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Norwegische Sprache

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Die Norwegische Sprache gehört zum Nordgermanischen Zweig der Indoeuropäischen Sprachen. Sie wird von ca. 5 Millionen Menschen als Muttersprache gesprochen, von denen der größte Teil in Norwegen lebt, wo es Amtssprache ist.


Zur Geschichte

In Norwegen gab es immer eine Vielzahl verschiedener Dialekte. Wegen der Topographie mit vielen Gebirgen und Tälern konnten sich die Dialekte sehr unterschiedlich voneinander entwickeln, obwohl die Abstände zwischen zwei Orten relativ klein waren.
Deswegen aber auch wegen der dänischen Vorherrschaft mit dänisch als Amtssprache über Jahrhunderte hinweis, konnte sich nie eine einheitliche Aussprache etablieren, die vergleichbar dem Standarddeutsch wäre. Das macht heutzutage in Norwegen die Verständigung nicht unbedingt einfacher, gibt dem Norwegisch Lernenden aber auch eine gewisse Freiheit im Erlernen der korrekten Aussprache, da das norwegische Ohr gewisse Schwankungsbreiten gewöhnt ist. Was die norwegische Schriftsprache betrifft, so muss von zwei norwegischen Sprachen gesprochen werden.

Der Ursprung der norwegischen Sprache liegt im Altnorwegischen (engl.Old Norse), das sehr ähnlich dem Isländischen war. In der Hansezeit war Plattdeutsch die lingua franca des Nordens. Viele plattdeutsche Wörter wurden als Fremdworte und Lehnworte integriert. Von 1380 bis 1814 war Norwegen mit Dänemark vereinigt und wurde von Kopenhagen aus regiert. Durch diese Periode, die als Union begann, wurde Norwegen immer schwächer und 1450 das Norwegische offiziell durch Dänisch ersetzt.
Die auf dem Lande gesprochenen Dialekte blieben aber erhalten und starben nicht aus. Nach der Trennung von Dänemark entstand eine national-romantische Welle, und darin eine Bewegung für eine Rekonstruktion der norwegischen Sprache.
Das Dänische hatte sich aber inzwischen als Amtssprache so weit gefestigt, dass sich die norwegische Sprache in zwei Sprachen trennte: Riksmål ( Reichs-Mundart) und Landsmål (Land-Mundart). Die erste war bis Ende des 19. Jahrhunderts reines Dänisch, später wurden aber einige Anpassungen durchgeführt. Landsmål ist eine Sprache, welche von dem Dichter und Sprachwissenschaftler Ivar Aasen in den 1850er Jahren aus mehreren norwegischen Dialekten (mit Ausnahme Nord-Norwegens) entwickelt wurde. Was sie jedoch von einer Plansprachen unterschied, war die Tatsache, dass sie auf eng verwandte, gemeinsame sprachliche Wurzeln zurückgriff, denen nur die natürliche Entwicklung zu einer gemeinsamen Sprache verwehrt blieb.

Seit 1929 heißt "Riksmål" offiziell "Bokmål" und "Landsmål" wird als "Nynorsk" bezeichnet.

Aufgrund des erstarkten Nationalbewusstseins konnte Nynorsk bis 1944 immer mehr Anhänger gewinnen und hatte seinerzeit knapp ein Drittel der Norweger auf seiner Seite. Inzwischen ist deren Anteil auf etwa 15 Prozent geschrumpft. Dies hat mehrere Gründe: in den urbanen Gebieten, also vor allem in der Region Oslo, wird Nynorsk als befremdliche Sprache empfunden, eben weil sie ihre Wurzeln in den alten Dialekten hat. Man stelle sich vor, man müsste als standarddeutsch sprechender Hannoveraner nun auch noch einen bayerischen Dialekt als Schriftsprache akzeptieren.

Zum anderen wird von den Landbewohnern auf der anderen Seite Nynorsk eher als Kunstprodukt angesehen, da es eben nur sowas wie ein kleinster gemeinsamer Nenner der Dialekte ist. Und schließlich ist die Grammatik des Nynorsk schwieriger als die des Bokmål. Bekanntlich wird oft der Weg des Einfacheren bevorzugt.

Da eine einheitliche Aussprache - vergleichbar dem Standarddeutsch - nicht existiert, wurden im Laufe des 20.Jahrhunderts mehrere Rechtschreibreformen durchgeführt, mit dem Versuch, zumindestens erst einmal beide Schriftsprachen einander anzunähern. So wurde in der Reform von 1917 auf Druck der Nynorsk-Bewegung eine Reihe spezifisch norwegischer Ausdrücke propagiert, die traditionelle dänische Begriffe ersetzen sollten. Da dies nicht in dem Maße geschah, wie man es sich vorgestellt hatte, wurde 1938 eine weitere Reform verabschiedet: die traditionellen dänischen Begriffe durften nicht mehr gebracht werden.
Diese Sprache wurde aber von keiner der beiden Seiten angenommen. Es kam zu großen Streitigkeiten, Eltern korrigierten z.B. die Schulbücher ihrer Kinder, weil der Konflikt sehr stark von Gefühlen geprägt war und auch nach wie vor ist.
1959 und 1981 fanden weitere Reformen statt, die dann auch wieder die traditionell dänischen Begriffe zuließen. Ergebnis ist die Existenz von "moderaten" und "radikalen" Formen im Rechtschreibnormal, zwischen denen man wählen darf.


Ein Beispiel für den Unterschied zwischen Bokmål und Nynorsk:

B: Jeg kommer fra Norge.
N: Eg kjem frå Noreg.
D: Ich komme aus Norwegen.
B: Hva heter du/De?
N: Kva heiter du/De?
D: Wie heißen Sie?

Allerdings ist die höfliche Anrede im Norwegischen kaum mehr anzutreffen. Zumeist duzt man sich.

Grammatik

Die drei Geschlechter

Die norwegische Sprache kennt die drei Geschlechter männlich, weiblich und sächlich. Die Substantive geben in der Regel aber keinen Hinweis darauf, welches Geschlecht sie haben.

Auch kennt das Norwegische den unbestimmten Artikel, für jedes Geschlecht existiert eine eigene Form:

en dag - ein Tag
ei flaske - eine Flasche
et hus - ein Haus

Weibliche Substantive werden aber oft auch wie männliche behandelt. Anstelle von:

ei flaske = en flaske - eine Flasche


In der Mehrzahlform enden unbestimmte männliche und weibliche Substative auf "-er", sächliche bleiben endungslos. Ausnahmen bestätigen die Regel:

dager - Tage
flasker - Flaschen
hus - Häuser

Im Gegensatz zum Deutschen gibt es keinen bestimmten Artikel. An dessen Stelle tritt ein so genanntes Flexionssuffix; das geschlechtsunterscheidende Merkmal wird also dem Substantiv angefügt. Das Flexionssuffix stimmt in der Regel mit dem unbestimmten Artikel überein und dieser wird an das Wortende angefügt:

en dag => dagen - der Tag
en flaske => flasken - die Flasche
et hus => huset - das Haus

Bei den weiblichen Substantiven besteht noch die Möglichkeit, statt des männlichen "en" ein weibliches "a" anzufügen:

flaska = flasken - die Flasche.


Um die Mehrzahl der bestimmten Formen zu bilden, wird geschlechtsübergreifend ein "-ene" angefügt. Natürlich gibt es auch hier einige Ausnahmen:

dagen => dagene - die Tage
flaska/flasken => flaskene - die Flaschen
huset => husene - die Häuser


Textsammlungen

Beim Free Translation Project liegen einige Übersetzungen (Englisch-Norwegisch) aus dem Bereich freier Software vor: http://www.iro.umontreal.ca/contrib/po/HTML/team-nb.html bzw. http://www.iro.umontreal.ca/contrib/po/HTML/team-no.html


Siehe auch: Sprache