Stunde. Seine Örgeli heben sich vor allem klanglich von den anderen Instrumenten ab. Josef Nussbaumer stellte nicht nur Schwyzerörgeli her, sondern auch chromatische Akkordeons und 8-bässige Club-Modelle. Aber auch Spezialausführungen mit 4 Melodiereihen oder mit Mollakorden wurden hergestellt. Die Geschichte der Firma Nussbauer ist sehr bewegt, sie wechselte ein paarmal den Namen, den Standort und den Besitzer. Die Zeit von 1920 bis 1929 gilt als Höhepunkt, was die Qualität der erstellten Instrumente betrifft. Eine Nussbaumer zu besitzen ist für die meisten Schwyzerörgelispieler ein Traum. Nicht selten werden von Liebhabern Höchstpreise für ein solches Instrument bezahlt.
Alois Eichhorn wurde 1865 geboren und zählt, wie J.Nussbaumer und E.Salvisberg, zu den ersten grossen Pionieren des Schwyzerörgeli. 1886 begann er mit der Herstellung und fabrizierte am Anfang seine Örgeli noch ohne Resonanzkasten. Im Jahre 1915 stellte Eichhorn eine erste chromatische Handorgel mit drei Melodiereihen und 36 Bässen her. Der damals bekannte ‚Stalde Franz‘ soll Eichhorn dazu gebracht haben, diese Handorgel zu bauen. Eichhorn baute später auch ein fünfreihiges Instrument mit 80 Bässen. Zusammen mit seinen Söhnen Alois, Josef und Ernst gewann Eichhorn immer mehr an Bedeutung und festigte den Begriff ‚Eichhorn Schwyz‘ und somit auch die Bezeichnung ‚Schwyzerörgeli‘. Die Qualität der Instrumente wurde immer besser. Vor allem die 18-bässigen Schwyzerörgeli mit Würfel-Intarsien werden noch heute hoch geschätzt. Zürcher-Schmidig Örgeli kommen hinsichtlich Klang, Aussehen und Qualität nahe an die Nussbaumer heran. Nicht umsonst warten Musiker bis 3 Jahre auf ein neues Schwyzerörgeli. Zudem gibt es eine Vielzahl von Herstellern, die in allen Preis & Leistungsklassen Modelle anbieten.
Klangfarbe und Repertoire
Der Diskant ist wechseltönig (diatonisch), der Bass ist gleichtönig (chromatisch) und stellt den Vorläufertyp des Stradella-Basses dar. Auf dem Schwyzerörgeli werden unterschiedliche Taktarten gespielt – einer der beliebtesten Rhythmen ist wohl der Ländler.
Bekannte Interpreten
Bekannte Schwyzerörgelispieler waren u.a. Dominik Marty, Rees Gwerder, Ludi Hürlimann, Ernst Jakober, Josias Jenny, Peter Zinsli, Hausi Straub, Res Schmid, Daniel Marti, Willi Valotti, Josef Stump und Balz Schmidig, Franz Schmidig sen., Arno Jehli, Bruno Raemy, Erhard Mischler, Paul Lüönd, Alois Lüönd, Martin Nauer, Peter Grossen, Reto Grab und natürlich Markus Flückiger. Unter den tausenden von Ländlerkapellen werden viele als Schwyzerörgeliduett, -trio oder -quartett bezeichnet.
Das Schwyzerörgeli bei den Jenischen

Die Jenischen in der Schweiz bevorzugen ebenfalls das Schwyzerörgeli für ihre Musik, in welcher sie ihre eigenen traditionellen Rhythmen und Melodien mit Schweizer Volksmusik bunt vermischen.
Fränzli Waser (1858-1895) war einer der ersten, der im Bündnerland auch Handorgeln / Schwyzerörgli in die Bündner Volksmusik einführte. In der Ostschweiz, vor allem im Kanton Graubünden, haben die seit Generationen aktiven Musikerfamilien wie Waser, Kollegger, Majoleth einen legendären Ruf.
In der Westschweiz mischen Jenische heute auf ihren Schwyzerörgeli gerne auch Ländlermusik mit Musette. Bekannte Vertreter dieser Stilrichtung sind die Musiker aus den Familien Werro und Mülhauser. Joseph Mülhauser, bekannt auch unter dem Künstlernamen Counousse, stellt in seiner Musik Verbindungen zwischen dem Ländler und der Musik der Sinti und Roma, insbesondere auch dem Zigeunerjazz her (CDs: Jenischbluet, Musique du voyage).